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William Friedkin (II): Der Exorzist – Friedkins Werk und Teufels Beitrag

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The Exorcist

Von Dirk Ottelübbert

Horror // Es war ein unerhörtes Werk, das Hollywood da am 26. Dezember 1973 auf die Kinozuschauer losließ: „Der Exorzist“. Ein Horrorfilm im großen Stil, der erste, der eine Oscar-Nominierung als bester Film erhielt, mit üppigem Budget und großen Namen. Ein Film, der mit krassen Schocks aufwartete und gleichwohl allein durch seinen schieren Erfolg bewies, dass das Genre mainstreamtauglich war. Ein erster Klassiker des modernen Horrorfilms, ein kontrovers diskutierter kommerzieller Triumphzug.

Er schildert einen Einbruch des Bösen in die Welt, einen Kampf der Ratio gegen das Irrationale, ein Duell zwischen Gut und Böse. Schlachtfeld: die Seele, der Verstand und der Körper eines jungen Mädchens. Die zwölfjährige Regan (Linda Blair), Tochter der Schauspielerin Chris MacNeil (Ellen Burstyn), wird von einer unerklärlichen dämonischen Macht in Besitz genommen und verwandelt sich dabei in nichts weniger als ein Monstrum. Als alle Zuwendung und alle ärztliche Kunst scheitern, versuchen die Priester Merrin (Max von Sydow) und Karras (Jason Miller), den Dämon in einem Exorzismus-Ritual auszutreiben.

Respektiert und verdammt

Die Presse zeigte sich fasziniert bis abgrundtief angeekelt von der Drastik des „Exorzisten“, zollte der handwerklichen Perfektion des Schockers Respekt oder verdammte ihn in Grund und Boden. Und das Publikum? Es war besessen davon, sich im Kino ängstigen zu lassen. Das Stichwort „Hysterie“ beschreibt am besten all die Szenen, die sich um den US-Start herum abspielten: Vor den Filmtheatern herrschten tumultartige Zustände, die in Warteschlangen stundenlang ausharrenden Käufer prügelten sich um Karten, bestachen das Personal, um noch in den Saal zu gelangen.

Der Hunger nach dem Film ging dabei quer durch alle Schichten: Auch Filmkunst-Connaisseure, die ansonsten auf New Hollywood schworen, Filme von John Cassavetes oder Woody Allen anschauten, pilgerten in die Säle, um all die Schreckens-Tableaus zu sehen, die sich später ins kollektive Filmgedächtnis einbrennen sollten: Die besessene Regan lässt Schwälle verbaler Obszönitäten ab („Deine Mutter lutscht Schwänze in der Hölle!“), sie speit grünliches Erbrochenes auf Pater Karras, masturbiert wie rasend mit einem Kruzifix – „Lass Jesus dich ficken …!“ Die Zuschauer fielen während der Vorstellungen reihenweise in Ohnmacht, eine Frau erlitt angeblich sogar eine Fehlgeburt. Die Wartezimmer der Psychiater quollen über: Zahlreiche Menschen, die zuvor den „Exorzisten“ gesehen hatten, hielten sich für vom Teufel besessen.

Williams Friedkins Okkult-Terrorfilm traf offenbar den Nerv einer von den jüngeren Ereignissen verunsicherten Bevölkerung: Vietnamkrieg, Watergate, die Angst vor fortschreitender Umweltzerstörung, vor Energiekrise und Überbevölkerung prägten die Zeitstimmung. Pessimismus hatte sich in den frühen 70ern auch im Genrekino breitgemacht. Erfolgreiche Science-Fiction-Filme wie „Der Omega-Mann“ („The Omega Man“, 1971) und „Jahr 2022 … die überleben wollen“ („Soylent Green“, 1973), so exploitativ sie auch sein mochten, waren Anti-Utopien und strotzten vor zivilisationskritischen Untertönen.

Ein Beweis der Abgestumpftheit?

Vielleicht ist es daher kein Zufall, dass eine Attacke auf Gemüt, Nerven und sicher auch die Mägen der Zuschauer, wie „Der Exorzist“ sie unternimmt, so „dankbar“ angenommen wurde. „Es ist denkbar, dass die Zeiten, in denen wir leben, uns auf diesen Film vorbereitet haben“, schrieb US-Kritiker Roger Ebert im Dezember 1973, um später in seiner Rezension noch anzufügen: „Sind die Menschen so abgestumpft, dass sie Filme von dieser Intensität brauchen, um überhaupt etwas zu empfinden?“

„Der Exorzist“ entfaltete – und entfaltet bis heute – seine besondere Wirkung dadurch, dass er mit Akribie das soziale Umfeld der Figuren konturiert. Um den sich allmählich aufbauenden Schrecken herum entwirft er Nebenschauplätze und ein Arsenal an Nebenfiguren – wichtigen und weniger wichtigen.

