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African Kung-Fu Nazis – Adolf und die Ghan-Arier

17 Nov

African Kung-Fu Nazis

Von Volker Schönenberger

Actionkomödie // Vor uns liegt Deutschland. In uns marschiert Ghana. Diese markigen Worte von Adolf Hitler (Sebastian Stein) im Prolog von „African Kung-Fu Nazis“ weisen den Weg: Dass der Führer und Reichskanzler gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Selbstmord begangen hat und der japanische Premierminister Tōjō Hideki (Yoshito Akimoto) 1948 zum Tode verurteilt und hingerichtet worden ist, ist nur die Version, die uns in den Geschichtsbüchern weisgemacht wird. Tatsächlich sind die beiden Kriegsverbrecher in einem U-Boot nach Ghana geflohen, wo sie sich bis zum heutigen Tage aufhalten. Auch Hitlers treuer Gefährte Horse-Man Göring (Marsuel Hoppe) ist mit von der Partie. Dank intensiven Karatetrainings und der guten arischen Gene konnten die Altnazis ihren Alterungsprozess aufhalten, was auch für Ehren-Arier Tōjō gilt. Im Exil formen die Größenwahnsinnigen die neue Achse Deutschland-Japan-Ghana und stellen eine neue Armee auf: die Ghan-Arier. Dieses Mal ohne Italien. Dazu muss wohl nichts weiter gesagt werden.

Ein Pärchen wie Hans und Klärchen: Horst und seine Eva

Mit Beginn der Haupthandlung lernen wir Horst (Elisha Okyere) kennen, einen gut gelaunten Ghanaer, der sich in einer liebevollen Beziehung mit seiner Freundin Eva (Nkechi Chinedu) befindet. Horst trainiert in der Kung-Fu-Schule seines Meisters Schlangenschlauch (Andrew Ntul Mensah). Die ist Hitler ein Dorn im Auge, weshalb er sie überfallen lässt. Derweil verschleppt Tōjō Hideki Horsts Liebste. Bei einem von Hitler veranstalteten Martial-Arts-Turnier will Horst antreten und Eva retten. Vorher muss er aber seine Kampfkunst-Fertigkeiten vervollkommnen.

Handelt es sich etwa um einen Trashfilm?

Beim Titel „African Kung-Fu Nazis“ kann einen ein wenig der Verdacht beschleichen, es mit einem Trashfilm zu tun zu haben. Dieser Verdacht bestätigt sich nach geraumer Zeit – genauer: unmittelbar zu Beginn. Das Bild erinnert an Daily Soaps, die Story ist so hanebüchen wie der Titel und die Dialoge sind arg gewöhnungsbedürftig, weil sich diverse der Figuren in verschiedenen deutschen Dialekten artikulieren. Hier erklingt ein breites Bayerisch, dort wird geschwäbelt, und auch ein kerniges norddeutsches Mien Jung bekommen wir zu hören. Trash-Fans sind einiges gewohnt und hart im Nehmen, aber diese Dialoge sind schon angetan, einem die Schuhe auszuziehen. Budder bei die Fische! Damit muss man umgehen können, es erinnert an vergleichbare Synchronisationen einiger Martial-Arts-Klamaukfilme aus Hongkong und China in den 1970ern und mag auch eine bewusste Reminiszenz sein.

Die Kung-Fu-Schule von Schlangenschlauch …

Am professionellsten wirken die Martial-Arts-Einlagen, die tatsächlich vergleichsweise ansehnlich geraten sind. Hier stört lediglich das billige CGI-Blut. Selbst die aus „Karate Kid“ bekannte „Kranich“-Stellung kommt kurz zur Geltung. Tōjō Hideki wiederum hat eine Superkraft entwickelt – wenn seine Faust gülden zu leuchten beginnt, hat sie offenbar besondere Schlagkraft.

