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REDCON-1 – Army of the Dead: Zombies hinterm Lenkrad

30 Jun

REDCON-1

Von Volker Schönenberger

Horror-Action // Schon wieder so ein vollmundiger Spruch auf dem Cover, der hohe Erwartungen wecken soll: Eine blutige, krasse Mischung aus THE RAID und 28 WEEKS LATER wird das englische „Starburst Magazine“ zitiert. Immerhin bestätigt ein Blick auf die Rezension die Korrektheit des Zitats. Wir haben also rasante Zombie- (wahlweise Infizierten-)Action zu erwarten. Natürlich lässt sich der Kenner von der Erwähnung solcher Referenzen nicht ins Bockshorn jagen, aber vielleicht hat „REDCON-1 – Army of the Dead“ ja doch etwas mehr zu bieten als den üblichen Billigzombie-Horror?! Mit knapp zwei Stunden hat das Werk eine für niedrig budgetierte Streifen wie diesen überdurchschnittliche Länge. Beweist die Story einen Atem, der lang genug dafür ist? Hier sei bereits angeführt: Sie tut es über weite Strecken.

Er will sicher nur spielen

Der militärische Ausdruck REDCON steht für „Readiness Condition“, was einen Zustand der Einsatzbereitschaft von Kampfeinheiten bezeichnet. Schon die ersten Szenen des Films werfen uns mitten ins Getümmel der zusammenbrechenden Zivilisation. Drei Wochen zuvor war es im Londoner Gefängnis Wentwoth zu einem Aufstand gekommen. Beim Insassen James Rowan (Marc Baylis) wurde das Virus identifiziert, das zu Raserei und Blutrünstigkeit führt. Sein Zellengenosse Ivan Gavric (Douglas Russell) half Rowan beim Ausbruch aus dem Knast. Bei dessen Geisel Jennifer Stanton wurde das Virus ebenfalls diagnostiziert.

Holt den Arzt raus!

Der Gefängnisarzt Dr. Julian Raynes hatte offenbar geheime Experimente an den Insassen unternommen, die womöglich zu dem Ausbruch der Seuche geführt haben. Man hofft daher, bei ihm auch den Schlüssel zur Heilung zu finden. Major General Charles Smith (Euan Macnaughton) schickt daher eine militärische Spezialeinheit unter der Führung von Captain Marcus Stanton (Oris Erhuero) in die weiträumig abgesperrte Quarantänezone, um Raynes zu finden und ihn herauszuschaffen.

Die Houses of Parliament und Big Ben hat’s schwer erwischt

Der Plot verdeutlicht bereits: Einen Ausbund an Originalität haben wir hier nicht zu erwarten. Aber dann zeigt sich doch ein neues Element: Die infizierten Wüteriche – zumindest einige von ihnen – sind zu logischem Denken und Handeln fähig. Sie können Fahrzeuge wie Lkw und Panzer führen, Schusswaffen einsetzen und Menschen ohne Infektion gefangen nehmen. Ihre Intelligenz scheint mit der Zeit zu steigen. Das mag Zombie-Puristen sauer aufstoßen, bringt aber immerhin etwas Abwechslung ins Untoten-Allerlei. Es bleiben nicht die einzigen Überraschungen.

Drehorte in Schottland und England

Gedreht wurde in Schottland und England, darunter auch in einem stillgelegten schottischen Gefängnis und den berühmten Barrowlands (Gallowgate) in Glasgow. Die Action fällt überzeugend aus. Mit der im niedersächsischen Lüneburg geborenen Wrestlerin Katharina Leigh Waters, Akira Koieyama („Last Samurai“, „47 Ronin“), Mark Strange („R.E.D. 2 – Noch älter. Härter. Besser.“) und anderen sind Action- und Kampf-erprobte Akteure als Mitglieder der Spezialeinheit zu sehen. Executive Producer Carlos Gallardo war als Produzent an Robert Rodriguez’ aus „El Mariachi“ (1992), „Desperado“ (1995) und „Irgendwann in Mexiko“ (2003) bestehender Mexiko-Trilogie beteiligt, seine Erfahrung in puncto Action-Choreografien sieht man „REDCON-1 – Army of the Dead“ an. Sowohl Schießereien als auch Martial-Arts-Einlagen machen einiges her. Die Attacken heranstürmender Zombiehorden folgen üblichen Mustern, das haben wir auch schon schlechter gesehen. Gallardo hat ebenfalls eine Rolle als Mitglied des kleinen Trupps übernommen, der ins verseuchte Gebiet eindringt.

