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Archiv für den Monat Oktober 2016

Martyrs (2008) – Von Schmerzen, die jede Vorstellungskraft sprengen

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Martyrs

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // Ein Mädchen rennt verstört und blutend über ein verlassenes Industriegrundstück. Wir befinden uns im Jahr 1971. Dokumentarische Filmaufnahmen im Anschluss geben Aufschluss darüber, dass die Kleine über Monate hinweg gefangen gehalten, aber nicht sexuell missbraucht wurde. Das Mädchen kommt in ein Waisenhaus, erholt sich nur langsam, das Trauma bleibt allgegenwärtig. Die aus den Fängen Unbekannter geflüchtete Lucie, so ihr Name, freundet sich mit Anna an, die wie sie im Waisenhaus lebt.

Es klingelt an der Tür

15 Jahre später sehen wir eine scheinbar ganz normale Familie – Vater, Mutter, zwei Kinder. Es ist Sonntagmorgen. Man frühstückt, es gibt etwas Streit um die Ziellosigkeit des Sohnes, nichts Dramatisches. Unvermittelt klingelt es an der Tür.

Allein die nun folgenden zwei Minuten sind schon härtestes Kaliber, aber sie bereiten die Zuschauer nicht einmal annähernd darauf vor, was auf sie zukommt. Die Eheleute des Hauses, so erfahren wir, waren damals für das Leid des Mädchens verantwortlich. Zur jungen Frau herangewachsen, hat Lucie (Mylène Jampanoï) unterstützt von ihrer Freundin Anna (Morjana Alaoui) ihre Peiniger aufgespürt.

Ab hier wird gespoilert

Wenn es auch nur eine Leserin oder einen Leser gibt, die oder der „Martyrs“ noch nicht kennt und bei der oder dem die Lektüre dieses Textes das Interesse weckt, lohnt es sich, an dieser Stelle mit der Inhaltsangabe nicht weiter fortzufahren und sie erst nach Beendigung der Sichtung fortzusetzen. Den Trip, auf den Drehbuchautor und Regisseur Pascal Laugier Anna, Lucie und die Zuschauer schickt, konsumiert man am besten unvoreingenommen – aber gewarnt: Es ist ein tiefschwarzer und überaus schmerzhafter Trip, zudem bar jeden Humors, der kurze Momente des Durchatmens hätte bringen können. Die in der zweiten Hälfte gezeigte psychische und physische Gewalt übersteigt mit ihrem entsetzlichen Finale jedes Maß.

„Martyrs“ lässt uns lange Zeit im Unklaren darüber, wo die Reise hingeht, auch wenn von Anfang an klar ist, dass es eine grausame Reise ist, die wir antreten. Wenn sich das Schreckensszenario dann restlos entfaltet, ist auch die Spaßfraktion der Horrorfans schon lange verstummt. Ab und zu gibt es beim Fantasy Filmfest eben die Art Film, die selbst das Partyvolk und die hartgesottenen Splatter-Schenkelklopfer unter den Zuschauern zum Schlucken bringt. „Martyrs“ war 2008 so ein Kandidat. Nach besagtem Finale werden wir mit einem Epilog entlassen, der den Rest an Aufklärung bringt, den es braucht, die sparsame Story rund zu machen. Danach ist Schweigen. Der Abspann zeigt noch einmal Lucie und Anna als junge Mädchen, fröhlich im Park spielend – ein Kontrast zum vorher Gesehenen, den man zynisch finden kann. „Martyrs“ sitzt tief und wirkt lange nach.

Selbstzweckhafte Gewalt oder Reflexion über Schmerz?

Man kann das selbstzweckhaft nennen, und das ist „Martyrs“ auch vielfach vorgeworfen worden: Gewalt um ihrer selbst willen sei verherrlichend, gar menschenverachtend. Dabei verkennen die Kritiker, dass der Film stets seiner inneren Logik folgt, die Folgen exzessiv angewandter Gewalt ausloten zu wollen. Das Bestechende daran ist, dass der Zuschauer gleichzeitig auslotet, wo seine Grenzen liegen. Und dabei geht es nicht um das Ertragen ultrabrutaler Ausweidungs- und Entbeinungsszenarien – phasenweise wird schlicht verprügelt –, sondern um die Nachvollziehbarkeit des Schmerzes, der auf der Leinwand oder dem Bildschirm gerade erlitten wird. Unmaßgeblich hingegen ist, ob wir die Motivation der Täter nachvollziehen können. Sie mögen in ihrem Tun verblendet sein und einer so irrigen wie irren Vorstellung unterliegen, nach der Schmerz zu Erleuchtung über das Jenseits führe, aber der Wahn der Täter kann uns egal sein. Entscheidend ist, was der Schmerz mit den Opfern macht.

