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Archiv der Kategorie: Veranstaltungen

Auf zum Paradies Film Festival nach Jena – Ein italienischer Giallo-Meister kommt auch!

Paradies Film Festival

Von Volker Schönenberger

Film-Festival // Analoger Film und vergessene Perlen der Kino-Historie – diesen cineastischen Nischen hat sich das Paradies Film Festival verschrieben, das vom 4. bis 7. Oktober erstmals in Jena stattfindet. Spielstätte ist das zentral gelegene „Trafo“ in der Nollendorfer Straße 30.

Italienischer Giallo-Regisseur zu Gast

Als Gast konnten die Veranstalter den italienischen Regisseur Aldo Lado zu einem Besuch motivieren. Und es ist gelungen, vom Turiner Filmmuseum eine 35mm-Kopie von Lados 1971er-Regiedebüt „Malastrana“ („La corta notte delle bambole di vetro“) zur Verfügung gestellt zu bekommen. Lado konnte für seinen Thriller auf die illustre Besetzung Mario Adorf, Barbara Bach, Ingrid Thulin und Jean Sorel zurückgreifen. Und sogar Jürgen „Ich bin der König von Mallorca“ Drews hat in „Malastrana“ einen Auftritt als Straßenmusikant.

Auch Lados zweite Arbeit „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ („Chi l’ha vista morire?“, 1972) mit Einmal-Bond George Lazenby, Anita Strindberg und Adolfo Celi wird im Rahmen des Festivals gezeigt werden – beide Filme werden dem spezifisch italienischen Thriller-Subgenre Giallo zugerechnet. Ebenfalls im Programm: Lados „Il Notturno di Chopin“ von 2013 und voraussichtlich auch sein 1979er-Beitrag zum Science-Fiction-Genre „Kampf um die 5. Galaxis“ („L’umanoide“) mit Richard Kiel, Corinne Cléry, Arthur Kennedy und Barbara Bach. Aldo Lado wird voraussichtlich zu jedem seiner Filme vor Beginn eine kurze Einführung geben und anschließend für eine Fragerunde zur Verfügung stehen.

Zweiter Schwerpunkt: Verbotsfilme der DEFA

Den zweiten Schwerpunkt des Paradies Film Festivals bilden DEFA-Filme, also Filme aus der DDR, und zwar speziell die sogenannten Verbotsfilme, jene Filme, bei denen dem damaligen Regime die Hutschnüre platzten und die somit im sozialistischen Deutschland zensiert oder gar beschlagnahmt wurden. Dazu die Veranstalter des Paradies Film Festivals: „Die Filme der DEFA werden weitgehend unterschätzt, weil sie in einer sozialistischen Diktatur entstanden sind. Gerade deswegen sind viele Filme doppelbödig, um gegen die Zensur zu bestehen, zugleich aber auch handwerklich ausgereift und gesellschaftspolitisch relevant. Sie werden heutzutage hauptsächlich ignoriert und nicht als Teil der deutschen Filmgeschichte angesehen, oder aber (n)ostalgisch verklärt. Wir möchten den dritten Weg gehen und aufzeigen, welchen künstlerischen Wert diese Filme haben.“

Unter den gezeigten DEFA-Filmen: „Die Taube auf dem Dach“, 1973 von Iris Gusner gedreht und prompt unter Verschluss gebracht, erst 1990 neu entdeckt. Dazu wird es einen Vortrag geben. Auch der im selben Jahr entstandene „Reife Kirschen“ von Horst Seemann zählt zum Festivalprogramm, das insgesamt knapp 20 Filme umfasst. Schön, dass es auch jenseits der deutschen Filmhochburgen Kino-Enthusiasten gibt, die einem interessierten Publikum mit viel Leidenschaft cineastische Preziosen vermitteln. Den Machern des Paradies Film Festivals sei von Herzen ein guter Besuch ihrer Veranstaltung gewünscht. Das zum Besuch aller Vorführungen berechtigende Festivalticket kostet 35 Euro, Eintrittskarten für einzelne Vorstellungen sind für 7 Euro zu haben. Also hin da, Leute! Weitere Infos erhaltet Ihr auf der Website von Film e.V. Jena und der Facebook-Seite des Festivals.

Copyright 2018 by Volker Schönenberger
Bilder & Logo: © 2018 Paradies Film Festival

 

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Der Oscar – Aufzucht und Pflege

So lief die lange Nacht der Academy Awards 2015

Gastbeitrag von Simon Kyprianou

Es ist Februar, im Terminkalender des geneigten Filmfans markiert und angestrichen ist also alljährlich die Oscar-Verleihung – ein erfahrungsgemäß eher durchwachsenes Ereignis in dem selten die wirklich besten Filme des Jahres nominiert sind. Mehrheitlich sind es Filme die einen Hauch von Anspruch vorweisen können, aber bloß nicht zu viel. Unlängst fragte sich ein Kritikerkollege völlig zu Recht, wieso nicht statt der Filme mit der oft dünnen Fassade des Anspruchs gute Blockbuster geehrt werden können.

