Le dernier voyage
Science-Fiction // Holla ho! Da erklingt im Vorspann des französischen SF-Endzeitdramas „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“ doch tatsächlich Kim Wildes Hit „Cambodia“. Ein schöner Auftakt, nachdem kurz zuvor schon das Bild des umgestürzten Eiffelturms die apokalyptische Atmosphäre vorgegeben hat.
Wir befinden uns in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschheit am Abgrund steht. Die Sonne und der Raubbau durch unsere Spezies haben der Erde die Ressourcen genommen. Ein irgendwann aus dem Nichts aufgetauchter roter Mond hat eine Weile Energienachschub in Form von sogenanntem „Lumina“ geliefert, sich aber plötzlich auf Kollisionskurs mit der Erde begeben. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, das Ende zu verhindern. Der Astronaut Paul W. R. (Hugo Becker) soll es richten, hat den Auftrag, in einer Rakete zum roten Mond aufzubrechen. Doch kurz vor dem Start hat er sich davongemacht. Pauls Vater Henri (Jean Reno) leitet die Weltraummission und setzt alles daran, seinen Sohn zu finden. Der ist in einer Rostlaube unterwegs in der Einöde und entkommt mehrfach seinen Häschern – nicht zuletzt dank des jungen Mädchens Elma (Lya Oussadit-Lessert), das sich ihm angeschlossen hat.
Endzeitliches Roadmovie
Die in Paris und Marokko gedrehte französische Produktion „Le dernier voyage“ besticht durch faszinierende Bilder, die sich auf Augenhöhe mit Hollywood befinden, dabei aber ihren eigenen, europäischen Charme entwickeln. Dazu gehören schöne Einfälle wie schwebende Autos, die schon bessere Tage gesehen haben. Pauls Rettungsmission gerät dabei eine ganze Weile aus dem Fokus. Wenn der widerwillige Held und seine junge Begleiterin scheinbar ziellos durch die Gegend juckeln, nimmt das Werk Roadmovie-Züge an. Dazu gesellt sich eine große Portion Familiendrama, da Pauls Bruder Eliott (Paul Hamy) an seiner Statt zum roten Mond aufgebrochen war, dort aber scheiterte, seltsam verändert zurückkehrte und sich in der Folge an die Fersen seines Bruders heftet. Erinnerungen an die Kindheit der beiden bremsen den Film im Mittelteil etwas aus, bevor der bedrohliche Himmelskörper in der letzten Viertelstunde wieder in den Fokus gerät. Diese ungewöhnliche Mischung befremdet eine Weile etwas, funktioniert insgesamt aber doch gut.
Nichts gegen Stars, aber ich mag auch mir unbekannte Gesichter, weil sie Frische bringen. Das gilt auch für „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“. Deren Hauptdarsteller Hugo Becker und Paul Hamy, die mir beide überhaupt nicht geläufig sind, was auch für die junge Hauptdarstellerin Lya Oussadit-Lessert gilt. Alle drei machen einen vorzüglichen Job. Das gilt natürlich auch für Jean Reno, der allerdings wenig Bildschirmzeit hat, womöglich eher aufgrund seines zugkräftigen Namens als wegen der Bedeutung der von ihm verkörperten Figur besetzt wurde. Aber ein nur wenig in Erscheinung tretender Jean Reno ist auch etwas wert.
Beim Sitges prämiert
Beim Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya 2020 wurde „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“ in der Sektion „Méliès d’Argent“ mit dem Preis als bester Langfilm prämiert. Verdienter Preis für den Drehbuchautor und Regisseur Romain Quirot, der damit sein Spielfilm-Regiedebüt ablieferte. Er lässt Fragen offen, was nicht allen gefallen wird – ich kann gut damit leben, wenn mir nicht alles bis ins Detail erklärt wird.
Bedauerlich, dass die 26 Minuten Interviews mit einigen an der Produktion beteiligten Personen im Bonusmaterials der Blu-ray und DVD von „Le dernier voyage“ weder mit deutscher Voice-over-Stimme noch mit deutschen Untertiteln versehen worden sind. So kommen nur des Französischen mächtige Käuferinnen und Käufer in den Genuss, zu verstehen, was dort gesagt wird. „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“ ist kein großes Epos, das verhindert allein schon die kompakte Dauer von knapp unter anderthalb Stunden. Wer endzeitlicher Science-Fiction etwas abgewinnen kann, müsste an dem Werk aber Gefallen finden. Überzeugend. Welche apokalyptischen Science-Fiction-Filme aus Europa könnt Ihr empfehlen?
