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Horror für Halloween (XXVIII): Die Hexe des Grafen Dracula – Hexe ja, Vampir nein!

25 Okt

Curse of the Crimson Altar

Von Volker Schönenberger

Horror // …….. and drugs of this group can produce the most complex hallucinations, and under their influence it is possible by hypnosis to induce the subject to perform actions he would not normally commit. (Extract from Medical Journal) So lernen wir es zu Beginn von „Die Hexe des Grafen Dracula“. Unter dem Einfluss halluzinierender Drogen kann man also mittels Hypnose zu Taten verleitet werden, die man ansonsten nicht begehen würde. Gut zu wissen.

Wer möchte nicht von dieser Holden gepeitscht werden?

Gleich im Anschluss an diese Belehrung wohnen wir einem Ritual bei, bei dem eine nur spärlich bekleidete Frau eine andere, auf einen Altar gefesselte Nackte unter den Augen diverser Beobachter auspeitscht. Eine fremdartig gewandete Hohepriesterin namens Lavinia Morley (Barbara Steele) scheint das Sagen über die Schwarze Messe zu haben. Sie schließt einen Pakt mit dem neuen Jünger Peter Manning (Denys Peek), der zum Einstieg erst einmal die Nackte auf dem Altar erdolcht. Zur Belohnung erhält er ein Brandzeichen auf die Brust.

Hexe endet auf dem Scheiterhaufen

Bald darauf sucht Robert Manning (Mark Eden) nach seinem Bruder. Er gerät ins Örtchen Craxted Lodge und in den Pub von Mr. Morley (Christopher Lee), wo recht ausschweifend gefeiert wird. Die Swinging Sixties sind eben in vollem Gange. Etwas später stellt der Pub-Besitzer seinem Gast Professor John Marsh (Boris Karloff) vor, einen Gelehrten, der sich mit Hexenprozessen und Schwarzen Messen auskennt. Die Dörfler bereiten sich auf die Feier zum Jahrestag der Verbrennung von Lavinia Morley vor – die Vorfahrin des Gastwirts war 1652 der Hexerei bezichtigt worden …

Lavinia Morley schwört ihren neuen Gefolgsmann Peter Manning ein

Grusel stellt sich in „Die Hexe des Grafen Dracula“ eher selten ein, aber amüsant ist das Ganze dennoch. Wenn die nächste Schwarze Messe in fantasievoller Kostümierung zelebriert wird, fühlt man sich auf einem bizarren Drogentrip – und ist es womöglich auch. Ob die Teilnehmer der Messen LSD nehmen oder die Filmemacher welches genommen haben? Am Ende beides. H. P. Lovecrafts Kurzgeschichte „The Dreams in the Witch House“ ist jedenfalls nur zu erkennen, wenn man deutlich drauf gestoßen wird. Das Umschreiben der Lovecraft-Vorlage führte dann auch zu ein paar Logiklöchern.

Aus dem Hause Tigon British Film Productions

Im Fahrwasser der Erfolge von Hammer Films sprangen seinerzeit einige britische Produktionsfirmen auf den dahinrasenden Horrorzug auf, darunter Amicus („Die Todeskarten des Dr. Schreck“, 1965) und Tigon, die „Die Hexe des Grafen Dracula“ produzierte. Bekanntester Tigon-Film ist sicher „Der Hexenjäger“ („Witchfinder General“, 1968) von Michael Reeves mit Vincent Price.

Ein Brandzeichen folgt auf dem Fuße

Dank der sich an der Finanzierung beteiligenden US-Produktionsfirma American International Pictures gesellte sich zu dem in der englischen Filmlandschaft verwurzelten Christopher Lee mit Boris Karloff ein weiterer markanter Horror-Star in die Besetzung von „Die Hexe des Grafen Dracula“. Karloff war zu jener Zeit bereits sehr gebrechlich und absolvierte die Dreharbeiten im Rollstuhl. Es sollte sein letzter in England entstandener Film werden. Bei den Dreharbeiten im englischen Winter des Jahrs 1968 holte er sich eine Lungenentzündung. Zwar genas er wieder so weit, dass er im selben Jahr noch in Mexiko drehen konnte, er starb aber am 2. Februar 1969 im Alter von 81 Jahren.