Im Mai 2008 in Cannes uraufgeführt und anschließend weltweit auf Festivals gezeigt, darunter dem Fantasy Filmfest in Deutschland, hat „Martyrs“ allerorten heftige Debatten ausgelöst. Von großem Abscheu bis zu Lobpreisungen als Meisterwerk war und ist die ganze Bandbreite der Meinungen vertreten. Kaum jemanden hat der Film jedoch kaltgelassen – das kann als Leistung verbucht werden. Der böse Stempel muss genannt werden: Jawohl, „Martyrs“ ist Torture Porn – sogar in Reinkultur. Vielleicht ist es sogar die Quintessenz des Torture Porns, denn anders als etwa Eli Roths „Hostel“ (2005) und „Hostel 2“ (2007) und die „Saw“-Reihe geht es nicht um die Zurschaustellung verschiedener Methoden der Schmerzverabreichung und des Sadismus, von denen eine origineller als die andere sein muss, sondern darum, die Wirkung auf das bedauernswerte Opfer abzubilden.

Kurz in ungeschnittener Form im Verleih

„Martyrs“ erschien 2009 in Deutschland mit dem SPIO/JK-Siegel „strafrechtlich unbedenklich“ in ungeschnittener Form auf Verleih-DVD und wurde in dieser Fassung 2012 indiziert. Tiberius Film hat eine um etwa fünf Minuten gekürzte Fassung von der FSK prüfen lassen und eine Freigabe ab 18 Jahren erhalten. Mangels Motivation, die neue Fassung zu sichten, kann ich über Unterschiede zur Uncut-Version keine Angaben machen. Fünf Minuten sind lang, denkbar, dass der Geist des Films gelitten hat. Manch ein Interessierter ohne Kenntnis von Filmbörsen und Online-Bezugsquellen in Österreich und der Schweiz wird sich mit der FSK-18-Fassung zufrieden zeigen. Uncut-Puristen werden sie ohnehin meiden wie der Teufel das Weihwasser, die brauchen sowieso keinen Schnittbericht.

Die Kultusministerin schaltet sich ein

In Frankreich erhielt „Martyrs“ anfangs eine Altersfreigabe ab 18 Jahren, was bedeutete, dass er nicht ins Kino hätte kommen dürfen. Dort werden selbst extreme Horrorfilme daher in der Regel mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren versehen. Erst nach einer heftigen Debatte und Intervention durch die französische Kultusministerin Christine Albanel wurde das Werk auf die niedrigere Freigabe herabgestuft und gelangte auf diese Weise ins Kino.

Im Vergleich zum Original ist das US-Remake von 2015 nur eine Banalität. Unentschieden laviert es zwischen 1:1 kopierten Szenen und krampfhaft um Eigenständigkeit bemühten Modifikationen hin und her – ein lahmer Aufguss ohne den Willen, den Geist der Vorlage einzufangen. Aber was ist das auch für ein Versuch, ein derart kontroverses und außergewöhnliches Werk wie „Martyrs“ mit US-Blut einer Frischzellenkur zu unterwerfen? Zum Scheitern verurteilt.

Mit „High Tension“ („Haute tension“, 2003) und „Inside“ („À l’intérieur“, 2007) bildet „Martyrs“ die heilige Dreifaltigkeit des französischen Terrorkinos und führt sie in gewisser Hinsicht zu einem Schlusspunkt. Was kann danach noch kommen?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Pascal Laugier haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

Veröffentlichung: 3. November 2016 als limitierte 2-Disc Blu-ray Edition mit Original & Remake

Länge: 94 Min. (um etwa fünf Minuten gekürzt)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Martyrs
F 2008
Regie: Pascal Laugier
Drehbuch: Pascal Laugier
Besetzung: Morjana Alaoui, Mylène Jampanoï, Catherine Bégin, Mike Chute, Anie Pascale, Gaëlle Cohen, Xavier Dolan, Juliette Gosselin, Robert Toupin, Patricia Tulasne
Zusatzmaterial: Trailershow, O-Card, (Vertikalschuber)
Vertrieb: Tiberius Film

