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The Last Victim – Spirale der Gewalt: Doppelmord im Diner

14 Aug

The Last Victim

Von Volker Schönenberger

Thriller // Schwerverbrecher Jake (Ralph Ineson) ist so zynisch wie gnadenlos. Und er hat keinerlei Hemmungen, des Abends in ein Diner irgendwo in New Mexico hineinzuspazieren, sich an den Tisch von Manny (Tom Stevens) zu setzen und diesen nach etwas Geplauder einfach abzuknallen. Und die Kellnerin (Trish Allen) als Zeugin gleich mit. Anderntags können Sheriff Herman Hickey (Ron Perlman) und sein Deputy Mindy Gaboon (Camille Legg) nur noch die Spuren der Bluttat untersuchen, dazu einen abgetrennten Finger.

Jake hat ein Hühnchen zu rupfen

Als Jake und seine Spießgesellen die Leichen in einem Naturschutzgebiet verscharren wollen, kommen ihnen dabei die Eheleute Susan und Richard Orden (Ali Larter, Tahmoh Penikett) und ihr Hund Waldo in die Quere. Das bringt Richard eine Kugel in den Kopf ein. Susan ergreift die Flucht.

Der Schurke spricht aus dem Off

Mit dem Doppelmord im Diner beginnt „The Last Victim – Spirale der Gewalt“ denkbar intensiv. Bemerkenswert für ein im Low-Budget-Independentsektor angesiedeltes Regiedebüt und vornehmlich Ralph Ineson zu danken, der den Schurken überaus souverän verkörpert. Als Stimme aus dem Off kommentiert Jake das Geschehen zudem gelegentlich mit philosophischen Gedanken. Selten, dass so etwas dem Fiesling eines Films obliegt, und damit ebenfalls positiv zu werten, auch wenn Jakes Weisheiten keine bedeutsamen Erkenntnisse bringen. Jedenfalls gehört der aus „The Witch“ (2015), „Gunpowder Milkshake“ (2021) und „The Northman“ (2022) bekannte Ralph Ineson zu den Highlights von „The Last Victim“.

Sheriff Hickey fragt sich, was vorgeht

Auch Ali Larter („Resident Evil – The Final Chapter“) und der unverwüstliche Ron „Hellboy“ Perlman bereichern den Cast. Auffällig: Ineson, Larter und Perlman sind zwar sehr präsent, haben aber gar nicht so viele Szenen, in denen sie gemeinsam zu sehen sind. Womöglich waren sie jeweils lediglich für wenige Drehtage gebucht und der Drehplan gab es nicht anders her. Das ist allerdings nur eine Auffälligkeit, die dem Film nicht schadet.

Gedreht in British Columbia

Perlman war zuletzt in einigen Thrillern zu sehen, die eher in der zweiten Reihe anzusiedeln, gleichwohl unterhaltsam geraten sind. „There Are No Saints“ (2022) und „The Big Ugly“ (2020) seien beispielhaft genannt, und bei diesen reiht sich „The Last Victim“ gut ein. Regisseur Naveen A. Chathapuram erfindet das Thriller-Rad nicht neu, setzt seinen Menschenjagd-Plot aber vor der Kulisse des Drehorts in der kanadischen Pazifikprovinz British Columbia gefällig und fesselnd in Szene. Sogar etwas Neo-Western-Stimmung kommt auf. Chathapuram bringt ein paar Überraschungsmomente ein, denen man anmerkt, dass sie dem Willen zur Originalität geschuldet sind. Susan erweist sich als überraschend wehrhaft bis hin zur Gnadenlosigkeit – das ist effektvoll, wenn auch nicht unbedingt glaubwürdig. Im Showdown gibt es ein paar drogengeschwängerte Szenen, die geradezu surreal ausfallen, und anschließend einen sechs Monate später spielenden Epilog, bei dem man darüber streiten kann, ob ihn sich Regisseur Naveen A. Chathapuram vielleicht besser gespart hätte.

Weltpremiere in Oldenburg

Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es dem Vernehmen nach satte 15 Jahre, weil Regisseur Naveen A Chathapuram die Story erst einmal ins Regal verbannte, um sich anderen Projekten zu widmen. Während die Dreharbeiten lediglich drei Wochen dauerten, verzögerte sich die Nachproduktion coronabedingt. Seine Weltpremiere feierte „The Last Victim – Spirale der Gewalt“ Mitte September 2021 beim Internationalen Filmfestival von Oldenburg in Niedersachsen. Nun hat Tiberius Film den Thriller für hiesige Heimkinos veröffentlicht. Das kleine Label hat sich vornehmlich der Aufgabe verschrieben, solche „kleinen“ Produktionen auf dem deutschen Markt zugänglich zu machen. Ab und zu ist ein Rohrkrepierer dabei, gelegentlich aber auch eine kleine Perle wie diese. Schade nur, dass der Publisher seit jeher keine Budgets für wertige Synchronisationen zur Verfügung hat, weshalb die Originaltonspur vorzuziehen ist. Lohnt sich dennoch.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Ali Larter haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Ralph Ineson und Ron Perlman unter Schauspieler.

Susan weiß sich zu wehren

Veröffentlichung: 4. August 2023 als Blu-ray und DVD, 20. Juli 2023 als Video on Demand

Länge: 111 Min. (Blu-ray), 108 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Last Victim
USA 2021
Regie: Naveen A. Chathapuram
Drehbuch: Ashley James Louis
Besetzung: Ali Larter, Ralph Ineson, Ron Perlman, Tahmoh Penikett, Kyle Schmid, Dakota Daulby, Camille Legg, Paul Belsito, Tom Stevens, Gregory Fawcett, Trish Allen, Budge Winter, Matt Brown, Kit Sheehan
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow
Label/Vertrieb: Tiberius Film

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2023 Tiberius Film

 

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