Die Einheit dringt in die verseuchte Zone vor

Über ein paar Logiklöcher sei der Mantel des Schweigens gedeckt, auch dieses Element findet sich in solchen Produktionen zwangsläufig. Nicht immer erscheint das Verhalten der Soldaten in der Konfrontation mit den Angreifern als der Weisheit letzter Schluss. Vielleicht wussten sie, dass das Drehbuch schon einen Ausweg parat hat, da kann man sich schon mal selbst in Bedrängnis bringen und umzingeln lassen. Aber ich will nicht spitzfindig sein. Wir bekommen handgemachte Make-up-Effekte, Kunstblut, praktische Tricks und CGI geboten, ansehnlich in Szene gesetzt. Als Komparsen für Zombie-Parts wurden auch Versehrte mit fehlenden Gliedmaßen rekrutiert. Die FSK-18-Freigabe der ungeschnittenen Version erscheint gerechtfertigt, Splatterfans kommen auf ihre Kosten. Wenn Captain Stanton während seiner Mission die kleine Alicia (Jasmine Mitchell) unter seine Fittiche nimmt, beginnt es sogar zu menscheln, was bis zum Finale anhält. Gelegentlich wechselt das Tempo, zumal sich der Plot in der zweiten Hälfte etwas ändert – das erklärt dann auch die knapp zwei Stunden. Erst im letzten Drittel überkam mich das Gefühl, dass eine kleine Straffung dem Spannungsbogen gutgetan hätte, aber grundsätzlich geht die Länge schon in Ordnung.

Aus Stanton wird Smith

Chee Keong Cheungs bisherige Regiearbeiten „Underground“ (2007) und „Bodyguard – A New Beginning“ (2008) liegen schon eine Weile zurück und sind mir nicht bekannt. Er drehte ab 2014 über einen Zeitraum von mehreren Jahren, warum auch immer. Womöglich musste immer wieder Budget zusammengekratzt werden. Für die deutsche Synchronisation wurden offenbar einige Namen geändert, was ich – da ich vornehmlich englische Original-Tonspuren schaue – nur zufällig bemerkte, als Captain Stanton in einer Szene in den deutschen Untertiteln den Namen Captain Smith verpasst bekam. Kurzes Zurückskippen und Wechsel zur deutschen Synchronisation brachte die Erkenntnis, dass es sich mitnichten um einen Fehler des Untertitel-Schreibers handelt, sondern Stanton dort tatsächlich Smith heißt. Verstehen muss ich das nicht. Ohnehin schade, dass die Blu-ray und DVD von OFDb Filmworks keine englischen Untertitel enthalten, das Feature hat sich in Deutschland leider noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Auch Extras sind außer dem deutschen und dem englischen Trailer nicht zu finden, bei diesem Film meines Erachtens verschmerzbar.

Kommt eine Fortsetzung?

„REDCON-1 – Army of the Dead“ wird nicht zu den großen Klassikern des Zombiegenres aufschließen, hat aber das Zeug zum kleinen Fanliebling. Die Facebook-Seite des Films fragte im März 2019 bereits nach Anregungen für ein Sequel. Ob das nur ein Gag war oder eine Fortsetzung im Bereich des Möglichen liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Es gäbe Schlimmeres. Natürlich erreicht „REDCON-1 – Army of the Dead“ nicht die Qualität von „28 Weeks Later“, geschweige denn von Danny Boyles „28 Days Later“. Der Vergleich mit „The Raid“ hinkt ohnehin, auch wenn es hier ebenfalls eine Mischung aus Baller-Action und Martial Arts zu sehen gibt. Ich war dennoch positiv überrascht, und das gelingt vielen neuen Zombiefilmen aus dem B-Sektor nicht. „REDCON-1 – Army of the Dead“ will gar nicht mehr sein als Zombie-Action, und das ist gut so.

Nach guten Zombiefilmen zu fragen, erscheint nicht erforderlich, wir kennen die Genreklassiker. Begeben wir uns also ans andere Ende des Bewertungsspektrums: Von welchen Infizierten- oder Zombiefilmen ratet Ihr dringend ab? Welche sind so mies, dass sie auch mit viel Bier und bewusst als Trash geschaut kaum zu ertragen sind?

Dr. Raynes (r.) ist gefunden

Veröffentlichung: 27. Juni 2019 als Blu-ray und DVD

Länge: 118 Min. (Blu-ray), 113 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Redcon-1
GB 2018
Regie: Chee Keong Cheung
Drehbuch: Chee Keong Cheung, Steve Horvath, Mark Strange
Besetzung: Oris Erhuero, Carlos Gallardo, Mark Strange, Katharina Leigh Waters, Martyn Ford, Joshua Dickinson, Michael Sheehan, Euan Macnaughton, Akira Koieyama, Douglas Russell, Marc Baylis, Jasmine Mitchell
Zusatzmaterial: Originaltrailer, deutscher Trailer, O-Card (Vertikalschuber), Wendecover
Label: OFDb Filmworks
Vertrieb: Koch Films

Copyright 2019 by Volker Schönenberger
Szenenfotos: © 2019 OFDb Filmworks

 
 

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24 Antworten zu “REDCON-1 – Army of the Dead: Zombies hinterm Lenkrad

  1. Ingo Maaßen

    2019/10/05 at 11:45

    Da schließe ich mich Birgit an: „Abraham Lincoln vs. Zombies“ – der war echt mies!!!

