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Archiv für den Monat Februar 2014

American Horror Story – Asylum: Willkommen in der Irrenanstalt

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Von Matthias Holm

Horror-Serie // In der Gegenwart streift ein frisch vermähltes Pärchen durch ein verfallenes Gebäude: Es handelt sich um Briarcliff, eine ehemalige psychiatrische Anstalt. Dort soll ein irrer Serienmörder namens „Bloody Face“ eingesessen haben. Über 13 Folgen hinweg wird der Zuschauer erfahren, welche Geschehnisse sich in den 60er-Jahren wirklich in Briarcliff abgespielt haben.

Die Erzählstruktur von „American Horror Story“ ist in der heutigen Fernsehwelt einzigartig: Jede Staffel erzählt eine komplett neue, eigene Geschichte mit immer wiederkehrenden Schauspielern. War in der ersten Staffel ein von Geistern heimgesuchtes Haus Dreh- und Angelpunkt, haben wir es in der zweiten Auflage also mit einer Psychiatrie zu tun. Die größte Gefahr geht dort jedoch nicht immer von den Patienten aus …

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Schwester Jude hat in Briarcliff das Sagen

Aliens, ein Serienmörder, Mutanten, ein ehemaliger Nazi-Arzt und der Teufel höchstpersönlich – die Welt von „American Horror Story – Aslyum“ ist so vollgepackt mit irren Einfällen und bösen Figuren, dass es den Zuschauer gerade am Anfang vielleicht etwas überfordert. Doch irgendwie schaffen die Autoren es meistens, alles unter einen Hut zu bekommen und wie aus einen Guss wirken zu lassen.

Was „American Horror Story“ bereits in der ersten Staffel von der herkömmlichen Serienwelt abgehoben hat, waren der Mut zu drastischen Bildern und originelle visuelle Einfälle. Auch in „Asylum“ gibt es eine Menge Gore zu betrachten. Die Kamera hält dabei meist voll drauf, gerade in der ersten Hälfte sollte man einen stabilen Magen besitzen. Das Treiben in Briarcliff wird mit verschiedenen Effekten und Filtern eingefangen, die dem ganzen stets eine gewisse Unnatürlichkeit verleihen; im Kontext der Serie wirkt das aber plausibel.

Leider halten die Autoren das Niveau nicht durchgängig hoch. Ab der Hälfte der Staffel wird das Tempo deutlich gedrosselt. Zudem wirkt die Staffel gefühlt um zwei Folgen zu lang, in denen der Fokus zu sehr auf der Gegenwartsgeschichte liegt. Das ist schade, denn so bremst sich „Asylum“ selbst aus. Auch das versöhnliche Finale will nicht recht zum zynischen und brutalen Anfang passen.

Dennoch verbringt meine seine Zeit gern bei den Patienten und Bediensteten in der Irrenanstalt. Die Schauspieler sind gut, heraus stechen dabei am ehesten Jessica Lange und eine dem Affen richtig Zucker gebende Lily Rabe. Und so hofft man, dass den Machern mit der dritten Staffel „Coven“ nicht wieder vor der Ziellinie das Pulver ausgeht – darin soll es um einen Hexenzirkel gehen.

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Der Monsignore weiß nicht immer, was in seiner Anstalt vorgeht

Die Episoden der zweiten Staffel:

01. Welcome to Briarcliff
02. Tricks and Treats
03. Nor’easter
04. I Am Anne Frank (1)
05. I Am Anne Frank (2)
06. The Origins of Monstrosity
07. Dark Cousin
08. Unholy Night
09. The Coat Hanger
10. The Name Game
11. Spilt Milk
12. Continuum
13. Madness Ends

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit James Cromwell und Zachary Quinto haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 28. Februar 2014 als 4-DVD-Box

Länge: mehr als 540 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
USA 2013
Regie: diverse
Idee: Ryan Murphy, Brad Falchuk
Besetzung: Joseph Fiennes, Zachary Quinto, Sarah Paulson, Evan Peters, Lily Rabe, Lizzie Brocheré, James Cromwell, Jessica Lange
Zusatzmaterial: Entfallene Szenen, Der Wächter, Was ist „American Horror Story – Asylum“? Willkommen in Briarcliff Manor, Die Kreaturen
Vertrieb: Twentieth Century Fox Home Entertainment

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Lana (l) geht durch die Hölle

Copyright 2014 by Matthias Holm
Fotos & Packshot: © 2014 Twentieth Century Fox Home Entertainment

 
 

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Stalled – Zombies belagern Damentoilette

