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Cold Skin – Insel der Kreaturen: Angriff der Amphibienwesen

26 Sept

Cold Skin

Von Volker Schönenberger

Horrordrama // Mit „Frontier(s) – Kennst du deine Schmerzgrenze?“ reihte sich Xavier Gens 2007 im (nicht mehr ganz so) neuen französischen Terrorkino weit vorn ein. Ich selbst fand den Backwoods-Horrorfilm mit Torture-Porn-Elementen nur „ok“, aber er hat eine treue Fangemeinde um sich geschart – vielleicht gebe ich dem Werk in Kürze mal wieder eine Chance. Im selben Jahr ließ Gens die Videospielverfilmung „Hitman – Jeder stirbt alleine“ (2007) folgen, 2011 das Endzeitdrama „The Divide – Die Hölle sind die anderen“. 2017 hat er sich gleich mit einem Doppelpack wieder ins Horrorgenre begeben: Dem Exorzismusfilm „The Crucifixion“ folgte die Verfilmung des Debütromans „Im Rausch der Stille“ des katalanischen Schriftstellers Albert Sánchez Piñol. Der Originaltitel des in etliche Sprachen übersetzten Bestsellers lautet „La pell freda“, was so viel bedeutet wie der Filmtitel „Cold Skin“ – zu deutsch: „Kalte Haut“.

Noch ahnt der junge Ire nicht …

Um das Wetter zu beobachten, reist ein junger Ire (David Oakes) im Jahr 1914 auf eine abgelegene Insel im Atlantik unweit des südlichen Polarkreises. Sein Vorgänger war angeblich an Typhus gestorben. Am Ziel erwartet ihn lediglich der verschlossene Leuchtturmwärter Gruner (Ray Stevenson). Doch gleich in der ersten Nacht ist es mit der vermeintlichen Ruhe vorbei: Seine Hütte wird von fremdartigen Kreaturen angegriffen, humanoiden Amphibien. Gruner, der den irischen Neuankömmling „Friend“ tauft, weiß offensichtlich mehr über die Wesen.

… was ihn erwartet

Die faszinierenden Kreaturen schuf der Spanier Arturo Balseiro, der schon bei Guillermo del Toros „Pans Labyrinth“ (2006) zum Make-up-Team. Eine ganze Weile müssen der Leuchtturmwärter und der Wetterbeobachter ständig die nächtlichen Angriffe der immer zahlreicher auftretenden Amphibien abwehren – die Wesen müssen einen hohen Blutzoll entrichten. So packend das inszeniert ist, führt es beim Schauen doch irgendwann zu leichten Ermüdungserscheinungen. Mit seiner Spieldauer von eindreiviertel Stunden ist „Cold Skin“ vielleicht einen Hauch zu lang geraten, aber Gens kriegt dann glücklicherweise doch die Kurve.

Jedenfalls ein missmutiger Zeitgenosse

Ist’s ein Kampf gegen Monster? Ein Kampf gegen das Monster im Menschen? Oder ein Kampf gegen die Natur? Diese nicht allzu neuen Themen kleidet Xavier Gens in wunderbare Bilder der schroffen Insellandschaft – er drehte auf Lanzarote sowie im Inselstaat Island. Ihm helfen auch die bei uns noch unverbrauchten Gesichter von David Oakes („Die Borgias“) und Ray Stevenson („Die Bestimmung – Allegiant“). Während Gruner den Kampf gegen die Kreaturen auf unerbittliche Weise führt, wird Friend von Zweifeln geplagt. Als weibliche Kreatur ist Aura Garrido („The Body – Die Leiche“) zu sehen, wenn auch nicht zu erkennen. Friend nennt sie Aneris, ein Anagramm von „Sirena“ (spanisch für Sirene).

