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Archiv für den Monat November 2020

Weathering with You – Das Mädchen, das die Sonne berührte: Das neueste Werk des „neuen Miyazaki“

Tenki no ko

Von Lucas Gröning

Anime-Fantasy-Drama // Makoto Shinkai zählt ohne Frage zu den aufregensten Anime-Regisseuren unserer Gegenwart. Bereits seit 1999 ist der Filmemacher im Geschäft tätig, er bereicherte die Filmlandschaft mit Werken wie „The Place Promised in Our Early Days“ (2004) und „The Garden of Words“ (2013). Das führte dazu, dass ihm in Anlehnung an den legendären Anime-Regisseur zahlreicher Studio-Ghibli-Filme bereits des Öfteren die Zuschreibung verliehen wurde, er sei „der neue Hayao Miyazaki“. Ob sich Shinkai tatsächlich bereits auf einem Niveau mit dem Schöpfer von beispielsweise „“Mein Nachbar Totoro“ (1988) und „Prinzessin Mononoke“ (1997) bewegt, ist eine müßige Diskussion, zumal die Filme stilistisch und thematisch doch enorme Unterschiede aufweisen. Begnügen wir uns daher zunächst mit der Feststellung, dass Shinkais Werke wichtig, intelligent sowie aktuell sind und ästhetisch herausragendes Kino bieten. Vor allem seine Regiearbeit „Your Name“ (2016) kann dabei ohne Umschwünge zu den modernen Meisterwerken dieser Form des Mediums Film gezählt werden und hat sich bereits den Status eines modernen Klassikers erarbeitet. Bezeichnend für den in Deutschland ab sechs Jahren freigegebenen Film war vor allem der zunächst kindliche Anschein, welcher jedoch mit voranschreitender Handlung einer emotionalisierenden Ernsthaftigkeit wich, die mit der Thematisierung hochphilosophischer und tiefenpsychologischer Aspekte einherging. Wer „Your Name“ gesehen hatte, musste zu dem Schluss kommen, dass hier heranwachsenden Zuschauenden bereits, im positivsten Sinne, enorm viel zugemutet und abverlangt wurde, nicht zuletzt begründet durch den hohen Anteil von Negativität und Ambivalenz. Es ging eben nicht alles einfach nur gut aus und war moralisch eindeutig, viel mehr wurde das Publikum zum Reflektieren über das Wahrgenommene angehalten. Shinkais neuester Film, „Weathering with You – Das Mädchen, das die Sonne berührte“, welcher 2019 ins Kino und vor Kurzem in verschiedenen Heimkino-Veröffentlichungen auf den deutschen Markt kam, setzte diesen Stil fort. Wie sich das ausdrückt, soll Gegenstand der vorliegenden Betrachtung sein.

Hodaka reißt aus und findet den Weg ins trübe Tokio

Zunächst zur Handlung: Diese dreht sich um den 16-jährigen Hodaka Morishima, der von zu Hause ausreißt, um in die große Stadt zu gehen – nach Tokio. Dort hat er aufgrund seines Alters Schwierigkeiten, einen Job zu finden, und droht, auf der Straße, umgeben von teils zwielichtigen kriminellen Gestalten, zugrunde zu gehen. Schlussendlich findet Hodaka Unterschlupf in der kleinen Redaktion von Keisuke und Natsomi Suga, die mysteriösen, scheinbar übernatürlichen bis okkulten Vorkommnissen auf den Grund gehen. Die Bezahlung ist zwar alles andere als gut, jedoch bieten die beiden Hodaka eine Bleibe und Verpflegung. Im Zuge der Recherche zu einer interessant anmutenden Story treffen Hodaka und Natsumi auf Hina Amano, ein gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Nagisa in ärmlichen Verhältnissen lebendes und auf sich allein gestelltes Mädchen, das jedoch eine besondere Fähigkeit hat: Sie kann durch ein bestimmtes Gebet die Sonne hervorrufen. Hadoka schlägt ihr vor, dass sie ihre Gabe im stets verregneten Tokio vermarkten und gegen Geld als Dienstleistung anbieten könne. Der so anvisierte Weg aus der Armut stellt sich zunächst als fruchtbar heraus, geht jedoch mit einem furchtbaren Malus einher, den die Protagonisten erst viel später registrieren sollen.

