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The Roundup – Der südkoreanische Cop schlägt wieder zu

29 Jan

Beomjoidosi 2

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Zu Beginn von „The Roundup“ informiert eine Texteinblendung das Publikum, dass jährlich mehr als 300 Kriminelle vor der Polizei aus Korea ins Ausland flüchten. Viele von ihnen verbergen sich in Südostasien, von wo aus sie ihre verbrecherische Aktivität gegen koreanische Touristen und Geschäftsleute fortsetzen. Im Anschluss setzt die Handlung mit einem Prolog im Jahr 2008 in Ho-Chi-Minh-Stadt ein, wo der südkoreanische Gangster und Kidnapper Kang Hae-sang (Sukku Son) einem jungen Geschäftsmann aus seiner Heimat übel mitspielt.

Schlagkräftig: Detective Ma Seok-do (M.) und sein Team

Sprung nach Seoul ins Hier und Heute: Nachdem Detective Ma Seok-do (Ma Dong-seok) einen mit einem Messer bewaffneten Geiselnehmer ausgeschaltet hat, kritisiert ihn die Presse aufgrund seines zwar effektiven, aber rabiaten Vorgehens. Um die Ruhe wiederherzustellen, schickt ihn sein Captain Jeon Il-man (Choi Gwi-hwa) nach Vietnam, um einen bewaffneten Koreaner zurückzuführen. Zur Sicherheit begleitet ihn sein Boss auch gleich. Doch Ma Seok-do lässt es sich nicht nehmen, auch in Ho-Chi-Minh-Stadt zu ermitteln. Bald stoßen er und Captain Jeon auf zwei Leichen. Es werden nicht die einzigen Toten bleiben.

Wo der Kriminalbeamte zulangt, wächst kein Gras mehr

Ganz wunderbar, Detective Ma Seok-do dabei zuzusehen, wie er Kriminelle vertrimmt (und das von jemandem, der Polizeigewalt kritisch gegenübersteht, hüstel). Das macht bei „The Roundup“ (2022) mindestens ebenso viel Spaß wie beim fünf Jahre älteren Vorgänger „The Outlaws“. Dem südkoreanischen Superstar Ma Dong-Seok („Ashfall“) schaut man gern dabei zu, wie er seinen massigen Körper zum Leidwesen vieler Übeltäter einsetzt. Das entbehrt nicht einer gewissen Portion Humor, dabei sind die diversen Kampfszenen aber brachial inszeniert. Der Detective benimmt sich eben ein wenig wie der Elefant im Porzellanladen und die Axt im Walde gleichzeitig – Rücksicht aufs Inventar: Fehlanzeige. Das ist aber auch berechtigt, da seine Kontrahenten ebenfalls ohne Rücksicht auf Verluste agieren und obendrein jede Menge kriminelle Energie mitbringen.

Zwei südkoreanische Cops in Vietnam

Als Antagonist Kang Hae-sang macht der vergleichsweise unerfahrene Sukku Son eine gute und ausgesprochen fiese Figur inklusive Machete, die er gern und gnadenlos einsetzt. Ein würdiger Endgegner! Die Skrupellosigkeit der Gangster im Allgemeinen und von Kang Hae-sang im Besonderen liefert einen so ernsthaften wie reizvollen Kontrast zur fast schon heiteren Note, die das Gebaren der Ordnungshüter beisteuert. Die Story nimmt dabei eine dramatische Wendung, wenn ein Haufen Söldner auf den Plan tritt, der es auf Kang Hae-sang abgesehen hat. Das bringt zusätzliche Action. Wer jedoch angesichts der ausgiebig zum Einsatz kommenden Machete auf abgetrennte Gliedmaßen und klaffende Wunden hofft, wird enttäuscht werden, da die Kamera diese gnädig ausspart. „The Roundup“ bleibt jederzeit ein Actionthriller und mutiert nicht zum Splatterspektakel. Brutal genug geht es dennoch zu. Bemerkenswert, dass der Film nahezu ohne Schusswaffeneinsatz auskommt, die Kampf-Action besteht in erster Linie aus Messer- und Faustkämpfen. Die sind so rasant und wuchtig choreografiert, gelegentlich auch mit einem Augenzwinkern, dass sie das Fehlen von Schusswechseln locker ausgleichen. Die weitgehend in Ho-Chi-Minh-Stadt spielende Handlung entstand ebendort, „on location“ eben.

