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Zum 100. Geburtstag von Lee Marvin: Verflucht sind sie alle – Der Sheriff und der Ku-Klux-Klan

The Klansman

Von Volker Schönenberger

Actiondrama // Wenn es das Wort Raubein nicht schon gäbe, für jemanden wie Lee Marvin hätte es erfunden werden müssen. Als romantischer Liebhaber wurde der Gute jedenfalls kaum einmal gebucht. Allerdings war er auch nicht nur auf Schurkenrollen abonniert, sondern vielmehr auf knorrige Antihelden – Figuren, die mit bisweilen zweifelhaften Mitteln in die richtige Richtung gehen.

Benannt nach General Lee

Doch spulen wir zurück an den Anfang: Am 19. Februar 1924 wird Lee Marvin in New York City geboren. Sein Vater ist Veteran des Ersten Weltkriegs, der kleine Lee wird nach dem mit ihm weitläufig verwandten Südstaaten-General Robert E. Lee (1807–1870) benannt (sein Bruder Robert ebenfalls). In der Schule hat er Probleme, ist lernschwach und aufmüpfig. Im August 1942 meldet er sich zum US Marine Corps, kämpft im Pazifikkrieg, wird schwer verwundet und mehrfach dekoriert.

Als Klempnerlehrling auf die Bühne

Zum Schauspieler wird er Wikipedia zufolge zufällig, erledigt als Klempnerlehrling Arbeiten an einer Provinzbühne und springt für einen erkrankten Darsteller ein. Marvin fängt Feuer, nimmt Schauspielunterricht und schafft es bis an den Broadway, übernimmt parallel erste Fernsehrollen. Sein Kinodebüt gibt er 1951 in Henry Hathaways Kriegskomödie „You’re in the Navy Now“, auch Charles Bronsons erster Leinwandauftritt und einer der ersten von Jack Warden. Solchen kleinen Statistenparts ohne Nennung in den Credits folgen bald größere – als Finsterling. In „Der Wilde“ (1953) prügelt er sich als Rocker mit Marlon Brando, in John Sturges’ „Stadt in Angst“ (1953) legt er sich als Rassist mit Spencer Tracy an.

Sheriff Bascomb sorgt auf seine Weise für Ruhe

Populär macht ihn insbesondere auch sein Part als Detective Lieutenant Frank Ballinger, den er in allen drei Staffeln und 117 Episoden der Fernsehserie „Dezernat M“ (1957–1960) verkörpert (bis Mitte der 60er-Jahre wird er viel fürs Fernsehen arbeiten, danach wie abgeschnitten gar nicht mehr). Anfang der 60er dreht er drei Filme mit John Wayne: „Die Comancheros“ (1961) von Michael Curtiz sowie die beiden John-Ford-Regiearbeiten „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ (1962) und „Die Hafenkneipe von Tahiti“ (1963). Mit der Verkörperung des brutalen Banditen Liberty Valance beginnt für Marvin die Zeit seiner ikonischen Rollen. Unvergessen, wie Valance den von James Stewart gespielten Juristen Ransom Stoddard einfach mal auspeitscht, nebenbei ein so fesselnder wie vielschichtiger Beitrag zum Mythos des Westens. Zwei Jahre später beeindruckt Marvin als gedungener Mörder in Don Siegels hartem Actionthriller „Der Tod eines Killers“ (1964), nebenbei der letzte Kinoauftritt eines gewissen Ronald Reagan.

Oscar für den versoffenen Revolverhelden

Nun folgt die Doppelrolle, die ihn ganz nach oben befördert: In der Westernkomödie „Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming“ (1965) glänzt er gleichermaßen als eiskalter Profikiller auf der einen und trunksüchtiger Revolverheld auf der anderen Seite. Letztgenannter Figur stiehlt das besoffene Pferd beinahe die Show – aber nur beinahe: Lee Marvin gewinnt im Juli 1965 auf der Berlinale den Silbernen Bären als bester Darsteller. 1966 folgen Golden Globe, BAFTA Award (der Preis der britischen Filmakademie), Oscar und Goldener Lorbeer (Laurel Award). Dem Westerngenre bleibt er verbunden, spielt in Richard Brooks’ „Die gefürchteten Vier“ (1966) einen der vier titelgebenden Abenteurer. Bemerkenswert ist auch das Western-Musical „Westwärts zieht der Wind“ (1969), in welchem er neben Clint Eastwood singt und mit „Wanderin’ Star“ sogar einen veritablen Hit hat – mit übergroßem Gesangstalent ist er zwar nicht gesegnet, aber sein raues, vielleicht vom Rauchen herrührendes Timbre hat was. Erwähnt sei noch „Monte Walsh“ (1970), einer der Western-Abgesänge des New Hollywood, in welchem er die Titelfigur verkörpert.