Die Montagesequenz als Referenz

Bereits aus dieser kurzen Inhaltsangabe lässt sich vermutlich eine Dramaturgie herauslesen, die derer von Shinkais vorherigem Film „Your Name“ auf den ersten Blick ähnelt. Auch in diesem beginnt die Geschichte durchaus fröhlich, kindlich und transportiert eine wunderbare Naivität, wandelt sich jedoch zu einem ernsten Anliegen und bietet großes Schockpotenzial für jene, die glaubten, die wahrgenommene Heiterkeit würde sich bis zum Ende durchziehen. „Weathering with You“ bietet hierbei eine angenehme Weiterentwicklung seines Vorläufers und präsentiert sich insgesamt noch ambivalenter. So startet der Film durchaus düster und schlägt durch die verzweifelte Jobsuche seiner Hauptfigur, einhergehend mit der Angst zu verhungern, bereits sehr ernste Töne an, orientiert sich jedoch an der Oberfläche, vor allem anhand der Dialoge, immer noch am Stil von „Your Name“. Höhepunkt der angesprochenen Ernsthaftigkeit stellt sicherlich der Einsatz eines zufällig gefundenen Gegenstandes dar, der so gar nicht in die kindlich anmutende Welt des Films hereinpassen will und somit als Markierung innerhalb der Diegese zu verstehen ist, dass das Gezeigte den jüngeren Zusehern ähnlich viel abverlangt, wie „Your Name“ es das bereits tat, wenn nicht mehr. Diese Ernsthaftigkeit weicht mit Hodakas Eintreffen in der Redaktion und der damit einhergehenen vorläufigen Existenzsicherung. Ab diesem Zeitpunkt scheint sich alles in Wohlgefallen aufzulösen – eine Vermutung, die sich auf den ersten Blick auch stilistisch durch eine Parallele zum nun bereits mehrfach, jedoch gerade aufgrund seiner hohen Bedeutung notwendigerweise erwähnten „Your Name“ transportiert.

Nach einiger Zeit trifft der Junge auf Keisuke und Natsomi

Gemeint ist das Stilmittel der Montagesequenz, um, begleitet von japanischer Popmusik, möglichst viele Informationen in möglichst wenig Zeit zu übermitteln oder anders formuliert: innerhalb weniger Minuten viel Zeit innerhalb der Geschichte vergehen zu lassen. Ein bekanntes Beispiel für diese Form der Montage findet sich in Brian De Palmas „Scarface“ (1983), in welchem der Aufstieg des Protagonisten Tony Montana, begleitet von Paul Engemanns extra für den Film aufgenommenen Song „Push It to the Limit“, innerhalb weniger Minuten gezeigt wird, obwohl der dargestellte zeitliche Rahmen mehrere Monate umspannt. In „Your Name“ wird dieses Mittel kurz vor der Hälfte des Films eingesetzt, um den Briefverkehr zwischen den Protagonisten darzustellen und deren reales Treffen vorzubereiten. Alles erscheint dabei schön und harmonisch und eigentlich warten wir als Zuschauende nur noch auf das glückliche Zusammentreffen der beiden Figuren, müssen jedoch, ohne zu viel zu verraten, bald darauf einen großen Schock hinnehmen. „Weathering with You“ wiederum setzt die Montagesequenz an zwei essenziellen Stellen ein, beide zeigen die Reife, die Makoto Shinkai seither als Filmemacher durchgemacht hat. Ich möchte beide Sequenzen und ihre potenzielle Wirkung auf verschiedene Zuschauerschaften an dieser Stelle kurz erläutern um klarzustellen, was ich mit Reife meine. Die erste hier erwähnte Sequenz findet sich in der Darstellung von Hodakas Arbeit in der Redaktion, die von ähnlich poppigen Klängen begleitet wird, wie das in „Your Name“ der Fall ist. Als Zuschauer, der Shinkais vorheriges Werk noch nicht gesehen hat, stellt dies ebenfalls ein „Ankommen“ in jenem Sinne dar, wie Hodaka es im Rahmen seiner Anstellung erfährt. Leicht verfällt man dem Glauben, dass nun alles gut wird, gerade nach den zuvor sehr ernsten und im Ansatz durchaus bereits schockierenden Szenen.