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jean Reno haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 30. September 2021 als Blu-ray und DVD
Länge: 87 Min. (Blu-ray), 83 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Le dernier voyage
Internationaler Titel: The Last Journey
F 2020
Regie: Romain Quirot
Drehbuch: Romain Quirot
Besetzung: Hugo Becker, Jean Reno, Paul Hamy, Lya Oussadit-Lessert, Philippe Katerine, Bruno Lochet, Emilie Gavois-Kahn, Jean-Luc Couchard, Darius Garrivier, Jean-Baptiste Blanc, Sonia Okacha, Fran Bruneau, Dorcas Coppin
Zusatzmaterial: Interviews (26 Min.), deutscher Trailer
Label/Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH
Copyright 2021 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2021 EuroVideo Medien GmbH
Daniel Lüdemann-Johr
2021/12/05 at 10:05
„Children of Men“ als Meisterwerk
und „Hell“ als Deutsche Ausnahme
Thomas Oeller
2021/12/04 at 23:57
Da fällt mir nicht wirklich was Neues ein, höchstens „Interstellar“ als britische Co-Produktion. Die mir bekannten wurden alle schon genannt
Michael Behr
2021/12/03 at 21:39
Neues habe ich leider nicht beizutragen, aber ich schließe mich bei „Hell“ und „Day of the Triffids“ an.
Ronni Kurz
2021/12/03 at 07:17
Da fällt mir spontan „Hell“ ein. Ein deutscher Film.
Birgit
2021/12/01 at 22:34
„Melancholia“ von Lars von Trier von 2011, der gleich in den 4 europäischen Ländern Dänemark, Schweden, Frankreich und Deutschland produziert wurde, „The Last Days“ (Spanien/Frankreich 2013) und der schon ältere Film „Blumen des Schreckens“ (Großbritannien 1963)
Katja
2021/12/01 at 09:50
Hallo und vielen Dank für das schöne Gewinnspiel! Ich kann Metropolis und Children of Men empfehlen.
LG
Katja
Isebel
2021/11/30 at 09:39
Aus Europa ehrlich gesagt keinen, vielleicht auch nur, weil ich keinen kenne, aber „The Road“ mit Viggo Mortensen fand ich klasse (auch wenn’s kein SciFi ist)!
Ach doch! „What happened to Monday“ ist mega gut (bis auf den bescheuerten Schlussakkord mit dem Baby im künstlichen Uterus🥴)
Lexi
2021/11/30 at 09:32
Final Picture – Death is in the Air fällt mir da spontan ein. Eine deutsche Produktion aus dem Jahr 2013, die ziemlich eindrucksvoll zeigt was mit Deutschland passiert, wenn die Siegermächte einen Atomkrieg anfangen.
Wilfried
2021/11/29 at 12:36
28 Days later
Steffen
2021/11/29 at 06:34
„Anna und die Apokalypse“ fand ich sehr unterhaltsam. Aber auch mit „Cargo“ ist den Schweizern ein kleines Meisterwerk gelungen, wobei hier die Grenze zwischen Endzeitfilm und Science Fiction wohl etwas unscharf ist.
Melanie B
2021/11/28 at 16:19
28 Days later
Klaus
2021/11/28 at 16:16
Ich möchte an dieser Stelle unbedingt die Mini-Serie „8 Tage“ empfehlen. Die deutsche Produktion erzählt von einem bevorstehenden Asteroideneinschlag, der Europa unweigerlich verwüsten wird. Toll gespielt, spannend und überraschenderweise mal nicht mit einem guten Ende!
Rainer Pampuch
2021/11/28 at 14:29
Bis ans Ende der Welt
Es ist nicht leicht ein Gott zu sein
Death Watch – Der gekaufte Tod
Phase IV
Monsters
La Antena
Brazil
Moon
Das Arche Noah Prinzip
Moon 44
Cargo
Children of Men
Vortex
Avalon
Immortal
Technotise
Renaissance
Christoph Wolf
2021/11/29 at 09:35
„Es ist nicht leicht ein Gott zu sein“ war wirklich klasse. Leider viel zu unbekannt, der Film hätte mehr Ruhm verdient. Auch sonst sind da feine Filme in der Liste, besonders „Phase IV“, „Monsters“ und „Children of Men“ liebe ich sehr.
