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Archiv für den Monat Dezember 2014

Mr. Hoppys Geheimnis – Schildkrötenwachstum dank Beduinen-Zauber

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Roald Dahl’s Esio Trot

Von Volker Schönenberger

Liebeskomödie // Ein sonderbarer Original-Filmtitel ist das – Esio Trot. Umgedreht wird ein Schuh draus: das englische Wort für Schildkröte.

Seit ihm Mrs. Silver (Judi Dench) bei ihrem Einzug im Fahrstuhl begegnet ist, ist Mr. Hoppy (Dustin Hoffman) unsterblich in die bezaubernde Dame verliebt. Leider ist der Hobbygärtner so schüchtern, dass es bei freundlichen, aber kurzen Gesprächen von Balkon zu Balkon bleibt. Als sich Mrs. Silver eine Schildkröte als Haustier zulegt, hat Mr. Hoppy eine Idee: Er erzählt ihr von einem Beduinen-Zauber, der bewirke, dass das Tier wächst. Und während die herzensgute, aber etwas leichtgläubige Mrs. Silver dreimal täglich das Sprüchlein aufsagt, tauscht Mr. Hoppy mit einer speziellen Angelvorrichtung regelmäßig die Schildkröte durch ein jeweils minimal größeres Exemplar aus. Ob ihm Mrs. Silver dafür aus Dankbarkeit das Herz öffnet?

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Im Fahrstuhl: Wer himmelt hier wen an?

Zwei Oscar-Preisträger in einer Romanze um zwei einsame alte Herzen – was kann da schon schiefgehen? Judi Dench, mit dem Nebenrollen-Oscar für „Shakespeare in Love“ ausgezeichnet, und Dustin Hoffman, für „Kramer gegen Kramer“ und „Rain Man“ Academy-Award-prämiert – diesen beiden schauen wir einfach gern zu. Denchs etwas schlichte, aber lebensfrohe Mrs. Silver muss man einfach liebhaben. Und wer beim Liebeskummer von Hoffmans Mr. Hoppy nicht mitleidet, muss ein arg grober Klotz sein. Wenn der Gute fürchten muss, seine Angebetete an den poltrigen Langweiler und Nachbarn Mr. Pringle (Richard Cordery) zu verlieren, ist das herzzerreißend schön.

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Ein Plan mit Schildkröten reift heran

Die Rahmenszenen mit dem freundlichen Erzähler (James Corden) wirken etwas aufgesetzt, werden aber immerhin am Ende einigermaßen rund. Die nach einer Erzählung von Roald Dahl fürs englische Fernsehen produzierte Komödie ist eine warmherzige Romanze, für Ältere, für Menschen mittleren Alters, für Teenager – ach was: für alle, die einer kleinen, aber feinen Liebesgeschichte etwas abgewinnen können.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Judi Dench haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Dustin Hoffman unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 2. Januar 2015 als Blu-ray und DVD

Länge: 88 Min.
Altersfreigabe: FSK freigegeben ohne Altersbeschränkung
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Roald Dahl’s Esio Trot
GB 2014
Regie: Dearbhla Walsh
Drehbuch: Richard Curtis, Paul Mayhew-Archer, nach einer Vorlage von Roald Dahl
Besetzung: Dustin Hoffman, Judi Dench, James Corden, Lara Rossi, Jimmy Akingbola, Katie Lyons, Pixie Davies, Richard Cordery
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, Wendecover, Schuber
Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment

Copyright 2014 by Volker Schönenberger

Szenenfotos, Packshot & Trailer: © 2014 Ascot Elite Home Entertainment

 

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Herz aus Stahl – Im Panzer durchs Feindesland

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Fury

Kinostart: 1. Januar 2015

Von Simon Kyprianou

Kriegs-Action // Kaum ein Genre ist so schwierig zu bedienen wie der Kriegsfilm. Die Nachstellung eines Krieges birgt die Gefahr, Krieg und Kampfhandlungen als spannendes Abenteuer wirken zu lassen, ihn zu ästhetisieren, sprich: ihn in eine leicht konsumierbare filmische Form zu bringen, was sich an sich verbietet (und dennoch oft genug vorkommt). Eine ästhetische Form, brachialer Actionfilm-Duktus oder leichte Konsumierbarkeit brechen radikal mit dem Anspruch an einen Kriegsfilm, der nach meiner Auffassung der sein sollte, den Horror und das Grauen des Krieges zu offenbaren, fühlbar und fassbar zu machen.

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Sergeant Don Collier ist der ruppige Anführer der Panzer-Truppe

Humanistische Botschaft für Kriegsfilme essenziell

Ein Kriegsfilm sollte also stets humanistisch sein und gänzlich frei von Pathos. Gute Beispiele dafür sind „Komm und sieh“ (1985), „Der schmale Grat“ (1998), auch „Apocalypse Now“ (1979), obwohl der letztgenannte das hinter seiner zynisch wirkenden Rock-‘n‘-Roll-Attitüde gut verbirgt. Die besten Kriegsfilme sind aber natürlich jene, die den Schrecken deutlich machen, ohne einen kämpfenden Soldaten zu zeigen: „Johnny zieht in den Krieg“ (1971) – wem läuft es da nicht eiskalt den Rücken herunter? Auch „Der dritte Mann“ (1949) und „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (1965) zähle ich dazu, auch wenn es sich dabei im engen Sinne um Nachkriegs- bzw. Agentendramen handelt.

