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Kap der Angst – Ein unterschätzter Scorsese?

06 Mär

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Cape Fear

Von Simon Kyprianou

Thriller // Das beschauliche Leben des Anwalts Sam Bowden (Nick Nolte) mit Frau Leigh (Jessica Lange) und Teenager-Tochter Danielle (Juliette Lewis) findet ein jähes Ende, als der Vergewaltiger Max Cady (Robert De Niro) aus dem Gefängnis entlassen wird. Cady schmorte dort nur aufgrund eines Fehlers von Bowden, der damals sein Strafverteidiger war. Nun will er Rache.

Dekonstruktion einer Familie

Scorsese versagt sich in „Kap der Angst“ keine inszenatorischen Einfälle, er sucht das Spektakel, die Überwältigung mit betörende Farbspielen, bewusst angebrachten Hitchcock-Sequenzen und einer wilden Kamera. Er verwandelt J. Lee Thompsons inhaltlich harmlose Thriller-Vorlage von 1962 zu einem druckvollen Familien-Melodram.

Mit einem einfachen Nachbuchstabieren gibt sich Scorsese keineswegs zufrieden. Obwohl er relativ nah an seiner Vorlage bleibt, fügt er ihr eine neue Ebene hinzu: Robert De Niro dringt als Max Cady in eine vermeintliche Familienidylle ein, entblößt ihre Falschheit und legt das Chaos offen: die unterdrückte sexuelle Befreiung der Tochter und die längst voneinander entfremdeten Eltern.

Von Robert De Niro exzessiv gespielt

Scorsese erzählt immer über seine Geschichte hinaus und bindet die emotionale Implosion der Familie virtuos in seine engmaschige Thriller-Narration ein. De Niros exzessives, völlig entgleisendes Schauspiel passt wunderbar zum naturgewaltigen Charakter seiner Figur, zu ihrer Symbolträchtigkeit als brutaler Erlöser.

Am Ende, im fantastisch inszenierten Finale, darf dann der Wahnsinn den Film regieren, Menschen beginnen zu brennen, die Kamera kreist und schleudert im Innern des Bootes, all die unterdrückten Wahrheiten kommen ans Licht. Das im wilden Fluss untergehende Boot ist Scorseses Metapher für das endgültige Scheitern der familiären Strukturen. Ein großartiger Film, der im famosen Scorsese-Werk leider etwas unterschätzt zu sein scheint.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Martin Scorsese sind in unserer Rubrik Regisseure aufgeführt, Filme mit Juliette Lewis unter Schauspielerinnen, Filme mit Joe Don Baker, Martin Balsam, Robert Mitchum, Robert De Niro, Nick Nolte und Gregory Peck in der Rubrik Schauspieler.

Veröffentlichung: 21. Oktober 2011 als 2-Blu-ray Boxset (in Kombination mit dem Original „Ein Köder für die Bestie“), 19. August 2014 als DVD-Doppelpack (ebenfalls mit dem Original), 6. Mai 2010 als Doppel-DVD

Länge: 127 Min. (Blu-ray), 123 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: Cape Fear
USA 1991
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Wesley Strick, basierend auf dem Drehbuch von James R. Webb, nach dem Roman „The Executioners“ von John D. MacDonald
Besetzung: Robert De Niro, Nick Nolte, Jessica Lange, Juliette Lewis, Joe Don Baker, Martin Balsam, Gregory Peck, Robert Mitchum
Zusatzmaterial: Making-of, entfallene Szenen, Original Kinotrailer, Fotogalerie, Hinter den Kulissen, DVD-ROM-Feature, Produktionsnotizen, DVD-Newsletter, Kommentare der Darsteller und Filmemacher
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2016 by Simon Kyprianou

Cape_Fear-Doppel-DVD

Packshots: © Universal Pictures Germany GmbH

 
 

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Eine Antwort zu “Kap der Angst – Ein unterschätzter Scorsese?

  1. Christopher

    2017/04/22 at 13:54

    kenne denn Film leider nicht aber der trailer War richtig geil
    habe ja bald Geburtstag würde ein gutes Geburtstag geschenkt

     

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