Copyright 2016 by Volker Schönenberger

 
 

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Candymans Fluch – Die Legende vom Schlitzer mit der Hakenhand

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Candyman

Von Volker Schönenberger

Horror // Man wird sagen ich habe unschuldiges Blut vergossen. Dazu ist Blut doch da – um es zu vergießen. Mit meiner Hakenhand werd‘ ich euch von oben nach unten aufschlitzen. Diese unheilvollen Worte leiten die Geschichte des Candymans ein, die die junge Helen Lyle (Virginia Madsen) untersucht – für ihre Doktorarbeit erforscht sie in Chicago urbane Legenden. Eine davon besagt, man müsse vor dem Spiegel fünfmal den Namen Candyman aussprechen, dann komme er und bringe den Tod.

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Helen (l.) und Bernadette erforschen …

Helen wagt mit ihrer Freundin Bernadette Walsh (Kasi Lemmons) daheim den Selbstversuch. Während Bernadette vor der fünften Nennung des Namens kneift, lässt sich Helen nicht beirren. Kurz darauf führen ihre Recherchen die beiden Frauen ins heruntergekommene Viertel Cabrini-Green. Wenig später erscheint der Candyman Helen in einem Parkhaus.

Als Tony Todd noch gut war

Mit „Candymans Fluch“ und dem zwei Jahre zuvor entstandenen „Die Rückkehr der Untoten – Night of the Living Dead“ begründete Tony Todd Anfang der 90er-Jahre seinen Ruf als Ikone des Horrorfilms, was dazu führte, dass er sich mit Auftritten bei Horror-Conventions und übertriebenem Schauspiel in Billigproduktionen verschliss. Anspruchslose Horrorfans mögen das toll finden, aber gerade sein erster Auftritt als Candyman beweist, dass Todd zu mehr als Overacting fähig ist, auch wenn seine Stimme mit technischen Mitteln etwas ins Bedeutungsschwangere verstärkt wurde.

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… die Legende des Candymans

Fünfmal „Candyman“ in den Spiegel rufen – auf diese etwas alberne Prämisse muss man sich natürlich einlassen können. Wer dazu in der Lage ist, bekommt einen hoch spannenden Horrorschocker vorgesetzt, dessen gezielt eingesetzter, suggestiver Score von Philipp Glass („Koyaanisqatsi“) die Zuschauer unweigerlich in die Handlung hineinzieht. Mit wohligem Grusel verfolgen wir Helens Forschungsarbeit tiefer und tiefer in den Mythos vom Candyman, der einen tödlichen Sog entwickelt. Besonders reizvoll ist der Kontrast einer alten Schaudermär, die ihren Ursprung 1890 genommen habe, mit der Tristesse und dem Verfall eines Ghetto-Bunkers im modernen Chicago.

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Die junge Frau gerät …

Besonders klug verhält sich Helen nicht unbedingt. Wer sich mit erhobenem Fleischerbeil über eine Frau gebeugt erwischen lässt, darf sich nicht beschweren, für eine mordlüsterne Wahnsinnige gehalten zu werden. Regisseur Bernard Rose („Mr. Nice“) hätte seine Protagonistin in ein paar Szenen etwas weniger plump agieren lassen können. Zum Glück reißt das Virginia Madsen („Sideways“) mit unprätentiösem Spiel wieder raus. Es ändert ohnehin nichts daran, dass „Candymans Fluch“ auf intelligente Weise mit der Funktionsweise von urbanen Legenden spielt, die meist jemand erzählt, der jemanden kennt, der einen Bekannten hat, der sie angeblich erlebt hat. Im Film wird beispielsweise auch die Legende von Krokodilen in Abwässerkanälen erwähnt. In einem Raum in Cabrini-Green entdeckt Helen obendrein Süßigkeiten, die mit Rasierklingen gespickt sind – eine sadistische Tat, die in den USA angeblich zu Halloween mehrfach begangen worden ist. Der Slasherfilm „Düstere Legenden“ („Urban Legends“) mit Jared Leto nutzte das Thema der modernen Mythen 1998 ebenfalls, wenn auch weitaus plakativer.

