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Alienoid – Außerirdische Missetäter im menschlichen Knastkörper

02 Feb

Oegye+in 1bu

Von Volker Schönenberger

SF-Action-Abenteuer // Seit Ewigkeiten halten Außerirdische ihre Häftlinge in Menschenkörpern gefangen. Aber die Menschen waren völlig ahnungslos. Einigen Gefangenen gelang es, ihren menschlichen Körper zu verlassen. Die Außerirdischen sprachen dann von einem Gefängnisausbruch. Ganz schön gemein gegenüber uns Menschen, was wir da zu Beginn von „Alienoid“ von einer weiblichen Stimme aus dem Off erfahren! Was erlauben Aliens?

Die Handlung setzt im Jahr 1380 ein, wo der Roboter Thunder (Stimme: Kim Dae-myung) und sein Cyborg-Partner Guard (Kim Woo-bin) einen solchen „Gefängnisausbruch“ verhindern. Sie sind Außerirdische mit besonderen Fähigkeiten wie Zeitreise und Gestaltwandlung und bringen von ihrem Ausflug ins 14. Jahrhundert ein Findelkind mit ins Hier und Heute. Die Lütte wächst heran, Ean (Choi Yoo-ri) entwickelt sich zu einem Mädchen, das sich nach und nach von ihren Ziehvätern abnabelt. Die bekommen es nun mit ihrem gefährlichsten außerirdischen Gegner zu tun: dem sogenannten Controller.

Guard hat einiges drauf

Derweil (hüstel) verdingt sich im Jahr 1391 der junge Tao-Magier Muruk (Ryu Jun-yeol, „Believer“) als Kopfgeldjäger. Aktuell hat er es auf ein magisches Artefakt abgesehen – die göttliche Klinge. Doch auch andere sind scharf auf den Gegenstand, darunter die geheimnisvolle und in der Kampfkunst bewanderte Lee Ahn (Kim Tae-ri, „Die Taschendiebin“).

Eine wilde Mixtur

Was ist denn das für ein durchgeknalltes Werk? Allein die Bestimmung der Genre-Schublade bereitet mir großes Kopfzerbrechen, da „Alienoid“ munter alle möglichen Elemente zusammenschmeißt und zu einem irren Gebräu vermengt. Wir haben Action, Magie, Außerirdische, Martial Arts bis hin zu Wuxia, dazu Historisches, eine Prise Marvel-Inspiration ist auch dabei, und angereichert wird das Ganze mit massig visuellen Effekten. Hm – was mache ich nur daraus? Nun gut, ein SF-Action-Abenteuer soll die Schublade sein. Im Wissen, dass man die Science-Fiction (SF) hier auch gut durch Fantasy ersetzen kann.

Thunder zieht Ean auf

Das Geschehen springt zwischen unserer Gegenwart im heutigen Südkorea und dem 14. Jahrhundert hin und her, wobei die Abschnitte in der Vergangenheit etwas mehr Spaß machen, aufgrund des Setdesigns auch stimmungsvoller ausfallen und stärker im Gedächtnis bleiben. Der junge Magier Muruk hat eben Gesicht, er bekommt es zudem mit dem durchgeknallten Magier-Ehepaar Heuk-seol (Yum Jung-ah) und Cheong-woon (Jo Woo-jin) zu tun, was einige komische Momente mit sich bringt. Diese beiden sind ein Kapitel für sich, aber das erlebt Ihr am besten selbst. „Alienoid“ wartet mit einigen skurrilen Ideen auf, etwa zwei Typen, die als Katzenbildnisse auf Muruks Fächer ausharren, bis er sie braucht. Und eine moderne Handfeuerwaffe im 14. Jahrhundert ist auch für ein paar Szenen gut.

