The Dark Area
Von Marco Kraus
Horror // Was benötigt der deutsche Amateurfilmer, wenn er keine Kohle hat, sich in der Horrorszene aber unbedingt einen Namen machen möchte? Richtig: eine Videokamera, einen Wald irgendwo in seiner Heimatregion, ein paar Freunde, deren schauspielerisches Talent irgendwo zwischen „GZSZ“ und Mutter Beimer aus der „Lindenstraße“ liegt (ich bitte Mutter Beimer für diesen boshaften Vergleich hier ausdrücklich um Entschuldigung) und eine Flasche Schnaps. Fertig ist „The Dark Area“, der Kassenschlager aus deutschen Landen. Die Pulle Hochprozentiges sei auch dem Konsumenten dieses in Vergessenheit geratenen „Kunstwerks“ empfohlen), denn sonst überlebt man die Laufzeit nur schwer, ohne auf die Idee zu kommen, sich lieber die Schlager-Hitparade im Radio anzuhören. Vergesst „The Blair Witch Project“ (1999), hier kommt die Antwort darauf aus Deutschland!
Schlangenexpedition in den Wäldern von Moers
Nicht alles an dem Film ist schlecht. Nein. Selbst ich muss gestehen, dass mich der Soundtrack begeistert hat. Dieser ließ bei mir die Hoffnung aufkeimen, dass ich hier mindestens so gut unterhalten werde wie bei „Star Wars“ oder „Terminator“. Dann folgt der ihn stylischem Schwarz-Weiß gehaltene Prolog, untermalt vom sich ins Brachiale steigernden Soundtrack, was künstlerisch durchaus seinen Reiz hat (wenn man nicht weiß, was einen noch erwartet).
„The Dark Area“ beginnt mit einem Verhör: Tobias (Drehbuchautor Tobias Ibel), einer unserer verwegenen Helden, sitzt einem Polizisten gegenüber (der erinnert jedoch mehr an einen Versicherungs- oder Staubsauger-Vertreter). Nach etwa einminütigem Schweigen beider erwähnt der Vertr…, Verzeihung: Polizist, man habe Videobänder gefunden, und legt die erste Kassette ein. Es folgt die Einführung der Protagonisten Andre (Andre Horsten), Oliver (Regisseur Oliver Hummell), Stefan (Stefan Lammert) und Tobias sowie der Protagonistin Jasmin (Jasmin Hänsgen). Die fünf machen sich für ein Schulprojekt zu einer Schlangenexpedition auf – und wir, welch Freude, dürfen sie begleiten.
Die gefährlichen Wälder befinden sich in Moers. Ortskundige fragen sich jetzt, welche interessanten Arten von Schlangen da wohl zu finden sind, wenn nicht ein überforderter Reptilienbesitzer sie durch ein Klo in die Kanalisation gespült hat. Aber es hilft ja nichts, sie wollen es so, also hinein ins Abenteuer, ausgestattet mit all den Utensilien, die eine solche Expeditionen nun mal erfordert (Rum, Taschenlampe, Akkus für die Kamera und – jetzt kommt’s – ein Buch, das sich „Dschungelapotheke“ nennt). Ich muss kurz noch mal googlen, wo Moers genau liegt.
Es dauert auch nicht lange bis sie auf Oberförster Pudlich (Rolf Roentgen) treffen, der ihnen zur Umkehr rät, denn: Es ist zu viel passiert.. Auf Nachfrage antwortet er nur: Du willst das gar nicht wissen. Verdammt, ich schon! Natürlich schlagen sie seine Warnungen in den Wind und das filmische Grauen setzt sich fort. Wer wird von der Expedition zurückkehren? Tipp: Siehe Prolog!
Dann lieber „GZSZ“ oder „Lindenstraße“
Um euch nicht die Freude an diesen höchst geistreichen Dialogen, hollywoodreifen Kamerafahrten und einer Story, die (Gott sei es gedankt) ihresgleichen sucht, zu nehmen und nicht zu spoilern, ende ich hier. Der Horror findet hier definitiv in Form der darstellerischen Leistung und der wohl geistlosesten Story statt, die ich je gesehen habe. Wenn ich an das Gesichtete zurückdenke, sträuben sich mir die Haare. Immerhin etwas. Wie mag die Idee zu dem Streifen entstanden sein? Vielleicht so: Lasst uns „The Blair Witch Project“ in „so schlecht wie möglich“ drehen! Es ist euch gelungen. Das war selbst mir als ausgewiesenem Underground-Sympathisant zu wenig. „The Dark Area“ ist 2005 als DVD erschienen, auch in einer „Special Redux Edition“. Worin die Unterschiede beider Fassungen liegen, will ich gar nicht wissen. Fazit: keins an dieser Stelle, ich muss das alles erst einmal verarbeiten – am besten mit einer Flasche Schnaps.
Veröffentlichung: 1. Juni 2005 als DVD, 22. April 2005 als Special Redux Edition DVD
Länge: 80 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Dark Area
D 2000
Regie: Oliver Hummell
Drehbuch: Tobias Ibel
Besetzung: Jasmin Hänsgen, Tobias Ibel, Andre Horsten, Stefan Lammert, Oliver Hummell, Georg Lammert, Rolf Roentgen
Zusatzmaterial: keine Angabe
Label/Vertrieb: KSM GmbH
Copyright 2021 by Marco Kraus
Packshots: © 2005 KSM GmbH