Universal Soldier – Day of Reckoning
SF-Action // Ein überaus fesselnder und am Ende äußerst brutaler Home-Invasion-Prolog eröffnet „Universal Soldier – Day of Reckoning“. Neun Monate später erwacht John (Scott Adkins) aus dem Koma. Seine Frau Kathryn (Michelle Jones) und seine Tochter Emma (Audrey P. Scott) wurden von einem abtrünnigen Soldaten namens Luc Devereaux (Jean-Claude Van Damme) ermordet. Deveraux und sein Kompagnon Sergeant Andrew Scott (Dolph Lundgren) scharen sogenannte „Universal Soldiers“ um sich, Produkte eines geheimen Regierungsprogramms zur Erschaffung von Supersoldaten mittels Gen- und Klontechnik. Mit dieser kleinen, aber enorm schlagkräftigen Truppe verfolgen die beiden ihre ganz eigenen Pläne. John versucht derweil, herauszufinden, weshalb Deveraux seine Familie ausgelöscht hat. Unterstützung erhält er von der Stripperin Sarah (Mariah Bonner), zu der ihn eine Spur geführt hat.
Puh, die Gewalt ist nicht von schlechten Eltern. Insbesondere Schusswunden werden in aller Deutlichkeit präsentiert und zeigen, weshalb Schusswaffen zu Wirkungstreffern führen. Sie schmerzen. Sie töten. Apropos töten – zurück zum Anfang: Der Prolog macht sofort klar, dass „Universal Soldier – Day of Reckoning“ (2012) keine Gefangenen macht. Angesichts der Gnadenlosigkeit, mit der Johns Familie ausgelöscht wird, dürfte manchen Zuschauerinnen und Zuschauern die Spucke wegbleiben, und sie gibt eine Tonlage vor, die fortan nicht mehr verlassen wird. Hier bekommen wir es nicht einfach mit einem x-ten Sequel zu tun (es ist der sechste Film des „Universal Soldier“-Franchises), sondern mit einem Ausbund an Gewalt, das den Gedanken der „Universal Soldiers“ konsequent auf die Spitze treibt. Der in diversen Martial-Arts-Techniken bewanderte Scott Adkins darf dabei auch reichlich Körpereinsatz betreiben. Nachhaltig im Gedächtnis bleibt beispielsweise eine fulminante Kampfsequenz in einem Sportartikelgeschäft. Auch kurz vor dem Showdown geht es heftig zu, wenn sich John durch einige dunkle Gänge kämpfen muss (gleichwohl der Plot auf dieser Zielgeraden nicht ganz stimmig wirkt).
Von „Apocalypse Now“ inspiriert?
Gespickt wird das Ganze mit einigen geradezu psychedelisch albtraumhaften Sequenzen, einem Fiebertraum ähnlich, wozu insbesondere Jean-Claude Van Dammes geradezu wächsernes Antlitz beiträgt. Die einige Male eingesetzte subjektive Kamera lässt uns zudem Johns Erlebnisse und insbesondere sein Leid aus seinen Augen miterleben. Regisseur John Hyams ließ sich zu den fiebrigen Szenen eigenen Angaben zufolge von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ (1979) inspirieren. Hyams hatte im Übrigen auch den Vorgänger „Universal Soldier – Regeneration“ (2009) inszeniert.
Die Story ist kein Ausbund an Komplexität, wartet aber mit ein paar unerwarteten Wendungen und Pointen auf, bei denen auch der Science-Fiction-Anteil zu seinem Recht kommt. Eine Weile tappt das Filmpublikum ganz schön im Dunkeln, bis sich die Fäden entwirren. Johns Suche nach Antworten gerät so auch zu einer Sinnsuche, die sogar philosophische Daseinsfragen aufwirft. Würde man sich schmerzvolle Erinnerungen löschen, wenn synchron dazu auch Liebevolles aus dem Gedächtnis schwindet? Und was ist damit, wenn uns jemand erzählt, beides sei sowieso nur eine Illusion? Aber keine Sorge: Der Streifen bleibt der Action verhaftet.
Meilenstein für Scott Adkins
In der Summe ergibt all das einen würdigen Vertreter der 1992 von Roland Emmerich mit „Universal Soldier“ begonnenen Reihe. Trotz der großen Namen Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren ist Scott Adkins eindeutig der Hauptdarsteller, John die Hauptfigur. Während er in den meisten Szenen zu sehen ist, treten die beiden alten Recken Van Damme und Lundgren eher punktuell in Erscheinung. Insofern markiert der Film für Adkins zweifellos einen wichtigen Meilenstein in seiner Vita als Actionstar, ebnete ihm den Weg zu weiteren bedeutsamen Rollen, etwa in „Savage Dog“ (2017), „Triple Threat“ (2019) und „Avengement – Blutiger Freigang“ (2019).
Die überbordende Gewalt war der FSK erwartungsgemäß etwas zu viel des Guten (oder Unguten, wenn man so will), weshalb „Universal Soldier – Day of Reckoning“ seine Freigabe ab 18 Jahren nur unter Schnittauflagen erhielt. Die Uncut-Fassung gelangte mit SPIO/JK-Siegel „strafrechtlich unbedenklich“ in den Handel. Die Unterschiede bestehen dann auch vornehmlich in Gewaltspitzen, nachzulesen im Schnittbericht. Vor der Heimkinoauswertung hatte der Film im August 2012 einen Abstecher zum Fantasy Filmfest in diversen deutschen Städten gemacht.
Für Fans von wahlweise Scott Adkins, Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren oder auch allen dreien ist „Universal Soldier – Day of Reckoning“ ein Fest. Bleibt die Frage: Kommt das „Universal Soldier“-Reboot noch?
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Scott Adkins, Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 24. Januar 2013 als Blu-ray 3D (inkl. 2D-Fassung), Blu-ray und DVD
Länge: 114 Min. (Blu-ray, SPIO/JK-Fassung), 109 Min. (Blu-ray, FSK-18-Fassung), 109 Min. (DVD, SPIO/JK-Fassung), 104 Min. (DVD, FSK-18-Fassung)
Altersfreigabe: SPIO/JK strafrechtlich unbedenklich / FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Universal Soldier – Day of Reckoning
Alternativtitel: Universal Soldier – Tag der Abrechnung
USA 2012
Regie: John Hyams
Drehbuch: Victor Ostrovsky
Besetzung: Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren, Scott Adkins, Andrei Arlovski, Mike Pyle, Corey Johnson, Garry Cooper, Emily Joyce, Zachary Baharov, Aki Avni, Kerry Shale, Kris Van Damme, Michelle Jones, Audrey P. Scott
Zusatzmaterial: Interviews mit Regisseur John Hyams (11:54 Min.) sowie den Darstellern Jean-Claude Van Damme (3:28 Min.), Dolph Lundgren (2:16 Min.) und Scott Adkins (2:24 Min.), Bilder vom Set, Bildergalerie, deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb SPIO-JK-Fassung: Studiocanal Home Entertainment
Label/Vertrieb FSK 18-Fassung: EuroVideo Medien GmbH
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Szenenfotos & Doppel-Packshot: © 2013 EuroVideo Medien GmbH,
SPIO-DVD-Packshot: © 2013 Studiocanal Home Entertainment