Horror-Ikone Barbara Steele als Hexe

Mit Barbara Steele („Die Stunde wenn Dracula kommt“, 1960) in der Rolle der Hexe hat „Curse of the Crimson Altar“, so der Originaltitel, auch eine weibliche Horror-Ikone zu bieten. Wenn schon nicht vom Grusel, so lebt der Film aber auf jeden Fall von der guten Besetzung sowie der Ausstattung und der Kulissen, die sich auf Hammer-Niveau bewegen. Trotz Christopher Lee hat er natürlich nicht das Geringste mit dem transsylvanischen Vampirfürsten oder irgendeinem Blutsauger zu tun, aber die bisweilen absurden Marketing-Strategien deutscher Filmverleihe kennen wir ja zur Genüge.

Mr. Morley gibt sich als jovialer Gastgeber

Am Mediabook aus dem Hause Wicked-Vision Media gibt es einmal mehr nichts zu mäkeln. Die kenntnisreichen Texte von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad im Booklet lese man vorzugsweise nach Sichtung des Films. Sie quellen zwar vor Spoilern nicht über, aber ein wenig mehr als vielleicht gewollt erfährt man doch über den Verlauf der Handlung. Bild und Ton gefallen ebenfalls, das üppige Bonusmaterial desgleichen. Eines der drei Covermotive trägt den stimmungsvollen frühen deutschen Verleihtitel „Schwarze Messe auf blutrotem Altar“, der deutlich besser passt. Zu den spannendsten Filmen des britischen Horrorkinos jener Zeit schließt die Regiearbeit von Vernon Sewell („Ghost Ship“, 1952) sicher nicht auf, vergnügliche Unterhaltung mit Sixties-Flair und etwas Prickeln ist aber gewährleistet. Schöner Film, schönes Mediabook.

Auch Robert Manning gerät in den Bann der Hexe

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Barbara Steele sind in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Boris Karloff und/oder Christopher Lee unter Schauspieler.

Was weiß Professor Marsh?

Veröffentlichung: 7. Juli 2017 als 3-Disc Limited Collector’s Edition (Blu-ray & 2 DVDs) im Mediabook (Auflagen: Cover A 555 Exemplare, Cover B 222 Exemplare, Cover C 333 Exemplare), 8. Mai 2008 als DVD (E-M-S GmbH)

Länge: 87 Min. (Blu-ray), 83 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Curse of the Crimson Altar
Alternativtitel: Schwarze Messe auf blutrotem Altar
US-Titel: The Crimson Cult
GB 1968
Regie: Vernon Sewell
Drehbuch: Mervyn Haisman, Henry Lincoln, nach H. P. Lovecrafts Kurzgeschichte „The Dreams in the Witch House“
Besetzung: Christopher Lee, Boris Karloff, Barbara Steele, Mark Eden, Michael Gough, Virginia Wetherell, Rosemarie Reede, Derek Tansley, Rupert Davies, Denys Peek
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Barbara Steele und David Del Valle, Audiokommentar mit Daniel Perée, Ingo Strecker und Jörg Kopetz, Interview mit Sir Christopher Lee, Audio-Interview mit Sir Christopher Lee, Dokumentation: „Creating the Curse of the Crimson Altar“ (Extended Cut), deutsche Nostalgiefassung (auf der Bonus-DVD), Super-8-Fassung #1, Super-8-Fassung #2, alternativer Vorspann, deutscher Kinovorspann, deutscher Kinotrailer, Originaltrailer #1, Originaltrailer #2, Radio-Spots, Bildergalerien, seltenes Werbematerial, 24-seitiges Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad
Label/Vertrieb: Wicked-Vision Media

Copyright 2017 by Volker Schönenberger

Fotos & Packshots: © 2017 Wicked-Vision Media

 

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