Tagsüber hat der Leuchtturm seine Ruhe

„Cold Skin“ durchlief ab September 2017 einige Auftritte auf Genrefilm-Festivals, darunter im Januar 2018 die Fantasy Filmfest White Nights in diversen deutschen Städten. Nach einer einmaligen Platzierung in deutschen Kinos am 17. August veröffentlicht Tiberius Film Xavier Gens’ Regiearbeit nun auf Blu-ray und DVD. Die niedrige FSK-12-Altersfreigabe der ungeschnittenen Fassung ist angetan, manche Horrorfans abzuschrecken, aber Gens ging es nun mal nicht um harte Gewaltausbrüche wie in „Frontier(s)“. Wer Monsterfilmen verschiedener Schattierung mit naturalistischem Unterbau etwas abgewinnen kann, kann unbesorgt ins abweisende Insel-Szenario von „Cold Skin – Insel der Kreaturen“ abtauchen. Welche Horrofilme mit humanoiden Monstren könnt Ihr empfehlen?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Xavier Gens sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

Aneris – rätselhafte Kreatur aus dem Meer

Veröffentlichung: 4. Oktober 2018 als Blu-ray und DVD

Länge: 106 Min. (Blu-ray), 102 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Cold Skin
SP/F 2017
Regie: Xavier Gens
Drehbuch: Jesús Olmo, Eron Sheean, nach einem Roman von Albert Sánchez Piñol
Besetzung: David Oakes, Ray Stevenson, Aura Garrido
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, Wendecover
Label: Tiberius Film
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment

Copyright 2018 by Volker Schönenberger

Fotos, Packshot & Trailer: © 2018 Tiberius Film

 
 

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27 Antworten zu “Cold Skin – Insel der Kreaturen: Angriff der Amphibienwesen

  1. Kerstin

    2018/10/13 at 17:08

    Under the skin hat mich sehr beeindruckt.

     
  2. Andreas Wolf

    2018/10/13 at 15:43

    Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“

     
  3. Ralf

    2018/10/13 at 12:52

    Hmm, Zombies sind doch auch humanoide Monster, oder? Insofern nenne ich einfach mal ganz frech „Die Nacht der lebenden Toten“ – immer noch einer meiner absoluten Favoriten. 🙂

     
  4. Jan R

    2018/10/12 at 23:00

    Jeepers Creepers

     
  5. Ingo Maaßen

    2018/10/12 at 07:55

    „The Descent“ hat mich sehr gut unterhalten 😉

     
  6. Samara

    2018/10/07 at 08:03

    Mir hat The Descent und Jeepers Creepers, sowie Species jeweils die ersten Teile sehr gut gefallen und schau es mir auch immer wieder gerne an.

     
  7. Stevie Wonder

    2018/10/06 at 14:47

    Marebito ist sehr zu empfehlen oder muss das „Monster“ irgendwie ein Hybrid, stark deformiert oder ähnliches sein?

     
  8. MiRu

    2018/10/06 at 08:51

    Also da brauche ich nicht lange zu überlegen. Ganz klar The Void und The Shape of Water, wenn man an die neueren Vertreter des Genres denkt.
    Werfen wir einen Blick in die Geschichte des humanoiden Monsterfilmes würde ich Slither oder (noch älter) From Beyond ganz weit vorne sehen ☺️

     
  9. Sascha Grunert

    2018/10/06 at 04:55

    Splice
    The Decent

     
  10. Mike Pusch

    2018/10/05 at 21:34

    Shape of Water fand ich toll und The Void . Die sind ja noch ziemlich aktuell und haben mich überrascht .

     
  11. Dirk B.

    2018/10/05 at 20:35

    Dagon und der erste Jeepers Creepers.

     
  12. Frank Hillemann

    2018/10/05 at 18:03

    Die Fliege von Cronenberg , Species ( aber nur der erste ) und eben so nur der erste “ The Descent“.

     
  13. Alexandra Deppe

    2018/10/05 at 16:22

    Die meisten sind ja schon genannt worden, wie Die Fliege, Splice und Species. Aber ich finde man kann auch Pandorum und The Descent dazuzählen, welche zu meinen Lieblingsfilmen zählen

     
  14. Jansen

    2018/10/05 at 13:52

    Ich kann jedem der auf humanoide Mostren steht folgende Streifen ans Herz legen.