Freude und Ärger schon bei den Nominierungen

Ein Blick auf die Nominierungen brachte auch wieder einigen Ärger: „American Sniper“ mit vielen Nominierungen, Bennett Millers großartiger „Foxcatcher“ nicht als bester Film nominiert, sondern lediglich für die beste Regie. „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ zeigt großes Desinteresse am Genie eines Mathematikers und schlachtet Stephen Hawkings Leben Gazetten-artig aus, hat selbstredend ebenfalls eine Menge Nominierungen in der Tasche.

Endlos auf dem Roten Teppich

Nach zwei Uhr morgens unserer Zeit begann die Veranstaltung dann endlich, nach schier endlos erscheinenden Stunden der Plaudereien auf dem Roten Teppich (mit den gewohnt grässlichen deutschen Oscar-Moderatoren). Neil Patrick Harris führte durch den Abend. Der Star aus „How I Met Your Mother“ moderierte den Abend recht vergnüglich, inklusive „Birdman“-Auftritt in Unterhose, inklusive der obligatorischen Musical-Einlagen, inklusive der üblichen Gags. Nett und harmlos.

Bildausfall in Deutschland

Die Übertragung begann mit einer fünfminütigen Übertragungs-Störung, der die Nennung des besten Nebendarstellers zum Opfer fiel. Oscars gab’s erfreulicherweise einige für Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“: für das Szenenbild, für Haare und Make-up, für Kostümdesign und für den Soundtrack des großen Alexandre Desplat, der in dieser Kategorie gleich zwei Mal nominiert war (auch für „The Imitation Game“).

Die Trophäe für das beste Drehbuch gewann „Birdman“, die fürs beste adaptierte Drehbuch „The Imitation Game“, dessen Autor Graham Moore eine schöne Rede auf Lager hatte. In letztgenannter Kategorie hätte man Paul Thomas Anderson den Sieg für seine geniale Thomas-Pynchon-Adaption „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ natürlich ebenfalls gegönnt.

Sehr schön: „Ida“ gewinnt den Auslands-Oscar

Bester fremdsprachiger Film wurde nach seinem Siegeszug beim Europäischen Filmpreis erwartungsgemäß „Ida“, mit einer ebenfalls sehr schönen Rede von Pawel Pawlikowski, der seine Redezeit souverän um das Doppelte überzog. Allerdings hätte man ihn nicht ausgerechnet in dem Moment abwürgen dürfen, als er den Oscar seiner verstorbenen Frau widmete. Gewohnt peinlich beim Unterbinden von zu langen Reden, die Organisatoren.

Der Academy Award für die beste Kamera ging an den virtuosen Emmanuel Lubezki für „Birdman“. Lubezki durfte sein Genie schon unter den Regisseuren Alfonso Cuarón und Terrence Malick beweisen. Für seine Kameraarbeit zu Cuaróns Weltraumdrama „Gravity“ hatte er den Oscar bereits im vergangenen Jahr nach Hause getragen.

Grüße nach Moskau

Der Oscar für den besten Schnitt ging an Tom Cross für „Whiplash“. Erfreulich war der Oscar des besten Dokumentarfilms, der an Laura Poitras und „Citizenfour“ ging. Ob sich Edward Snowden in Moskau gefreut hat? Erfreulich ebenfalls der Oscar für die beste Hauptdarstellerin, der verdient an die göttliche Julianne Moore für „Still Alice“ ging. Marion Cotillard hätte man ihn für „Zwei Tage, eine Nacht“ aber ebenfalls gegönnt. Völlig zu Recht hat „Glory“ von John Legend und Common den Oscar für den besten Filmsong gewonnen. Das Stück aus dem Martin-Luther-King-Film „Selma“ wurde in einer wundervoll emotionalen Show dargeboten.