Zwei Formen der Zuschauerschaft

Gleiches gilt für die zweite Sequenz in dieser Form, welche zeigt, wie Hina ihre Fähigkeit, begleitet von Hodaka, gegen Geld zur Unterstützung verschiedener Menschen einsetzt. Sahen wir zuvor bereits, wie Hodakas Geschichte scheinbar zu einem positiven Ende gekommen ist, geht es nun lediglich darum, Hina und ihren Bruder in gewisser Weise zu erretten – eine Schicksalswendung, die sich durch den Einsatz der Montage zu bestätigen scheint. Sieht man diese Sequenzen jedoch mit den Augen von jemandem, der über ein gewisses Vorwissen bezüglich der Werke Makoto Shinkais verfügt, so erlischt diese Illusion von einem Auflösen der Geschichte. Vielmehr fungieren sie als Markierung für den mit Vorwissen Zuschauenden, dass der große Knall gerade trotz des schönen und harmonischen Scheins noch kommen könnte und sehr wahrscheinlich kommen wird. Shinkai bereitet seinen Film also in gewisser Weise für zwei verschiedene Zuschauerschaften auf: zum einen für den unwissenden, nicht mit seinem Werk vertrauten Zuschauer, für den die Katastrophe nach der Harmonie einen Schlag in die Magengrube bedeutet. Zum anderen für jenes Publikum, welches ein gewisses Vorwissen mitbringt und somit die Katastrophe bereits erahnen kann – oder anders formuliert: jenes Publikum, welches gerade aufgrund seiner Vorkenntnis in die Lage gebracht wird, die Macht des Regisseurs, die sich durch die Wendungen bezüglich des Narrativs ausdrückt, außer Kraft zu setzen und sich stattdessen auf die Form und ästhetische Schönhet des Films zu konzentrieren.

Bei seinen Recherchen findet Hodaka die junge Hina …

Für das zweite Exemplar des Zuschauenden stünde demnach die Form von „Weathering with You“ viel mehr im Vordergrund als das bloße Narrativ. Erst so entfaltet der Film tatsächlich das volle Potenzial seines Daseins als ästhetische Erfahrung. Man kann also sagen, dass Shinkai hier zeigt, dass er sich seines Stellenwertes als Filmemacher spätestens seit „Your Name“ durchaus bewusst ist und bei seinem aktuellen Film speziell darauf geachtet haben mag, verschiedene Zuschauerschaften gleichermaßen zu adressieren. Dieses Bewusstsein für die eigene öffentliche Persona, das Spiel mit dieser und die Tatsache, dass ein Film aus beiden Publikumsperspektiven funktioniert, stellt eine klare Weiterentwicklung des Regisseurs dar und zeigt jene Reife, über die er mittlerweile zu verfügen scheint. Dahingehend drehte Shinkai also nicht bloß einen Film mit einer spannenden und ansprechenden Geschichte, die ästhetisch dazu noch hervoragend aufbereitet wurde, vielmehr ging er mit „Weathering with You“, wie die ganz großen Regisseure es irgendwann ebenfalls taten, dazu über, Film auch als metaphysische, selbstreflexive Erfahrung zu begreifen und den Platz des Regisseurs innerhalb der Publikumsrezeption ebenfalls zu hinterfragen, einzuordnen und sich dieses Bewusstsein zunutze zu machen.

