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Archiv für den Monat Juli 2013

Conjuring – Die Heimsuchung: Trautes Heim, Spuk allein

The Conjuring

Kinostart: 1. August 2013

Von Volker Schönenberger

Horror // Schon mal was von der New England Society for Psychic Research gehört? Die selbsternannten Dämonologen Lorraine und Ed Warren gründeten diese Gesellschaft 1952 mit dem Zweck, paranormale Phänomene zu erforschen und Geister und Dämonen aus Spukhäusern zu vertreiben. Ihre Arbeit weckte das Interesse der Filmindustrie: So entstanden „Haus der lebenden Toten“ („The Haunted“, 1991) und „Das Haus der Dämonen“ (The Haunting in Connecticut“, 2009), die mehr oder minder frei die Geschehnisse zweier Fälle der Warrens nachzeichnen. „The Amityville Horror“ (1979) beruht ebenfalls auf Ereignissen in einem Spukhaus, das die Warrens untersucht haben.

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Carolyns Tochter hat etwas gesehen

Auch „Conjuring – Die Heimsuchung“ geht auf einen der angeblich wahren Fälle der Warrens zurück. Der Film behandelt die Geschichte der Familie Perron, die 1971 ein Haus in Rhode Island bezieht. Anfangs sind Carolyn und Roger Perron (Lili Taylor, Ron Livingston) und ihre fünf Töchter guter Dinge – man packt Umzugskartons aus und spielt „Hide and Clap“, eine Art „Blinde Kuh“, bei der die suchende Person von den versteckten Mitspielern Händeklatschen zur Ortung einfordern kann. Unerklärliche kleine Vorfälle werden anfangs mit einem Achselzucken abgetan – Uhren, die nachts zur identischen Zeit 3.07 Uhr stehenbleiben, ein Ziehen am Fuß, begleitet von üblem Gestank. Doch bald steigern sich die Ereignisse ins Bedrohliche, sodass sich Carolyn ein Herz nimmt und das Dämonologen-Ehepaar Warren (Vera Farmiga, Patrick Wilson) um Hilfe bittet.

Mit Originalität punktet „Conjuring – Die Heimsuchung“ nicht gerade. Zu viele Haunted-House- und Exorcism-Filme haben etliche Facetten dieser Horror-Subgenres bereits abgedeckt. Die entscheidenden Fragen zur Bewertung sind daher: Gruseln wir uns? Kneifen wir bei sich anbahnenden Schockmomenten bange die Augen zusammen, um nicht allzu sehr zu erschrecken? Sind unsere Hände gelegentlich schweißnass – und auch die Armlehnen, an die wir sie gekrallt haben? Kuscheln wir uns ängstlich an den Partner? Die Antwort auf diese Fragen: ja!

Bekannte Versatzstücke sind versiert eingebaut. Wer hätte gedacht, dass eine sich leise knarrend bewegende Zimmertür nach wie vor gruselig ist? Dass man als Zuschauer den Gang eines Protagonisten in den düsteren Keller mit banger Erwartung verfolgt? Dass ein wie von selbst rollender Ball nicht nur in „Shining“ unheilvoll wirkt? Aber keine Sorge: Es gibt auch eigenständige Grusel-Ideen, zum Beispiel beim „Hide and Clap“-Spiel …

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Lorraine Warren kämpft gegen das Böse

Auch das hervorragende Sounddesign bringt Horroratmosphäre in den Kinosaal. Die tiefen Töne des Scores dringen durch jede Pore bis in die Bauchhöhle ein. Auch die Dynamik der Lautstärke trägt ihr Teil dazu bei und setzt leise und laute Akzente, ohne plump mittels plötzlichen Aufdrehens des Lautstärkereglers (sogenannte Jump Scares) bis zum Anschlag für Schockmomente zu sorgen – die entstehen stets in erster Linie durch die Inszenierung der Szenen.

Blut gibt’s nur in feinen Dosen zu sehen. Hartgesottene Horror-Connaisseure werden sich womöglich von der FSK-16-Freigabe abschrecken lassen, dann entgeht ihnen aber ein feiner Old-School-Schocker nach wahrer Begebenheit (hüstel).

Eine ausführliche Betrachtung des Warrenschen Wirkens findet sich im Internet unter dem Titel „50 Years of Ghost Hunting and Research with the Warrens“.Die offizielle Internetpräsenz der Warrens hingegen ist tatsächlich gruselig – gute Webdesigner sind anscheinend rar.

Die Darstellerriege hat bereits Erfahrung mit dem Horrorgenre: Patrick Wilson spielte bereits in James Wans „Insidious“ (2010) und wird auch in dessen Fortsetzung mitwirken. Lili Taylor betrat 1999 „Das Geisterschloss“. Vera Farmiga war 2009 im Genre-nahen „Orphan – Das Waisenkind“ zu sehen.