Von Oberbayern über Tokio nach Ghana

Im Booklet des Mediabooks wird der aus Oberbayern stammende Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Stein zitiert: Irgendein besoffener Idiot aus einem Dorf in Bayern hat irgendwann einmal einen Film in Ghana zusammen mit seinem japanischen Kumpel gedreht, mit dem Titel „African Kung-Fu Nazis“. Wenn das möglich ist, ist alles möglich. Stein, der jahrelang in Tokio gelebt hat, drehte tatsächlich in Ghana und rekrutierte weitgehend örtliches Personal für Cast und Crew. Die Regie teilte er sich mit dem Ghanaer Samuel K. „Ninja“ Nkansah, auch die Produktion übernahm mit Akante Daniel ein Ortsansässiger. Insofern ein löbliches Projekt, bei dem nicht nur auf billige lokale Infrastruktur gesetzt wurde, sondern der westliche Filmemacher seine örtlichen Mitstreiter offenbar auf Augenhöhe respektierte. Das macht das Ganze sehr sympathisch und lässt sogar über das dreiste Product Placement eines ghanaischen Kräuterlikörs schmunzeln.

… wird von Hitlers Schergen überfallen

Der Regisseur hat sich selbst die Rolle Adolf Hitlers gegeben. Verständlich, wer würde das nicht tun? Die Geschichte folgt keinerlei Logik. Was der GröFaZ mit dem Martial-Arts-Wettstreit bezweckt, bleibt ebenso im Dunkeln wie die Tatsache, dass sich die verschleppte Freundin von Horst unvermittelt als Eva Braungebrannt (sic!) an Hitlers Seite wiederfindet. Okay, geschenkt, sie steht unter dem bösen Einfluss von Hitlers Blutfahne, die schon zahlreichen Ghanaern weißgetünchte Gesichter verpasst und sie zu willigen Soldaten der Ghan-Arier-Armee gemacht hat. Diese weißen Fratzen stellen eine schöne Umkehrung des Blackfacing dar, einer üblen rassistischen Maskerade im 18. und 19. Jahrhundert, bei der sich weiße Theaterdarsteller in den USA die Gesichter dunkel schminkten, um Schwarze darzustellen. Da verzeiht man auch den einen oder anderen missratenen Gag, etwa wenn Tōjō Hideki Eva und eine Begleiterin in einen dunklen Gang zerrt und ihnen dort sein überraschend stattliches Gemächt präsentiert; dabei haben Asiaten doch angeblich einen so kleinen Penis, dass man ihn gar nicht spüre, weshalb eine Vergewaltigung auch nicht so schlimm sei. Recht nachlässig inszeniert wurde leider Horsts Trainingsphase im Dschungel. Wenn man schon eine solche Hommage an Filme wie „Karate Kid“ einbaut, sollte das etwas liebevoller geschehen.

Hollywood oder Ghana?

Obwohl kein ausgewiesener Trash-Fan, habe ich im Lauf der Zeit doch viele Streifen aus diesem Filmsektor geschaut. Dennoch kam mir „African Kung-Fu Nazis“ im Vergleich zu anderen recht fremdartig und eigenständig vor, Hinweis darauf, dass Stein bewusst die Eigentümlichkeiten des ghanaischen Filmemachens zugelassen hat. Insofern kann ich das Werk trotz diverser Mängel allen an Trash interessierten Filmguckern sehr ans Herz legen. Klar, hier muss man weit über den Tellerrand hinwegschauen, und wer ansonsten hauptsächlich Hollywood-Blockbuster schaut, wird sich verstört abwenden. Aber das tun Otto-Normalverbraucher-Filmgucker ja auch bei herkömmlichen Trashfilmen. „African Kung-Fu Nazis“ ist alles andere als herkömmlich. Und mal unter uns: Wenn Nazis durch den Kakao gezogen werden, hat das Bonuspunkte verdient, nicht wahr?

Adolf Hitler hat zum großen Turnier gerufen – gekämpft wird bis zum Tod

Bemerkenswert, dass ein solches Werk sogar ein Mediabook verpasst bekommt, da beweist die Busch Media Group Mut. Aber es lohnt sich! Auf der Bonus-Blu-ray befindet sich die spielfilmlange Doku „African Kung-Fu Nazis – The Doc“, die einen hochinteressanten Einblick in die mehrjährige Entstehung des Films bietet. Unbedingt anschauen! Das rechtfertigt den gegenüber der herkömmlichen Verpackung höheren Preis des Mediabooks allemal! Es sieht obendrein schmuck aus und enthält ein Booklet mit einem Text von Nando Rohner, einem bewährten Autor und Filmkenner, der Wissenswertes über die Kombination Martial Arts und Humor im Kino beisteuert und auch über die Produktion des Films in Ghana schreibt. „African Kung-Fu Nazis“ – ein Film, den man erst mal drehen muss, weshalb er es auch verdient hat, geschaut zu werden. Welche Filme könnt Ihr empfehlen, in denen man Adolf Hitler komödiantisch beizukommen versuchte?