Nach einer Kurzgeschichte von Clive Barker

Tony Todd spielte den Candyman zwei weitere Male: 1995 folgte „Candyman 2 – Die Blutrache“ („Candyman – Farewell to the Flesh“), 1999 schließlich „Candyman 3 – Der Tag der Toten“ („Candyman – Day of the Dead“). Beide Fortsetzungen fügen der Geschichte keine neuen Facetten hinzu, folgen lediglich den Gesetzmäßigkeiten des Horrorgenres, einem Erfolgsfilm Sequels hinterherzuschicken. „Candymans Fluch“ basiert ohnehin lediglich auf einer Kurzgeschichte: „Das Verbotene“ („The Forbidden“) aus „Das fünfte Buch des Blutes“ von Clive Barker; die im ersten Film frei erweiterte Story gibt keine weiteren Aspekte mehr her, allein deshalb sind die Fortsetzungen entbehrlich.

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… in den Bann der Schreckensgestalt

Im Featurette „Sweets to the Sweet“ im Bonusmaterial erfahren wir, dass am Set echte Bienen verwendet worden sind – solche, die erst zwölf Stunden alt waren und somit nicht stechen konnten. Weil Hauptdarstellerin Virginia Madsen allergisch gegen Bienenstiche ist, musste in Szenen mit ihr und Bienen ein Krankenwagen vor Ort sein.

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Der Herr der Bienen …

Meteor Film hat „Candymans Fluch“ in ansprechender Aufmachung und sehr guter Bild- und Tonqualität als Blu-ray im Mediabook veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die R-Rated-Fassung, die sich gegenüber einer alten deutschen VHS-Version nur bei einer Mordszene durch anderes Bildmaterial unterscheidet. Da die alte Version minimal blutiger ist, wird der eine oder andere Horrorfan womöglich die Nase rümpfen. Der Qualität der Mediabook-Veröffentlichung dieses modernen Horrorklassikers tut das keinen Abbruch.

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… kämpft mit Helen …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Tony Todd haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgeführt.

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… und gerät ins Feuer

Veröffentlichung: 27. Mai 2016 als Blu-ray im Mediabook und Blu-ray

Länge: 99 Min. (Blu-ray), 95 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Candyman
USA/GB 1992
Regie: Bernard Rose
Drehbuch: Bernard Rose, nach einer Kurzgeschichte von Clive Barker
Besetzung: Virginia Madsen, Tony Todd, Xander Berkeley, Kasi Lemmons, Vanessa Williams, Ted Raimi
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Cast & Crew, Featurette „Sweets to the Sweet“ (24. Min.), Featurette „Clive Barker – Raising Hell“ (11 Min.), Originaltrailer, Bernard Rose Storyboards, Booklet mit Presseheft, Kino-Aushangfotos u. a.
Label: Meteor Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2016 Meteor Film

 

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Zombies of Mora Tau – Untote als Schatzwächter

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Zombies of Mora Tau

Von Volker Schönenberger

Horror // In the darkness of an ancient world – on a shore that time has forgotten – there is a twilight zone between life and death. Here dwell those nameless creatures who are condemned to prowl the land eternally – the walking dead. Ob sich Rod Serling von diesem stimmungsvollen Einstieg zu seiner zwei Jahre später startenden bahnbrechenden TV-Serie „The Twilight Zone“ inspirieren ließ? Mit dieser Texteinblendung setzt „Zombies of Mora Tau“ jedenfalls gleich zu Beginn ein atmosphärisches Ausrufezeichen, das in der Folge auch eingelöst wird.

Nach zehn Jahren kehrt die junge Jan Peters (Autumn Russell) nach Afrika zurück. Chauffeur Sam (Gene Roth) bringt sie zu dem Anwesen an der Küste, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Auf der Strecke stellt sich dem Auto ein seltsam starr blickender Mann in den Weg. Sam fährt ihn um und trotz der Proteste von Jan ungerührt weiter. Zu Jans Entsetzen billigt ihre Großmutter (Marjorie Eaton) die unterlassene Hilfeleistung ihres Angestellten. Es habe sich schließlich um einen lebenden Toten gehandelt.

Zombies bewachen versunkene Diamanten

Vor der Küste liegt ein Schiff auf Reede. An Bord: der reiche George Harrison (Joel Ashley), der noch reicher werden will; er ist scharf auf eine Diamantenladung, die sich an Bord eines dort 60 Jahre zuvor gesunkenen Schiffs befand. Die Warnungen von Großmutter Peters schlagen Harrison und seine Crew in den Wind. Der alten Dame zufolge haben bereits etliche Schatzsucher ihre Gier nach den Diamanten mit dem Leben bezahlt, wie ein nahegelegener Friedhof belegt. Sie alle fielen der Crew des gesunkenen Schiffs zum Opfer, die auch im Tode die Diamanten bewacht – als Zombies.