Regisseur James Wan hat die Horrorgemeinde erstmals 2004 mit „Saw – Wessen Blut wird fließen?“ aufgemischt. „Insidious“ gefiel 2010 den Schockerfreunden so gut, dass die Fortsetzung „Insidious – Chapter 2“ bereits abgedreht ist – in Deutschland noch ohne Kinostarttermin. Nach dem starken US-Start von „Conjuring – Die Heimsuchung“ wird es auch dazu voraussichtlich ein Sequel geben.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Vera Farmiga haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Patrick Wilson unter Schauspieler.

Länge: 112 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: The Conjuring
USA 2013
Regie: James Wan
Drehbuch: Chad Hayes, Carey Hayes
Besetzung: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Lili Taylor, Ron Livingston, Shanley Caswell
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany

Copyright 2013 by Volker Schönenberger

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2013 Warner Bros. Pictures Germany

 

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Auf Blu-ray/DVD: Die Nacht der Creeps – Director’s Cut

Night of the Creeps

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Schickt die Freundin los, zwei Kästen Bier und einige Chipstüten zu kaufen, komplimentiert sie anschließend höflich raus, ladet ein paar Kumpels ein und macht’s euch auf der Couch gemütlich! Zeit für „Die Nacht der Creeps“. Nachdem dieses Kleinod des 80er-Jahre-Horror-Trashs schon 2009 in den USA als Blu-ray erschienen war, ist der Director’s Cut nun endlich in Deutschland auf den Markt gekommen.

Ob das wirklich der richtige Tanzpartner ist?

Damit jeder Zuschauer von Anfang an weiß, wohin die Reise geht – ins Land des Trashs –, laufen im Prolog ein paar wie ultrahässliche Babys aussehende Alien-Gnome durch ihr im Weltall kreuzendes Raumschiff. Einer der Gnome befördert einen länglichen Behälter nach draußen, der offenbar das Resultat eines gefährlichen Experiments enthält. Der Behälter landet im Jahr 1959 in einer US-Provinzstadt. Dort treibt sich gerade ein aus der Anstalt entflohener geisteskranker Massenmörder mit einer Axt herum. Ein verliebtes Pärchen hat beim Schmusen den Behälter aus dem All niedergehen sehen. Während er als ganzer Kerl im Wald danach sucht, nähert sich der Holden der Killer mit der Axt. Schnitt ins Jahr 1986, wo die beiden Außenseiter Chris (Jason Lively) und J.C. (Steve Marshall) nach Anschluss suchen. Um in eine angesagte Verbindung aufgenommen zu werden, wollen die beiden Teenager einen Leichnam aus dem Leichenschauhaus entfernen. In einem Labor entdecken sie einen tiefgekühlten Toten …

Das zu Beginn der Haupthandlung eher gemächliche Erzähltempo nimmt im weiteren Verlauf Fahrt auf und mündet in ein ebenso exzessives wie blutiges Finale. Die Besetzung ist dem Genre angemessen bescheiden. Stets ein Quell der Freude ist der unverwüstliche Tom Atkins, den wir seit „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980) immer wieder gern in Genreproduktionen sehen, etwa 1988 in „Maniac Cop“ und 2009 im Remake von „My Bloody Valentine“.

Cameron mag die Creeps nicht

Regisseur und Drehbuchautor Fred Dekker war auf dem Regiestuhl keine lange Karriere beschieden: Nach seinem Debüt „Die Nacht der Creeps“ inszenierte er 1987 „Monster Busters“ („The Monster Squad“), in dem er die berühmten Universal-Schauergestalten Graf Dracula, Frankensteins Monster, Wolfman und die Mumie einer Frischzellenkur unterzog. Der auch eher trashige Streifen genießt in Fankreisen ebenfalls einen guten Ruf als Spaßgranate. Nach einer 1990er-Arbeit für die TV-Serie „Geschichten aus der Gruft“ war mit „RoboCop 3“ 1993 Dekkers Regielaufbahn beendet.

Die Blu-ray enthält sowohl Kinofassung (1:28:11) als auch Director’s Cut (1:29:52). Nicht von der FSK-16-Freigabe abschrecken lassen – der Film erstrahlt mit etlichen platzenden Köpfen und feiner HD-Umsetzung in seiner ganzen Splatterpracht. Zeit fürs erste Bier also.