Trotz „End of Watch“ – seit „Street Kings“ und „Sabotage“ müsste man vor dem Namen David Ayer eigentlich Angst haben. Und so ist ihm dem mit „Herz aus Stahl“ leider auch kein guter Kriegsfilm gelungen. Er scheitert, wenn auch lange nicht auf so groteske Art und Weise wie bei „Lone Survivor“. Schon der deutsche Titel „Herz aus Stahl“ mutet seltsam pathetisch an und der Slogan auf dem Kinoplakat „Krieg endet niemals leise“ wirkt wie eine geschmacklose Durchhalteparole.

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Ein kurzer Moment der Ruhe inmitten der Kriegshölle

Eine Gruppe von Panzersoldaten (unter anderen: Brad Pitt, Logan Lerman, Shia LaBeouf) muss zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Territorium eine entscheidende und gefährliche Mission durchziehen und gerät dabei an ihre Grenzen.

Große Schauspielkunst von Brad Pitt und Logan Lerman

Sicher ist einiges an „Herz aus Stahl“ sehr gelungen: etwa die Kampfszenen, vor allem die Panzerszenen, wie sich Panzer gegenseitig belauern. Das ist roh, brutal, und äußerst spannend. Auch das Schauspiel ist famos: Brad Pitt, der wahrscheinlich aufgrund seines irrsinnigen Superstar-Status immer noch stark unterschätzt wird, als ruppiger und harter Anführer und Logan Lerman, der schon in „Vielleicht lieber morgen“ faszinierend spielte, als junger Soldat.

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Stoßtrupp hinter feindliche Linien

Trotz der vom Krieg verrohten und verzweifelten Soldaten und der vielen Brutalitäten und Hässlichkeit, die Ayer mehr oder weniger schonungslos zeigt, fühlt sich „Herz aus Stahl“ oft zu einfach an. Im Endeffekt ist der Film dann doch zu sehr auf unterhaltsamen Blockbuster ausgelegt, um den schwierigen Ansprüchen an ein ernsthaftes Kriegsdrama gänzlich standzuhalten. Dennoch ist er sehenswert.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von David Ayer haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Scott Eastwood, Michael Peña und Brad Pitt unter Schauspieler.

Länge: 134 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: Fury
GB/CHN/USA 2015
Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer
Besetzung: Brad Pitt, Scott Eastwood, Shia LaBeouf, Logan Lerman, Michael Peña, Jon Bernthal, Jason Isaacs, Kevin Vance, Brad William Henke, Anamaria Marinca, Alicia von Rittberg, Laurence Spellman
Verleih: Sony Pictures Releasing GmbH

Copyright 2014 by Simon Kyprianou

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2014 Sony Pictures Releasing GmbH

 

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Das unsichtbare Netz – Kalter Krieg mit Gregory Peck

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Night People

Von Volker Schönenberger

Politthriller // Das geteilte Berlin im Jahr 1953: Sowjetische Agenten entführen den jungen US-Soldaten John Leatherby (Ted Avery) und verschleppen ihn in den Ostteil der Stadt. Ein Tauschgeschäft scheint seine Freilassung zu ermöglichen. Der mit dem Fall betraute Colonel van Dyke (Gregory Peck) gerät unter Druck, als der reiche Industrielle Charles Leatherby (Broderick Crawford) eintrifft. Dem Vater des Gekidnappten ist es gleichgültig, ob im Tauschgeschäft gegen seinen Sohn Unschuldige an die Sowjets ausgeliefert werden.

Gregory Peck mit Rückgrat

Das 1955 Oscar-nominierte Drehbuch ist trotz einiger Handlungslücken Basis eines fesselnden Politdramas im Kalten Krieg. Gregory Peck überzeugt dabei als aufrechter Soldat in gestärkter Uniform, während die Kontrahenten auf der anderen Seite leider gesichtslos bleiben – es mangelt schlicht an Figuren. Die deutschen Stars Peter van Eyck und Marianne Koch hätten mehr Leinwand- bzw. Bildschirmpräsenz verdient gehabt.

Drehort Berlin

Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Berlin sowie in den Bavaria-Studios in München. „Das unsichtbare Netz“ ist kein echter Klassiker des Agentenfilms, dennoch löblich, dass Pidax Film den Politthriller in seiner Film-Klassiker-Reihe erstmals auf DVD veröffentlicht. Für Gregory-Peck-Fans ist er zweifellos Pflichtprogramm.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Peter van Eyck und Gregory Peck haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 2. Oktober 2014 als DVD

Länge: 95 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Night People
USA 1954
Regie: Nunnally Johnson
Drehbuch: Nunnally Johnson
Besetzung: Gregory Peck, Broderick Crawford, Marianne Koch, Peter van Eyck, Anita Björk, Rita Gam, Walter Abel, Max Showalter, Ted Avery
Zusatzmaterial: Trailershow, vierseitiges Booklet mit Nachdruck der Illustrierten Film-Bühne Nr. 2598 zum Film, Wendecover
Label: Pidax Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2014 Pidax Film

 

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