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Archiv für den Monat September 2019

Horror für Halloween (IX): Dracula und seine Bräute – Dann eben nicht, Christopher Lee!

The Brides of Dracula

Von Volker Schönenberger

Horror // Erinnern wir uns: Am Ende von „Dracula“ (1958) war es Dr. Van Helsing (Peter Cushing) gelungen, den Vampirfürsten zu bezwingen – vom Sonnenlicht getroffen, zerfiel der Blutsauger zu Staub. Zwei Jahre später legten Hammer Films und Regisseur Terence Fisher nach und schufen mit „Dracula und seine Bräute“ den nächsten Vampirfilm, der durchaus als direkte Fortsetzung verstanden werden kann.

Im Gasthaus trifft die junge Lehrerin Marianne …

Der Titel führt dabei allerdings in die Irre, denn mit Dracula bekommt es Van Helsing diesmal nicht zu tun, obendrein handelt es sich bei den in Erscheinung tretenden Blutsaugerinnen nicht mal um Draculas Gespielinnen, ein anderer steckt dahinter. Das ursprüngliche Drehbuch sah die Auferstehung Draculas vor, dies ließ sich allerdings nicht realisieren, weil Christopher Lee das Skript dem Vernehmen nach missbilligte und er daher sein Mitwirken ablehnte. Daher wurde sein Part kurzerhand hinausgeschrieben, zu Draculas Wiederkehr kam es somit erst 1966 in „Blut für Dracula“ („Dracula – Prince of Darkness“) – ebenfalls unter der Regie von Fisher.

… auf die schroffe Baronin Meinster

Aber bleiben wir bei „Dracula und seine Bräute“. Die junge Lehrerin Marianne Danielle (Yvonne Monlaur) befindet sich auf dem Weg von Paris ins transsylvanische Badstein, wo sie eine Stelle im Mädchenpensionat Lang antreten will. Doch während sie in einem Gasthaus auf ihr Essen wartet, zieht ihr Kutscher mit seinem Gefährt von dannen. Die vermeintliche Lösung der misslichen Situation naht alsbald in Gestalt der herrischen Baronin Meinster (Martita Hunt), die sie auf ihr nahegelegenes Schloss einlädt und ihr eine Bettstatt für die Nacht anbietet. In dem hochherrschaftlichen Gemäuer entdeckt Marianne in einem ihrem Zimmer gegenüberliegenden Trakt einen jungen Mann, dessen Bewegungsradius eine silberne Kette einschränkt. Er stellt sich ihr als Baron Meinster (David Peel) vor, den seine Mutter grundlos gefangen halte …

Dr. Van Helsing greift ein

In der Folge trifft Marianne Danielle auf Van Helsing, der sich einmal mehr als wackerer Vampirjäger erweist. Und trotz Draculas Abwesenheit lässt sich konstatieren, dass „Dracula und seine Bräute“ ausgesprochen gruselig geraten ist. Das beginnt schon mit der wilden Kutschfahrt durch den Wald, bei der während eines kurzen Stopps aufgrund eines Hindernisses bereits damit zu rechnen ist, dass das Unheil über den Kutscher und seine Passagierin hereinbricht. Auch der Aufenthalt der jungen Lehrerin auf Schloss Meinster lässt wohltuenden Schauder über die Zuschauer rieseln. Danach sinkt der Gruselfaktor etwas, um sich beim grandiosen Windmühlenfinale wieder in ungeahnte Höhen zu erheben.

Weshalb ist der Sohn der Baronin angekettet?

Das Vampir-Personal kann natürlich nicht mit jenem in den „Dracula“-Filmen mit Christopher Lee mithalten, an dessen Charisma kommt kaum jemand vorbei. Größter Kritikpunkt ist in meinen Augen aber die Personalie der „Damsel in Distress“ Marianne Danielle. Die junge Lehrerin ist mit „naiv“ noch harmlos beschrieben. Ob das an Yvonne Monlaurs Darstellung, der Charakterisierung ihrer Figur im Skript oder Terence Fishers Regieanweisungen lag, lässt sich schwer beantworten, vielleicht spielte von jedem etwas hinein. Einige Aspekte sind Monlaur jedenfalls nicht anzulasten. Eine große Karriere war ihr nicht beschieden, im Kino war sie letztmalig 1966 in dem französisch-deutschen Jerry-Cotton-Krimi „Die Rechnung – eiskalt serviert“ zu sehen. Nach zwei kurzen TV-Serienauftritten im selben Jahrzehnt endete ihre Karriere.

