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Horror für Halloween (VIII): Anaconda – Traumpaar Jon Voight und Riesenschlange

03 Okt

Anaconda

Von Volker Schönenberger

Horror-Action // Von einer Riesenschlange verschlungen zu werden – welch gruseliger Gedanke! Und es existieren ja tatsächlich Schlangenarten, die dazu in der Lage sind. Vereinzelt ist dieses schockierende Ereignis auch schon vorgekommen, zuletzt 2018 in Indonesien. Dort handelte es sich offenbar um ein Exemplar einer der Arten der Gattung Eigentliche Pythons aus der Familie der Pythons. In „Anaconda“ (1997) verrät schon der Filmtitel, dass wir es mit einer Großen Anakonda zu tun bekommen, einer der vier Arten aus der Gattung der Anakondas, die wiederum zur Familie der Boas zählt. Obgleich die Regiearbeit von Luis Llosa qualitativ weit entfernt von Tierhorror-Referenzen wie Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ (1975) und Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ (1963) anzusiedeln ist, hat sie ihre Fans gefunden, was nicht zuletzt drei Fortsetzungen und ein Crossover belegen (siehe unten). An den Kinokassen war „Anaconda“ ein veritabler Erfolg, spielte das Dreifache seines Budgets von 45 Millionen US-Dollar ein.

Bis zu zwölf Meter lange Anakondas?

Zu Beginn des Films gibt eine Texteinblendung die bedrohliche Stimmung vor. Demzufolge gibt es unter den eingeborenen Stämmen des Amazonasbeckens schon seit Jahrhunderten Erzählungen über menschenfressende Anakondas. Sie können im Einzelfall eine Länge von 40 Fuß (etwa zwölf Meter) erreichen. Obendrein erbrechen sie angeblich bisweilen ihre Beute, um sie ein weiteres Mal zu verschlingen. Ein Wilderer (Danny Trejo) auf seinem Boot versucht in Panik, per Funk Hilfe herbeizuholen. Etwas attackiert das Wasserfahrzeug. Etwas Großes …

Ein Filmteam ist per Boot auf dem Amazon unterwegs, um den indigenen Stamm der Shirishamas zu finden und einen Dokumentarfilm über ihn zu drehen. Regisseurin Terri Flores (Jennifer Lopez) bildet mit dem Anthropologen Professor Steven Cale (Eric Stoltz) ein Team. Sie hat ihren Kameramann Danny Rich (Ice Cube) dabei. Die Produktionsmanagerin Denise Kalberg (Kari Wuhrer) und ihr Freund, der Toningenieur Gary Dixon (Owen Wilson), gehören ebenso zur Crew wie der als Erzähler engagierte, leicht snobistische Warren Westridge (Jonathan Hyde). Der schmierige Skipper Mateo (Vincent Castellanos) vervollständigt die kleine Gemeinschaft.

Auftritt Jon Voight

Bereits kurz nach Beginn des Trips nimmt der Trupp den Jäger Paul Serone (Jon Voight) von dessen gestrandetem Boot auf. Der erweist sich als sehr erfahren auf dem Fluss, bietet auch an, die Filmcrew zum Shirishama-Stamm zu führen, den er kenne. Er offenbart auch besonderes Interesse an Anakonda-Riesenschlangen, über die er eine Menge weiß. Tatsächlich verfolgt Serone seine eigenen Pläne.

Gedreht wurde zum Teil an Originalschauplätzen auf dem Rio Negro im Dschungel Brasiliens. Jon Voight gefällt sich sichtlich in seiner Rolle als undurchsichtiger Einzelgänger, der ohne Rücksicht auf Verluste vorgeht und die Dokumentarfilmer lange Zeit an der Nase herumführt. Bisweilen übertreibt er es etwas mit dem Grimassieren, aber ein wenig Overacting hat in einem zünftigen Horrorstreifen noch nie geschadet. Die übrigen Darstellerinnen und Darsteller bleiben trotz ihrer Prominenz im Vergleich dazu blass. Sonderlich ernst genommen hat wohl niemand von ihnen die Mitwirkung an „Anaconda“.

