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Archiv für den Monat August 2013

Blood – Ist Blut wirklich dicker als Wasser?

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Blood

Von Volker Schönenberger

Krimidrama // Grausamer Mord in einer englischen Küsten-Kleinstadt: Mitten im Ort liegt die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens. Das Polizisten-Brüderpaar Joe und Chrissie Fairburn (Paul Bettany, Stephen Graham) hat mit Jason Buleigh (Ben Crompton) schnell einen dringend Verdächtigen ausgemacht. Aus Mangel an Beweisen müssen die beiden ihn aber nach der Vernehmung auf freien Fuß setzen. In einer alkoholgeschwängerten Nacht beschließen Joe und Chrissie, Buleigh draußen auf dem Wattenmeer etwas intensiver zu vernehmen.

Ein Stelldichein der britischen Schwergewichte ist „Blood“. Nicht nur Paul Bettany („A Beautiful Mind“) und Stephen Graham („This Is England“) brillieren, auch der immer wieder gern gesehene Mark Strong („Robin Hood“, „Sherlock Holmes“) als ihr Kollege zeigt sein gewohnt unterkühltes Können. In der Rolle des langsam dement werdenden Vaters der beiden Brüder überzeugt zudem Brian Cox („Blutmond“). So ist „Blood“ dann auch feines Schauspielkino geworden, auch wenn der Film bei uns gar nicht erst ins Kino kam. Eine Rezensionskollegin der Internetpräsenz von Roger Ebert schreibt gar, „the performances have an almost Shakespearean grandeur.“ Große Worte, aber warum soll man gute Leistungen nicht auch mal über den grünen Klee loben?

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Joe (l.) und Chrissie verbeißen sich in den Fall

Die düster-kühle Inszenierung bietet viel Thriller-Atmosphäre. Inhaltlich ist „Blood“ eher ein Krimidrama. Das titelgebende Blut ist nicht in erster Linie als das Blut des Mordopfers zu verstehen, sondern als das Blut, das dicker ist als Wasser. „Blood“ ist insofern weniger Täterjagd als Reflexion darüber, wie Menschen mit Schuld umgehen und familiäre Bande moralische Entscheidungen beeinflussen.

Regisseur Nick Murphy ist eher für TV-Arbeiten bekannt. „Blood“ ist seine zweite Kino-Regiearbeit nach dem Horrorthriller „The Awakening“.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Paul Bettany, Brian Cox, Stephen Graham und Mark Strong haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 30. August 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 95 Min. (Blu-ray), 91. Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Blood
GB 2012
Regie: Nick Murphy
Drehbuch: Bill Gallagher
Besetzung: Paul Bettany, Mark Strong, Brian Cox, Stephen Graham, Zoë Tapper
Zusatzmaterial: Interview mit Paul Bettany und Regisseur Nick Murphy, Original Kinotrailer
Label/Vertrieb: Koch Media

Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Szenenfoto & Packshot: © 2013 Koch Media

 

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R.I.P.D. – Men in Black für Arme

R.I.P.D.

Kinostart: 29. August 2013

Von Volker Schönenberger

Fantasy-Action // Bei einer Drogenrazzia wird der Bostoner Detective Nick Walker (Ryan Reynolds) ausgerechnet von seinem Partner Bobby Hayes (Kevin Bacon) erschossen. Die beiden hatten Gold gestohlen, doch Nick bekam ein schlechtes Gewissen und wollte es zurückgeben, was Bobby gar nicht passte.

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Proctor bringt die beiden Untoten zusammen

Statt im Himmel, der Hölle oder im Nirvana landet Nick vor dem Schreibtisch einer gestrengen Dame namens Proctor (Mary-Louise Parker), die ihm Überraschendes offenbart: Es gibt eine Zwischenwelt, in der das „Rest in Peace Department“ („R.I.P.D.“) die Aufsicht hat. Verstorbene Polizisten haben die Aufgabe, die Menschheit vor sogenannten Deados zu beschützen – Tote, die den Gang in den endgültigen Tod nicht antreten, sondern unerkannt auf der Erde ihr Unwesen treiben und bisweilen ihr wahres Gesicht als monströse Kreaturen zeigen.