Bewährte Qualität von Hammer und Anolis

Farbgebung, Kostümierung, Beleuchtung und die herrlichen Studiokulissen (gepaart mit ein paar Freiluft-Drehorten) entsprechen dem hohen Standard, den wir von Hammer-Films-Produktionen aus jener Zeit gewohnt sind und schätzen. Da kann man über Christopher Lees Fehlen in einem Hammer-Vampirfilm locker hinwegsehen. Peter Cushing reißt mit seiner gewohnt beherzten Performance ohnehin locker alles wieder heraus und macht die Schwächen vergessen. Freda Jackson („Die, Monster, Die! Das Grauen auf Schloss Witley“, 1965) als undurchsichtige Schlossdienerin Greta gibt dem Geschehen eine unheilvolle Note.

Dr. Van Helsing greift wieder zum Hammer

Was für das Niveau der Produktion gilt, lässt sich ebenso für das des Mediabooks von Anolis Entertainment anführen: Das Label hält den hohen Qualitätsstandard. Die Edition von 2015 ist bereits seit einiger Zeit vergriffen und gesucht, auch das hat sie mit diversen Vorgängern und Nachfolgern gemein. Im Booklet erfahren wir etwas über die Unstimmigkeiten, mit denen die Produktion bereits im Vorfeld geplagt war – das Drehbuch wurde wiederholt umgeschrieben, was man dem fertigen Film auch anmerkt. Aber vielleicht sollte Anolis seinen Booklet-Autoren auf den Weg geben, ihre Texte miteinander abzustimmen, wenn man schon ein Booklet von drei Schreibern füllen lässt. Wenn drei Autoren nach eigenem Ermessen unabhängig voneinander über ein und dieselbe Produktion schreiben, lassen sich Dopplungen kaum vermeiden. Dennoch ist das Mediabook natürlich ein Schmuckstück jeder gut sortierten Vampirfilm-Sammlung – und in solche gehört „Dracula und seine Bräute“ definitiv hinein.

Die Vampirbräute sind auf Ärger aus

Die Anolis-Entertainment-Reihe mit Produktionen von Hammer Films haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Terence Fisher sind in unserer Rubrik Regisseure aufgeführt, Filme mit Peter Cushing unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 13. November 2015 als Blu-ray im limitierten Mediabook (in drei Covervarianten) und Blu-ray, 18. November 2016 als Blu-ray, 24. August 2007 als DVD

Länge: 85 Min. (Blu-ray), 82 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Brides of Dracula
GB 1960
Regie: Terence Fisher
Drehbuch: Jimmy Sangster, Peter Bryan, Edward Percy
Besetzung: Peter Cushing, Martita Hunt, Yvonne Monlaur, Freda Jackson, David Peel, Miles Malleson, Henry Oscar, Mona Washbourne, Andree Melly, Victor Brooks, Fred Johnson, Michael Ripper
Zusatzmaterial 2015: Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad, Making-of, Interview mit Yvonne Monlaur (Manchester 2004), britischer, amerikanischer und deutscher Kinotrailer, deutsche Titelsequenz, Comic-Adaption, deutscher Werberatschlag, Filmprogramme, Bildergalerie, nur Mediabook: 36-seitiges Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Uwe Huber
Label/Vertrieb Mediabook & Blu-ray: Anolis Entertainment GmbH
Label/Vertrieb DVD: Koch Media

Copyright 2019 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2015 Anolis Entertainment GmbH

 

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Horror für Halloween (VIII): Phonomanie – Schauermär vom schleichenden Slasher

