FPS – First Person Shooter
Keine Sorge, dies wird keine Uwe-Boll-Reihe. Auf Vorschlag von Gastautor Matthias starten wir mit diesem Beitrag eine Rezensionsreihe über Videospielverfilmungen. Die Reihe hätte schon kürzlich mit „Dead Rising – Watchtower“ beginnen können, das habe ich aber verpasst. „FPS – First Person Shooter“ als Start passt aber gut, weil der Film eine besondere Stellung einnimmt: Es ist keine Umsetzung eines bestimmten Spiels, sondern die filmische Version eines ganzen Genres: eben des First-Person- oder Ego-Shooters.
Horror-Action // Der Ego-Shooter, dieser Bastard eines Videospiels, oft von um die Jugend besorgten Moralhütern als Killerspiel geschmäht und bei uns mit Zensurmaßnahmen bedacht. Notorische Spiele sind das, diese „Doom“, „Quake“ und wie sie alle heißen. Die genannten und auch andere Genrevertreter dienen als Vorbilder für „FPS – First Person Shooter“, einem deutschen Horror-Actionfilm mit Zombies, der genau das ist, was der Titel aussagt: Mit ein paar Zwischensequenzen-Ausnahmen verfolgt der Filmgucker die Handlung aus der Ego-Perspektive – aus den Augen des Protagonisten, der seine schwangere Liebste aus einer obskuren Klinik befreien will. Ein dort freigesetzter Virus verwandelt Menschen in Zombies. Mit denen muss sich unser Held ohne Namen zur Genüge auseinandersetzen.
Regisseur Andreas Tom und seine Mitstreiter haben ihre Ego-Shooter-Hausaufgaben gemacht. Der Zuschauer kommt sich vor wie in einem Videospiel. Das beginnt natürlich bei der Perspektive inklusive ins Bild hineinragenden Händen, mal bewaffnet, mal bloße Fäuste. Dass der Blickwinkel etwas unsauber ist, weil die typische Ego-Shooter-Sicht so wirkt, als würde die Figur ihre Hände permanent kurz vor dem Gesicht platzieren, daran wollte Tom offenbar nichts ändern. Das erhält immerhin die Game-Authentizität. In den heruntergekommenen Räumen der Klinik finden sich zudem wie im richtigen Leben – Verzeihung: Videospiel – ab und zu nützliche Hilfsmittel: mal eine Pistole, mal eine abgesägte Schrotflinte, auch eine zur Keule umfunktionierte Wirbelsäule (!) kommt zum Einsatz.
Die peu à peu auftauchenden Gegner sind liebevoll gestaltet und schön eklig. An Gore wird nicht gespart, der Film kommt auch in Deutschland ungeschnitten daher. Leider sehen die Computereffekte nicht immer nach dem neuesten Stand aus, was sich besonders beim Abschießen von Köpfen bemerkbar macht. Aber vielleicht ist das ja auch gewollt. Ein Prolog sowie diverse Zwischensequenzen sind in bester Retro-Manier im 8-Bit-Design inszeniert. Dialoge gibt’s wenige, meist hören wir den Helden – also uns – monologisieren. Die Stimme lieh ihm Stephan Wayte, erfahrener Videospiel-Sprecher, unter anderem bei „Blood“.
Mit herkömmlichen Maßstäben an Schauspielkunst und Storytelling lässt sich „FPS – First Person Shooter“ nicht bewerten. Einerseits kann er als Fingerübung eines Videospiel-fanatischen Filmemachers durchgehen, andererseits auch als originelle Abschlussarbeit einer Filmhochschule. Das kann man mal machen, hat für dieses eine Mal als Kuriosum durchaus Unterhaltungswert. Da sich das Zombiegenre nicht gerade durch ein Höchstmaß an Originalität auszeichnet und es in der Regel doch nur Filme nach 08/15-Schema F hervorbringt, ist ein solch origineller Ansatz wie bei „FPS – First Person Shooter“ wohlwollend aufzunehmen. Mehr solcher Filme muss ich aber nicht unbedingt schauen. Dann lieber demnächst mal wieder an der guten alten PlayStation 2 „Black“ spielen – mein Favorit, was Ego-Shooter angeht.
Videospielverfilmungen haben wir in der Rubrik Filmreihen aufgeführt.
Veröffentlichung: 17. August 2015 als Blu-ray und DVD
Länge: 83 Min. (Blu-ray), 79 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: FPS – First Person Shooter
D 2014
Regie: Andreas Tom, Achim Lützelschwab
Drehbuch: Achim Lützelschwab
Besetzung: Andreas Tom, Atlanta Amanda Lützelschwab, Hans Lützelschwab, Sascha Strack, Ines Klein, Sebastian Kettner, Tobias Winkler
Zusatzmaterial: Behind the Scenes (Outtakes, Location Run), Experimental Footage, Trailer, Bildergalerie
Vertrieb: KSM GmbH
Copyright 2015 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2015 KSM GmbH