Der Dämon wirft seine Schatten voraus

Zwar zeigt in einem unheilschwangeren Prolog die dämonische Macht bereits ihre hässliche Fratze – in Gestalt einer kleinen Skulptur und einer Statue, der Pater Merrin gegenübersteht. Danach aber wird übergeblendet in die USA, auf Bäume, schöne Häuser, eine geordnete Welt: Regans Mutter Chris bewohnt mit ihrer Tochter ein hübsches Haus in Georgetown, einem Stadtteil Washingtons, wo sie einen Film am College-Campus dreht. Sie läuft, flankiert von einer Komparsenschar, zu einem Eingangsportal, absolviert ihre Szene, lästert mit Regisseur Burke Dennings (Jack MacGowran) über den abwesenden Drehbuchautor.

Neben dem Campus liegt das Priester-Seminar, wo Jesuitenpater Damien Karras, später der assistierende Exorzist, als Psychiater arbeitet, mit Pater Dyer (William O’Malley) eine Zweibettstube bewohnt und zu Beginn lächelnd als Zaungast des Drehs zu sehen ist.

Die ins heimische Nest zurückgekehrte Chris sieht mit Assistentin Sharon (Kitty Winn) Party-Einladungen durch – ein Dinner im Weißen Haus steht an –, sie spottet über den Film – eine Art „Disney-Version von Ho Chi Minh“ sei das. Sie tollt mit Regan herum, Mutter und Tochter schmieden Geburtstagspläne. Es ist freilich ein Umfeld, das schnell Risse offenbart. Chris und ihr Mann, Regans Vater, leben getrennt. Regan scheint latent eifersüchtig auf ihre Mom und deren gutes Verhältnis zu Dennings.

Karras hegt Schuldgefühle gegenüber seiner ärmlich lebenden Mutter und kämpft gegen das Gefühl, den Glauben verloren zu haben. Der betrunkene Dennings sabotiert eine Feier durch böse Pöbeleien gegen Chris’ Diener Karl (Rudolf Schündler).

Ein Bett wackelt, eine Kirche wird geschändet

Der damals 38-jährige Regisseur William Friedkin („French Connection“, 1971) und sein Drehbuchautor William Peter Blatty platzieren diese Irritationen geschickt und verknüpfen sie mit dem langsam einsickernden Schrecken: Regans Vater vergisst, an ihrem Geburtstag anzurufen. In der Nacht darauf schlüpft sie ins Bett der verwunderten Mutter: „Mein Bett hat gewackelt“. Eine Kirche auf dem Priester-Campus wird geschändet – danach erleben wir einen ersten Arztbesuch von Chris und der zunehmend labilen Regan. Auf der Hausparty mit Dennings’ Ausraster taucht eine schlafwandlerisch wirkende Regan im Wohnzimmer auf, richtet den Satz „Sie werden da oben sterben“ an einen Partygast, einen Astronauten, und uriniert auf den Teppich – eine von diversen tabubrechenden Szenen, die zum Mythos des Films beitrugen. Später in der Nacht ruft das Mädchen panisch nach seiner Mutter, Chris eilt ins Zimmer und sieht entsetzt, wie sich die Matratze in heftigen Stößen hebt und senkt …

Auf diese Weise illustriert „Der Exorzist“, wie das Böse in die nur vermeintlich intakte Welt eindringt, er suggeriert mit clever kalkulierter Nüchternheit, dass da, wo Ungleichgewicht und Schuldkomplexe herrschen, ein Nährboden für übernatürliche Mächte bereitet sein mag.

Deutscher Kinostart satte neun Monate nach der US-Premiere

„Der Film insistiert mit spannungsgeladener Geduld auf die atmosphärischen Genauigkeiten seiner Milieus, so als wollte er seine späteren „Unglaubwürdigkeiten“ ganz in perfekte Realität einhüllen.“ Derart brachte „Der Spiegel“ die erzählerische Logik des Horror-Meilensteins auf den Punkt – und damit zumindest einen Teil von dessen Erfolgsgeheimnis. Der übrigens höchst lesenswerte Aufsatz erschien im September 1974 zum deutschen Kinostart – ganze neun Monate nach dem US-Start, ein heutzutage unvorstellbarer zeitlicher Abstand.