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Stalled

Von Volker Schönenberger

Zombie-Horrorkomödie // Ein Film, der in einer Telefonzelle spielt – diese reduzierte Idee eines Extrem-Kammerspiels hatte einst Alfred Hitchcock. Er verfolgte sie aber nicht weiter, erst 2002 verwirklichte sie Regisseur Joel Schumacher mit „Nicht auflegen!“. Wir wissen nicht, ob der Telefonzellenplot Drehbuchautor Dan Palmer zur Idee inspirierte, ein Skript über eine Zombie-Invasion in einer Damentoilette zu schreiben. Im Interview mit dem Deadline-Magazin sprach er von einer zufälligen Überlegung.

Nach „Freak Out“ (2004) ist „Stalled“ die zweite Langfilm-Zusammenarbeit von Drehbuchautor Palmer mit Regisseur Christian James – dazwischen gab’s noch eine Kooperation für einen Kurzfilm. Palmer selbst spielt die Hauptrolle: den Hausmeister W. C. (Hört, hört!), der während der Firmen-Weihnachtsfeier den Lautsprecher der Damentoilette reparieren will. Als eine leicht bekleidete Angestellte hereinkommt, schließt er sich vorsorglich in einer Kabine ein. Ein wenig Voyeurismus in Ehren kann schließlich keiner verwehren. Das Glück scheint ihm hold zu sein, als eine zweite – noch leichter bekleidete – Dame erscheint und mit der ersten alsbald eine heiße lesbische Nummer startet. Doch dann beißt die eine die andere. Ehe W. C. sich’s versieht, tobt vor seiner Kabine eine blutige Zombie-Apokalypse.

Der Plot ist so absurd, dass der Film entweder genial oder bescheuert sein kann. Auf dem Cover wird eine Rezensentin zitiert: Ein würdiger Anwärter auf den Thron von „Shaun of the Dead“. Eine selbstbewusste Ansage, die „Stalled“ erwartungsgemäß nicht einhalten kann. Für den Rezensionskollegen vom Deadline-Magazin ist der Film ein echtes Fest für Fans von Zombie-Fun. Das kann man so stehen lassen, einigen Längen zum Trotz macht der Film in der Tat Spaß. Alberne Ideen kann man ja einfach auch mal genießen! Ohne den Low-Budget-Sektor hätte es das Zombiegenre ohnehin nicht gegeben. Nachdem der eingesperrte Hausmeister bemerkt, dass sich in einer der Nebenkabinen eine Leidensgenossin (Antonia Bernath) befindet, kommt es zwischendurch zu einigen Dialogpassagen, die sogar ernsthafte und durchdachte Zwischentöne enthalten. Dennoch ist „Stalled“ in erster Linie Komödie, und zwar eine, der man den Enthusiasmus der Filmemacher jederzeit ansieht. Auch die handgemachten und ungeschnittenen Splatter- und Make-up-Effekte sind mit Liebe zum Detail gefertigt. Das Finale mit der Untermalung durch den Weihnachts-Schmachtfetzen „The Little Drummer Boy“ ist dann sogar überaus gelungen. Ich sage nur: Mumienkostüm! Ob die Idee zur Handlung wirklich nur ein Zufallsprodukt war? Immerhin endet „Stalled“ in einer – Trommelwirbel – Telefonzelle!

Veröffentlichung: 7. Februar 2014 als Blu-ray und DVD

Länge: 85 Min. (Blu-ray), 81 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Stalled
GB 2013
Regie: Christian James
Drehbuch: Dan Palmer
Besetzung: Dan Palmer, Antonia Bernath, Tamaryn Payne, Mark Holden, Giles Anderson, Victoria Broom
Zusatzmaterial: Kinotrailer, Trailershow, Wendecover
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2014 Mad Dimension

 

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Ich folgte einem Zombie – Untot vor Romero

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I Walked with a Zombie

Von Volker Schönenberger

Horror // 1968 öffnete sich eine Tür. Aus ihr strömten Horden von Zombies – Untote, die nach Menschenfleisch gieren und ihre Opfer zu ihresgleichen machen, sofern sie sie nicht vollständig verspeisen. Die Tür hat sich bis heute nicht mehr geschlossen, geöffnet hat sie ein gewisser George A. Romero mit seinem großartigen Independent-Horrorschocker „Die Nacht der lebenden Toten“, dem Urvater des modernen Zombiefilms.