Nick wird dem erfahrenen Roy (Jeff Bridges) zugeteilt, einem großspurigen Cowboy. Ihr erster Ausflug zurück in die Menschenwelt führt die beiden zu Nicks Beerdigung, wo der verstorbene Detective seine trauernde Ehefrau Julia (Stephanie Szostzak) anspricht. Auf diese Weise macht Nick die böse Erfahrung, dass er für seine Mitmenschen nicht mehr erkennbar ist: Er ist in Gestalt eines alten Asiaten (James Hong) unterwegs und kann seine wahre Identität nicht enthüllen. Sein Partner Roy hat sich als scharfe Blondine (Marisa Miller) getarnt. Erste Einsätze gegen Deados lassen nicht lange auf sich warten.

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Roy (l.) und Nick kennen kein Pardon

Von seinem Budget von etwa 130 Millionen US-Dollar spielte „R.I.P.D.“ bis Ende August 2013 weniger als die Hälfte in die Kassen von Universal Pictures zurück. Damit gilt er schon vor dem deutschen Kinostart als Misserfolg – zu Recht. Der Film ist schlicht missraten, beginnend bei den Schauspielern: Ryan Reynolds war in „Buried – Lebendig begraben“ klasse, hier zeigt er einfach gar nichts. Seine Figur sitzt im Schattenreich fest und hat auf ewig seine Liebste zurückgelassen, ein wenig mehr Aufgewühltheit kann man da auch in einem Actionfilm erwarten. Was Reynolds gar nicht zeigt, bietet Oscar-Preisträger Jeff Bridges dafür leider im Überfluss: Overacting in Reinkultur. Okay, seine Figur ist ein wenig als Karikatur angelegt. Aber muss man es darum gleich so übertreiben? Kevin Bacon fällt immerhin nicht unangenehm auf, setzt aber auch keine schauspielerischen Akzente.

Zugegeben: Ein solcher Fantasy-Actionfilm muss nicht unbedingt durch Schauspielkunst brillieren. Aber auch die Effekte wirken zahn- und ideenlos. Wie man eine Vielzahl von originellen Fantasyfiguren gestalten kann, hat die „Men in Black“-Reihe eindrucksvoll bewiesen. „R.I.P.D“ geht da schnell die Luft aus. Einzig die von Robert Knepper (der Nazi-Psychopath aus „Prison Break“) gespielte Figur hätte etwas werden können, verschwindet aber zu schnell von der Bildfläche. Die Actionsequenzen sind natürlich routiniert inszeniert und sehen einigermaßen aus. Aber in der Rückschau: Hm, welche waren das noch? Es bleibt also nichts hängen. Von Witz übrigens auch nicht.

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Ob diese Tarnidentitäten unauffällig genug sind?

Die Story ist einfach zu unausgegoren, um über einen ganzen Film zu fesseln. Erneut drängt sich der Vergleich mit „Men in Black“ auf: Eine Quasi-Parallelwelt, in der Gut und Böse unerkannt von der Menschheit agieren, kann man auch charmant, originell und durchdacht konstruieren. Das misslingt bei „R.I.P.D.“ auf ganzer Linie. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Comic von Peter M. Lenkov. Vielleicht wäre Hollywood besser beraten, die Schwemme an Comicverfilmungen künftig etwas zu reduzieren.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Robert Schwentke haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Kevin Bacon, Jeff Bridges, James Hong und Ryan Reynolds unter Schauspieler.

Länge: 96 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: R.I.P.D.
USA 2013
Regie: Robert Schwentke
Drehbuch: Phil Hay, Matt Manfredi
Besetzung: Jeff Bridges, Ryan Reynolds, Kevin Bacon, Mary-Louise Parker, Stephanie Szostzak, James Hong, Marisa Miller
Verleih: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2013 by Volker Schönenberger

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2013 Universal Pictures Germany GmbH

 

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Wir sind die Millers – Eine schrecklich nette Familie

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Kinostart: 29. August 2013

Von Volker Schönenberger

Komödie // Lieber in den Tag hinein leben, als Verantwortung übernehmen: Obwohl er die Collegezeit lange hinter sich gelassen hat, vertickt David (Jason Sudeikis) in Denver immer noch Marihuana – zwar im kleinen Stil, aber das Einkommen stimmt. Als ihm Drogenbestand und Barvermögen eines Tages geraubt werden, gerät er bei seinem Lieferanten Brad Gurdlinger (Ed Helms aus der „Hangover“-Reihe) in Bedrängnis. Der zwingt den Kleindealer, eine große Ladung Marihuana aus Mexiko in die USA zu schmuggeln.