Untote ertrinken nicht

Eigentlich wirkt es trashig und unfreiwillig komisch, wie die Untoten durch die Gegend schlurfen und auch unter Wasser angreifen. Einige von ihnen haben sogar Algen am Leib, damit sie als Opfer der See kenntlich sind. Dennoch: Ihr plötzliches Auftauchen und unbeirrbares Voranschreiten bringt einige gruselige Momente mit sich und hebt „Zombies of Mora Tau“ vom Trash ab, auch wenn der Film natürlich fest im B-Sektor verankert ist. Großmutter Peters treibt die Geschichte mit ihren Erläuterungen voran, wir lernen geldgierige wie integre Protagonisten kennen, darunter Dr. Jonathan Eggert (Morris Ankrum), der dem Mythos auf den Grund gehen will, und Jeff Clark (Gregg Palmer), der sein Herz für Jan Peters entdeckt. Mit Mona Harrison (Allison Hayes) haben wir sogar eine Femme fatale an Bord, die ihre weiblichen Reize zur Schau trägt, die Männer um den Finger wickelt und sogar als Zombie eine gute Figur macht. Ein interessantes Ensemble, deren Schicksal man gern verfolgt.

Produziert von Sam Katzman

Der in Schwarz-Weiß inszenierte „Zombies of Mora Tau“ entstammt dem Produzentenhändchen des B- und Trashfilmers Sam Katzman, der im Lauf seiner Karriere für verschiedene Filmstudios tätig war. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen „Das Grauen aus der Tiefe“ („It Came from Beneath the Sea“, 1955) und „Fliegende Untertassen greifen an“ („Earth vs. the Flying Saucers“, 1956). Später produzierte Katzman die beiden Elvis-Presley-Vehikel „Die wilden Weiber von Tennessee („Kissin‘ Cousins“, 1964) und „Verschollen im Harem“ („Harum Scarum“, 1965) sowie Roy Orbisons einzigen Film „The Fastest Guitar Alive“ (1967).

Icons of Horror

„Zombies of Mora Tau“ ist nie in Deutschland erschienen, in Europa auf DVD nur in Spanien und Italien. Die Existenz einer deutschen Synchronisation ist mir nicht bekannt. Wer einen Regionalcode-freien Player besitzt, kann in den USA fündig werden: Die „Icons of Horror Collection – Sam Katzman“ mit vier Filmen aus seiner kreativsten Zeit in den 50er-Jahren kommt in akzeptabler Qualität im ansprechenden Schuber daher und enthält sogar Bonusmaterial. Als früher Zombiefilm lange vor einer Zeit, in der nach George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) Heerscharen blutrünstiger Menschenfresser-Zombies die Leinwände besudelten, ist „Zombies of Mora Tau“ allein aus filmhistorischem Interesse sehenswert. Das Untoten-Abenteuer bietet Freunden klassischen Schwarz-Weiß-Grusels aber ohnehin einen angenehmen B-Film-Abend – aufgrund der kurzen Laufzeit von 69 Minuten vorzugsweise im Double-Feature mit einem der drei anderen Filme der Box.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Edward L. Cahn haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

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Veröffentlichung (USA): 16. Oktober 2007 als Bestandteil der „Icons of Horror Collection – Sam Katzman“ (2 DVDs mit „The Giant Claw“, „Creature with the Atom Brain“, „Zombies of Mora Tau“, „The Werewolf“)

Länge: 69 Min.
Altersfreigabe: not rated
Sprachfassungen: Englisch
Untertitel:
Originaltitel: Zombies of Mora Tau
USA 1957
Regie: Edward L. Cahn
Drehbuch: George H. Plympton (Story), Bernard Gordon
Besetzung: Gregg Palmer, Allison Hayes, Autumn Russell, Morris Ankrum, Marjorie Eaton, Joel Ashley, Gene Roth, Leonard P. Geer
Zusatzmaterial: Kurzfilm „Midnight Blunders“ (1936, 17:02 Min.) & Zeichentrick-Kurzfilm „Terror Faces Magoo“ (1959, 6:30 Min.), Trailershow
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Filmplakat: Fair Use

 

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