Das oben genannte „Insistieren“, die realistische Grundierung erweisen sich also letztlich als schieres Kalkül und Zuschauer-Manipulation. Kernstück dieser Manöver ist eindeutig der quälende Marathon medizinischer Untersuchungen, den Regan über sich ergehen lassen muss. Auf EEG plus Ritalinrezept folgen Arteriogramm, Gehirn-Scan und Punktion des Rückenmarks. Die Szenenfolgen sind buchstäblich ein Horrorfilm für sich.

Drehbuchautor Blatty weiß von einer Kritikerin der „New York Times“ zu berichten: Die Dame verließ seinerzeit stöhnend den Kinosaal – nicht etwa während des grausigen Austreibungs-Finales, sondern während jenes Moments, in der eine Blutfontäne aus der punktierten Arterie des Mädchens schießt!

Leidet Regan an Wahnvorstellungen?

Dr. Klein (Barton Heyman) und seine Kollegen fahren ihre „höllische“ Maschinerie freilich auf, ohne helfen zu können. Wir Kinozuschauer wissen da längst, dass alle medizinischen Erklärungsversuche ins Leere gehen, dass ganz andere Kräfte am Werk sind. Und beim letzten Gespräch zwischen der verzweifelten, zornigen Chris und den Ärzten einer psychiatrischen Klinik fällt zum ersten Mal das Wort „Exorzismus“. Das Kind leide an einem somnambulen Wahn: der Vorstellung, von einem bösen Geist besessen zu sein. Hilfe könne vielleicht, als eine Art Schocktherapie, das Ritual des Exorzismus bringen, das von der katholischen Kirche „im Schrank versteckt“ gehalten werde. Chris fixiert die Ärzte – toll, wie Ellen Burstyn diese dichte Szene meistert – und fragt mit leiser Ungläubigkeit: „Sie raten mir also, ich soll mit meiner Tochter zu einem Hexendoktor gehen?!“

Damit beginnt die visuelle Tour de Force der letzten halben Stunde des Films, die seinen Ruf begründete. Chris fleht den zunächst widerstrebenden Karras an, Regan zu besuchen und sie sich anzusehen. Da ist das Kind bereits vollends von dem Dämon in Besitz genommen, verwandelt und verformt sich in eine monströse Kreatur. Und dank der vorangegangenen Szenen, durch die geschickte Vorbereitungen auf dieses Finale müssen uns der Regisseur und sein Team dieses Spektakel nicht mehr verkaufen – wir glauben es bereitwillig, ja, wir reißen es ihnen aus den Händen.

Rogert Ebert: „Triumph der Spezialeffekte“

Was die Trickkünstler des als Perfektionist geltenden William Friedkin leisteten, war buchstäblich Teufelswerk, Hokuspokus als Feldherren-Kino, das sich immer noch mehr als sehen lassen kann. Der „Triumph der Spezialeffekte“ (Roger Ebert) im Jahr 1973 war natürlich ein handgemachter – kein Computereffekt weit und breit. Dick Smith (1922–2014), Make-up-Zauberer mit unauffälligem Namen, machte schon Dustin Hoffman in „Little Big Man“ (1969) zum lederhäutigen Greis und ließ Marlon Brando als „Der Pate“ (1972) um Jahre altern. Auch für „Der Exorzist“ arbeitete er mit aufwendigen Gummimasken, um das glatte Gesicht von Regan-Darstellerin Linda Blair, damals 14, zur Dämonenfratze zu entstellen. Kontaktlinsen ließen ihre Augen in animalischem Grün erstrahlen, das grüne Erbrochene respektive die gefärbte Erbsensuppe, mit der sie Jason Miller alias Karras bespuckt, kam aus aufgeklebten Schläuchen und einem Beutel in ihrem Mund. Die Studiokulisse des Schlafzimmers wurde künstlich heruntergekühlt, der kondensierte Atem der beiden Priester, wenn sie mit der Austreibung beginnen, war echt.

Für die Szene, in der sich Regans Kopf knirschend um 180 Grad dreht, arbeitete die Crew mit einer durch Elektromotoren bewegten Puppe. Es ist der Moment, in dem der Dämon den Mord an Burke Dennings „gesteht“: „Weißt du, was sie getan hat, deine geile Tochter?!“, schnarrt der Dämon mit guttural grollender Stimme.