Duftmarken im Kriegsfilmgenre

Auch das Kriegsfilmgenre hat es Marvin angetan und bringt ihm manch einen legendären Auftritt. Am legendärsten ist zweifellos sein Part in Robert Aldrichs mit Stars gespicktem „Das dreckige Dutzend“ (1967), in welchem er als Schleifer Major John Reisman die titelgebenden zwölf Halunken trainiert und schikaniert, um sie während des Zweiten Weltkriegs in ein Himmelfahrtskommando zu führen. In „Hängt den Verräter!“ (1968) spielt er einen im Koreakrieg wegen Hochverrats zum Tode verurteilten US-Soldaten, der einen neuen Prozess erhält. Im selben Jahr zeigt ihn „Die Hölle sind wir“ von John Boorman als gegen Kriegsende auf einer unbewohnten Pazifikinsel gestrandeten GI, der sich mit einem ebenfalls dort ums Überleben kämpfenden Japaner (Toshirō Mifune) arrangieren muss. Ein bemerkenswerter Genrevertreter, der sogar als Antikriegsfilm durchgeht. Erwähnt sei auch Samuel Fullers „The Big Red One“ von 1980 als packende, wenn auch konventionelle Chronologie der Erlebnisse einer Infanterieeinheit von 1942 bis 1945 auf Kriegsschauplätzen in Nordafrika, Sizilien, der Normandie während der Invasion, beim Vordringen auf deutschen Boden bis zur Befreiung eines Konzentrationslagers in der Tschechoslowakei.

Doch langsam entgleitet ihm das Geschehen

Gleichwohl sinkt Lee Marvins Stern in den 1970er-Jahren langsam, was nicht zuletzt an drei Rollen liegt, die er ablehnt: In Sam Peckinpahs „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ (1969) ist er bereits als Hauptdarsteller gebucht, dreht dann aber doch lieber den bereits erwähnten „Westwärts zieht der Wind“. Für Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ (1975) wird ihm der Part als Quint angeboten – seine Ablehnung wird Robert Shaw gefreut haben. In „Patton – Rebell in Uniform“ (1970) von Franklin J. Schaffner kann er den legendären General des Zweiten Weltkriegs spielen, überlässt die Rolle aber George C. Scott. Drei Filme, die sich vielleicht auch mit Marvin zu den Klassikern entwickelt hätten, die sie heute sind, und die ihm den Weg zu weiteren großen Rollen geebnet hätten. Sei’s drum, seine Filmografie beeindruckt auch ohne sie. Ihren Schlusspunkt bildet der Actionkracher „Delta Force“ (1986), von Menahem Golan für die berüchtigte Produktionsfirma Cannon Films inszeniert und unfassbar gut besetzt: Mit Marvin, Shelley Winters, Martin Balsam und George Kennedy sind vier Oscar-Preisträger/innen am Start, dazu Chuck Norris als Hauptdarsteller sowie Robert Forster, Steve James, Hanna Schygulla, Susan Strasberg und Robert Vaughn – zweifellos die bestbesetzte Cannon-Produktion überhaupt.

Beisetzung in Arlington

Über Jahrzehnte dem Alkohol und Nikotin schwer zugetan, hat Lee Marvin in seinen letzten Lebensjahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Er stirbt am 29. August 1987 im Alter von 63 Jahren an einer Herzattacke und bekommt ein Ehrenbegräbnis auf dem Nationalfriedhof Arlington im US-Staat Virginia. Am 19. Februar 2024 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Ein Sheriff unter Rassisten

In „Verflucht sind sie alle“ (1974) lernen wir gleich zu Beginn den von ihm verkörperten Sheriff Track Bascomb kennen. Während aus dem Off „The Good Christian People“ von The Staple Singers erklingt, fährt er mit seinem Streifenwagen durch die Straßen der Kleinstadt in Alabama, in der er für Ordnung sorgt. Etwas außerhalb löst er eine Ansammlung von Rednecks auf, die sich einen Spaß daraus machen, einen tumben Schwarzen dafür zu bezahlen, eine schwarze Frau zu vergewaltigen. Bascomb kann das verhindern, nimmt aber niemanden fest; es sind ja diejenigen, die ihn gewählt haben. Kurz darauf besucht er seinen alten Freund Breck Stancill (Richard Burton) auf dessen Anwesen und nimmt einen Drink mit ihm.

Der Ku-Klux-Klan und die Bürgerrechtler

Andernorts tagt der Ortsverband des Ku-Klux-Klans unter Vorsitz des „Zyklopen“, der kein Geringerer als Bürgermeister Hardy Riddle (David Huddleston) ist. Auch Bascombs Deputy Butt Cutt Cates (Cameron Mitchell) ist dabei. Die örtliche Rassistenvereinigung plant einige Aktionen gegen Bürgerrechtler, die in der Gegend Aktivität entwickeln und die afroamerikanische Bevölkerung „aufwiegeln“ wollen, sich für die Wahlen zu registrieren. Dann trifft die Nachricht von der Vergewaltigung der jungen Nancy Poteet (Linda Evans) durch einen Schwarzen ein. Nun kennen die Rednecks kein Halten mehr. Als die beiden Schwarzen Garth (O. J. Simpson) und Henry (Darsteller n. bek.) ins Blickfeld eines Lynchmobs geraten, beginnt eine Hatz durch den Wald. Garth gelingt es, sich zu verbergen. Er muss mit ansehen, wie sein Kumpel erst kastriert und dann abgeknallt wird, was ihn zum Rächer mutieren lässt.