Ein Film mit politischer Sprengkraft

„Weathering with You“ stellt auch in anderer Hinsicht eine Weiterentwicklung des Regisseurs dar, nämlich bezüglich der gesellschaftlichen Relevanz. Sein neuestes Werk zeichnet sich vor allem durch eine enorme politische Schärfe aus, die man in Shinkais bisherigen Filmen nur unter der Oberfläche vorfindet. „Your Name“ beispielsweise thematisierte, vor allem in der ersten Hälfte, besonders stark die Unterschiede zwischen dem japanischen Stadt- und Landleben, flüchtete sich in der Folge jedoch vermehrt in die Darstellung überzeitlicher Fantasy-Aspekte und die Psychologisierung seiner Figuren. Zwar verfügt auch die zweite Hälfte über einige klar politisch konnotierte Themen, beispielsweise die gleichsam langsame wie naive Arbeit von Beamtenstrukturen, einhergehend mit dem tendenziell autoritären Charakter von Führungspersonal, wirklich im Vordergrund stehen diese Aspekte allerdings nicht. „Weathering with You“ gibt sich dahingehend wesentlich radikaler und bearbeitet durchaus präzise, und trotzdem kindgerecht, aktuelle, relevante Diskussionen, beispielsweise rund um die negativen Auswirkungen des Kapitalismus auf die Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs und die Lösung der Klimakrise, das generelle Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum sowie die Auflösung bürgerlicher Familienstrukturen zur Entfaltung des selbstbestimmten Subjekts. Hinsichtlich dessen wird beispielsweise auch die Möglichkeit einer Ersatzfamilie diskutiert, die in keinem unmittelbaren Verwandtschaftsverhältnis zum Individuum steht. Der Film liefert somit auf mehreren Ebenen durchaus plausible, wenn auch nicht wirklich neue Diskussionsbeiträge, die aber gerade durch die mittlerweile gewonnenen Popularität des Regisseurs von enormer Relevanz und Wichtigkeit sein können.

… welche die Fähigkeit hat, die Sonne scheinen zu lassen

Final sei erwähnt, dass „Weathering with You“ ein wirklich fantastischer Film ist, dessen Sichtung in jedem Fall lohnenswert ist. Er erreicht hinsichtlich der emotionalen Tragweite nicht die Qualitäten des herausragenden Vorgängers „Your Name“, und auch ästhetisch stellen die großartigsten Momente eher Zitate aus dem Meisterwerk von 2016 dar. Makoto Shinkais aktuelles Werk ist aber in mehrerer Hinsicht eine Weiterentwicklung. Das fängt bei einem präsenten Bewusstsein hinsichtlich der Rolle des Regisseurs, seiner Popularität und seiner Verbindung zum Publikum an und kulminiert in der politischen Sprengkraft, die „Weathering with You“ potenziell zu bieten hat. Zwar dürfte der Film für den Großteil der jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauer eine spannende, wunderschöne, wenn auch herausfordernde Fantasy-Geschichte bleiben, doch Shinkai bietet hier auch für den erwachsenen Zuschauer noch mehr Fleisch und Auseinandersetzungspotenzial als in seinen bisherigen Filmen. In jedem Fall handelt es sich hier um einen Anime, den man gesehen haben sollte und somit wohl den nächsten Schritt von Makoto Shinkai, um möglicherweise die Fußstapfen von Altmeister Hayao Miyazaki tatsächlich auszufüllen.