Nebendarsteller souverän ins Ziel

Bei den Nebendarstellern gab’s keine Überraschungen, dort waren die Wettquoten vermutlich auch am niedrigsten: Die Oscars erhielten J. K. Simmons für seine Darstellung des besessenen Musiklehrers in „Whiplash“ und Patricia Arquette für ihre Rolle der Mutter in „Boyhood“. Beim Wettstreit um den besten Hauptdarsteller waren große Schauspieler nominiert: Michael Keaton, Steve Carell – Schauspieler die den Oscar wirklich verdient hätten. Gewonnen hat Eddie Redmayne mit einer guten, aber unbedeutenden Leistung in einem unbedeutenden Film: dem Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendichkeit“. Auch das keine Überraschung, hatte Redmayne doch zuvor schon Golden Globe, BAFTA und Screen Actors Guild Award abgeräumt – ein hundertprozentiger Dreifaltigkeits-Indikator für den Oscar (Dank für die Erkenntnis an Arthur von Filmfutter).

„Birdman“ ist der Sieger

Der beste Film und der beste Regisseur wurden in den frühen deutschen Morgenstunden gekürt, beide Oscars gingen erwartbar an „Birdman“.

Eine lange, Nacht – reich an Werbeunterbrechungen – ohne große Überraschungen also, mit Tiefen und Höhen. Am Ende kann man froh sein, dass „American Sniper“, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ und „Boyhood“ vergleichsweise leer ausgegangen sind. Man trauert mit Steve Carell, Michael Keaton und Bennett Miller. Man freut sich mit Laura Poitras, Julianne Moore und Pawel Pawlikowski.

Traurig war auch der Animationsfilm-Oscar. Das große Meisterwerk „Die Legende der Prinzessin Kaguya“, dieses warmherzige Meisterstück, wurde übergangen zugunste von „Baymax – Riesiges Robowabohu“.

Die komplette Siegerliste gibt es hier.

Copyright 2015 by Simon Kyprianou

 
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Verfasst von - 2015/02/23 in Kino, Veranstaltungen

 

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Blogger-Wochenende auf der Tromm

Gastbeitrag von belmonte und valentino

Dieser Text ist erstmals am 28. September 2013 unter VNICORNIS erschienen, einem Blog mit den Schwerpunkten Kunst und Literatur, mit deren beiden Betreibern ich verwandtschaftlich bzw. freundschaftlich verbunden bin. (Anmerkung V. Beautifulmountain)

Liebe BloggerInnen,

vom 14. bis 16. Februar 2014 (Freitagnachmittag bis Sonntag) veranstalten wir ein gemeinsames Blogger-Wochenende im Trommhaus im Odenwald.

Geplant ist ein Workshop-Wochenende mit folgenden (vorläufigen) Inhalten:

– Erfahrungs- und Ideenaustausch unter Bloggern, Künstlern, Lesern, Schreibern,
– Vorstellung von Texten und Rezensionen,
– Ausstellung von Bildern, Grafiken, Fotografien,
– Diskussion über besprochene Bücher, Filme, Kunst,
– etc.

Möglich sind darüber hinaus Tag- und Nachtwanderungen, Spaziergänge, ausgiebiges Tafeln, Muße etc. Das Trommhaus ist gut ausgestattet. Auch wenn es draußen noch sehr kalt sein sollte und womöglich noch Schnee liegt, kann man sich dort angenehm aufhalten.

Das Wochenende ist ausdrücklich nicht-kommerziell und verfolgt keinerlei sonstige Zwecke. Kosten fallen lediglich für Anreise, Übernachtung und Verpflegung an.

Vorgesehen sind zwei Übernachtungen (10 Euro pro Person und Nacht, etwas preiswerter wird es in den sogenannten Bettenlagern). Bettwäsche kann mitgebracht werden, ansonsten einmalig 6 Euro für die Ausleihe vor Ort). Die Atmosphäre erinnert ein wenig an ein Schullandheim. Internetadresse mit Anfahrtsweg und weiteren Informationen unter www.trommhaus.de.

Tromm-Foto

Trommhaus (Foto: Klaus Kirchner)

Beschreibung Tromm:
Die Tromm ist sowohl ein Berg (577 m über Meeresspiegel) als auch ein Höhenzug inmitten des hessischen Odenwaldes. Wunderbar abgelegen, ist das Trommhaus dennoch gut mit dem Auto zu erreichen. Außerdem fährt eine Regionalbahn von Weinheim (Bergstraße) nach Fürth (Odenwald) mit Ausstieg in Rimbach. Von dort sind es 6 km Wanderung zum Trommhaus (380 Höhenmetern zum Teil recht steil aufwärts).

Verpflegung wird vorab eingekauft, um dort gemeinsam zu kochen (vollständig ausgestattete Küche ist vorhanden). Kinder sind willkommen.

Da die Anzahl der Teilnehmer begrenzt ist, meldet Euch bitte frühzeitig an: belmonte at vnicornis dot com.

Wir freuen uns auf viele neue Gesichter und ein paar schöne und spannende Tage.

Viele Grüße,
belmonte und valentino

 

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