Der Ton macht die Musik

Überhaupt: die Toneffekte! Wer den „Exorzisten“ einmal gesehen hat, vergisst ihn nie, den heiseren, gepressten Atemstrom, der aus Regans Kehle dringt und der immer schon durch die geschlossene Zimmertür zu hören ist. Die dunkle Stimme, mal drohend, mal belfernd. Die vom Dämonen in höhnischer Altklugheit abgesonderten Jahrhundertsätze wie „What an excellent day for an exorcism“ (in deutscher Fassung etwas ungelenker: „Toller Tag für einen Exorzismus“) erhalten durch den Sound erst ihre nackenhaarsträubende Wirkung, desgleichen das komatöse Kauderwelsch, das die Kreatur von sich gibt.

Die Tonmeister Robert Knudson und Christopher Newman schnitten unter anderem Tierstimmen und gurgelnde Geräusche aus menschlichen Mündern zusammen, um die gewünschten Effekte zu kreieren. Für das beeindruckende Ergebnis errangen sie einen verdienten Oscar, den zweiten des Films: Auch Blattys Drehbuch, entstanden nach seinem eigenen Besteller von 1971 und inspiriert von einem angeblich wahren Besessenheitsfall, wurde für preiswürdig befunden. In sensationellen acht weiteren Kategorien war „Der Exorzist“ nominiert: als bester Film, für die beste Regie, Kamera, Ausstattung sowie den Schnitt, Hauptdarstellerin Ellen Burstyn, Nebendarsteller Jason Miller und last not least Linda Blair.

Wenn nun also die Teufelsaustreiber im eisigen Zimmer ihr Ritual vollziehen, wenn die Schwälle der Beschimpfungen durch den Dämon keine Ende nehmen, wenn die bösen telekinetischen Energien Überstunden machen, das Bett sich hebt und Risse die Zimmerdecke durchziehen, dann ist der Film bei sich. Der finale Exzess ist folgerichtiger Scheitelpunkt der zuvor geschickt aufgebauten Entwicklung zum Grauen – und zugleich die Negierung dieser Entwicklung: Die detailfreudig eingeführten Figuren und Nebenschauplätze scheinen ausgeblendet, ja ausgelöscht. Wir sind letztendlich nur noch Zeugen eines Spektakels, einer Machtdemonstration des Kinos.

Weniger Vision als technische Perfektion

„Der Exorzist“ präsentiert sich somit als Werk eines höchst versierten Mechanikers, nicht das eines brillanten Erzählers oder gar Visionärs. Roman Polanskis „Rosemaries Baby“ („Rosemary’s Baby“, 1968), ein anderer Oscar-prämierter Teufelswerk-Horrorfilm jener Jahre, auch er die Adaption eines Bestsellers, verlangte ein wenig mehr Seh-Arbeit. Die Zuschauer wie auch die Hauptfigur müssen Detektivarbeit leisten, um die Verschwörung der Teufelsanbeter zu durchschauen, und Polanski lässt uns immer wieder an Rosemaries Angstprojektionen teilhaben.

Derartige erzählerische Finessen haben in Friedkins Film wenig Raum. Er genügt sich als Simulation einer Chronik des Grauens, als perfekte Ängstigungsmaschine, in der ein Brustton der Ernsthaftigkeit neben der Effekthascherei steht und Understatement in Vulgarität mündet.

Tragen die Kirchenmänner im Film denn nun den Sieg davon? Nein. „Die Kraft Jesu Christi bezwingt dich …!“ skandieren Merrin und Karras in der grotesken Szene, in der Regans Körper sich langsam vom Bett hebt und wieder senkt. Aber Merrin überlebt das Ritual nicht. Bezwungen wird die böse Macht durch den gewissermaßen heiligen Zorn eines Einzelkämpfers, Karras, der um den Preis des eigenen Lebens den Unhold aus dem Körper des Mädchens „herauslockt“. Dort zeigt sich ein markanter thematischer Strang, der den „Exorzisten“ durchzieht: die Ohnmacht und das Versagen von Autoritäten und Institutionen. In dieser Hinsicht reiht er sich stimmig ein ins – zu Beginn erwähnte – pessimistisch getönte Genrekino der frühen Siebziger.

