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Archiv für den Monat November 2022

Mad Dog – Am Abgrund des Bösen: Der gekidnappte Polizistensohn und der durchgeknallte Cop

Ai confini del male

Von Volker Schönenberger

Thriller // Die beiden italienischen Teenager Adele (Michaela Dorlan) und Luca (Luka Zunic) werden auf einem Rave vom Gelände weg gekidnappt. Weil Lucas Vater Capitano Rio (Massimo Popolizio) ein hochrangiger Polizeibeamter ist, läuft die gesamte Fahndungsmaschinerie an. Rio lässt seinen Mitarbeiter Leutnant Fabio Meda (Edoardo Pesce) von der Leine, dessen Ermittlungsmethoden mit „rustikal“ nur unzureichend beschrieben sind – er wird aufgrund unvermittelter Gewaltausbrüche „Mad Dog“ genannt.

Entführt

Die aus Bulgarien stammende Ex-Prostituierte Jelena (Chiara Bassermann) versucht Meda zu nötigen, auch das Verschwinden ihrer Tochter Irina (Valentina Oteri) zu untersuchen. Sie beklagt sich darüber, ihr Fall werde gegenüber den beiden anderen Gekidnappten vernachlässigt, weil Irina nicht aus gutem Hause stamme. Meda lässt sich nicht unter Druck setzen, beginnt aber gleichwohl auch Irinas Verschwinden in seine Ermittlungen einzubeziehen. Ins Visier der offiziellen Ermittlungen gerät derweil der Ex-Polizist Gianluca Pozzi (Marcello Prayer), der zehn Jahre zuvor bereits in den Fall eines nie gefassten Serienmörders verwickelt war, der „Monster“ genannt wurde. Meda entdeckt einen Zusammenhang mit illegalen Geheimpartys hochgestellter Persönlichkeiten, bei denen junge Frauen als Freiwild benutzt werden.

Captain Rio (r.) setzt Leutnant „Mad Dog“ Meda ein

„Mad Dog – Am Abgrund des Bösen“ lebt vom Zusammenspiel der beiden Ermittler und den überzeugenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Es ist allerdings kein Buddy-Movie, die Hierarchien zwischen dem Capitano und dem Leutnant sind klar abgesteckt, auch wenn Meda gern mal auf Anweisungen pfeift. Er ist nicht umsonst als „Mad Dog“ verschrien, sondern trägt ein Trauma mit sich herum, das er nie verarbeitet hat. Kein neues Motiv, wie so viele Elemente der Geschichte üblichen Pfaden solcher Cop-Thriller folgen. Dieser gibt sich raffinierter, als er letztlich ist, aber der Weg zur Auflösung gestaltet sich immerhin fesselnd, wenn auch visuell ohne irgendwelche Ideen, welche die Regiearbeit von Vincenzo Alfieri über das Gros solider Thriller herausragen ließen.

Die oberen Zehntausend wissen, wie man feiert

Für einen italienischen Bezahlsender produziert, wirkt „Ai confini del male“, so der Originaltitel, zwar nicht wie ein Fernsehfilm, Kinoformat will ich ihm aber auch nicht recht attestieren. Es handelt sich dabei um die Adaption des bislang nicht ins Deutsche übersetzten Romans „Il Confine“ („Die Grenze“) des italienischen Schriftstellers Giorgio Glaviano, in dessen Heimatland anscheinend ein Bestseller. Welche italienischen Cop-Thriller könnt Ihr empfehlen?

Meda gibt nicht so schnell klein bei

Veröffentlichung: 9. September 2022 als Blu-ray, DVD und Video on Demand

Länge: 108 Min. (Blu-ray), 104 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Ai confini del male
IT 2021
Regie: Vincenzo Alfieri
Drehbuch: Vincenzo Alfieri, Fabrizio Bettelli, nach dem Roman „Il confine“ von Giorgio Glaviano
Besetzung: Edoardo Pesce, Roberta Caronia, Chiara Bassermann, Massimo Popolizio, Nicola Rignanese, Valentina Oteri, Marcello Prayer, Valentina Pastore, Michaela Dorlan, Luka Zunic
Zusatzmaterial: deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb: Meteor Film GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Doppel-Packshot: © 2022 Meteor Film GmbH

 
 

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Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit: Wenn beim Erwachen die ermordete Ehefrau neben dir liegt

Indemnity

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Seit er bei einem Einsatz zwei Kollegen verlor, kämpft der Feuerwehrmann Theo Abrams (Jarrid Geduld) aus Kapstadt mit einer posttraumatischen Belastungsstörung. Von seiner Frau Angela (Nicole Fortuin) und dem gemeinsamen Sohn Wesley (Qaeed Patel) schottet er sich ab, seine Sorgen ertränkt er in Alkohol. Die psychologische Betreuung durch Dr. Gillian Tunbridge (Susan Danford) ignoriert er weitgehend, weshalb seinem Chef Moses Twetse (Hlomla Dandala) keine Wahl bleibt, als Theo außer Dienst zu lassen. Er steht sogar kurz davor, seinen Job komplett zu verlieren.