Hodaka und Hina beschließen, Hinas Gabe einzusetzen, um anderen zu helfen

Veröffentlichung: 25. September 2020 als 2-Disc Limited Collector’s White Edition (Blu-ray & DVD), 2-Disc Limited Collector’s Edition exklusiv bei einem Online-Händler (Blu-ray & DVD), 4K UHD Blu-ray Limited Steelbook Edition, Blu-ray und als DVD

Länge: 113 Min. (Blu-ray), 108 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 6
Sprachfassungen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Tenki no ko
JAP/CHN 2019
Regie: Makoto Shinkai
Drehbuch: Makoto Shinkai
Zusatzmaterial: Special zur Filmographie von Makoto Shinkai, Making-of-Dokumentation, Special zum japanischen Kinostart, Special-Talk mit Makoto Shinkai, und Yumiko Udo, Original-Soundtrack, 108-seitiges Booklet, Artcards, Clear-Sticker-Fensterbild
Label/Vertrieb: Leonine Distribution

Copyright 2020 by Lucas Gröning

Szenenbilder & Packshots: © 2020 Leonine

 

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Gewinnspiel: 1 x Monos – Zwischen Himmel und Hölle auf Blu-ray

Verlosung

Im Hochland Kolumbiens lernen ein paar minderjährige Nachwuchs-Guerillas, Krieg zu spielen. Doch aus dem Spiel wird schnell bitterer Ernst. DCM hat das kolumbianische Abenteuerdrama „Monos – Zwischen Himmel und Hölle“ (2020) fürs Heimkino veröffentlicht und uns eine Blu-ray zum Verlosen zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank im Namen der kommenden Gewinnerin oder des Gewinners.

Teilnahmebedingungen

Da „Die Nacht der lebenden Texte“ nach wie vor keinen Cent Ertrag abwirft (die unten ab und zu eingeblendete Werbung schaltet WordPress): Wer möchte, darf mir im Gewinnfalle gern anbieten, das Porto in Höhe von 1,55 Euro zu übernehmen – oder höher beim Wunsch nach versichertem Versand. Dies ist aber völlig freiwillig und keine Teilnahmevoraussetzung. Nicht freiwillig, sondern verbindlich hingegen: Zwecks Teilnahme am Gewinnspiel begebt Ihr euch zu meiner Rezension des Films und beantwortet dort (also nicht hier unter dem Gewinnspiel) bis Sonntag, 6. Dezember 2020, 22 Uhr, im Kommentarfeld die Frage im letzten Absatz des Textes.

Seid Ihr dazu nicht in der Lage, so schreibt das einfach hin. Alle veröffentlichten Antworten landen im Lostopf. Nicht verzweifeln, wenn Ihr euren Kommentar nicht sogleich erblickt – aus Sicherheitsgründen schalten wir ihn erst frei. Das ist aber Formsache.

Folgt „Die Nacht der lebenden Texte“!

Wollt Ihr kein Gewinnspiel und keine Rezension verpassen? Folgt „Die Nacht der lebenden Texte“! Entweder dem Blog direkt (in der rechten Menüleiste E-Mail-Adresse eintragen und „Folgen“ anklicken) oder unserer Facebook-Seite.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

Teilnahmeberechtigt sind alle, die eine Versandanschrift innerhalb Deutschlands haben oder bereit sind, die Differenz zum Inlandsporto zu übernehmen. Für Transportverlust übernehme ich keine Haftung (verschicke aber sicher verpackt und korrekt frankiert). Gewinnerinnen oder Gewinner, die sich drei Tage nach meiner zweiten Benachrichtigung nicht gemeldet haben, verlieren den Anspruch auf die Blu-ray. In dem Fall lose ich unter den leer ausgegangenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen neuen Namen aus.

Nur eine Teilnahme pro Haushalt. Ich behalte mir vor, Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht für den Lostopf zuzulassen oder ihnen im Gewinnfall nachträglich den Preis abzuerkennen, sofern mir Mehrfachteilnahmen unter Alias-Namen unterkommen. Autorinnen und Autoren von „Die Nacht der lebenden Texte“ sowie deren und meine Familienmitglieder dürfen leider nicht mitmachen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner/innen werde ich im Lauf von zwei Wochen nach Ende der Frist bekanntgeben, indem ich diesen Text um einen Absatz ergänze, und sie auch per E-Mail benachrichtigen.