Hixploitation

„The Klansman“, so der Originaltitel von „Verflucht sind sie alle“, zählt zum Sektor der „Hixploitation“, eines obskuren Subgenres, das in seiner zweiten Phase ab den 1960er-Jahren vornehmlich ländliche Gemeinden in den Südstaaten und deren vermeintlich oder tatsächlich rückständigen und rassistischen Einwohner porträtierte. Und rassistisch sind sie bis ins Mark, die Typen, die sich in diesem Kaff herumtreiben, für Angehörige einer überlegenen Rasse halten und doch nur kleine Lichter sind.

Von Bond-Regisseur Terence Young

Kein Zweifel: Alan Parkers „Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses“ (1988) mag auch nicht frei von Schwächen sein, ist aber weitaus besser als diese Regiearbeit von Terence Young, der mit „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) und „Feuerball“ (1965) immerhin drei der ersten vier Bonds inszeniert hatte. „Verflucht sind sie alle“ vermag dennoch zu faszinieren und zu fesseln und ist nach allem, was ich über das Aufeinanderprallen von Rednecks, Schwarzen und der Bürgerrechtsbewegung im Süden der USA weiß, gar nicht so weit von der Realität entfernt.

Wie Rednecks über Schwarze denken

Im Positiven wie im Negativen bleiben Szenen haften. Sehr unangenehm anzuschauen ist etwa die Vergewaltigung einer jungen Schwarzen zum Zweck, sowohl der afroamerikanischen Gemeinde der Gegend als auch den Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern eine Warnung zu senden, was ihnen bevorstehen könne. Es ist schon nachvollziehbar, weshalb die Szene so lang ist wie sie ist. Umstehende beobachten die Tat (sie haben die Frau gemeinsam gekidnappt und in ein Lagerhaus verschleppt), helfen dem Vergewaltiger, indem sie Arme und Beine des Opfers festhalten. Ich war froh, als die Szene vorüber war. Die Vergewaltigung von Nancy Poteet zu Beginn wird im Übrigen nur kurz angedeutet. Sie wird im Auto überfallen, und da es dämmert, ist gar nicht zu sehen, ob der Täter tatsächlich ein Schwarzer ist. Das ließ vermuten, dass seine Identität später noch thematisiert wird, aber er wird nicht identifiziert. Und da Nancy später nicht darüber redet, welche Hautfarbe ihr Vergewaltiger hatte, soll es wohl tatsächlich ein Schwarzer gewesen sein. Für die Rednecks ist ein Schwarzer wie der andere, potenzielle Vergewaltiger sind sie allemal, und natürlich halten die Rassisten alle schwarzen Frauen für Schlampen, die keine Jungfrauen mehr sein können, erst recht nicht, wenn sie jung und attraktiv sind.

Das Opfer ist selbst schuld

Auch die Jagd auf Henry und Garth nebst Lynchen Henrys im Wald wirkt nachhaltig, ebenso der Showdown am Ende des Films. Dazwischen bleibt eine Szene im Gedächtnis, die vielleicht am meisten frösteln lässt: Während eines Gottesdienstes betritt verspätet auch das Vergewaltigungsopfer Nancy Poteet die Kirche, und sie wird von der versammelten Gemeinde inklusive des Priesters (Lee de Broux) angefeindet, als habe sie damit, von einem Schwarzen vergewaltigt worden zu sein, Schuld auf sich geladen und sich selbst beschmutzt. In diesem Moment ist „Verflucht sind sie alle“ sehr stark.

Zu viel Alkohol am Set

O. J. Simpson überzeugt als zorniger Garth, der das Recht in die eigene Hand nimmt und für die friedlichen Methoden der Bürgerrechtler nur Verachtung übrig hat. Richard Burtons Breck Stancill nimmt in einigen Szenen einen Drink, was die Frage aufwirft, ob in den Gläsern wohl echter Schnaps war. Seine permanente Trunkenheit am Set von „Verflucht sind sie alle“ ist berüchtigt, in vielen Szenen sehen wir ihn sehr unbeweglich, stehend, sitzend oder liegend, was wohl seinem besoffenen Zustand geschuldet war. Er hat auch eine Actionszene, die sich andeutet, als irgendwann vorher das Gerücht thematisiert wird, er sei ein Karate-Ass. Und in der Tat schaltet er in besagter Szene am Busbahnhof den Deputy Butt Cutt Cates mit einigen gezielten Handkantenschlägen aus. Bedauerlicherweise wirkt das unfreiwillig komisch.