Dort ermitteln sie ohne viel Federlesens

Allzu viel bangen muss man um den charismatischen Detective nicht, kommt er doch mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit daher, selbst im direkten Aufeinandertreffen mit seinem macheteschwingenden Kontrahenten Kang Hae-sang. Das kann man bedauern, andererseits bringen solche „Larger than Life“-Figuren auch einfach viel Freude – und diese allemal! Ma Dong-seok alias Ma Seok-do muss man einfach gernhaben. Umso erfreulicher, dass mit „The Roundup – No Way Out“ bereits ein dritter Film um den schlagkräftigen Cop in Produktion gegangen (und womöglich bereits abgedreht) ist. Regie führt wie bei „The Roundup“ Lee Sang-yong. „The Roundup“ lässt sich im Übrigen völlig ohne Kenntnis des Vorgängers „The Outlaws“ genießen. Die Reihe hat den Obertitel „Crime City“ bekommen.

Gangster Kang Hae-sang ist auch nicht von schlechten Eltern

Nachdem „The Roundup“ im September 2022 einen Zwischenstopp beim hiesigen Fantasy Filmfest eingelegt hatte, hat capelight pictures den Actionthriller drei Monate später für deutsche Heimkinos in den Handel gebracht. Auf dem Cover prangt einzig Ma Dong-seok, was nachvollziehbar ist, da er die zentrale Figur des Films verkörpert, um die sich alles dreht. Wer angesichts des Namens Don Lee über dem Foto stutzig wird, sei beruhigt. Vermutlich mit einem Blick auf die westlichen Filmmärkte hat sich Ma Dong-seok dieses Pseudonym für manche Produktionen zugelegt. Das Mediabook hat außer Trailern kein Bonusmaterial auf den Scheiben zu bieten. Das 24-seitige Booklet enthält ein Interview mit Regisseur Lee Sang-yong und eines mit Hauptdarsteller Ma Dong-seok, bedauerlicherweise ohne Nennung des Interviewers (was nichts an der Qualität der Interviews ändert, ich halte es nur für angemessen, diesen zu nennen). Wie immer hat capelight auch an Filmfans gedacht, die nicht an Mediabooks interessiert sind, und „The Roundup“ auch jeweils als Blu-ray und DVD in herkömmlicher Verpackung herausgebracht. Löblich. Der Actionthriller war im Herkunftsland ein Hit und hat es sogar in einige US-Kinos gebracht – für asiatische Filme keine Selbstverständlichkeit. „The Roundup“ dürfte sowohl dem südkoreanischen Actionkino als auch Ma Dong-seok neuen Zulauf deutscher Actionfans bringen.

Kein Zuckerschlecken: im Gewahrsam von Ma Seok-do (r.) zu sein

Alle als „Limited Collector’s Edition” von capelight pictures veröffentlichten Filme haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Ma Dong-seok haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Den Ermittler sollte man nicht wütend machen

Veröffentlichung: 9. Dezember 2022 als 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray, DVD und Video on Demand

Länge: 106 Min. (Blu-ray), 102 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Koreanisch/Vietnamesisch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Beomjoidosi 2
KOR 2022
Regie: Lee Sang-yong
Drehbuch: Kim Min-seong, Ma Dong-seok, Lee Sang-yong, Lee Young-jong
Besetzung: Ma Dong-seok (als Don Lee), Choi Gwi-hwa, Sukku Son, Park Ji-hwan, Heo Dong-won, Ha-jun, Park Ji-young, Kim Chan-hyung, Kim Sang-jung, Eum Moon-suk, Nam Moon-cheol, Song Yo-sep, Jeong Jae-kwang
Zusatzmaterial: Trailer, nur Blu-ray und DVD: Wendecover, nur Mediabook: 24-seitiges Booklet mit einem Interview mit Regisseur Lee Sang-yong und einem Interview mit Hauptdarsteller Ma Dong-seok
Label: capelight pictures
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2022 capelight pictures

 

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