Gewonnen hat Gabor. Herzlichen Glückwunsch! Du wirst benachrichtigt.

Die Rezension von „Monos – Zwischen Himmel und Hölle“ findet Ihr auch hier.

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

 

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Alarmstufe: Rot – Als man Seagal-Filme noch schauen konnte

Under Siege

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Ach, der Steven Seagal. Als dem Actiongenre wohlgesonnener Filmgucker habe ich mir auch einige seiner jüngeren Arbeiten wie „China Salesman“ (2017) und „Code of Honor – Rache ist sein Gesetz“ (2016) gegeben. Sie sind mit „Rohrkrepierer“ noch milde umschrieben. Da trifft es sich zur Erholung gut, dass Seagals 1992er-Glanzstück „Alarmstufe: Rot“ und dessen drei Jahre später entstandene Fortsetzung in Deutschland in Neuauflage erschienen sind. Also beamen wir uns zurück in eine Zeit, in der man Steven Seagal im Film noch ertragen konnte.

Seagal spielt Casey Ryback, seines Zeichens Schiffskoch auf der geschichtsträchtigen „USS Missouri“. Das unter dem Kommando von Captain Adams (Patrick O’Neal) stehende Schlachtschiff befindet sich auf seiner letzten Fahrt vor der Ausmusterung, hat aber immer noch mit Nuklearsprengköpfen bestückte Tomahawk-Marschflugkörper an Bord. Ryback war einst Elitekämpfer bei den Navy Seals, wurde aber von ihnen ausgeschlossen, weil er sich mit einem Offizier angelegt hatte. Mit renitenten Vorgesetzten hat er es offenbar nicht so, kommt er doch auch an Bord der „Missouri“ mit Commander Krill (Gary Busey) nicht besonders gut zurecht. Dieser provoziert Ryback, der ihn niederschlägt und dafür im Kühlraum seiner Kombüse eingesperrt wird.

Ein Schlachtschiff wird gekapert

Eine zur Geburtstagsparty des Captains eingeflogene Rockband entpuppt sich als Gangstertruppe. Unter der Führung von William Strannix (Tommy Lee Jones) und seiner rechten Hand Daumer (Colm Meaney) bringt sie die das Schlachtschiff zügig unter ihre Kontrolle, auch weil Commander Krill mit ihnen unter einer Decke steckt. Die Schurken haben es auf die Atomraketen der „Missouri“ abgesehen, haben die Rechnung aber nicht mit Schiffskoch Casey Ryback gemacht. Der beginnt, kaum dass er der Kühlkammer entkommen ist, die zahlenmäßige Übermacht der Gangster zu dezimieren. Ihm bleibt jedoch nicht viel Zeit.

Casey Ryback räumt auf

Gedreht wurde auf dem 1947 nach nur vier Einsatzjahren außer Dienst gestellten Schlachtschiff „USS Alabama“. Regisseur Andrew Davis inszenierte auch Steven Seagals Filmdebüt „Nico“ (1988). Durchaus ein Verdienst, für zwei der besten Filme – wenn nicht die besten – des Actionstars verantwortlich zu zeichnen. Natürlich ist Einzelkämpfer Casey Ryback ganz klar ein Epigone des von Bruce Willis verkörperten John McClane aus „Stirb langsam“ (1988), weshalb „Alarmstufe: Rot“ auch den spöttischen Spitznamen „Die Hard on a Battleship“ verpasst bekam. Aber damit können sowohl Regisseur Davis als auch Hauptdarsteller Seagal wohl gut leben, zählt ihr Werk doch zu den besten Filmen, die sich im „Stirb langsam“-Fahrwasser tummeln. An Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit stehen sich Original und Kopie ohnehin in nichts nach.

