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Kong – Skull Island: Gib dem Affen Zucker

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Kong – Skull Island

Kinostart: 9. März 2017

Von Matthias Holm

Fantasy-Action // Schon wieder ein King-Kong-Film? Der letzte ist doch erst – oh, doch bereits zwölf Jahre her. Dennoch mag man auf den ersten Blick nicht erahnen, weshalb der König der Affen nun wieder aus der Versenkung geholt wird. Doch bald schon mehrten sich die Meldungen, nach denen man Kong gegen den Godzilla aus dem jüngsten US-Reboot der Riesenechse antreten lassen will – Franchising lautet das Stichwort. Einen Solo-Film über den radioaktiven Fluch der japanischen Großstädte gibt es also schon, nun will man Kong einen würdigen Einstand geben. Wir haben für diese Rezension übrigens auf die Einbindung eines Trailers verzichtet, weil darin mal wieder viel zu viel gezeigt wird. Also spart euch die Trailer und bewahrt euch einige Überraschungen für den Kinobesuch auf!

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Packard und seine Crew helfen beim Anflug

1973 organisiert der Wissenschaftler Bill Randa (John Goodman) eine Expedition zu einer Insel im Südpazifik. Sie birgt ihm zufolge einige bedeutsame Geheimnisse, ist bislang unentdeckt und somit unerforscht, da sie von einem permanenten Sturm umfangen wird. Im Team sind unter anderem der Soldat Preston Packard (Samuel L. Jackson) mitsamt seines Helikopter-Bataillons, die gerade aus Vietnam nach Hause wollten, der britische Ex-Soldat James Conrad (Tom Hiddleston) als Fährtensucher und die Fotografin Mason Weaver (Brie Larson). Doch bereits bei ihrer Ankunft wird die Forschertruppe von einem gigantischen Affen aufgerieben. Verstreut auf verschiedene Teile der Insel versuchen die Überlebenden, innerhalb von drei Tagen zum vereinbarten Abholpunkt zu gelangen – und dabei die gefährliche Flora und Fauna zu überleben.

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Ab in den Sturm

„Kong – Skull Island“ ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen hat man die Optik. Eines modernen Action-Blockbusters mit fantastischen Elementen gebührend ist der Film sehr hübsch geworden. In den Landschaftsaufnahmen kann man sich verlieren und man schaut den menschlichen Darstellern gern zu, wie sie durch diese Wildnis streunen. Die Computereffekte wirken auf den ersten Blick etwas künstlich und reihen sich qualitativ hinter dem technisch brillantem The Jungle Book ein, aber man gewöhnt sich schnell daran und akzeptiert die Monster als Teil der Filmwelt.

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Maschine gegen Affe – wer da wohl gewinnt?

Und die sind dann auch das große Highlight. Neben Kong gibt es noch einige weitere Wesen, die auf Skull Island hausen. Und jedes für sich ist interessanter als die menschlichen Figuren. So freut man sich, wenn man wieder zu sehen bekommt, wie ein übergroßes Büffelwesen die Protagonisten beobachtet oder sich Kong kurz eine Riesenkrake als Mittags-Snack schnappt. Generell kommt der Affe weitaus grimmiger rüber als in seinen vorherigen Filmauftritten. Das wird gleich zu Beginn deutlich, wenn Kong den Helikopterschwarm auf ziemlich gnadenlose Weise vom Himmel holt.

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Hier ein Hinweis darauf

Die Liebesgeschichte zur weißen Frau wurde vollends gestrichen. Es gibt leichte Andeutungen, dass Kong etwas für die Figur von Brie Larson übrig hat, mehr als ein Augenzwinkern ist dies aber nicht. Dafür darf Kong ordentlich hinlangen. Ob das jetzt die Menschen sind, die mit Getöse in sein Territorium eindringen, oder anderes Getier, das ihn stört – wo der Affe hinschlägt, wächst so bald kein Gras mehr. Das resultiert in einem ziemlich hohen Gewaltgrad. Wenn Menschen sterben, geht das zwar viel zu schnell, als dass es blutig sein könnte, aber wenn einem Spinnenwesen die Beine abgehackt und der Bauch aufgeschlitzt werden, fließt einiges an Schleim. Daraus resultiert ein diebischer Spaß, wenn es mal wieder zu einer Konfrontation zwischen den Monstern kommt, denn dann weiß der Zuschauer, dass die Fetzen fliegen werden.