Garth (l.) will Vergeltung, Stancill nur einen Drink

Auch Lee Marvin sprach am Set dem Alkohol reichhaltig zu, war aber zu solider Arbeit immerhin noch imstande, auch wenn man seinem Spiel eine gewisse Leidenschaftslosigkeit ansieht (dazu gleich mehr). Überliefert ist, dass sich Burton und Marvin ein paar Jahre später bei einer Party trafen und nicht mehr daran erinnern konnten, je zusammengearbeitet zu haben (und ja – sie haben in „Verflucht sind sie alle“ viele gemeinsame Szenen). Zum Schmunzeln, wenn es nicht tatsächlich traurig wäre.

Verworfenes Drehbuch von Samuel Fuller

Samuel Fuller, 1980 Regisseur von „The Big Red One“, machte aus der Romanvorlage von William Bradford Huie (1910–1986) ein Drehbuch, das dem US-Verleih und Geldgeber Paramount aber zu heikel war. Zudem setzten europäische Investoren den Briten Terence Young als Regisseur durch, weshalb Fuller ausschied; den letztlich verfilmten Drehbuchentwurf verfasste Millard Kaufman („Stadt in Angst“). Lee Marvin war nicht begeistert, er hätte lieber die von Fuller entworfene Figur gespielt, einen Ku-Klux-Klan-Führer, der zum Umdenken kommt; aber er hatte bereits seinen Vertrag unterschrieben. Marvins lustloses Spiel passt aber irgendwie gut zu der Haltung von Sheriff Track Bascomb, der zwischen den Stühlen sitzt. Die Rassisten haben ihn ins Amt gehievt (Sheriffs werden in den USA als Leiter der Polizei eines Countys in der Regel vom Volk gewählt), ihnen fühlt er sich verpflichtet, auch wenn er ihren Rassismus nicht teilt und für den Ku-Klux-Klan nichts übrig hat. Bascomb geht es darum, die sich in in seinem Amtsbereich anbahnenden Unruhen zu unterbinden. Lange bleibt er untätig, letztlich zu lange, und er nötigt das Opfer der erwähnten langen Vergewaltigung gar zu einer Falschaussage. Ausgerechnet derjenige, der am ehesten als Protagonist und „Held“ der Geschichte durchgeht. Alles andere als ein Held.

Kann der Sheriff den Rächer stoppen?

Die zeitgenössische Filmkritik diffamierte „The Klansman“ als Trash (was er nicht ist) und Exploitation (was er ist). Als ernsthafte Auseinandersetzung mit Klans-Unwesen und Rassismus in den Südstaaten taugt das Actiondrama kaum, auch wenn es einen Einblick gewährt, was Afroamerikanerinnen und -amerikanern im Lauf der Geschichte der Südstaaten alles passiert ist. Man merkt dem Film an, dass seine Macher durchaus ambitioniert waren. Aber das fertige Werk wirkt, als seien ihnen die Pferde durchgegangen. Aber vielleicht ist das auch eine gewisse Qualität, dass ich mich als Zuschauer fast ähnlich zwischen den Stühlen gefühlt habe wie Sheriff Bascomb. „Verflucht sind sie alle“ hat jedenfalls seine Qualitäten, aber ich verstehe es völlig, wenn jemand das Werk in Bausch und Bogen verdammt. Da bleibt nur der Rat: Macht euch selbst ein Bild! Denn es gilt: Das muss man gesehen haben.

In der Public Domain

Aufgrund eines verspätet oder fehlerhaft eingesetzten Copyright-Vermerks ging „The Klansman“ in die Public Domain über (in Deutschland nennt sich das Gemeinfreiheit). Daher lässt sich das Actiondrama kostenlos und völlig legal im Internet Archive anschauen und herunterladen. Bei der dort bereitgestellten Version handelt es sich allerdings um eine TV-Fassung, für die der Film um die Kastrationsszene und die erwähnte lange Vergewaltigung gekürzt wurde. Bild und Ton lassen zu wünschen übrig, aber das gilt auch für die deutsche Blu-ray von 2019 mit der ungekürzten Fassung, die komplett ohne Extras und Untertitel daherkommt, im Gegensatz zur neun Jahre zuvor erschienenen deutschen DVD mit dem Titel „Verflucht und verkommen“ aber immerhin auch die englische Originaltonspur enthält.

Oroville war nicht begeistert

Abschließend zum Drehort: We would like to thank the citizens of Oroville for their enthusiastic help and cooperation in the making of this film. – Wir möchten uns gern bei den Bürgerinnen und Bürgern von Oroville für ihre enthusiastische Unterstützung und Kooperation bei der Produktion dieses Films bedanken. Mit dieser Einblendung unmittelbar vor Einsetzen des Abspanns endet „Verflucht sind sie alle“. In der in der Nähe von Sacramento liegenden kalifornischen Gemeinde wurde das Actiondrama gedreht. Dem Vernehmen nach war die Einwohnerschaft nach Sichtung des fertigen Produkts im Kino gar nicht mehr so begeistert. Das verwundert nicht, hat Oroville doch selbst eine Lynchjustiz-Historie und Erfahrung mit rassistischen Umtrieben. Aber vielleicht konnte die Bevölkerung des Orts auch einfach nur mit dem zwischen Kritik an realen rassistischen Umtrieben und handfester Exploitation ziellos hin und her lavierenden Endprodukt nichts anfangen. Das wiederum ist absolut nachvollziehbar. Jedenfalls wird „Verflucht sind sie alle“ Herrenmenschen ganz und gar nicht gefallen. Und das spricht sehr für den Film.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Terence Young haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Richard Burton, Lee Marvin, Cameron Mitchell und O. J. Simpson unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 18. April 2019 als Blu-ray, 11. März 2010 als DVD