     
  2. Birgit

    2019/08/23 at 08:25

    „Abraham Lincoln vs. Zombies“ und „Cabaret der Zombies“ sind für mich die absoluten Tiefpunkte dieses Genres

     
  3. Klaus

    2019/08/21 at 09:56

    „House of the Dead“ von Uwe Boll (2003) sowie „Zombie Nation“ von Ulli Lommel (2004) fallen mir da spontan ein – beide furchtbarer Murks.

     
  4. Jens

    2019/08/19 at 07:15

    Also World War Z war für mich so der absolute Tiefpunkt…

     
  5. Lilly

    2019/08/19 at 06:45

    Ich mag Trash, verdammt!
    World War Z fand ich unerträglich mies, selbst mit einem ganzen Kasten Bier und diversen Kräutern, geht gar nicht, bäh!

     
  6. Jörn

    2019/08/18 at 22:14

    Childrens of the dead ist Richtig Trash Müll sollte man meiden 😅

     
  7. Dominic Götz

    2019/08/18 at 19:36

    Warm Bodies – ganz furchtbarer Film. Zwar kein Trash aber das hat für mich persönlich mit Zombiefilm im klassischen Sinne nichtsmehr zu tun…

     
  8. Michael Behr

    2019/08/18 at 14:54

    „Zombie King and the Legion of Doom“. Da habe ich mich dann doch (endlich) mal gefragt, ob ich für den Scheiß nicht doch langsam zu alt werde …

     
  9. Matthias Klug

    2019/08/18 at 11:04

    – The girl with all the gift ( 2017 )
    Einer der schlechtesten Zombiefilme die ich bis dato gesehen habe. Es fängt schon mit der Kameraführung an, die mit der Zeit so nervig ist, dass ich den Film c.a mittig ausschalten musste.
    Plumpe Story und ziemlich langweilig, bis auf paar gorige Momente, die ganz ansehnlich waren.
    Den Film kann ich nicht empfehlen, da gibt es definitiv bessere Zombiefilme.
    Ist aber nur meine persönliche Meinung.
    LG Matthias

     
  10. Thomas Oeller

    2019/08/17 at 22:14

    bei SchleFaZ mal gesehen und absolut schrecklich „Die schwarzen Zombies von Sugar Hill“

     
  11. darthoedel

    2019/08/17 at 10:00

    Was ich bisher in dem Genre gesehen habe, konnte mich auch (mit der ausreichenden Menge Alkohol) unterhalten.

     
  12. DirkB

    2019/08/16 at 21:51

    Battle of the Damned mit Dolph Lundgren fand ich schlimm, Zombie Shooter dafür recht unterhaltsam…

     
    • Michael

      2019/08/17 at 06:52

      Portait of a Zombie – Der war nur schwer zu ertragen.

       
  13. Adrian Lübke

    2019/08/16 at 21:09

    „Day of the Dead: Bloodline“ mit dem Stalker-Zombie finde ich persönlich sehr schlecht.
    Und „Patient Zero“ konnte nicht mal von Matt „Doctor Who“ Smith gerettet werden.

     
  14. Claudia

    2019/08/16 at 15:19

    Zombie King and the legion of doom

     
  15. Dirk Busch

    2019/08/16 at 11:04

    So auf Anhieb fällt mir das Zombie Night ein.Ich kenn da noch ein paar mehr,aber die hab ich erfolgreich verdrängt. 🙂

     
  16. Samara

    2019/08/16 at 10:37

    Da mir spontan kein passender Film Name eingefallen ist, da meine Zombie Filme zu Hause eher zu den gut gemachten zählen, hab ich mir die Mühe gemacht um im Netz mir mal einige Trailer anzusehen… Also was ich selbst mit allem Alkohol der Welt nicht durch stehen würde, wäre der Film aus dem Jahr 1968 Astro Zombies – Roboter des Grauens…

     
  17. Christoph Leo

    2019/08/16 at 09:57

    Vielleicht ein komisches Beispiel, aber irgendwie doch ein Zombiefilm, I am Legend mit Will Smith. Fürchterliche CGI. Die erste Filmhälfte ist ganz gut, wird aber du die zweite Hälfte mit völlig deplatzierten religiösen Einflüssen zerstört.

     
  18. Rico Lemberger

    2019/08/16 at 08:05

    Ich fand ja HOUSE OF THE DEAD unterirdisch. Sorry. Soll ja auch eingefleischte Fans dieses Werkes geben.

     
  19. Sven Plog

    2019/08/16 at 07:31

    Das Day of the Dead Remake mit Ving Rhames ist tatsächlich unterirdisch:(

     
  20. Lexi

    2019/08/16 at 06:56

    Da würden mir auf Anhieb „Osombie“ und „Zombie World War“einfallen. Die waren mir zu blöde

     
  21. Rainer

    2019/06/30 at 18:49

    „War of the Living Dead“ liegt basiert zwar auf einer guten Idee, ist ansondten aber so billig und schlecht, dass es schon schmerzt.
    Ähnlich verhält es sich mit „Zombie Massacre“, welcher aussieht, als wäre er sehr schnell auf einer Baustelle gedreht worden. ^^

     

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