Magier Muruk hat einen ganz besonderen Fächer

Was ist mit der guten alten Logik? Unter uns: Keine Ahnung! Zeitreisestorys haben immer Logikprobleme, die letztlich kaum zu lösen sind. In diesem Fall gilt das in der Verbindung mit den außerirdischen Knackis und ihren Aufpassern umso mehr und insbesondere auch in der Gemengelage um Thunder und Guard auf der einen und ihre Adoptivtochter Ean auf der anderen Seite. An sich sind die beiden künstliche Intelligenzen ohne Emotionen. Aber sie ziehen ein Baby groß, das sich zu einem aufgeweckten und emotional sicher nicht verkümmerten Mädchen entwickelt. Ganz seelenlos werden Thunder und Guard nicht gezeichnet, aber ausbuchstabiert wird die familiäre Situation der drei nicht. Im Falle von „Alienoid“ hilft wohl nur, die Existenz von Logiklöchern hinzunehmen und sich nicht weiter um sie zu scheren. Das Geschehen fällt unterhaltsam genug aus, das lenkt von der einen oder anderen Unstimmigkeit ab. Es gilt auch, bei dem durchaus stattlichen Ensemble am Ball zu bleiben, um nicht die Übersicht zu verlieren.

Lee Ahn weiß sogar mit Handfeuerwaffen umzugehen

Größtes Manko von „Alienoid“: die Konzeption als Auftakt einer epischen Story, die mindestens eine Fortsetzung nach sich ziehen wird. Dies führt nämlich dazu, dass der finale Showdown in ein offenes Ende mündet, das den Weg zur bereits abgedrehten Fortsetzung ebnet. Für Drehbuch und Regie des Sequels zeichnet erneut Choi Dong-hoon („Assassination“, 2015) verantwortlich. „Alienoid 2“ wird wohl noch 2023 den Weg in die südkoreanischen Kinos finden, hierzulande vielleicht wieder auf dem Fantasy Filmfest wie Teil 1 im vergangenen Jahr. Schöner wäre es allerdings gewesen, die Geschichte innerhalb der zweieinhalb Stunden zu Ende zu bringen. Nicht immer empfiehlt es sich, sich Hollywood als Vorbild zu nehmen.

Auf die Menschen kommt einiges zu

Als irrer Genre-Hybrid hat es „Alienoid“ jedenfalls verdient, dass capelight pictures das Werk seiner Collector’s-Edition-Reihe einverleibt und als Mediabook veröffentlicht hat. Es enthält den Film auf UHD Blu-ray und Blu-ray, darauf auch einiges Zusatzmaterial (Auflistung siehe unten) und im Booklet ein interessantes Interview, das der Filmkenner und -publizist Nando Rohner mit Regisseur und Drehbuchautor Choi Dong-hoon geführt hat. Wie immer eine schöne Edition. Um „Alienoid“ wirklich zu durchdringen, hilft es zweifellos, sich den Film wiederholt zu Gemüte zu führen.

Durchgeknallt: das Magier-Ehepaar

Alle als „Limited Collector’s Edition” von capelight pictures veröffentlichten Filme haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet.

Guard muss sich seiner stählernen Haut erwehren

Veröffentlichung: 20. Januar 2023 als 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (UHD Blu-ray & Blu-ray), Blu-ray und DVD, 5. Januar 2023 als Video on Demand

Länge: 143 Min. (Blu-ray), 137 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Koreanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Oegye+in 1bu
KOR 2022
Regie: Choi Dong-hoon
Drehbuch: Choi Dong-hoon
Besetzung: Kim Woo-bin, Kim Dae-myung (nur Originalstimme), Ryu Jun-yeol, Kim Tae-ri, Choi Yoo-ri, Yoon Byung-hee, Lee Dong-hee, Kim Eui-sung, Shim Dal gi, Lee Hanee, Baek Hyun-joo, Yoo Jae-myung, Jang Yoon-woo, Shin Jeong-geun, Ji Geon-woo, So Ji-seob, Yum Jung-ah, Kim Chan-hyung
Zusatzmaterial: Grußwort der Darsteller, Making-of-Featurettes, Teaser, Character-Trailer, Launch-Trailer, 2 Making-of-Trailer, Trailer, nur Mediabook: 24-seitiges Booklet mit einem von Nando Rohner geführten Interview mit Choi Dong-hoon
Label: capelight pictures
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2023 capelight pictures

 

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