Um an der Grenze unauffällig zu wirken und Durchsuchungen zu vermeiden, legt sich David eine Tarnidentität als spießiger Familienvater zu. Die dazugehörige Familie klaubt er in seiner Umgebung zusammen: Seine als Stripperin arbeitende Nachbarin Rose (Jennifer Aniston) fungiert als Ehefrau, der einsame Verlierertyp Kenny (Will Poulter) und die obdachlose Ausreißerin Casey (Emma Roberts) geben Sohn und Tochter. Im Wohnmobil fährt die ungleiche „Familie“ ständig zankend nach Mexiko. Am Ort der Übergabe eingetroffen, erweist sich die zu schmuggelnde Drogenladung als weit größer als angekündigt. Es soll nicht die einzige Komplikation bleiben.

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Familie Fürchterlich auf Tour: die Millers

Klingt vorhersehbar? Nun ja – wie sich die Beziehung der vier Protagonisten entwickeln wird, lässt sich in der Tat schon zu Beginn des Trips erraten. Überraschungen gibt’s eher im Detail, etwa wenn ein ebenfalls per Wohnmobil reisendes Ehepaar pikante Vorlieben offenbart. Die Gags sitzen mal gut, mal so lala, wirken allerdings gelegentlich etwas zusammenhanglos aneinandergereiht. Obendrein sprühen zwischen Jennifer Aniston und Jason Sudeikis nicht gerade die Funken.

Man kann es gut oder schlecht finden – so oder so weiß der Filmzuschauer, was ihn in einem Film mit Jennifer Aniston erwartet: seichte Unterhaltung mit trotz kleiner Anzüglichkeiten familienfreundlichem Humor und sympathischen Figuren. Insofern bietet „Wir sind die Millers“ einen angenehmen Kinobesuch, ohne nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Mal eine ganz andere Rolle für „Friends“-Star Aniston wäre schön, bleibt aber vorerst ein frommer Wunsch: Ihre Filmographie in der IMDb zeigt drei kommende Projekte – alles Komödien. Apropos „Friends“: Unmittelbar zu Beginn des Abspanns folgen einige Outtakes, einer davon dürfte besonders Fans der TV-Serie gefallen.

„Wir sind die Millers“ mag ein Jennifer-Aniston-Vehikel sein, doch auch die anderen Darsteller verdienen Erwähnung: Der aus „Saturday Night Live“ bekannte Jason Sudeikis und Aniston haben mit „Kill the Boss“ (2011) bereits einen gemeinsamen Film gedreht. Auf Will Poulter wurde Hollywood 2007 durch den britischen Film „Der Sohn von Rambow“ aufmerksam. Emma Roberts („Scream 4“) hat eine Hauptrolle im Gia Coppolas bereits abgedrehtem Drama „Palo Alto“ mit James Franco und Val Kilmer. In einer Nebenrolle als mexikanischer Drogenbaron ist zu guter Letzt der in Berlin geborene Tomer Sisley zu sehen, bekannt durch die Titelrolle der beiden „Largo Winch“-Filme. Zu guter Letzt erwähnt sei Luis Guzmán („Spiel auf Zeit“), der einen Kurzauftritt als mexikanischer Cop hat.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Luis Guzmán haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Länge: 110 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: We’re the Millers
USA 2013
Regie: Rawson Marshall Thurber
Drehbuch: Bob Fisher, Steve Faber, Sean Anders, John Morris
Besetzung: Jennifer Aniston, Jason Sudeikis, Will Poulter Emma Roberts, Ed Helms, Tomer Sisley, Luis Guzmán
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany

Copyright 2013 by Volker Schönenberger

Filmplakat, Foto & Trailer: © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc. (Foto: Michael Tackett)

 

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