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My Soul to Take – Verkanntes Spätwerk von Horrormeister Wes Craven

27 Sept

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My Soul to Take

Von Simon Kyprianou

Horror // Der Tod von Wes Craven, der am 30. August an einem Hirntumor gestorben ist, ist mir nahe gegangen – näher jedenfalls als andere Todesfälle von Filmschaffenden, die ich geschätzt habe. Das mag daran liegen, dass der am 30. August dieses Jahres im Alter von 76 Jahren an einem Hinturmor gestorbene Regisseur die Filme gemacht hat, mit denen ich dem Horrorgenre als Jugendlicher näher gekommen bin.

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Schule mal anders: In Riverton ist nichts normal

Vielleicht sind mir seine Filme aber auch so nahe, weil sie stets von Jugendlichen handeln, die mit dem Leben hadern, und der Horror bei Craven beschreibt, wie sie sich gefangen fühlen in familiären und gesellschaftlichen Gefügen, wie sie erdrückt werden von Normen und Regeln. Um Jugendliche geht es fast immer bei Craven: in seinem berüchtigten 1972er-Regiedebüt „The Last House on the Left – Das letzte Haus links“, in den „Nightmare on Elm Street“-Filmen, in den „Scream“-Filmen, und auch in „My Soul to Take“:

Serienkiller flieht nach Unfall

„My Soul to Take“ spielt im beschaulichen Städtchen Riverton, wo in einer dunklen Nacht vor 16 Jahren der schizophrene Abel Plenkov (Raul Esparza) seine Frau umbrachte. Zuvor hatte er eine ganze Mordserie verübt, die ihm die meiste Zeit über aufgrund seiner Krankheit gar nicht bewusst war. Plenkov konnte gestellt und dingfest gemacht werden, auf dem Weg ins Krankenhaus gab es jedoch einen Unfall, trotz schwerer Verletzung gelang dem geisteskranken Killer die Flucht.

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Der Ripper verbreitet Angst und Schrecken

Aufgrund seines desolaten Zustands nach der brutalen Festnahme hielt man Plenkov für tot, obwohl die Leiche des mehrfach Angeschossenen nie gefunden wurde. Aus dem Körper seiner toten Frau konnten die Ärzte ihr gemeinsames Kind retten. Sechs weitere Kinder wurden in jener Nacht geboren. Zusammen mit Plenkovs Sohn Bug (Max Thieriot) bilden sie die sogenannten „Riverton Seven“. An ihrem 16. Geburtstag jedoch fährt die Seele von Plenkov in einen der ihren, um das Töten zu Ende zu bringen.

Von Freddie Krueger zum Riverton Ripper

In „My Soul to Take“ lässt Wes Craven sein Werk Revue passieren, er reflektiert über seine Filme und lässt seine stets bedienten Themen, Motive und Ansätze langsam ineinanderfließen. Im Mittelpunkt stehen Jugendliche. Wie so oft im Kino von Wes Craven haben Erwachsene kaum Platz. Der Horror, auch das ist typisch für Craven, ist in der Vergangenheit verortet. Der Horror ist eine Bürde, die den jugendlichen Figuren von der Elterngeneration aufgeladen wurde. Was früher Freddy Krueger war, der die Jugendlichen aus der Vergangenheit heimsuchte, ist hier eben der „Riverton Ripper“, der sie in Angst und Schrecken versetzt.

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Eine unmissverständliche Botschaft

„My Soul to Take“ ist ein Film voller Traurigkeit und Melancholie. Craven schaut in das brüchige Innenleben seiner Figuren, die mit ihren adoleszenten Problemen, Sehnsüchten und Sorgen hadern – manche von ihnen zerbrechen daran. Die schulischen Hierarchien, problematische familiäre Gefüge, unglückliche Liebe, ein Dasein als Außenseiter und zärtliche Freundschaften, das sind die Dinge von denen Craven hier erzählt. Keine der Figuren kann sich ihre Unschuld bewahren, bis zum Ende des Films zwingt die Welt sie alle, ob bereit oder nicht, erwachsen zu werden, so schmerzhaft das für manche auch sein mag.

Von der Kritik fälschlich abgetan

Träumerisch-düster, stimmungsvoll und schauerromantisch inszeniert Craven seinen Horrorfilm, der von den meisten Kritikern fälschlicherweise als müdes Spätwerk abgetan wurde. Ein ausschweifendes Finale gönnt sich „My Soul to Take“ nicht, es hätte diesem in sich gekehrten, düster-träumerischen, traurigen Film auch nicht gestanden. Am Ende steht schlicht das stille Liebesbekenntnis zweier Freunde, das langsam in den wunderschönen Abspann überleitet.

Man sieht, dass man Wes Craven sehr vermissen wird, denn Horrorfilme, wie er sie gedreht hat, die macht sonst keiner. All seine bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

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A Nightmare in Riverton

Veröffentlichung: 16. Juni 2011 als Blu-ray und DVD

Länge: 107 Min. (Blu-ray), 103 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: My Soul to Take
USA 2010
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Wes Craven
Besetzung: Max Thieriot, John Magaro, Denzel Whitaker, Zena Grey, Nick Lashaway, Paulina Olszynski, Jeremy Chu, Emily Meade, Jessica Hecht, Harris Yulin
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Wes Craven und Schauspielern, alternativer Anfang und alternatives Ende, unveröffentlichte und erweiterte Szenen
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2015 by Simon Kyprianou
Fotos & Packshots: © 2011 Universal Pictures Germany GmbH

 

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