    Hämoglobin (mit Rutgar Hauer)
    Die Fliege 1und2
    The Resurrected
    Dagon
    From Beyond
    Re-Animator
    The Descent
    Humanoids from the Deep
    ach ja und natürlich

    Die X-Men 😉

     
  15. Diana Köppen

    2018/10/05 at 12:49

    Das Ding aus dem Sumpf,lang ist es her als ich den das erste mal geschaut habe 😉

     
  16. Chris

    2018/10/05 at 09:28

    Der Klassiker — Die Fliege — Fand ich ganz schön gruselig

     
  17. Sven Plog

    2018/10/05 at 08:16

    Ich finde ja die Pseudo Lovecraft Werke super.
    Lurking Fear oder Hemoglobin fallen da spontan ein.
    Leider recht unbekannt ist Don‘t be afraid of the Dark. Gut besetzt und bis auf Kleinigkeiten stimmig

     
  18. Andreas H.

    2018/10/05 at 08:09

    Sicherlich die Frankensteinfilme und wie auch schon in einem anderen Kommentar erwähnt, der Kiemenmensch aus „Der Schrecken vom Amazonas“. Vielleicht auch so etwas wie „Lifeforce“.

     
  19. Melanie Wehrmann

    2018/10/05 at 08:04

    Da fällt mir als erstes ein schöner Klassiker aus den 80ern ein: Das Ding aus einer anderen Welt.
    Wobei ich zugeben muss das ich die neue Version davon noch nicht gesehen habe.
    Und ein weiterer Klassiker: Das Grauen aus der Tiefe

     
  20. Dirk Busch

    2018/10/05 at 07:18

    Viele wurden ja schon genannt wie : Splice…The Descent…Species,oder die alten S/W Schinken.Gut gefallen hat mir aber auch Among the Living.

     
  21. TomHorn

    2018/10/05 at 07:14

    Hm, Monstren mit menschlichen Gefühlen? Nach Frankenstein wäre da natürlich King Kong der Klassiker. Allgemein fällt mir heute morgen nicht viel ein, wenn ich Monster mit menschlichen Manierismen schaue, die in der Masse auftauchen, denke ich noch an die Gremlins, die Critters und die Schaben aus „Terra Formars“ (hier allerdings mehr an die Anime-Serie als an Miikes Film).

     
    • V. Beautifulmountain

      2018/10/05 at 10:27

      Mit humanoiden Monstern meinte ich natürlich nicht zwangsläufig Monster mit menschlichen Manierismen, sondern solche mit menschenähnlicher Gestalt. Deine Antwort bringt dich aber selbstverständlich in den Lostopf.

       
  22. Sebastian Graf

    2018/10/05 at 06:56

    Spontan fällt mir „The Descent“ ein. Den finde ich noch immer herausragend!

     
  23. Rico Lemberger

    2018/10/05 at 06:26

    In der Kategorie find ich die Species-Serie ganz gut. Insbesondere den ersten Teil.

     
  24. ONMA

    2018/09/30 at 14:32

    Schöner Film über den Angriff der Amphibie und danke, dass du die Hintergrundgeschichte dieses Films erzählt hast, damit wir die Informationen darüber haben.

     
  25. Daniel G.

    2018/09/26 at 08:30

    Splice – Das Genexperiment hat mir ziemlich gut gefallen..

     
  26. Michael Behr

    2018/09/26 at 06:24

    Na, bei der Beantwortung dieser Frage lohnt es sich doch mal wirklich, in die vermeintliche Mottenkiste zu schauen. Zuerst fällt einem da vielleicht der 1931er „Frankenstein“ nebst seinem (ersten) Nachfolger „Bride of Frankenstein“ ein. Und von da geht die Spur dann über die Zwischenstationen Mumie und Werwolf nahtlos bis in die 50er-Jahre und zu „Der Schrecken vom Amazonas“ oder dem ursprünglichen „The Thing“.

    Als Godzilla-Fan könnte ich jetzt noch einige (mehr oder weniger alberne) Kombattanten aus den entsprechenden Filmen nennen (Gigan und Megalon, anyone?), aber das dehnt das Attribut „humanoid“ vielleicht ein wenig zu weit.

     

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