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Soldaten der Apokalypse – Das Massaker von Nogeun-ri

Jageun yeonmot

Von Volker Schönenberger

Kriegsdrama // Im südkoreanischen Dorf Nogeun-ri geht das Leben einen Monat nach Ausbruch des Koreakriegs seinen gewohnten Gang. Die Polizei durchsucht zwar schon mal ein Haus, und man sorgt sich um das Vordringen der „Roten“, aber der Ort ist so abgelegen, dass nur wenige Nachrichten über das Geschehen dorthin vordringen. Die Männer spielen in der Mittagshitze „Go“, die Kinder streiten, die Frauen wachen über das Alltagsleben.

Nach der Überquerung einer Brücke …

Dann fährt ein Militärjeep vor, und ein japanischer Soldat rät den Dörflern dringend zur Flucht – bald werde die Gegend zum Kriegsschauplatz. Ohne Murren und Knurren oder gar Panik brechen die Dörfler auf. Des Abends lassen sie sich auf einer schmalen Straße von US-Soldaten von der Straße drängen, verbringen die Nacht auf Steinen an einem Flussufer, um morgens weiterzuziehen. Wieder treffen sie auf GIs, die sie von der Straße drängen, damit ein Konvoy von Lastwagen vorbeifahren kann. Kurz darauf erneut ein Halt auf einer Bahntrasse in der Nähe eines Teichs. Rüde untersuchen weitere US-Soldaten das Gepäck der Flüchtenden und nötigen sie, an Ort und Stelle auszuharren. US-Kampfflugzeuge überfliegen den Trupp, und urplötzlich bricht das Inferno aus.

… halten US-Soldaten die Flüchtlinge auf

Bedächtig und ohne jedes Pathos zieht sich die Handlung eine Dreiviertelstunde lang hin, bietet den Zuschauern so mit ruhiger Hand Einblick in eine friedliche Dorfgemeinschaft, die nichts Böses ahnt. Umso nachhaltiger entfaltet sich in der Folge die Wirkung des Gezeigten, wenn in drastischen Bildern das Massaker an einer harmlosen Schar von Zivilisten gezeigt wird. Mit dem ersten Bombeneinschlag in der Menschenmenge lässt „Soldaten der Apokalypse“ die Schrecken des Krieges ganz nah an die Zuschauer heran – der plakative deutsche Titel ist für diese Flüchtlinge gar nicht übertrieben. Etliche Szenen brennen sich ins Gedächtnis, etwa wenn ein kleines Mädchen in einer ruhigen Phase nach einem Glühwürmchen greift und ihm die Finger abgeschossen werden.

Nach einer wahren Begebenheit im Koreakrieg

Beim Massaker von Nogeun-ri starben Ende Juli 1950 hunderte koreanischer Zivilisten, als sie auf der Flucht vor nordkoreanischen Truppen unvermittelt von US-Kampfflugzeugen bombardiert und etwas später auch von US-Bodentruppen beschossen wurden. Die Bluttat ist lange belegt und seitens der USA eingeräumt, neuere Erkenntnisse deuten sogar an, dass es sich keineswegs um ein Versehen handelte, sondern gezielten Massenmord – siehe bei Spiegel Online und der Washington Post.

Es gibt keine Deckung

Vorsicht, Binsenweisheit: Im Krieg sterben Unschuldige und Unbeteiligte, so viel ist sicher. Lee Sang-woo hat diese Erkenntnis in seiner bislang einzigen Regiearbeit zu einer aufrüttelnden Anklage eines verbrecherischen US-Militäreinsatzes aufgearbeitet. Die Antikriegsbotschaft ist unübersehbar, da „Soldaten der Apokalypse“ trotz heftiger Gewalteruption nie exploitativ wirkt. Das Drama hat mehr Beachtung verdient.

Auch nicht für Kinder

Veröffentlichung: 3. Dezember 2012 als Blu-ray und DVD

Länge: 86 Min. (Blu-ray), 83 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Koreanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Jageun yeonmot
Internationaler Titel: A Little Pond
KOR 2009
Regie: Lee Sang-woo
Drehbuch: Lee Sang-woo, nach dem Tatsachenroman „Kennst du unseren Schmerz“ von Jeon Eun-yong
Besetzung: Mun Seong-kun, Kim Roe-ha, Jeon Hye-jin, Shin Myeong-cheol, Michael Frederick Arnold, Bae Hye-min, Goo Hye-min, Hong Ji-soo, Im Geum-hee, San Im, Jeong Da-eun
Zusatzmaterial: Making-of, Interviews, Highlights, Trailer, Bildergalerie, Wendecover
Vertrieb: KSM GmbH

Copyright 2017 by Volker Schönenberger
Fotos: © 2012 KSM GmbH

 

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