Black Panther
Kinostart: 15. Februar 2018
Von Matthias Holm
Fantasy-Action // Ein bisschen merkwürdig mutet es schon an, dass die Kinozuschauer vor dem großen Aufeinandertreffen der Avengers mit dem Außerirdischen Über-Gegner Thanos noch den ersten Solo-Film eines Superhelden vorgesetzt bekommen. Immerhin ist der Black Panther kein gänzlich Unbekannter, hatte er doch bereits eine Rolle in „The First Avenger – Civil War“. Ähnlich wie es im vergangenen Jahr bei „Wonder Woman“ der Fall war, überschlagen sich auch bei „Black Panther“ die US-Kritiker mit ihren Lobeshymnen, auf Rotten Tomatoes steht der Film bei 97 Prozent (Stand Februar 2018). Und auch wenn der Film durchaus zu unterhalten weiß und klüger mit seinen Themen umgeht als andere Genre-Kollegen, gibt es doch zu viele Schwächen, die eine solch hohe Wertung ungerechtfertigt erscheinen lassen.
Lang lebe der König
Nach den Ereignissen in „Civil War“ ist T’Challa (Chadwick Boseman) nun König von Wakanda, dem afrikanischen Land, das auf Grund einer Vibranium-Mine dem Rest der Welt technologisch weit voraus ist. Jedoch hielten die alten Könige diesen Fortschritt stets unter Geheimhaltung, in der Angst, andere würden diese Macht ausnutzen. Als mit Ulysses Klaue (Andy Serkis) ein alter Widersacher Wakandas auf der Bildfläche erscheint, zieht T’Challa aus, um den Wahnsinnigen seiner gerechten Strafe zuzuführen. Allerdings ist Klaue in Begleitung von Erik Stevens (Michael B. Jordan), Spitzname Killmonger. Und der hat noch ein Hühnchen mit ganz Wakanda zu rupfen.
Licht und Schatten geben sich bei „Black Panther“ die Klinke in die Hand. Das fängt bei der Optik an. Die Anfangsszene, in der die Legende des Helden erklärt wird, wird mit einer Art formbaren Sandes gezeigt, was frisch und kreativ wirkt. Die erste Action-Sequenz, die direkt nach der Einführung folgt, ist jedoch vollkommen unübersichtlich, dunkel und hektisch. Dann wiederum können wir das erste Mal einen Blick auf Wakanda werfen, das durch ein tolles Design zu gefallen weiß – typisch afrikanische Aspekte werden darin mit klassischem Pulp-Futurismus gekreuzt.
Ähnlich gemischte Gefühle hinterlassen auch die Figuren. Gerade Chadwick Boseman als Hauptfigur scheint nicht wirklich anwesend zu sein. Sein T’Challa ist zwar auf dem Papier König, so etwas wie Präsenz strahlt er aber nie aus, da waren seine Auftritte im „Civil War“ deutlich imposanter. Häufig stehlen ihm die Nebendarsteller die Show, seien es nun seine Sidekicks wie die Kämpferin Nakia (Lupita Nyong’o) oder seine Schwester Shuri (Letitia Wright), die den Black Panther mit unterschiedlichen Gadgets ausstattet, wie es Q mit James Bond handhabt.
Endlich wieder gute Bösewichter
Auch die Antagonisten sind meist deutlich spannender als der Held selbst. Während Klaue einfach nur verrückt ist und dies von Serkis mit absoluter Hingabe ausgespielt wird, ist Killmonger mit seiner Motivation endlich mal wieder ein interessanter Bösewicht im Marvel Cinematic Universe. Der Film wirft nämlich unbequeme Fragen auf – wenn man die Möglichkeit und die Technologie hat, anderen Menschen zu helfen, soll man diese nutzen, auch wenn es den eigenen Schutz gefährdet? Und wie sieht diese Hilfe genau aus? Anhand unterschiedlichster Figuren werden diese Themen im Kontext der Situation von Afro-Amerikanern in den USA immer wieder aufgegriffen und verschiedene Ansichten prallen aufeinander. Solch detaillierte Auseinandersetzung mit gesellschaftlich aktuell relevanten Themen hätte man nicht in einem Marvel-Film vermutet.
So ist „Black Panther“ auch einer der ernsteren Streifen des Franchises. Ja, es gibt immer wieder ironische Brechungen, die den Fluss des Films stören. Allerdings hat man anscheinend aus „Doctor Strange“ gelernt und diese auf ein Minimum reduziert – und die meisten Pointen sitzen sogar. Ein weiterer Pluspunkt ist die Musik. Niemand geringeres als Kendrick Lamar, einer der erfolgreichsten Rapper der USA, zeichnet für den Soundtrack verantwortlich, der jede Szene perfekt mit treibenden Beats unterstreicht. Selbst wenn man mit Hip-Hop eher wenig am Hut hat, die musikalische Untermalung macht einfach Laune.
Ja, „Black Panther“ ist ein weiterer, guter Marvel-Film, und vielleicht ist es die aktuelle politische Relevanz, gepaart mit Blockbuster-Bombast, die in den Staaten für Verzückung sorgt. Darüber hinaus gibt es allerdings doch zu viel zu meckern, als dass man ihn uneingeschränkt empfehlen könnte.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Angela Bassett und Lupita Nyong’o haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt, Filme mit Forest Whitaker unter Schauspieler.
Länge: 134 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: Black Panther
USA 2018
Regie: Ryan Coogler
Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole
Besetzung: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Winston Duke, Angela Bassett, Forest Whitaker, Andy Serkis
Verleih: The Walt Disney Company Germany GmbH
Copyright 2018 by Matthias Holm
Filmplakate, Fotos & Trailer: © 2018 Marvel Studios
Matthias Holm (@MatzeHolm)
2018/02/20 at 19:01
Ant-Man fand ich wiederum grandios 😀 Ich dachte eher an den ersten Cap, der mega langweilig war, den unfassbar uneinheitlichen Thor 2 oder auch Doctor Strange (Da kannste meine Meinung hier im Blog nachlesen 😉 )
christianneffe
2018/02/19 at 15:00
Ich fand ihn leider gar nicht gut – der erste Marcel Film, der mich sehr angeödet hat. Ausführlichere Kritik folgt noch 🙂
Matthias Holm (@MatzeHolm)
2018/02/19 at 20:27
Finde es auch spannend, wie divers der aufgenommen wird. Aber dass es der erste war ist krass – da gab es doch ganz andere Rohr-Krepierer 😀
christianneffe
2018/02/20 at 10:14
Welche meinst du? Mir käme da höchstens Ant-Man in den Sinn. Den fand ich einfach nur egal, aber immerhin halbwegs unterhaltsam