Länge: 112 Min. (Blu-ray), 107 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, nur Blu-ray: Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Klansman
Deutscher DVD-Titel: Verflucht und verkommen
USA 1974
Regie: Terence Young
Drehbuch: Millard Kaufman, Samuel Fuller, nach einem Roman von William Bradford Huie
Besetzung: Lee Marvin, Richard Burton, Cameron Mitchell, O. J. Simpson, Lola Falana, David Huddleston, Luciana Paluzzi, Linda Evans, Ed Call, John Alderson, John Pearce, David Ladd, Vic Perrin, Wendell Wellman, Hoke Howell, Virgil Frye, Susan Brown, Jeannie Bell, Scott Edmund Lane, Bert Williams
Zusatzmaterial (nur Blu-ray): Wendecover
Label/Vertrieb: 375 Media (Blu-ray), Lighthouse Home Entertainment (DVD)

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Blu-ray-Packshot: © 2019 375 Media,
DVD-Packshot: © 2010 Lighthouse Home Entertainment

 
 

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Im Morgengrauen brach die Hölle los – Mogelpackung mit Stars

Raid on Rommel

Von Tonio Klein

Kriegs-Action // Erst über Briefmarkensammlungen plaudern und dann aus allen Rohren feuern. Nein, das ist keine Metapher in einem billigen Erotikfilm, das passiert hier wirklich – in einem billigen Kriegsfilm. Wobei das Wortgefecht über Briefmarken noch ganz nett ist und Schauspieler wie Wolfgang Preiss und Richard Burton glänzen können. Aber sonst? Von den missratenen Filmen sind vielleicht diejenigen am ärgerlichsten, die ihre Mängel durch eine XXL-Luftblase zu kaschieren versuchen. So ist das hier, mit Stars, Action en masse und einem anerkannten Regie-Veteranen (Henry Hathaway), der seinen Zenit aber offenbar überschritten hatte. Dabei ist gegen einen saftigen Actionkracher ohne Anspruch nicht grundsätzlich etwas zu sagen.

Im Fahrwasser von „Das dreckige Dutzend“

Die Ausgangslage ist eigentlich ganz gut, geradezu klassisch, für einen typischen Himmelfahrtskommando-Streifen, wie sie ab „Das dreckige Dutzend“ (1967) so populär waren: Der verwegene britische Captain Alex Foster (Burton) muss 1942 in Libyen mit einem Haufen wenig kampferprobter Sanitätssoldaten und einer durchgeknallten Prostituierten (Danielle de Metz) im Schlepptau die Panzerdivisionen des deutschen „Wüstenfuchses“ Generalfeldmarschall Erwin Rommel (Wolfgang Preiss) schwächen. Es wird zwar etwas aus der Mission, aber nichts aus dem Film. Nach ein bisschen Hickhack kommt es zu zwei überlangen und extrem explosiven Actionszenen, etwa in der Mitte und zum Finale. Da gibt es keinen dramatischen Spannungsbogen, da gibt es Dauerfeuer, bei dem man sich irgendwann langweilt und das Ende herbeisehnt.

Bei „Die Kanonen von Tobruk“ geklaut

Zum fehlenden Rhythmus (erst Ent-Spannung macht Spannung wieder möglich!) trägt ganz entscheidend das übermäßige Zukleistern des Ganzen mit martialischer Militärmusik bei, die zudem in ihren mitunter beinahe heiteren Melodien an Krieg als Jungs-Abenteuer statt Kampf auf Leben und Tod denken lässt. Und wenn in dem ganzen Tohuwabohu nicht nur gelegentlich das Bild verwaschen wirkt, so gibt es dafür einen Grund: „Im Morgengrauen brach die Hölle los“ verwendet reichlich Footage aus Arthur Hillers Kriegsfilm „Die Kanonen von Tobruk“ (1967) mit Rock Hudson und George Peppard. Nicht einmal an der Oberfläche funktioniert das XXL-Blendwerk!

Richard Burton!