An der Seite des Führers: Eva Braungebrannt

Veröffentlichung: 6. November 2020 als 2-Disc Limited Collector’s Edition (Blu-ray & DVD) und DVD

Länge: 84 Min. (Blu-ray), 80 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Japanisch
Originaltitel: African Kung-Fu Nazis
JAP/GHA/D 2020
Regie: Samuel K. „Ninja“ Nkansah, Sebastian Stein
Drehbuch: Sebastian Stein
Besetzung: Sebastian Stein, Yoshito Akimoto, Nkechi Chinedu, Marsuel Hoppe, Elisha Okyere
Zusatzmaterial: Grußbotschaften von Cast & Crew, Blooper, Trailer, Trailershow, nur Mediabook: „African Kung-Fu Nazis – The Doc“ (102 Min., Englisch mit deutschen Untertiteln), entfernte Szenen, 16-seitiges Booklet
Label: Busch Media Group
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Szenenfotos: © 2020 Busch Media Group

 
 

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40 Antworten zu “African Kung-Fu Nazis – Adolf und die Ghan-Arier

  1. Jürgen Winterstein

    2021/01/31 at 14:45

    „Der große Diktator“.Danach kommt lange Zeit nichts.

     
  2. Thomas Oeller

    2021/01/30 at 19:51

    Ich kenne da nur hier bereits genannte Filme: Der große Diktator , Er ist wieder da , Der Wixxer

     
  3. Frank Hillemann

    2021/01/30 at 15:21

    “ Der Wixxer“, “ Der große Diktator “ “ Inglorious Basterds „

     
  4. Jan R

    2021/01/27 at 15:06

    Der große Diktator – besser geht es kaum!

     
  5. Seppel

    2021/01/27 at 07:49

    Fist of Jesus! 🤣

     
  6. Fabi

    2021/01/26 at 13:05

    „Sein oder Nichtsein“ ist ganz große Klasse!

     
  7. Steffen

    2021/01/26 at 12:30

    Da fallen mir gleich drei ein: „Er ist wieder da“, „Iron Sky 2“ und „Der Wixxer“.

     
  8. Christoph 21 Wolf

    2021/01/25 at 08:09

    Der große Diktator (Charlie Chaplin, 1940) Unangefochten auf Platz 1 der Liste. Chaplin war ein Genie.
    Frühling für Hitler (Mel Brooks, 1968) Hitler kommt persönlich gar nicht vor, der Film aber ist großartig.
    Schtonk! (Helmut Dietl , 1992) Auch hier, wie in Brooks‘ Film, sind es eher die, die mit Nazis Geschäfte machen, die parodiert werden, als die Nazis selbst.
    Kung Fury (David Sandberg, 2015) Kurz, total beknackt und ein Geniestreich des Wahnsinns. Laserraptoren, Thor, Hitler und TriceraCop. Unfassbar!
    Jojo Rabbit (Taika Waititi, 2019) Warmherzig, zum Brüllen komisch und dann wieder tieftraurig. Und mit einem Hitler, der Einhornkopf isst.

     
  9. Nico Kreisz

    2021/01/24 at 20:43

    Er ist wieder da! 😉 oder Jojo Rabbit 👍🏻

     
  10. Michael Behr

    2021/01/24 at 14:39

    Ich hab jetzt lange nachgedacht, ob mir noch was originelleres einfällt, aber am Ende bleibt es bei „Der große Diktator“ – nicht zuletzt durch den gesamten zeitlichen Kontext, in dem dieser Film auch entstanden ist. Und wo hier „Iron Sky“ genannt wurde, finde ich die Art und Weise, in welcher Chaplins Film dort aufgegriffen wurde, auch großartig!

    Um die Trash-Ecke noch zu vervollständigen: „Nikos the Impaler“ wurde, glaube ich, noch nicht genannt …

     
  11. Christoph Leo

    2021/01/24 at 11:02

    JoJo Rabbit. Insgesamt hat mit der Film auch sehr gut gefallen.