Prägnanter Polizist

Die Kirche kapituliert also, wie zuvor schon die medizinische Kunst kapitulieren musste. Außen vor bleibt auch die kriminalistische Aufklärung, personifiziert in der am besten ausgestalteten und daher prägnantesten Nebenfigur des Films, dem Mordermittler William Kinderman (Lee J. Cobb). Fast schäme ich mich, auf diesen Mann erst so spät zu sprechen zu kommen! Der Polizist untersucht die Kirchenschändung und später den Mord an Dennings, er spricht mit Karras und Chris, verbirgt dabei seinen Scharfsinn und seine Hartnäckigkeit hinter defensivem Auftreten und guten Manieren. Aber auch er bleibt letztlich hilfloser Zaungast der unerhörten Ereignisse. Man wünscht sich allerdings, ihn wiederzusehen, diesen Mr. Kinderman, der am Schluss Pater Dyer Freikarten anbietet, weil er sich eine Begleitung fürs Kino wünscht.

Ein Wiedersehen mit der Figur gab es dann tatsächlich: 1990 entstand der maue „Der Exorzist III“ mit George C. Scott als Kinderman, William Peter Blatty saß auf dem Regiestuhl. Zuvor hatte sich Linda Blair für John Boormans „Exorzist II – Der Ketzer“ (1977) hergegeben.

Director’s Cut mit dem berüchtigten Spinnengang

Blatty war es schließlich auch, der William Friedkin bei der Erstellung des Director’s Cuts von „Der Exorzist“ unter die Arme griff, einer um etwa zehn Filmminuten längeren, digital überarbeiteten (Ton-)Fassung. Diese 2001 ins Kino gebrachte Version enthält unter anderem sogenannte subliminale Einblendungen, etwa ein für Sekundenbruchteile aufblitzendes Bild der Dämonenfratze in Chris’ Küche. Zudem gibt’s im Director’s Cut die schauerliche Szene, in der Regan mit nach oben gewölbtem Bauch auf allen Vieren spinnengleich die Treppe herunterläuft.

Typisch für die seit den 2000er-Jahren grassierende Prequel-Wut, entstand 2004 „Exorzist – Der Anfang“, in dem ein junger Lankester Merrin einen Exorzismus in Afrika durchführt – diese Austreibung wird im Ur-„Exorzisten“ quasi im Nebensatz erwähnt: Merrin habe eine Austreibung vollzogen, die Monate gedauert und ihn fast das Leben gekostet habe.

Bald auch als TV-Serie

Und die Kuh wird weiter gemolken: Fox bereitet eine TV-Serie vor. Im Boot sind Geena Davis als von Alpträumen geplagte Mutter eines womöglich besessenen Mädchens sowie Ben Daniels und Alfonso Herrera als rettende Priester. Die einstündige Pilotfolge inszenierte Rupert Wyatt („Planet der Affen – Prevolution“). Die Serie wird sich am ersten „Exorzisten“ messen lassen müssen. In den vergangenen 43 Jahren, auch nach all den Eskapaden von Splatterkino und Co., hat William Friedkins durchkalkuliertes Schockwerk wenig von seiner Schonungslosigkeit und Wucht eingebüßt.

Mediabook nur in den USA

Nicht ganz verständlich ist die Veröffentlichungspolitik von Warner Home Video: In den USA ist im Oktober 2010 eine sehr schöne Mediabook-Edition mit üppig betextetem und bebildertem Booklet erschienen, die auf zwei Blu-rays beide Fassungen enthält. Schade drum – zu uns hat es das Mediabook nicht geschafft.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von William Friedkin sind in unserer Rubrik Regisseure aufgeführt, Filme mit Lee J. Cobb und Max von Sydow unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 22. Oktober 2010 als Blu-ray (inkl. Director’s Cut & Kinofassung) und 2-Disc Special Edition DVD (inkl. Director’s Cut & Kinofassung), 27. September 2001 als DVD (Director’s Cut)

Länge: 132 Min. (Director’s Cut, Blu-ray), 122 Minuten, (Kinofassung, Blu-ray), 127 Min. (Director’s Cut, DVD), 118 Min. (Kinofassung, DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: The Exorcist
USA 1973
Regie: William Friedkin
Drehbuch: William Peter Blatty, nach seinem eigenen Roman
Besetzung: Ellen Burstyn, Max von Sydow, Linda Blair, Lee J. Cobb, Kitty Winn, Jack MacGowran, Jason Miller, William O’Malley, Barton Heyman, Peter Masterson
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Regisseur Wiliam Friedkin, TV-Spots, US-Kinotrailer
Vertrieb: Warner Home Video

Copyright 2016 by Dirk Ottelübbert

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Packshots: © Warner Home Video

 
 

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