CGI und Animatronik

Der Anblick der computeranimierten Anaconda lässt zu wünschen übrig. Vier Jahre nach Steven Spielbergs „Jurassic Park“ (1993) war visuell an sich mehr drin, ein gefährliches Reptil per CGI in Szene zu setzen. In mit einem animatronischen Modell gedrehten Szenen sieht die Kreatur deutlich besser aus. Der eingangs erwähnte Schrecken vor dem Gedanken, von einer Riesenschlange verspeist zu werden, lässt manch eine Szene sicher besser funktionieren, als es die diversen Schockmomente allein hergegeben hätten.

Vom Regisseur von „The Specialist“

Regisseur Luis Llosa hatte zuvor unter anderem den Kriegs-Actioner „Sniper – Der Scharfschütze“ (1993) mit Tom Berenger und Billy Zane sowie den Actionthriller „The Specialist“ (1994) mit Sylvester Stallone, Sharon Stone und James Woods inszeniert. Im Anschluss an „Anaconda“ setzte sich der Peruaner nur noch einmal auf den Regiestuhl. Er scheint seitdem vornehmlich als Serienproduzent für lateinamerikanische Fernsehsender aktiv zu sein. Sein letzter Credit datiert von 2018, gut möglich, dass er sich im verdienten Ruhestand befindet.

Drei Sequels und ein Crossover

Die drei Fortsetzungen von „Anaconda“ sind an sich nicht der Rede wert, aber um der Chronistenpflicht Genüge zu tun: „Anacondas – Die Jagd nach der Blut-Orchidee“ (2004) hat keine Prominenz an Bord, „Anaconda – Offspring“ (2008) immerhin John Rhys-Davies, Darsteller des Gimli aus Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie, und keinen Geringeren als David Hasselhoff. Rhys-Davies wiederum ist auch in „Anaconda – Trail of Blood“ (2009) mit von der Partie, wo er erneut seine Rolle aus dem Vorgänger übernahm. Erwähnt sei auch „Lake Placid vs. Anaconda“ (2015), ein trashiges Crossover zwischen „Anaconda“ und „Lake Placid“ (1999). Manch ein Filmgucker verortet auch „Anaconda“ im Trash, aber im strengen Sinne ist das nicht korrekt. Gemein sind auch die sechs Nominierungen für die Goldene Himbeere: 1998 drohten dem Film die fragwürdigen Auszeichnungen in den Kategorien schlechtester Film, schlechteste Regie, schlechtestes Drehbuch und schlechtester Hauptdarsteller (Jon Voight). Kurioserweise wurden die animatronische Anakonda als schlechtester neuer Star und sie mit Jon Voight als schlechtestes Leinwandpaar nominiert. Der Kelch ging an „Anaconda“ aber vorbei, Kevin Costners „Postman“ und Hark Tsuis „Double Team“ mit Jean-Claude Van Damme, Dennis Rodman und Mickey Rourke waren offenbar noch schwächer. „Anaconda“ hat sich über die Jahre einen gewissen kultigen Ruf erworben – als Film, der so schlecht sei, dass er schon wieder gut sei. Ich hatte an meiner zweiten Sichtung von „Anaconda“ anlässlich dieser Rezension durchaus Freude (oder war’s die dritte?), nun ist es aber auch genug.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jennifer Lopez haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Ice Cube, Eric Stoltz, Danny Trejo, Jon Voight und Owen Wilson unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 1. Oktober 2009 als DVD im „Best of Hollywood – 2 Movie Collector’s Pack“ (mit „Anaconda – Offspring“), 19. Mai 2009 als Blu-ray, 9. Oktober 2008 als DVD im „Best of Hollywood – 3 Movie Collector’s Pack“ (mit „Vampire Bats“ & „Red Water“), 1. Januar 2000 als DVD

Länge: 89 Min. (Blu-ray), 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Anaconda
USA/PER/BRA 1997
Regie: Luis Llosa
Drehbuch: Hans Bauer, Jim Cash, Jack Epps Jr.
Besetzung: Jon Voight, Jennifer Lopez, Eric Stoltz, Owen Wilson, Ice Cube, Vincent Castellanos, Jonathan Hyde, Kari Wuhrer, Danny Trejo
Zusatzmaterial (nur Erstauflage): 4-seitiges Booklet, Wendecover
Label/Vertrieb ab 2008: Sony Pictures Entertainment
Label/Vertrieb 2000: Columbia TriStar Home Video

Copyright 2021 by Volker Schönenberger
Unterer Packshot: © 2009 Sony Pictures Entertainment

 

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