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Jessica (r.) wandelt willenlos umher

Bei der Schwemme darauf folgender Zombiestreifen – mal gut, oft unterirdisch – ging ein wenig unter, dass vor 1968 einige sehenswerte Gruselfilme entstanden sind, die den Zombie als das Wesen zeigen, das er im ursprünglichen Sinne war: ein Toter oder vermeintlich Toter, der mittels Magie oder anderer Methoden mehr oder minder willenlos in ein Leben im Dämmerzustand zurückkehrte, oder ein Lebender, der in einen solchen Zustand versetzt wurde.

Im Banne des Voodoo

„Ich folgte einem Zombie“ gehört zu den besten dieser frühen Vor-Romero-Zombiefilme. Die Handlung folgt der kanadischen Krankenschwester Betsy Connell (Frances Dee), die sich in Ottawa anwerben lässt, auf der (fiktiven) Karibikinsel Saint Sebastian eine Tätigkeit anzutreten. Dort soll sie Jessica Holland (Christine Gordon) betreuen, die Ehefrau von Paul Holland (Tom Conway), der auf der Insel eine Zuckerrohr-Plantage führt. Jessica befindet sich in einem völlig willenlosen Dämmerzustand und spricht nicht mehr, nach Aussage des Hausarztes Dr. Maxwell (James Bell) Folge eines tropischen Fiebers. Bald gerät Betsy mit dem auf der Insel verbreiteten Voodoo-Kult in Berührung.

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Dr. Maxwells (r.) Diagnose ist unbefriedigend

Zweite Zusammenarbeit, zweiter Volltreffer – zumindest aus heutiger Sicht: 1942 hatten Regisseur Jacques Tourneur und Produzent Val Lewton mit „Katzenmenschen“ einen stilbildenden Horrorfilm vorgelegt, der heute zu Recht als Genreklassiker gilt. 1943 kam mit „I Walked with a Zombie“, so der Originaltitel, die nächste Koproduktion in die US-Kinos. Sie wurde allerdings von der zeitgenössischen Kritik nicht gut aufgenommen. So schrieb die angesehene New York Times, it proved to be a dull, disgusting exaggeration of an unhealthy, abnormal concept of life, um als Fazit eine recht polemische Frage in den Raum zu stellen: … how much more important is its duty to safeguard the youth of the land from the sort of stuff and nonsense that their minds will absorb from viewing „I Walked With a Zombie“? ? ?

Meisterhafter Einsatz von Licht und Schatten

Diese Einschätzung hat sich im Lauf der Jahre gewandelt. Heute ist das Werk als feinfühlig und intelligent anerkannt. Zwar fällt es den alten Schwarz-Weiß-Gruselstreifen angesichts mancher Furcht einflößender moderner Horrorfilme gelegentlich schwer, wirklich beängstigend zu wirken, „Ich folgte einem Zombie“ hat aber diverse Szenen zu bieten, in denen sich beim Schauen wohliges Schaudern einstellt. Wie „Katzenmenschen“ zieht auch Val Lewtons zweite Produktion ein Gutteil ihrer stimmungsvollen Atmosphäre aus der reizvollen Arbeit mit Licht und Schatten, die das Schwarz-Weiß-Bild ermöglicht.

Pflichtprogramm für Freunde klassischen Schwarz-Weiß-Horrors

Für „Ich folgte einem Zombie“ gilt dasselbe wie für „Katzenmenschen“: In einer gut sortierten Sammlung schwarz-weißer Horrorfilme sollte der Film enthalten sein. Wer keine deutsche Tonspur benötigt, kann sich in den USA „The Val Lewton Horror Collection“ zulegen. Mit neun von Val Lewton produzierten Horrorfilmen plus einer Doku über Lewton ist das eine wertige Box, die über die einschlägigen US-Onlinehändler vergleichsweise preiswert zu bekommen ist.

Die „Arthaus Retrospektive“ von Studiocanal Home Entertainment haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Jacques Tourneur sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Frances Dee unter Schauspielerinnen.

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Der Voodoo-Kult – auf Saint Sebastian höchst lebendig

Veröffentlichung: 6. September 2012 als DVD

Länge: 66 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: I Walked with a Zombie
USA 1943
Regie: Jacques Tourneur
Drehbuch: Curt Siodmak, Ardel Wray, Inez Wallace, nach Motiven des Romans „Jane Eyre“ von Charlotte Brontë
Besetzung: James Ellison, Frances Dee, Tom Conway, Edith Barrett, James Bell
Zusatzmaterial: Wendecover
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment

Copyright 2014 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & oberer Packshot: © 2012 Studiocanal Home Entertainment

 

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