Veröffentlichung: 7. Juni 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: ca. 90 Min. (Blu-ray), ca. 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Night of the Creeps
USA 1986
Regie: Fred Dekker
Drehbuch: Fred Dekker
Besetzung: Jason Lively, Steve Marshall, Jill Whitlow, Tom Atkins
Zusatzmaterial: Making-of, Featurette Tom Atkins, Audiokommentar mit Regisseur Fred Dekker (Englisch ohne Untertitel), Audiokommentar mit Schauspielern Jason Lively, Steve Marshall, Jill Whitlow, Tom Atkins (Englisch ohne Untertitel), Deleted Scenes, Original Kinoende Trailer (Deutsch, Englisch), Trivia-Untertitel, Wendecover mit alternativem Motiv ohne FSK-Logo
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2013 by Volker Schönenberger

Fotos & Packshot: © 2013 Winkler Film

 

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Jerzee goes Crowdfunding

Würde Enthusiasmus belohnt werden, so hätte die Hamburger Sängerin Jerzee längst einen Plattenvertrag unterschrieben, internationale Charterfolge gefeiert oder zumindest ihr kommendes Album veröffentlicht. Nun – was die ersten beiden Varianten angeht, kann man ihr als einzelner Sympathisant mit ihrer kecken Mischung aus Rock, Folk, Pop und Dancefloor nur viel Erfolg wünschen. Bei der Veröffentlichung des neuen Albums hingegen gibt es eine ganz konkrete Möglichkeit, Jerzee zu unterstützen: Das Stichwort lautet Crowdfunding.

It’s only Rock ’n’ Roll, but It Needs Your Help

Schwarmfinanzierung – wie stellt Jerzee das an? Sie hat über den deutschen Bereich der internationalen Indiegogo-Plattform eine eigene Kampagne erstellt und sammelt darüber Geld. „It’s only Rock ’n’ Roll, but It Needs Your Help“ – so hat sie die Kampagne in Anlehnung an ihren Song „It’s only Rock’n’ Roll but It Feels Like Love“ genannt. Je nach Höhe des Betrags erhält jeder Unterstützer eine Gegenleistung:

– 1 Euro – My Small Help: Single als Download,
– 10 Euro – Starter: Album als Download,
– 20 Euro – Must Have: Album als CD-Digipack mit Booklet, dazu 2013er-EP „Jerzee & Dad“,
– 40 Euro – Music Lover: Must Have Package plus Album als 12-Inch-Vinyl-LP,
– 60 Euro – Follower: Must Have Package plus signiertes Jerzee-T-Shirt,
– 80 Euro – Fan: Music Lover Package plus signiertes Jerzee-T-Shirt,
– 100 Euro – Believer: Fan Package plus signierte Drumsticks,
– 200 Euro – Supporter: Believer Package plus Nennung im Booklet und Erwähnung in Jerzees Social-Media-Kanälen.

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Bald mit neuem Album: Jerzee

Genauere Informationen finden sich auf der Kampagnenseite. Die Teilnahme ist selbsterklärend. In den kommenden Tagen und Wochen bis zum Ende der Kampagne wird es die eine oder andere zusätzliche Preisstufe geben.

Schön und gut, aber was geschieht, wenn das gesteckte Ziel von 4.500 Euro nicht erreicht wird? Dazu Jerzee: „Selbst wenn das Geld nicht zusammenkommt, werden wir alles daran setzen, CDs, T-Shirts etc. für alle herzustellen, die sich beteiligt haben. Eigentlich steht außer Frage, dass das Album erscheint. Die 4.500 Euro würden uns die Veröffentlichung enorm erleichtern.“ Schlimmstenfalls würden alle ihr Geld zurückerhalten. „Aber da das Album inklusive Single schon aufgenommen ist, denke ich, dass wir das nicht zulassen werden.“ Die Sängerin ergänzt, in Deutschland sei Crowdfunding eher schwierig, aber noch sei Zeit und die Zahl ihrer Unterstützer wachse stetig.

Schaut man sich die bisherigen Unterstützer an, entdeckt man immerhin einen 100-Euro-Believer und zwei 200-Euro-Supporter. Den meisten reicht aktuell offenbar die CD, aber Jerzee ist ohnehin für jede Unterstützung dankbar.

Über Jerzees neues Album und ihre Liebe zur Musik berichten wir andernorts. Die Kampagne endet am Donnerstag, 22. August. Derzeit sind bereits mehr als 1300 Euro zusammengekommen, es ist also noch Luft nach oben, damit Jerzees ansteckender Enthusiasmus im Oktober zu einer knackigen Album-Veröffentlichung führen kann.

Zur Kampagne bei Indiegogo geht’s auch hier.

Copyright 2013 by Volker Schönenberger

Video: © Heiko Gentsch / Frank Radtke
Foto: © Frank Radtke

 
 

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