Communion
SF-Horror // Gleich mit seinen zwei ersten Romanen „Wolfsbrut“ („The Wolfen“, 1978) und „Der Kuss des Todes“ (The Hunger, 1981) feierte der US-Schriftsteller Whitley Strieber als Autor origineller Horrorromane beachtenswerte Erfolge. Beide wurden in die bemerkenswerten Horrorfilme „Wolfen“ (1981) und „Begierde“ (1983) umgesetzt. Striebers folgende Bücher waren nicht ganz so erfolgreich, bis der 1945 im texanischen San Antonio Geborene 1978 mit „Communion – A True Story“ auf Rang 1 der Bestsellerliste der New York Times für nichtfiktionale Bücher landete. Er beschreibt darin seine Begegnungen mit fremden Wesen, womöglich Außerirdischen, die er „Besucher“ nennt. Das Werk erschien 1988 unter dem Titel „Die Besucher – Eine wahre Geschichte“ in der Bundesrepublik Deutschland.
In der Mitte 1988 hauptsächlich in Kalifornien gedrehten Verfilmung „Communion – Die Besucher“ von Philippe Mora („Das Tier II“, 1985) verkörpert Oscar-Preisträger Christopher Walken („Dead Zone“, 1983) den Schriftsteller. Strieber lebt mit seiner Frau Anne (Lindsay Crouse, „The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“, 1982) und dem gemeinsamen Sohn Andrew (Joel Carlson) in Manhattan. Er leidet an Albträumen, die ihn glauben lassen, jemand befinde sich im Schlafzimmer. Mysteriöse Ereignisse im abgelegenen Ferienhaus der Familie lassen ihn an seinem Verstand zweifeln, bis er schließlich sogar eine Psychiaterin aufsucht: Dr. Janet Duffy (Frances Sternhagen, „Misery“, 1990), die ihn einer Hypnosetherapie unterzieht. Diese fördert Erschreckendes zutage.
Christopher Walken als Whitley Strieber
Christopher Walken adelt „Communion – Die Besucher“ nicht nur aufgrund seines Daseins als Oscar-Preisträger (für seine Nebenrolle in „Die durch die Hölle gehen“, 1978), sondern weil er schauspielerisch gern und so auch hier einen Hauch neben der Spur agiert. Seine Gestik wirkt fahrig, seine Darstellung macht aus Whitley Strieber einen etwas, aber wirklich nur etwas überkandidelten Literaten. Es ist also keineswegs Overacting! Vielmehr passt das gut zu der Verwirrung, die Strieber überkommt: Hat er wirklich unheimliche Begegnungen der dritten Art erlebt? Oder spielt sich alles als neurologische oder psychologische Störung in seinem Kopf ab? Wer angesichts dessen nicht etwas neben der Spur steht, dem ist vielleicht gar nicht mehr zu helfen. Den Trivia der Internet Movie Database zufolge äußerte Whitley Strieber Christopher Walken gegenüber die Sorge, der Schauspieler werde ihn vielleicht als ein bisschen zu verrückt darstellen, woraufhin der erwidert habe: Wem der Schuh passt.
Die mysteriösen Ereignisse sind fesselnd inszeniert, insbesondere während des ersten Aufenthalts der Familie in ihrem Ferienhaus in Begleitung ihrer Freunde Alex (Andreas Katsulas) und Sarah (Terri Hanauer) kommt frei von Effekthascherei des Nachts enorm Spannung auf. Das Filmpublikum ahnt recht schnell, wohin die Reise geht (außer, man argwöhnt, vom Film für dumm verkauft zu werden, was aber nicht der Fall ist). Später kommen Tricktechnik und Maske ausgiebig zum Einsatz, und das auf gutem 80er-Jahre-Niveau, sprich: etwas in der Zeit stehengeblieben, aber ansehnlich. Über das Design gewisser kleiner Wesen mag man lächeln, sie erinnerten mich mit ihrer gedrungenen Gestalt ein klein wenig an die Ewoks aus „Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983), auch wenn sie statt des Fells einen schwarzen Umhang trugen. Eine andere Kreatur ist dem seinerzeitigen Buchcover nachempfunden, der Kopf hat es auch auf die Filmplakate und das Artwork der Heimkino-Veröffentlichung geschafft – ein ikonisches Motiv, seither oft kopiert und persifliert (es mag selbst von früheren Darstellungen Außerirdischer inspiriert sein, Stichwort Roswell 1947), 2014 etwa in „Extraterrestrial – Sie kommen nicht in Frieden“.
Wenn man davon absieht, dass eine Entführung auch eine Gewalttat ist, kommt „Communion – Die Besucher“ einigermaßen gewaltfrei daher. Das mag manche Rezipienten bewegen, dem Film den Status als Horrorfilm abzusprechen. Das hat etwas für sich, ich habe mich aufgrund einiger Elemente dazu entschieden, es bei SF-Horror zu belassen. Whitley Strieber setzte sein Buch selbst in das Drehbuch zu „Communion“ um, es blieb sein einziges Skript. Das Werk hat nie den Klassikerstatus oder auch nur den Bekanntheitsgrad von Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) erlangt (der auch spektakulärer ausfällt) und erreicht auch nicht die Klasse der außergewöhnlichen Strieber-Verfilmung „Wolfen“. Gleichwohl ist „Communion – Die Besucher“ es wert, gesehen zu werden. Trotz seiner Ernsthaftigkeit kommt im Übrigen sogar die Rektalsonde zum Einsatz! Das 2019er-Mediabook des Films scheint noch lieferbar zu sein, für Preisbewusste hat Tiberius Film das Werk nunmehr als Blu-ray und DVD im herkömmlichen Softcase aufgelegt.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Christopher Walken haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 13. Januar 2023 als Blu-ray und DVD, 12. November 2019 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, limitiert auf 444 Exemplare), 7. April 2004 als DVD
Länge: 109 Min. (Blu-ray), 107 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Communion
USA/GB 1989
Regie: Philippe Mora
Drehbuch: Whitley Strieber, nach seinem eigenen Roman
Besetzung: Christopher Walken, Lindsay Crouse, Joel Carlson, Frances Sternhagen, Andreas Katsulas, Terri Hanauer, John Dennis Johnston, DeeDee Rescher, Aileen Fitzpatrick, R. J. Miller, Holly Fields, Paula Shaw, Juliet Sorci
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, nur Mediabook: 20-seitiges Booklet mit einem Text von Nando Rohner
Label/Vertrieb 2023: Tiberius Film
Label 2019: Nameless Media
Vertrieb 2019: EYK Media
Label/Vertrieb 2004: Concorde Home Entertainment
Copyright 2023 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshots: © 2023 Tiberius Film