Feuerwehrmann Theo (l.) bleibt vom Dienst suspendiert

Seine Ehefrau arbeitet als investigative Journalistin und wird von einem Informanten kontaktiert: Samuel Isaacs (Abduragman Adams) ist einem Komplott des Rüstungskonzerns M-Tech auf der Spur, für den er einst gearbeitet hat. Seine Partnerin Mikaela Morris (Kay Smith) ist den Verschwörern bereits zum Opfer gefallen – sie wurde gefangen genommen, gefoltert und ermordet.

Polizei erstaunlich schnell vor der Tür

Es bleibt nicht bei der einen Toten: Als Theo morgens aufwacht, liegt Angela tot neben ihm. Ihm bleibt kaum Zeit, Wesley in den Arm zu nehmen, da klingelt auch schon die Polizei an seiner Tür und verhaftet ihn. Beim Abtransport entkommt er nur knapp einem Mordanschlag durch einen anderen Insassen des Gefängniswagens. Fortan wird er als Gattinnen- und Polizistenmörder gejagt.

Bald darauf wird er als Mörder seiner Frau verhaftet

Es kommt überraschend und wirkt für sich erst einmal überaus unglaubwürdig, über welch beeindruckende Martial-Arts-Fähigkeiten Theo verfügt und wie gut er mit Schusswaffen umgehen kann. Das gehört allerdings zum Plot! Mehr darf darüber an dieser Stelle nicht verraten werden. Ebenso befremdet es etwas, dass er als Held der Geschichte Unschuldige als Geiseln nimmt und an ihnen Gewalt ausübt. Das lässt sich aber gut mit seiner Belastungsstörung erklären, die ihn bisweilen irrational handeln lässt. Auch die Tatsache, dass er überhaupt ein Trauma mit sich herumträgt, ist einerseits zwar nichts Neues im Genre, hat andererseits aber ebenfalls seine Bedeutung für die Story. Insgesamt erscheint mir die Hauptfigur durchaus sorgfältig charakterisiert und porträtiert zu sein und zählt zu den Pluspunkten von „Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit“. Hauptdarsteller Jarrid Geduld trägt seine Rolle gut durch das zweistündige Geschehen.

Immer wieder gern genommen: Verschwörungen

Der Actionthriller wartet mit einigen generischen Versatzstücken des Genres auf, hält sein Publikum aber mit einem fesselnden Plot in Atem. Verschwörungsthriller mit unschuldig Verfolgten kennt man zur Genüge, aber es hat schon seinen Grund, dass sich Verschwörungen im Film und Verschwörungstheorien in der Gesellschaft großer Beliebtheit erfreuen. Im Falle von „Indemnity“ bekommen wir es mit einem ausgefeilten Komplott zu tun, das zwar übertrieben unrealistisch konzipiert wurde, aber zu gefallen weiß. Das dahintersteckende Vorhaben ist aus anderen Filmen bekannt, die ich jedoch besser nicht nenne, um nicht zu spoilern.

General Shard (l.) und Detective Williamson übernehmen den Fall

Theo wird von der Ermittlerin Detective Rene Williamson (Gail Mabalane) und ihrem Boss General Alan Shard (Andre Jacobs) verfolgt (südafrikanische Polizeidienstgrade orientierten sich eine ganze Weile an militärischen Titeln). Anfangs überzeugt, einen Massenmörder zu jagen, stoßen sie im Verlauf ihrer Ermittlungen auf Hinweise und Ungereimtheiten, die sie stutzig werden lassen. Auch das ist nichts Neues, hier aber mit den beiden Figuren ebenfalls gut und glaubhaft gelöst.

Langfilm-Regiedebüt aus Südafrika

Dass Theo neben seiner ermordeten Ehefrau aufwacht, ist an Gnadenlosigkeit und Tragik schon kaum zu überbieten. Für den traumatisierten Feuerwehrmann bleibt das nicht das einzige böse Erwachen. Für Regisseur Travis Taute markiert „Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit“ seinen ersten langen Film. Ein mehr als ordentliches Debüt, das er nach eigenem Drehbuch inszeniert hat. Und da südafrikanische Produktionen international eher ein Stiefmütterchendasein führen, fällt es umso leichter, hier eine Empfehlung auszusprechen.