Dass die Sache nicht komplett vor die Hunde geht, liegt entscheidend an Richard Burton, diesem großen Schauspieler, dessen verwegene Arroganz, gepaart mit mimischer Kunst auf höchstem Niveau, selbst ein Machwerk wie dieses adelt. Das ist nicht nur in den dialogbasierten Passagen in der ersten Hälfte zu bemerken, sondern auch in wenigen starken Momenten, in denen es weder Dialog noch Geballer gibt. Wenn Foster, getarnt in Rommels Kommandozelt, auf einmal auf einer Karte bemerkt, dass diese ihm endlich den Standort des zu sprengenden Treibstofflagers verrät: Wie macht Burton das bloß, dass er ohne sichtbare Regung wie elektrisiert wirkt, ohne das geringste sichtbare Zucken, ohne Kameraunterstützung (etwa durch einen plötzlichen Zoom), gar ohne die sonst vorherrschende aufdringliche Musik? Die Szene ist auf den Punkt gebracht und der Moment lang genug, um genau hinzugucken: Burton macht äußerlich wirklich überhaupt nichts, kein Mundwinkel zuckt, die Augen weiten oder verengen sich nicht um einen Nanometer, und doch spüren wir die immense Bedeutung der Entdeckung für Foster. Für so etwas muss man Burton einfach lieben. Seine große Kunst mag sich auch darin äußern, dass seine durchwachsene Filmografie der 1970er-Jahre und speziell seine Mitwirkung in einem Schund wie diesem ihm kaum geschadet hat. Aus seinen Tagebüchern ist indes ersichtlich, dass er jeden seiner Filme ernst genommen hat. Stets perfekte Vorbereitung, Austausch mit den Darstellern verschiedener Nationen, um Mentalitäten und Artikulationsweisen der Figuren besser zu verstehen (und sie einzubauen, zumal Foster zur Tarnung auch mal den Deutschen gibt). Burton und Hathaway schätzten einander und erwogen, hiernach auch mal etwas Anspruchsvolles zusammen zu machen. Dazu ist es nie gekommen. Bedauerlich.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Henry Hathaway haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Richard Burton und Wolfgang Preiss unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 5. Dezember 2022 und 13. November 2020 als Blu-ray und DVD, 29. November 2007 und 18. September 2003 als DVD

Länge: 98 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: Raid on Rommel
USA 1971
Regie: Henry Hathaway
Drehbuch: Richard M. Bluel
Besetzung: Richard Burton, John Colicos, Clinton Greyn, Wolfgang Preiss, Danielle de Metz, Karl-Otto Alberty, Christopher Cary, John Orchard, Brook Williams, Greg Mullavey, Ben Wright, Michael Sevareid, Chris Anders, Ron Berkeley
Zusatzmaterial: Trailer, Wendecover (2003/2007: keine)
Label/Vertrieb 2020/2022: HanseSound
Label/Vertrieb 2003/2007: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2023 by Tonio Klein
Oberer Packshot: © 2022 HanseSound, unterer Packshot: © 2003/2007 Universal Pictures Germany GmbH

 

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Zum 100. Geburtstag von Patrick Magee: Zulu (1964) – Mit Speeren gegen Gewehre

Zulu

Von Volker Schönenberger

Kriegsdrama // Im Zulukrieg von 1879 kämpfte eine 40.000 Mann starke Armee des südafrikanischen Volks der Zulu gegen das britische Kolonialimperium. Am 22. Januar jenes Jahres gelang es einer Zulu-Streitmacht von 20.000 Kriegern, in der Schlacht bei Isandhlwana eine zahlenmäßig klar unterlegene britische Truppe aufzureiben. Am selben Tag schlugen 139 britische Uniformierte in der Schlacht um Rorke’s Drift 4.000 Zulu zurück (die von der evangelischen Schwedischen Kirche gegründete Missionsstation Rorke’s Drift lag in der britischen Kolonie Natal). Der Zulukrieg endete mit der Niederlage der Zulu in der Schlacht bei Ulundi am 4. Juli 1879. Diese beendete die Existenz des Königreichs Zululand, das in 13 Königtümer aufgeteilt und schließlich 1897 Natal einverleibt wurde.

Die von Douglas Hickox („Theater des Grauens“) inszenierte Verfilmung der Vorgeschichte des Zulukriegs und der Schlacht bei Isandhlwana kam 1979 mit Burt Lancaster, Peter O’Toole und Bob Hoskins unter dem Titel „Zulu Dawn“ in die Kinos, wenn auch nicht in Deutschland (1983 erschien der Film unter dem Titel „Zulu Dawn – Die letzte Offensive“ hierzulande auf VHS). Bereits 1963 hatte Cy Endfield („Das ausschweifende Leben des Marquis de Sade“) die Verfilmung der Schlacht um Rorke’s Drift in Südafrika abgedreht, das Werk kam im Januar 1964 in die britischen und sieben Monate später auch in die bundesdeutschen Kinos. Um „Zulu“, so der Titel, soll es in diesem Text gehen.

Nach der Schlacht von Isandhlwana

Die erste Einstellung des Films zeigt die massakrierten britischen Soldaten auf dem Schlachtfeld von Isandhlwana. Im Anschluss erleben wir eine Zulu-Massenhochzeit, veranstaltet vom Zulu-Herrscher Häuptling Cetshwayo (verkörpert vom südafrikanischen Politiker Mangosuthu Buthelezi, einem Urgroßenkel Cetshwayos). Der Zeremonie wohnen auch der schwedische Missionar Otto Witt (Jack Hawkins) und seine Tochter Margareta (Ulla Jacobsson) bei. Die beiden verlassen die Zulu-Siedlung fluchtartig und kehren nach Rorke’s Drift zurück, nachdem ein Krieger die Kunde vom Massaker bei Isandhlwana gebracht hat.