Mit so viel Gegenwehr eines Einzelnen haben Krill und …

Das Schlachtschiff-Setting überzeugt auf ganzer Linie, und als Fan zünftiger Action bereitet es Freude, Casey Ryback dabei zu beobachten, wie er die Reihen der Feinde lichtet. Die Kaperung der „Missouri“ entwickelt sich zu einer gigantischen Bedrohung, die in letzter Sekunde abgewendet werden muss. Das stört uns bei James Bond nicht und bringt auch hier reichlich Spannung. Als Stripperin Jordan Tate gesellt sich nach kurzer Zeit Erika Eleniak („Baywatch“) an Casey Ryback Seite. Sie stört ebenfalls nicht weiter.

… Strannix nicht gerechnet

Wer Actionfilme vorzugsweise goutiert, wenn sie politisch korrekt mit pazifistischer Botschaft daherkommen, wird natürlich viele Haare in der Suppe finden. So zum Beispiel das Lexikon des internationalen Films, dessen Rezensent gar nicht angetan war: Die Story dient nur dazu, das Bild des kriegerischen Mannes wieder salonfähig zu machen und die „Ramboisierung“ der Gesellschaft fortzuschreiben. Ein menschenverachtender Film, der mit brutaler Action den schauspielerischen Dilettantismus seines Hauptdarstellers vergeblich zu überspielen versucht. Das mag, rein auf den sachlichen Gehalt dieser Worte heruntergebrochen, zwar zutreffen, aber mit „Ramboisierung der Gesellschaft“ übertreibt der Kritiker doch stark. Auch muss man den zugegeben hohen Body Count nicht gleich „menschenverachtend“ nennen, dazu ist das Ganze viel zu überzeichnet.

Die beiden Rädelsführer werden nervös

Über Steven Seagals schauspielerische Fähigkeiten braucht man nicht viele Worte verlieren. Etwas gemein mag man das „Dilettantismus“ nennen, ich hingegen bevorzuge „begrenzt“. In den 90ern war Seagal immerhin noch in der Lage, seine Aikido-Fähigkeiten gekonnt einzusetzen. Das sieht vielleicht weniger spektakulär aus als bei Karate-Ass Jean-Claude Van Damme und Taekwondo-Meister und Karateka Chuck Norris mit seinem Roundhouse-Kick, erfüllt aber vollauf seinen Zweck. Schauspielerische Koryphäen sind all diese Actionstars in der Regel ohnehin nicht. Müssen sie auch nicht sein. Tommy Lee Jones und Gary Busey zeigen als Schurken stärkere Präsenz, aber das wird Seagal verschmerzen, gilt „Alarmstufe: Rot“ doch klar als Steven-Seagal-Film. 1995 wurde die Handlung in „Alarmstufe: Rot 2“ in einen Zug verlegt. Unterhaltsam genug, aber der Vorgänger bleibt unerreicht und hat zu Recht Klassikerstatus.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Gary Busey, Dale Dye, Tommy Lee Jones, Colm Meaney und Steven Seagal haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 20. November 2020 als Blu-ray und DVD (im Doppelpack mit „Alarmstufe: Rot 2“), 5. August 2019 als Blu-ray im Mediabook „Alarmstufe: Rot Collection“ (mit „Alarmstufe: Rot 2“), 3. Februar 2017 als Blu-ray im Steelbook (mit „Alarmstufe: Rot 2“), 26. September 2002 und 21. Februar 2002 als DVD

Länge: 103 Min. (Blu-ray), 98 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch
Originaltitel: Under Siege
F/USA 1992
Regie: Andrew Davis
Drehbuch: J. F. Lawton
Besetzung: Steven Seagal, Gary Busey, Tommy Lee Jones, Erika Eleniak, Colm Meaney, Troy Evans, David McKnight, Lee Hinton, Patrick O’Neal, Glenn Morshower, Leo Alexander, John Rottger, Brad Rea, Michael Welden, Bernie Casey, Rickey Pierre, Raymond Cruz, Dale Dye
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb ab 2017: Studio Hamburg Enterprises
Label/Vertrieb 2002: Warner Home Video

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © Studio Hamburg Enterprises

 
 

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