Halsbrecherische Flucht

Veröffentlichung: 7. Oktober 2022 als Blu-ray, DVD und Video on Demand

Länge: 125 Min. (Blu-ray), 120 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch/Afrikaans
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Indemnity
RSA 2021
Regie: Travis Taute
Drehbuch: Travis Taute
Besetzung: Jarrid Geduld, Gail Mabalane, Andre Jacobs, Nicole Fortuin, Hannes van Wyk, Louw Venter, Susan Danford, Abduragman Adams, Hlomla Dandala, Qaeed Patel, Kay Smith
Zusatzmaterial: deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb: Meteor Film GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2022 Meteor Film GmbH

 

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Vanishing – The Killing Room: Die Organmafia von Seoul

Vanishing

Von Volker Schönenberger

Thriller // Irgendwo in Seoul entnimmt ein Chirurg einer bedauernswerten Frau eine Leber (und eine Plazenta inklusive Fötus, wie wir bald darauf erfahren). Das Organ landet in der Uniklinik der südkoreanischen Hauptstadt, kommt nun aufgrund einer trickreichen Übergabe am Flughafen den Dokumenten zufolge aus Indonesiens Hauptstadt Jakarta. Und während ein ahnungsloser Patient die Leber transplantiert bekommt, entsorgt ein Helfershelfer der Organhändler den Leichnam der unfreiwilligen Spenderin.

Die französische Forensikerin und ihre Dolmetscherin schlendern durch Seoul

Einen Monat später finden Kinder eine Tote. Weil ihre Identifizierung aufgrund des fortschreitenden Verwesungsgrads nahezu unmöglich erscheint, zieht Detective Jin-ho (Yoo Yeon-seok) die französische Forensikerin Alice Launey (Olga Kurylenko) und ihre Übersetzerin Lee Mi-sook (Ye Ji-won) hinzu. Launey weilt gerade auf einem Kongress in Seoul, wo sie ihre neuartige Methode zur Abnahme von Fingerabdrücken vorstellt. Das gelingt Launey auch in diesem Fall, sodass die Identität der Toten ermittelt werden kann. Es stellt sich heraus, dass die Frau bei oben erwähnter Organentnahme als Blutspenderin diente, um die andere Frau so lange am Leben zu erhalten, wie es brauchte, um ihr die anderswo bestellten Organe zu entnehmen.

Weniger Action als angekündigt

Das fiese Thema illegaler Organhandel hätte eine etwas abgründigere Inszenierung vertragen. So folgt „Vanishing – The Killing Room“ recht konventionellen Thrillerpfaden. Die immerhin wissen zu fesseln und weisen ein paar raffinierte Zutaten auf, auch wenn es weniger raffiniert anmutet, dass die Gerichtsmedizinerin mit einer traumatischen Erinnerung zu kämpfen hat. Von „einer gewaltigen Ladung Action“, von der die Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Films kündet, kann allerdings keine Rede sein, der Thriller entwickelt seine Geschichte eher ruhig und enthält lediglich ein paar kurze Actionspitzen.

Detective Jin-ho versucht die Indizien zu verbinden

Regisseur Denis Dercourt („Das Mädchen, das die Seiten umblättert“) drehte „Vanishing – The Killing Room“ nach dem 2001 im Vereinigten Königreich erstveröffentlichten Roman „The Killing Room“ des schottischen Schriftstellers Peter May, in Deutschland 2003 unter dem Titel „Tod in Shanghai“ erschienen. Die Verfilmung nimmt sich gegenüber der Vorlage etliche Freiheiten. So wird etwa die Handlung von China nach Südkorea verlegt. Der Roman zählt zum China-Thriller-Zyklus des in Frankreich lebenden Peter May. Die Reihe fokussiert auf dem chinesischen Mordermittler Li Yan und der amerikanischen Pathologin Margaret Campbell. Für den Film wurden daraus ein südkoreanischer Kriminalpolizist und eine französische Forensikerin.

Alice Launey erläutert den Kriminalpolizisten ihre Theorie

Dass „Vanishing – The Killing Room“ Auftakt einer Reihe von Filmen um Jin-ho und Alica Launey wird, darf bezweifelt werden. Seine Weltpremiere feierte der Thriller im Oktober 2021 auf dem Internationalen Filmfestival von Busan, nun hat EuroVideo ihn auch in Deutschland zugänglich gemacht. Er entfaltet keine nachhaltige Wirkung, aber Fans von Yoo Yeon-seok („Oldboy“) und Olga Kurylenko („James Bond 007 – Ein Quantum Trost“, „Centurion – Fight or Die“) werden gut bedient.

Die Organhändlerbande kennt keine Skrupel …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Olga Kurylenko haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet. Welche ihrer Filme sind eure Favoriten?

… und geht über Leichen

Veröffentlichung: 29. November 2022 als Blu-ray und DVD, 15. November 2022 als Video on Demand

Länge: 91 Min. (Blu-ray), 87 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Französisch/Koreanisch/Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Vanishing
F 2021
Regie: Denis Dercourt
Drehbuch: Denis Dercourt, Marion Doussot, nach einem Roman von Peter May
Besetzung: Olga Kurylenko, Yoo Yeon-seok, Ye Ji-won, Choi Moo-seong, Won Mi-won, Lee Seung-jun, Kim Woo-hyung, Kim Soo-ha, Park Su-young, Kim Myung-gon, Anupam Tripathi
Zusatzmaterial: Wendecover
Label/Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2022 EuroVideo Medien GmbH

 
 

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