Andreas H.
2021/11/28 at 13:32
Da würde ich auch den schon erwähnten „Hell“ erwähnen. Der war wirklich nicht schlecht.
Matthias Kirsch
2021/11/28 at 06:19
28 Days later
Imke
2021/11/27 at 22:51
Europa hm.. da kenne ich nur Hell und Tides
Samara
2021/11/27 at 20:40
Ohje da kenn ich mich leider auch nicht so richtig mit aus, welche Filme aus Europa stammen… Sollten die Filme 28 Days Later und 28 Weeks Later gehen,welche schon genannt wurden, dann schließ ich mich ebenfalls diesen beiden Filmen mit an, denn die haben mir sehr gut gefallen gehabt…
SmileySmile77
2021/11/26 at 22:17
War „Zardoz“ nicht eine britische Produktion?
Aus dem Lexikon des SF-Films von Hahn/Jannsen kenne ich noch die post-atomare Satire „The Bed-Sitting Room“ von Richard Lester. Hab ihn leider noch nie zu sehen bekommen.
Kai
2021/11/26 at 21:55
Ein alter Klassiker: Moon 44 (Erde ist abgeschürft, daher wird fröhlich in den tiefen des All ganze Planeten abgegrast… Science Fiction mit guten Effekten made in Sindelfingen bei Stuttgart. Und verhalf Roland Emmerich zum Sprung üner den Teich
Dirk B.
2021/11/26 at 21:23
War Snowpiercer nicht eine Französische Co-Produktion?
beim Film The Bad Batch weiss ich leider nicht, wo der produziert wurde…
Christoph Leo
2021/11/26 at 18:04
Ein bisschen passt auch, Bis ans Ende der Welt, von Jim Jarmusch
Björn Kramer
2021/11/26 at 17:23
Children of men
Bernd Rohe
2021/11/26 at 17:16
Das Leben des Brian 😉
Christiane Baeck
2021/11/26 at 13:10
“ Hell “ vom gleichen Regisseur
Marco Winnig
2021/11/26 at 11:55
28 Days later
28 Weeks later
Tides
HELL
Christoph Wolf
2021/11/26 at 11:28
Science Fiction in Form einer enormen Zunahme der Sonnenstrahlen und von Sonnenstürmen bildet zwar nur den Hintergrund der Story, aber vielleicht gilt der ziemlich gute Hell (Tim Fehlbaum, 2011) ja. Den empfehle ich wirklich gerne.
Da Viren ja auch zur Science gehören, „Zombieviren“ aber Fiction sind, müsste auch 28 Days Later (Danny Boyle, 2002) gelten. Daraus ergäbe sich dann eine Unmenge an möglichen Nennungen aus dem Zombiegenre, denn Viren, Toxine, Strahlen u.ä. sind ja gerne genommene Erklärungen für die jeweilige Zombieapokalypse. Da könnte ich jetzt eine lange Liste posten… 😉
Frank Warnking
2021/11/26 at 10:38
da kenn ich auch nur „Hell“
Tom Lor
2021/11/26 at 20:49
Eden Log kann ich empfehlen
Dirk Busch
2021/11/26 at 10:14
Ich schließe mich da Jens Albers an…mir fällt da auch nichts zu ein.Hättest du nicht nicht „aus Europa“ geschrieben,wäre mir zuerst The Road eingefallen,aber so…Achselzucken. 🙂
Jost
2021/11/26 at 10:13
Da fällt mir spontan nur Tides aus 2021 ein. Der kommt meines Wissens sogar aus Deutschland.
V. Beautifulmountain
2021/11/26 at 10:46
Das tut er. Der Vorgängerfilm des Regisseurs ist HELL und passt thematisch ebenfalls.
Eva
2021/11/26 at 09:51
Hell
Jens Albers
2021/11/26 at 09:20
Puh, da muss ich ehrlich sein. Aus Europa kenn ich keinen oder fällt mir jetzt keiner ein. Beinahe hätte ich The Quiet Earth erwähnt aber der kommt ja aus Neuseeland 😅
Jens
2021/11/26 at 09:10
Da fallen mir tatsächlich spontan nur ältere ein wie Clockwork Orange und Brazil…