Sicario – Day of the Soldado
Kinostart: 19. Juli 2018
Von Iris Janke
Actionthriller // Beinahe nahtlos zum ersten „Sicario“-Teil von Denis Villeneuve („Blade Runner 2049“) zieht auch „Sicario 2“ von Stefano Sollima („Gomorrha“, „Suburra – 7 Tage bis zur Apokalypse“) den Zuschauer förmlich in die staubige, flirrende Hitze im US-amerikanischen Grenzgebiet zu Mexiko hinein. Fast ist es ein bisschen so, als hätte die Realität die Fiktion eingeholt: US-Präsident Donald Trump hatte schon als Wahlversprechen auf seiner To-Do-Liste, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu bauen.
Ungefähr hier setzt die Handlung von „Sicario 2“ ein – nachts, irgendwo an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko: Eine Menschengruppe scheint sich in die USA schmuggeln zu wollen, Hubschrauber kreisen, werfen Lichtkegel, Menschen laufen, ein potenzieller iIlegaler Einwanderer in die USA soll festgenommen werden. Plötzlich eine laute Detonation, der Mann sprengt sich in die Luft – ein Selbstmordattentäter. Szenenwechsel ein paar Tage später in einem in Supermarkt in Kansas City: Drei weitere Selbstmordattentäter verüben einen Anschlag, viele Menschen sterben.
Krieg der Kartelle
In Regierungskreisen vermutet man eine Verbindung zwischen den ins Land strömenden Flüchtlingen und der offensichtlich drohenden Terrorgefahr: Grund genug für den FBI-Agenten Matt Graver (Josh Brolin, „Deadpool 2“) und sein Team, darunter erneut der Ex-Anwalt Alejando Gilick (Benicio Del Toro, „Guardians of the Galaxy“), einen Krieg zwischen den mexikanischen Kartellen anzuzetteln. Um diesen Plan umzusetzen, wird Isabella (Isabela Moner) gekidnappt, zwölfjährige Tochter eines mexikanischen Drogenkartell-Bosses. Die Entführung des Mädchens soll nun dem anderen führenden Drogenkartell in die Schuhe geschoben werden.
„Sicario 2“ ist anders als „Sicario“ – und das ist vielleicht auch gut so. Dieses Sequel ist nicht schlechter, nur noch schmutziger, düsterer, deprimierender und ohne jeden Funken Hoffnung. Die heftige, blutige, technisch saubere und immer an den richtigen Stellen platzierte Action ist sicher vermutlich der Grund für das Heraufsetzen der Altersfreigabe von FSK 16 („Sicario“) auf 18. Auch dieses Drehbuch stammt aus der Feder von Taylor Sheridan, dem Schöpfer des ersten Teils.
Denis Villeneuve war ausgelastet
„Sicario 2“ trägt aber auch die Handschrift des Genre-Experten Stefano Sollima. Teil-1-Regisseur Denis Villeneuve war bereits bei den Film-Projekten „Blade Runner 2049“ und „Arrival“ eingespannt. Weiterer Grund – neben dem Regiewechsel – für die zusätzliche Düsternis und das Fehlen jeder Hoffnung: Emily Blunt, Hauptdarstellerin im ersten Teil, ist als weibliche Film- und Identifikationsfigur für den Zuschauer nicht dabei. Dafür ist in der Rolle der entführten Zwölfjährigen an der Seite von Benicio Del Toro die Newcomerin Isabela Moner („Transformers – The Last Knight“) zu sehen. Als weibliche Identifikationsfigur taugt sie allerdings eher wenig – so verprügelt sie schon bei der Einführung ihrer Filmfigur eine Mitschülerin brutal, um sich gleich darauf vor der Schulleitung herauszureden, sie sei schließlich die Tochter eines mächtigen Drogenbosses.
Eine weiche Seite gibt es dennoch zu sehen: als sich Alejandro an seine eigene Tochter erinnert – man möchte fast im Mienenspiel von Hauptdarsteller und Oscar-Gewinner Benicio Del Toro versinken. Somit ist „Sicario 2“ wie der erste Teil ein Action-Highlight, das zwar weniger Hoffnung auf die politische Lage der Welt macht, aber was den Film betrifft, viel Lust auf den bereits angekündigten dritten Teil.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Josh Brolin, Matthew Modine und Benicio Del Toro haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet. Einen lesenswerten Text zu „Sicario 2“ hat auch Christoph auf dem „Fluxkompensator“ veröffentlicht.
Länge: 123 Min.
Altersfreigabe: FSK ab 18
Originaltitel: Sicario – Day of the Soldado
USA/IT 2018
Regie: Stefano Sollima
Drehbuch: Taylor Sheridan
Besetzung: Benicio Del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner, Jeffrey Donovan, Catherine Keener, Manuel Garcia-Rulfo, Shea Whigham, Matthew Modine, Elijah Rodriguez, Howard Ferguson Jr., David Castañeda, Jacqueline Torres, Raoul Max Trujillo
Verleih: Studiocanal Filmverleih
Copyright 2018 by Iris Janke
Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2018 Studiocanal Filmverleih
TomHorn
2018/07/18 at 17:03
Auf den freue ich mich schon. Stefano Sollima ist übrigens der Sohn von Italo-Regisseur Sergio Sollima (DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE, REVOLVER)…