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Horror für Halloween (IV): The Witches – Der Teufel tanzt um Mitternacht: Hexe statt Satan

04 Okt

The Witches

Von Volker Schönenberger

Horror // Eine Missionsschule in Afrika: Die englische Lehrerin Gwen Mayfield (Joan Fontaine) packt ihre Sachen. Trommelklang aus der Ferne verkündet Unheil. Ihre beiden Helfer flüchten in Panik. Gwen verbarrikadiert sich, aber ein Hexenmeister mit einer riesigen Maske dringt mit seinen Jüngern ins Gebäude ein …

Nach traumatischen Ereignissen in Afrika …

Szenenwechsel, zurück in England: Gwen führt ein Einstellungsgespräch mit dem Geistlichen Alan Bax (Alec McCowen) – und erhält den Job als Leiterin einer kleinen Privatschule im Dorf Heddaby, die Bax zusammen mit seiner Schwester führt, der Journalistin Stephanie (Kay Walsh). Dort angekommen, wird Gwen kurz von der Enthüllung irritiert, dass Alan tatsächlich kein Geistlicher ist, nimmt dann aber ihre neue Tätigkeit in der englischen Provinz mit Zuversicht in Angriff. Doch etwas geht nicht mit rechten Dingen zu in Heddaby. Gwen gerät in einen Strudel rätselhafter Ereignisse, die bald bei einem Hexenkult zusammenlaufen.

Joan Fontaine treibt „The Witches“ voran

Für Alfred Hitchocks „Verdacht“ hatte Olivia de Havillands Schwester Joan Fontaine 1942 den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhalten. „The Witches“ wurde 1966 ihr letzter Kinofilm – im Anschluss drehte sie nur noch fürs Fernsehen. Die 2013 mit 96 Jahren Verstorbene hatte die Filmrechte an Norah Lofts Roman „The Devil’s Own“ erworben und sich für die gerade in ihrer vollen Blüte stehende Horrorschmiede Hammer Films als Produktionsstudio entschieden.

… willl Gwen in der englischen Provinz Ruhe finden

Aus dem selben Jahr stammt auch Hammers „Nächte des Grauens“ – der einzige Zombiefilm des Studios. „The Witches – Der Teufel tanzt um Mitternacht“ hat mit Hexerei ebenfalls ein für Hammer ungewöhnliches Sujet zu bieten. Der Film kann durchaus als Vorläufer von „The Wicker Man“ (1973) mit Christopher Lee gesehen werden, auch wenn es darin um einen Naturgötter-Kult geht und nicht um Hexerei. „The Wicker Man“ ist allerdings deutlich intensiver geraten, da er authentischer wirkt, näher an der Realität – nicht der Horror und die verstörenden Ereignisse, aber das Leben in der Provinz.

Der erste Unterrichtstag lässt sich gut an

Es geschieht einiges in „The Witches“, der für den deutschen Markt den selten bescheuerten Titel „Der Teufel tanzt um Mitternacht“ verpasst bekommen hatte. Da sind die junge Linda Rigg (Ingrid Boulting) und ihr Mitschüler Ronnie Dowsett (Martin Stephens), die drauf und dran sind, zarte Bande miteinander zu knüpfen, was nicht überall gern gesehen wird. Stephanie bedrängt Gwen, mit ihr etwas über Hexerei in England zu schreiben. Gwen wiederum scheint ihr traumatisches Erlebnis in Afrika noch nicht überwunden zu haben. Weitere Handlungselemente seien ausgespart, die Entwicklung lässt sich ohne Vorkenntnis am besten genießen. Das ist zwar phasenweise etwas bedächtig inszeniert, aber dennoch fesselnd geraten.

Im Bonusmaterial: die Frauen von Hammer Films

Das Booklet des Mediabooks ist gewohnt gehaltvoll, allerdings wiederholen sich in den drei Essays von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Uwe Huber ein paar Informationen – da fehlte wohl die Gelegenheit sich abzusprechen. Endlich mal einen Kritikpunkt an einem Anolis-Mediabook gefunden, wenn auch nur einen geringfügigen – das passiert selten. Zu Anfang findet sich eine vergleichsweise ausführliche Inhaltsangabe von „The Witches“, insofern empfiehlt sich die Lektüre erst im Anschluss an die Sichtung. Das Zusatzmaterial punktet mit zwei schönen langen Featurettes mit weiblichem Schwerpunkt: „Hammer Glamour“ befasst sich generell mit Frauenfiguren in den Hammer-Filmen, „World of Hammer: Wicked Women“ mit den durchtriebenen und bösen Frauen darin. Anschauen!

Ein Toter verursacht Angst

„The Witches“ erreicht nicht ganz den Glanz der Hammer-Großtaten, fasziniert aber mit dem Hexenkult in der Provinz und – natürlich – Joan Fontaine und ist daher unbedingt sehenswert.

Können Hexen hexen?

Die Anolis-Entertainment-Reihe mit Produktionen von Hammer Films haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Joan Fontaine sind in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet.

Ein Opfer für den Kult

Veröffentlichung: 8. September 2017 als Blu-ray im limitierten Mediabook (in zwei Covervarianten) und Blu-ray, 18. September 2003 als DVD

Länge: 91 Min. (Blu-ray), 87 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Witches
Alternativtitel: The Devil’s Own
GB 1966
Regie: Cyril Frankel
Drehbuch: Nigel Kneale, nach einem unter dem Pseudonym Peter Curtis veröffentlichten Roman von Norah Lofts
Besetzung: Joan Fontaine, Kay Walsh, Alec McCowen, Ann Bell, Ingrid Boulting, Michele Dotrice, Duncan Lamont, Lonard Rossiter, Martin Stephens, Gwen Frangcon Davies, John Collin
Zusatzmaterial Blu-ray: Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, Featurette „Hammer Glamour“ (44:05), „World of Hammer: Wicked Women“ (25:52), US-Kinotrailer, TV-Spots, Bildergalerien, nur Mediabook: 28-seitiges Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Uwe Huber, nur Softcase-Version: Wendecover
Zusatzmaterial DVD: keine Angabe
Vertrieb: Anolis Entertainment

Copyright 2017 by Volker Schönenberger

Fotos & Packshots: © 2017 Anolis Entertainment

 

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