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Das Blut der Priester – Um Gottes Willen

09 Jan

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The Reverend

Von Volker Schönenberger

Horror // Ein Gespräch unter geistlichen Würdenträgern – offenbar verfeindeten, da der in Weiß gekleidete seine mit Schwertern bewaffneten Wachen zurückhalten muss: Eine treue Seele soll in Versuchung geführt werden. Ah – es klingelt: Der Typ in Weiß (Giovanni Lombardo Radice) ist Gott persönlich, dann kann der in Schwarz (Rutger Hauer) nur der Teufel sein. Ein frommer Mensch soll geprüft werden wie einst Hiob. Weshalb eigentlich muss Gott von Männern mit Schwertern bewacht werden? Verzeihung, ich will nicht päpstlicher sein als der Papst.

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Die Blondine fand den Pastor zum Anbeißen

Das Objekt der göttlichen wie teuflischen Begierde ist ein Pastor (Stuart Brennan), der gerade seine neue Position als Seelsorger einer kleinen Gemeinde antritt. Gleich am ersten Abend sucht ihn eine knapp bekleidete, verführerische junge Frau auf – und beißt ihn in den Hals, was ihn zu einer Art Vampir macht, jedoch ohne das Knoblauch-, Kreuz- und Sonnenallergie-Brimborium. Fortan befällt ihn hin und wieder eine gewisse Blutrünstigkeit, der einige Menschen zum Opfer fallen, weil der Pastor ihnen gepflegt in den Hals beißt. Zum Glück kann er seine Mordlust vergleichsweise gut lenken – ihr fallen in erster Linie die übelsten Gesellen zum Opfer. Davon gibt’s in der Gemeinde überraschend viele.

Der gute alte Hiob aus dem Alten Testament war ein gar frommer Mann, über den Satan mit Gottes Segen einiges Leid brachte, um seinen Glauben zu prüfen. Ob es wirklich ein „lieber“ Gott sein kann, der Derartiges zulässt, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden. Jedenfalls fallen die Prüfungen des Pastors etwas anders aus als die des Hiob. Der Geistliche gerät zwar in Gewissensnot, ein übergroßes Ringen um das „Du sollst nicht töten“-Gebot ist allerdings nicht zu bemerken. Seine Opfer sind zugegeben der Abschaum vom Abschaum – ein Zuhälter hier, dem auch der letzte Funken moralischen Empfindens gegenüber seinen Huren abhanden gekommen ist, ein Freier dort, der seine Dienstleisterinnen gern auf sadistische Weise quält.

Biblische Motive und Horrorelemente – oft ohnehin kaum voneinander zu unterscheiden – sind auf recht krude Weise zu einem billigen Schocker zusammengeschustert worden. Den kann man sich einmal sogar anschauen, aber nur, wenn man sich zuvor keinen allzu großen Filmgenuss verspricht und jeden Gedanken an Logik verscheucht. Suchen wir wohlwollend nach Positivem: Beethovens Mondscheinsonate erklingt, kurz darauf folgt die erste Mordtat, was dank dieses wunderbaren Klavierstücks sogar einigermaßen stimmungsvoll gerät. Wie bitte? Das ist zu wenig für einen Film? Also hören Sie mal: Beethoven!

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Nun plagt ihn ein kaum stillbarer Blutdurst

Lassen wir dem großen Komponisten seine Grabesruhe (wenn der wüsste, in was für Filmen er auftaucht) und wenden uns der Besetzung zu: Einmal mehr dient ein bekannter Name dem Etikettenschwindel: Rutger Hauer erscheint auf dem Blu-ray- und DVD-Cover zentral als größter Kopf, hat aber lediglich eine einzige, wenige Minuten dauernde Szene zu Beginn. In der Besetzungsliste fällt zudem Doug Bradley auf, der als Pinhead in den „Hellraiser“-Filmen zu einigem Ruhm gelangte. Bradley hat immerhin mehr Leinwandzeit als Hauer – er hat statt einer Szene großzügige zwei. Respekt!

Zum Abschluss nun noch irgendein Kalauer um das Wort Hiobsbotschaft – schade, mir fällt keiner ein.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Rutger Hauer sind in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 9. Januar 2014 als Blu-ray und DVD

Länge: 93 Min. (Blu-ray), 93 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Reverend
GB 2011
Regie: Neil Jones
Drehbuch: Neil Jones
Besetzung: Stuart Brennan, Tamer Hassan, Giovanni Lombardo Radice, Emily Boothe, Rutger Hauer, Doug Bradley
Zusatzmaterial: deutscher und englischer Trailer, Trailershow
Label/Vertrieb: Tiberius Film

Copyright 2014 by Volker Schönenberger

Szenenfotos, Packshot & Trailer: © 2014 Tiberius Film

 

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