Ein erbitterter Kampf …

Die nur 139 in Rorke’s Drift stationierten britischen Soldaten werden von den beiden Lieutenants John Chard (Stanley Baker) und Gonville Bromhead (Michael Caine) angeführt. Die müssen sich erst einmal darüber einig werden, wer das Kommando hat – es obsiegt Chard, weil er drei Monate mehr Dienst auf dem Buckel hat (der reale Chard hatte tatsächlich drei Dienstjahre mehr absolviert als der reale Bromhead). Der kleine Trupp baut Barrikaden und erwartet den Ansturm der gewaltigen Zulukrieger-Übermacht.

Mit Gewehren ungeübte Zulu

Die Kampfszenen sind ausgesprochen beeindruckend geraten. Dabei sind die Zulus vornehmlich mit Speer und Schild bewaffnet, während die Briten mit Gewehren samt Bajonettaufsatz kämpfen. Sie geraten allerdings auch selbst unter Gewehrbeschuss, da die Zulu nach der Schlacht bei Isandhlwana die Flinten ihrer Opfer eingesammelt haben. Besonders zielsicher gestaltet sich das aufgrund ihrer mangelnden Übung mit Schusswaffen nicht, dies entspricht wohl dem historischen Ereignis.

Wenn die zahlenmäßig weit überlegenen Zulukrieger heranstürmen, kann man nachempfinden, wie sich der kleine Haufen Briten in Rorke’s Drift gefühlt haben mag. Mit „mulmig“ ist das wohl noch milde ausgedrückt. Diese Stimmung vermittelt „Zulu“ vorzüglich. Das unterstreichen auch ein paar ausgesprochen statische Szenen, in denen die Kamera die Verteidiger in den Blick nimmt, die mit den Gewehren vor dem Körper völlig reglos in der Ruhe vor dem nächsten Sturm ausharren. Ebenfalls sehr gut vermittelt „Zulu“, dass sich das Schlachtenglück letztlich aufgrund der unterschiedlichen Bewaffnung den Briten zuneigte. Chard und Bromhead gelingt es, einige ihrer Soldaten in sehr disziplinierten Reihen in Stellung zu bringen, die nacheinander zum Schuss kommen und auf diese Weise die Angreifer phasenweise geradezu niedermähen. Diese Sequenzen entfalten eine fast perverse Faszination des Tötens und man beginnt den Sinn hinter militärischer Disziplin und soldatischem Drill zu verstehen. Ein zwiespältiges Gefühl, ohne Frage.

Zwei expansiv gesinnte Mächte

Von historischen Zusammenhängen erfahren wir nichts, „Zulu“ interessiert sich einzig für den Verteidigungskampf der britischen Soldaten, einer Kompanie aus Südwales, gegen die anstürmenden Zulu. Die Briten sind als Vertreter der Kolonialmacht natürlich grundsätzlich die Imperialisten, die sich ihre Besitztümer in Afrika schlicht zusammengeraubt haben. Andererseits entsteht schon bei oberflächlicher Lektüre über den Zulukrieg der Eindruck, dass es zu einfach ist, diesen Konflikt darauf zu reduzieren. Die Herrscher über das Volk der Zulu waren während des 19. Jahrhunderts eben auch auf Expansion und Unterwerfung von Nachbarstämmen aus, was den Konflikt zwischen Zulu und Briten (sowie zusätzlich den Buren) deutlich komplexer erscheinen lässt.

Den britischen Helden ein Denkmal

So oder so war „Zulu“ in den Kinos des Vereinigten Königreichs ein Riesenerfolg – eine solche Heldengeschichte wollten die Briten offenbar gern sehen, so unreflektiert sie auch sein mag. Gespielt ist das vorzüglich. Besonders Michael Caine verleiht seinem Lieutenant Gonville Bromhead einige Facetten: Wirkt der Offizier in seinen ersten Szenen noch wie ein affektierter Gockel, so entpuppt er sich im Verlauf der Kämpfe als kluger Stratege, der psychologisch clever auch seinen eine Weile mit seiner Verantwortung hadernden Kollegen Chard wieder aufbaut, damit dieser seiner Rolle gerecht werden kann. Dieses Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller lässt sich gut ansehen. Dem gegenüber steht allerdings die Tatsache, dass kein einziger Akteur auf Seiten der Zulu auch nur irgendein Profil erhält. Der Fokus liegt einzig auf Seiten der Briten, es geht darum, einen heldenhaften Abwehrkampf zu zeigen und den Soldaten ein Denkmal zu setzen.

… um Leben und Tod

Für Michael Caine war es nach einer zehnjährigen Ochsentour mit vielen kleinen Rollen – auch fürs Fernsehen – die erste große Hauptrolle. Ein ungleich größerer Star war damals schon Richard Burton. Er ist in der Originaltonspur am Anfang und am Ende von „Zulu“ als Stimme aus dem Off zu hören.

