Conan the Barbarian
Fantasy-Abenteuer // Ab 1932 veröffentlichte Robert E. Howard (1906–1936) im US-amerikanischen Pulp-Magazin „Weird Tales“ 17 Kurzgeschichten um den Krieger Conan der Cimmerier. Dessen Abenteuer spielten sich in einem vom Autor ersonnenen Hyborischen Zeitalter ab (auch Hyborische Welt genannt), welches Howard in einem Essay mit dem Titel „The Hyborian Age“ skizzierte. (in voller Länge im Netz zu finden). Conan erlebte später weitere Abenteuer durch andere Schriftsteller, er trat in Comics in Erscheinung und wurde Protagonist von Gesellschafts- und Videospielen, weiteren Kinofilmen und Fernsehserien.
Titos Tod
Als bekannteste Conan-Umsetzung gilt zweifellos die 1982er-Kino-Adaption „Conan – Der Barbar“ unter der Regie von „Apocalypse Now“-Drehbuchautor John Milius („Die rote Flut“). Das Drehbuch stammt von Oliver Stone, wurde aber von Milius zusammengekürzt und umgeschrieben, weil Stones Version so lang war, dass die Umsetzung das Budget gesprengt hätte. Ursprünglich war Jugoslawien als Drehort vorgesehen und die Vorproduktion war dort bereits angelaufen. Doch nach dem Tod des Staatspräsidenten Tito im Mai 1980 wirkte das Land instabil, weshalb der gesamte Tross nach Spanien umzog, zumal sich die dortige Filmindustrie in einen besseren Zustand befand als die jugoslawische. Die Dreharbeiten in Spanien fanden schließlich von Januar bis April 1981 statt.
Nach dem Untergang von Atlantis
Eine Stimme aus dem Off leitet die Saga von Conan ein: Ich will von einem Zeitalter berichten, das begann, als Atlantis im Meer versank, und das endete, als die Söhne des Aryas die Macht eroberten. Ich will erzählen von Conan, der dazu ausersehen war, in dieser Zeit der großen Abenteuer seine Stirn, hinter der sich viele Sorgen verbargen, mit der Juwelenkrone von Aquilonio zu schmücken. Ich will die Geschichte meines Herrn erzählen. Dies platziert die Handlung des Films zeitlich gemäß der Literaturvorlagen, da Robert E. Howard das Hyborische Zeitalter nach dem Untergang von Atlantis beginnen ließ.
Ab in die Sklaverei
Als Kind erlebt Conan (Jorge Sanz), wie das Dorf, in dem er lebt, von Thulsa Doom (James Earl Jones) und dessen Kriegern überfallen wird. Die erwachsenen Einwohnerinnen und Einwohner werden niedergemetzelt, und der Knabe muss mitansehen, wie sein Vater (William Smith) von Hunden zerfleischt wird und Thulsa Doom Conans Mutter (Nadiuska) mit einem Schwert köpft, das Conans Vater selbst geschmiedet hat. Die Kinder des Dorfs werden versklavt. Fortan muss der Junge tagein, tagaus eine Mühle in Bewegung halten. Die jahrelange Fronarbeit macht aus Conan (nun Arnold Schwarzenegger) einen bärenstarken jungen Mann, ein wahres Muskelpaket. Er wird verkauft, sein neuer Herr (Luis Barboo) lässt ihn Gladiatorenkämpfe austragen. Conan lernt zu kämpfen und zu töten, bleibt in zahllosen Auseinandersetzungen unbesiegt. Er wird sogar im Schwertkampf ausgebildet, lernt lesen und sein Selbst zu erkennen. Sein Drang nach Freiheit wird eines Tages erfüllt, als sein Herr ihn unvermittelt freilässt. Das Abenteuer beginnt.
Bald bildet Conan mit dem Dieb Subotai (Gerry Lopez) und der Amazone Valeria (Sandahl Bergman, „Red Sonja“, „She – Eine brutale Reise in die Zukunft“) ein Trio. Der Muskelprotz sinnt immer noch auf Rache an Thulsa Doom und dessen Hauptschergen Rexor (Ben Davidson) und Thorgrim (Sven-Ole Thorsen), die einen ominösen Schlangenkult führen.
Low Fantasy
Zugegeben: Man sieht „Conan – Der Barbar“ seine literarische Herkunft aus der sogenannten Low Fantasy an. Diese wird zutreffend auch „Sword and Sorcery“ (Schwert und Magie) genannt, wer dem nun gar nichts abgewinnen kann, wird diesen Filmklassiker der 80er-Jahre müde belächeln. Es verleitet auch zum Schmunzeln, Arnie treuherzig durch die fantasievollen Kulissen und prächtig in Szene gesetzten spanischen Landschaften stapfen oder reiten zu sehen. Sein Conan bleibt dabei recht wortkarg, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass sein breiter steirischer Akzent nicht allzu sehr zur Geltung kommen sollte. Der Österreicher nutzte dem Vernehmen nach die Gelegenheit, sich von seinen ungleich erfahreneren Darstellerkollegen James Earl Jones und Max von Sydow (Kurzauftritt als König Olric) Schauspieltipps geben zu lassen. Zur Vorbereitung hatte er monatelang hart trainiert. Für Schwarzenegger war die Titelrolle des Conan ein großes Ausrufezeichen auf dem Weg zum Weltruhm als einer der größten Stars Hollywoods überhaupt (Weltruhm als einer der erfolgreichsten Bodybuilder hatte er ja bereits). Dass er dafür seine erste von bis heute neun Nominierungen für die Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler erhielt, wird er verschmerzen. Apropos Awards: Sandahl Bergman erhielt für ihre Rolle der Valerie 1983 nicht nur von der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films einen Saturn Award als beste Schauspielerin, sondern auch von der Hollywood Foreign Press Association einen Golden Globe als bester neuer weiblicher Star.