     
  12. Daniel Hauska

    2021/01/23 at 22:06

    Ganz klar: „Der Wixxer“.😉🤣👍🏼🍀🍀🍀

     
  13. Jens

    2021/01/23 at 13:39

    Iron Sky 🙂

     
  14. Georg

    2021/01/23 at 13:13

    Der Wixxer und Neues vom Wixxer

     
  15. Christian

    2021/01/23 at 00:42

    Der Diktator!!…. viel Glück allen!! 🍀

     
  16. Eric S.

    2021/01/22 at 20:48

    Jojo Rabbit und natürlich bei den Inglourious Basterds

     
  17. Björn Kramer

    2021/01/22 at 20:08

    er ist wieder da

     
  18. Sascha Klein

    2021/01/22 at 16:07

    Da gibt’s ja jede Menge: Der große Diktator klar, Nazi Sky, der einzige Asylum Film den ich echt mal gut und witzig fand, Little Nicky – Satan Junior (Ananas Höllenszene), Rat Race – Der nackte Wahnsinn (Barbie Museum, Hitlers Auto, Veteranentreffen, mit die lustigste Szene im Film) die Wixxer Filme und und und.

     
    • Ni Mi

      2021/01/22 at 17:24

      Er ist wieder da und Jojo rabbit

       
  19. Hendrik

    2021/01/22 at 12:06

    Für mich eindeutig der große Diktator.

     
  20. krom

    2021/01/22 at 11:14

    nazi sky – mecha hitler!

     
    • Imke

      2021/01/24 at 20:49

      Little Nicky und Er ist wieder da

       
  21. Dirk Busch

    2021/01/22 at 11:01

    Der Film könnte glatt was für mich sein.Ansonsten liegt bei mir „Der große Diktator“ ganz weit vorn…auch fand ich „Kung Fury“ einfach nur geil,obwohl das ganze nicht speziell auf Hitler ausgerichtet ist.

     
  22. Rico Lemberger

    2021/01/22 at 11:00

    Er ist wieder da, Der Diktator und (wenn auch weit hergeholt) Indiana Jones (insbesondere in der Szene mit der Bücherverbrennung).

     
  23. Thomas Weckerle

    2021/01/22 at 10:40

    Inglourious Basterds, Der große Diktator, Jojo Rabbit

     
  24. Mitch

    2021/01/22 at 10:27

    Iron Sky 2 und .Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

     
  25. Lilly

    2021/01/22 at 10:12

    Jo Jo Rabbit fand ich toll
    Und natürlich der große Diktator
    Iron sky ist auch einer meiner Favoriten, obwohl Hitler selbst nicht auftaucht..

     
  26. Philip

    2021/01/22 at 10:05

    Zählt „Der Untergang“? 🙂 Ansonsten „Er ist wieder da“, absolut genial.

     
  27. Eva

    2021/01/22 at 09:35

    Er ist wieder da

     
    • Jens Albers

      2021/01/22 at 10:42

      Na da muss ich doch sofort „Sein oder nicht sein“, „Frühling für Hitler (1942)“ und auf jedenfall auch den Kurzfilm „Kung Fury“ empfehlen.

       
  28. matzematiker

    2021/01/22 at 08:18

    Mir fällt sofort „Jojo Rabbit“ ein, der großartig war! Klar muss ich auch als Helge-Fan an „Mein Führer“ denken, aber von dem war ich leider etwas enttäuscht…

     
  29. Bernd Rohe

    2021/01/22 at 07:54

    Charlie Chaplin – Der Diktator.

     
  30. Robert

    2021/01/22 at 07:40

    Der grosse Diktator, er ist wieder da, der wixxer (butler hatler)

     
  31. Frank Warnking

    2021/01/22 at 07:13

    Jojo Rabbit 🙂

     
  32. darthoedel

    2021/01/22 at 06:12

    „Er ist wieder da“ fand ich ganz gut.

     
  33. Oliver Danker

    2021/01/22 at 05:54

    Jojo Rabbit

     
  34. TakaTukaLand

    2020/11/18 at 01:02

    Die beste (nicht nur komödiantische) Hitler-Darstellung ist eindeutig in Christoph Schlingensiefs „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“ (1989) zu finden, dargestellt vom großartigen Udo Kier. Auch so eine ganz spezielle Art von Trash ^^

     
  35. Otto

    2020/11/17 at 08:13

    Diese „Otto-Normalverbraucher“ – Floskel prangere ich an!

     

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