Patrick Magee als Militärarzt

In der Rolle des engagierten Militärarztes James Henry Reynolds ist Patrick Magee zu sehen, wenn auch nur in zwei vergleichsweise kurzen Sequenzen. Der am 31. März 1922 in Nordirland Geborene begann seine Schauspielkarriere auf einer irischen Wanderbühne, bei der auch der spätere Dramatiker Harold Pinter als Darsteller tätig war. In den 1950er-Jahren zog es Magee nach London, auf dessen Bühnen er auch in Stücken von Pinter und Samuel Beckett zu sehen war, darunter „Krapp’s Last Tape“ („Das letzte Band“), ein Ein-Personen-Stück, welches Beckett ihm auf den Leib geschrieben hatte.

Seine Laufbahn in Film und Fernsehen begann Magee in der zweiten Hälfte der 50er. Eine erste bedeutsame Kinorolle übernahm er in Joseph Loseys Krimidrama „Die Spur führt ins Nichts“ (1960) – darin spielte er einen sadistischen Gefängnisaufseher. In den 60ern entdeckte Magee das Horrorkino – vielleicht entdeckte das Horrorkino auch ihn mit seiner markanten Augenpartie und der prägnanten Stimme: In der von Roger Corman produzierten zweiten Regiearbeit Francis Ford Coppolas, „Dementia 13“ (1963), ist er als Arzt Dr. Caleb zu sehen, der am Ende den Mörder erschießt. Cormans Edgar-Allan-Poe-Verfilmung „Die Maske des Roten Todes“ (1964) zeigt Magee als dekadenten Adligen an der Seite von Vincent Price, die Lovecraft-Verfilmung „Die, Monster, Die! Das Grauen auf Schloss Witley“ (1965) erneut als Arzt. Als seine bekannteste Rolle gilt die des Schriftstellers in Stanley Kubricks „Uhrwerk Orange“ (1971), der von den „Droogs“ heimgesucht und zum Krüppel geschlagen und dessen Frau von der Bande vergewaltigt wird. Kubrick besetzte Magee fünf Jahre später erneut im Kostümdrama „Barry Lyndon“ (1976). Seine letzten Rollen übernahm er Anfang der 80er, darunter im mit dem Oscar als bester Film prämierten Sportdrama „Die Stunde des Siegers“ (1981), in welchem er den britischen Olympiafunktionär Earl Cadogan verkörperte. Patrick Magee starb am 14. August 1982 in London im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt. Am 31. März 2022 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Nachdenklich: die Lieutenants Chard (l.) und Bromhead nach der Schlacht

„Zulu“ bemüht sich einigen Ungenauigkeiten zum Trotz um eine authentisch wirkende Inszenierung. Als Zuschauer entstand bei mir auch genau dieser Eindruck: dass es so gewesen sein könnte. Ob das der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt, aber es belegt, dass Regisseur Cy Endfield und sein gesamtes Team etwas richtig gemacht haben. Großes Ausstattungskino ist es jedenfalls geworden. Sein Budget von umgerechnet 1,72 Millionen Dollar spielte „Zulu“ locker wieder ein, am Ende standen allein an den US-Kinokassen Kinoeinnahmen von acht Millionen Dollar zu Buche.

Technicolor und Super Technirama 70

In meinem Regal steht das englische Blu-ray-Steelbook von „Zulu“. Die Bildqualität ist bestechend, insbesondere die Technicolor-Farben sind brillant. Gedreht wurde in Super Technirama 70. Hierzulande bestehen keine Beschaffungsprobleme, sowohl DVD als auch Blu-ray sind lieferbar. Es lohnt sich, auch wenn „Zulu“ kein Film ist, der Krieg im Allgemeinen, den Zulukrieg im Besonderen und die Rolle des Vereinigten Königreichs in Afrika im Speziellen einer kritischen Betrachtung unterzieht.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Cy Endfield haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Richard Burton, Michael Caine und Patrick Magee unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 11. Dezember 2015 als DVD in der 3-Movie-Collection Abenteuer-Edition DVD (mit „Hatari!“ und „Donovan’s Reef – Die Hafenkneipe von Tahiti“), 5. Februar 2015 als Blu-ray, 7. November 2002 als Special Collector’s Edition DVD

Länge: 138 Min. (Blu-ray), 133 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte
Originaltitel: Zulu
GB 1964
Regie: Cy Endfield
Drehbuch: John Prebble, Cy Endfield
Besetzung: Stanley Baker, Jack Hawkins, Ulla Jacobsson, James Booth, Michael Caine, Patrick Magee, Nigel Green, Ivor Emmanuel, Paul Daneman, Glynn Edwards, Neil McCarthy, David Kernan, Gary Bond, Peter Gill, Tom Gerrard, Richard Davies, Denys Graham, Dafydd Havard, Dickie Owen, Sprecher: Richard Burton
Zusatzmaterial Blu-ray: Wendecover
Zusatzmaterial DVD: Audio-Kommentar von Sheldon Hall und Robert Porter, Making-of, Kinotrailer
Label: Paramount
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2022 Paramount

 

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