Soundtrack von Basil Poledouris
Geredet wird generell nicht allzu viel, umso mehr Bedeutung erhält der aus klassischem Orchester und vielköpfigem Chor zusammengestellte Score, der viele Stimmungs- und Tempowechsel entscheidend prägt. Heutzutage kommen ja viele Hollywood-Blockbuster nahezu ohne musikalische Pausen aus (was gelegentlich nervt), das war nach meiner Erinnerung in den 80er-Jahren noch nicht so. Hier schon, und es nervt nicht, sondern passt perfekt, da ausgesprochen zielgerichtet und pointiert eingesetzt. Die Filmmusik von Basil Poledouris hat sogar einen eigenständigen Wikipedia-Eintrag. Der Komponist war bereits in der Storyboard-Phase der Vorproduktion in die Entstehung des Films eingebunden.
Gekämpft, getötet und gestorben wird ausgiebig, und das dank Schwertern, Äxten, mächtigen Hämmern und Pfeilen sehr blutig, bemerkenswert für einen Blockbuster, der ein vielköpfiges Publikum anlocken soll. In dem aus diversen Kulturen, Ländern, Mythen und Sitten zusammengesponnenen Sammelsurium eines Fantasy-Universums herrschen eben raue Sitten. Das vielköpfige Publikum kam so oder so zusammen: Weltweit spielte das Werk mehr als das Dreifache seines Budgets von 20 Millionen Dollar ein. Bei der zeitgenössischen Filmkritik stieß es auf durchwachsene Resonanz, in der Rückschau hat sich der Blick auf den Film deutlich gebessert. Die damals gelegentlich zu bemerkende Unterstellung faschistoiden Gedankenguts scheint vom Tisch. Für mich ist „Conan – Der Barbar“ ohnehin Eskapismus in Reinkultur, dem ich keinen gesellschaftlichen oder politischen Subtext unterstellen mag. Gleichwohl mangelt es etwas an Augenzwinkern.
Aus Conan wird Kalidor und Kull
Nach einiger Zeit krönte er sich selbst zum König. Doch das ist eine andere Geschichte. Mit diesen Worten endet „Conan – Der Barbar“ in der deutschen Synchronisation. Die englische Originalfassung ist da schon etwas deutlicher: And this story shall also be told. Zu deutsch: Und diese Geschichte soll ebenfalls erzählt werden. In Richard Fleischers Fortsetzung „Conan – Der Zerstörer“ (1984) wurde sie allerdings nicht erzählt, denn darin wird der Barbar keineswegs zum König. Womöglich wäre sie im dritten Teil der als Trilogie (oder mehr) geplanten Reihe erzählt worden, doch zu „Conan – Der Eroberer“ kam es nicht mehr, weil es Arnie in andere schauspielerische Gefilde zog. Stattdessen wurde das Drehbuch umfunktioniert, sodass viel später „Kull – Der Eroberer“ (1997) in die Kinos kam. Erwähnt sei in dem Kontext auch Richard Fleischers „Red Sonja“ (1985) mit Brigitte Nielsen in der Titelrolle und Arnold Schwarzenegger als Held Kalidor. Ursprünglich sollte es sich dabei auch um Conan handeln, aus lizenzrechtlichen Gründen wurde die Figur aber umbenannt.
Auch Ralf Moeller war schon Conan
Eine Serie „Conan, der Abenteurer“ mit Ralf Moeller als Conan kam 1997 und 1998 nicht über die üblichen 22 Folgen einer Staffel hinaus. Erwähnt sei außerdem „Conan“ (2011) von Marcus Nispel („Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“) mit Jason Momoa („Justice League“) in der Titelrolle. Im Original mit „Conan the Barbarian“ exakt wie der Schwarzenegger-Vorgänger von 1982 betitelt, ist der Film jedoch nicht als Remake anzusehen, da sich die Story aus anderen Conan-Erzählungen von Robert E. Howard speist (gesehen habe ich ihn bislang aber nicht). Wie der Stand bei der Anfang 2018 angekündigten Conan-Streamingserie und dem seit langer Zeit geplanten Kinofilm „The Legend of Conan“ ist, entzieht sich meiner Kenntnis; dass man lange nichts davon gehört hat, spricht dafür, dass beide Vorhaben den Weg alles Irdischen gegangen sind. Arnies „Conan – Der Barbar“ kann all das ohnehin nichts anhaben. Mit dem heutigen Blick wirkt das Fantasy-Abenteuer zwar etwas cheesy, es ist und bleibt aber ein wuchtiger 80er-Klassiker.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von John Milius haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit James Earl Jones, Arnold Schwarzenegger und Max von Sydow unter Schauspieler.
Veröffentlichung: 3. November 2016 als Blu-ray im FuturePak, 15. März 2012 als Blu-ray, 14. Januar 2004 und 31. August 2001 als DVD
Länge: 132 Min. (Blu-ray), 121 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Conan the Barbarian
USA/MEX/SP 1982
Regie: John Milius
Drehbuch: John Milius, Oliver Stone, nach Vorlagen von Robert E. Howard
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, James Earl Jones, Sandahl Bergman, Gerry Lopez, Max von Sydow, Ben Davidson, Sven-Ole Thorsen, Cassandra Gava, Mako, Valérie Quennessen, Luis Barboo, William Smith, Nadiuska
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Arnold Schwarzenegger & John Milius, Making-of: „Conan Unchained“, entfallene Szenen & Special Effects, Bildergalerien, Originaltrailer
Label/Vertrieb: Concorde Video
Copyright 2022 by Volker Schönenberger
Untere Packshots: © Concorde Video