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Vom Himmel geholt

Aber so schön das alles ist – „Kong – Skull Island“ ist kein guter Film. Dass die Geschichte nicht über ein „Die Helden müssen von A nach B“ hinauskommt, ist bei einem Film dieses Kalibers zu verschmerzen. Aber „Kong“ zeigt dabei Ansätze für tiefer gehende Themen, wie zum Beispiel in der Figur von Samuel L. Jackson. Sein Packard ist erbost darüber, dass sich die USA aus Vietnam zurückziehen, und scheint nur noch von der Sucht nach Konflikten getrieben zu sein. Hier hätte man vor allem mit den anderen Figuren schöne Dialoge schreiben können, doch da dem Drehbuch eingefallen ist, die Gruppe zu trennen, geht einiges an Zündstoff verloren.

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Wasserbüffel hatten wir kleiner in Erinnerung

Auch fällt es dem Zuschauer schwer, richtig mitzufiebern. Ständig wird zwischen den Gruppen hin und her gewechselt, ohne dass man mehr von den Figuren erfahren hätte – sie sind nur da, damit erklärt wird, wie Skull Island funktioniert. Dieser Umstand ist umso ärgerlicher, als man mit Jackson, Tom Hiddleston, Oscar-Preisträgerin Brie Larson und John Goodman schauspielerische Schwergewichte verpflichtet hat. Die haben leider nicht mehr zu tun als mit einem Gesichtsausdruck durch die Gegend zu rennen.

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James Conrad und sein Trupp geraten in Bedrängnis

Platte Figuren sind zwar immer ärgerlich, aber im Blockbuster-Kino nichts Neues. Was hingegen den Film beinahe alle Sympathien kostet, ist die Inkohärenz seiner Szenen. Wenn in der bereits beschriebenen Sequenz, in der die Hubschrauber auf Kong treffen, gerade im Hintergrund die Sonne untergeht, macht das natürlich ein tolles Bild. Wenn dann allerdings in den Innenansichten der Helikopter wild zwischen hellstem Tageslicht und Abenddämmerung gewechselt wird, ergibt das wenig Sinn. Und so ein Lapsus passiert nicht nur einmal. So verschwinden blutende Wunden wie von Zauberhand oder auf einmal tauchen abgestürzte Helikopter auf, die an dem jeweiligen Platz gar nicht sein können.

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Sieht wütend aus

Außerdem muss Kong der schnellste Affe der Welt sein – oder Skull Island ist kleiner, als man glaubt. Denn jede Gruppe, die man verfolgt, bekommt den Herren der Insel mehrfach zu sehen und das bereits am ersten Tag. Generell ist der Unterschied zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit immens. Werden für die Vorbereitung und den ersten Tag auf Skull Island mehr als drei Viertel des Films verwendet, ist der restliche Teil samt des Finales nur noch Beiwerk, das schnell abgehandelt werden muss. So wirken viele Szenen, als ob sie separat gedreht wurden und man im Schnittraum nicht aufgepasst hat, ob nun auch wirklich alles genau zusammenpasst. Regisseur Jordan Vogt-Roberts schien nur Augen dafür gehabt zu haben, was nun toll aussieht – fast alle Einstellungen aus dem Film könnte man als Bildschirmhintergründe nehmen.

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Manche Grabstätten sind etwas größer geraten

Doch warum verzeiht man „Kong – Skull Island“ seine Makel so gern? Weil man sehen will, wie ein Riesenaffe den Kopf eines Monsters an eine Felswand klatscht, das ist der Grund! Und in der inzwischen obligatorischen Abspannszene wird nicht nur das Aufeinandertreffen mit Godzilla angekündigt – an dieser Stelle soll aber nicht mehr verraten werden. „Kong – Skull Island“ ist aufgrund seiner verpassten Chancen und massigen Filmfehler ärgerlich. Und doch freut man sich auf ein Wiedersehen mit diesem großen, haarigen Monster.

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Die Friedhofsruhe wird empfindlich gestört

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Brie Larson haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit John Goodman, Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, Richard Jenkins und John C. Reilly unter Schauspieler.

Länge: 118 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: Kong – Skull Island
USA 2017
Regie: Jordan Vogt-Roberts
Drehbuch: Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly
Besetzung: Tom Hiddleston, Brie Larson, Samuel L. Jackson, John Goodman, John C. Reilly, Corey Hawkins, John Ortiz, Shea Whigham, Thomas Mann, Tian Jing, Richard Jenkins
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany

Copyright 2017 by Matthias Holm
Filmplakat & Fotos: © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc.

 

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