Phonomanie

Von Marco Kraus

Horror // Ein maskierter Mörder geht um. Zuerst fallen ihm die Teilnehmer eines gemütlichen Halloween-Videoabends zum Opfer. Einige Wochen später stellt eine Gruppe von Freunden auf einem Wochenendtrip fest, das dies wohl nicht die einzige Tat des wahnsinnigen Killers war, denn der Täter zieht eine gewaltige Spur aus Blut und Gedärmen hinter sich her. Die Gruppe beschließt, sich der Sache selbst anzunehmen, ohne zu ahnen, das sie damit den ersten Dominostein einer langen Kette umwirft. Die Hobbydetektive katapultieren sich selbst in einen Horrortrip, der für einige von ihnen tödlich enden wird. Je tiefer sie in die Sache hineingeraten, desto mehr müssen sie sich die Frage stellen: Kann man seinen Freunden vertrauen?

Was ist ein „Stealth Slasher“?

Lang mussten wir auf Stefan Peschmanns neuestes Werk „Phonomanie“ warten und die Erwartungen waren bei mir nach „Lock the Doors – Trügerische Sicherheit“ (2016) recht hoch angesiedelt. Denn schon der Vorgänger hatte durchdachtes Storytelling, gute Kamerarbeit und anständige Splatter-Effekte zu bieten. Lediglich im schauspielerischen Bereich war das eine oder andere Manko zu erkennen. Aber gut – behalten wir immer im Hinterkopf, dass wir nicht über professionelle Darsteller reden. Kann „Phonomanie“ das steigern?

Und wer macht die Schweinerei nachher wieder weg?

Zunächst einmal bezeichnet Stefan Peschmann alias Mr. Zito „Phonomanie“ als Stealth Slasher. Bitte was? Genau das habe ich mich auch gefragt: Was bitte ist ein Stealth Slasher? Aufklärung gab mir letztlich ein beim Ittenbach Movie Club geführtes Interview, in welchem Stefan den Begriff wie folgt erläuterte: Zuerst einmal bin ich großer Fan von Games wie „Splinter Cell“, „Metal Gear Solid“, „Hitman“, „Velvet Assassin“, „Tenchu“, „Manhunt“ uvm., also alle Stealth-Games, wo man sich taktisch an den Gegner heranschleicht, ihn belauscht, den passenden Augenblick abwartet und ihn schließlich um die Ecke bringt. Du kannst mir glauben, dass ich bei solchen Games richtig abgehe, bis ich quasi den perfekten Kill hingelegt habe, ohne dass auch nur einer einen Schatten gesehen hat. Weißt du, was ich meine? Slasher verehre ich mindestens ebenso, leider rennen bzw. „laufen“ da die Killer immer der schreienden Meute hinterher und das wollte ich anders machen, also was liegt da näher, als beide Genres miteinander zu verbinden? Und so ist der Begriff „Stealth Slasher“ geboren bzw. entstanden. Bei mir gibt es keine schreienden und rennenden Opfer. Mein Killer hat einen Plan, er infiltriert, belauscht, wartet auf den perfekten Augenblick und räumt dann systematisch einen nach dem anderen aus dem Weg. Man würze das Ganze mit einer gestörten (nachvollziehbaren) Geschichte, garniere es mit einem absoluten Overkill an Gore-Gräueltaten, einem Maximum an Kills und man hat den ersten >Stealth Slasher< überhaupt!! Als Bonus sozusagen eliminiert man auf diese Weise auch den Hauptkritikpunkt eines jeden Slasherfilmes, nämlich, dass die Opfer sich zu dämlich verhalten, denn dazu haben sie bei mir nicht mal die Gelegenheit.

Nachdem diese Frage geklärt war konnte ich mich endlich ganz tiefenentspannt und voller Vorfreude an „Phonomanie“ wagen. Und ich sollte absolut nicht enttäuscht werden.

Kurzweiliges von Fans für Fans

Mit Phonomanie ist es Mr. Zito gelungen eine interessante und vor allem kurzweilige Story zu erschaffen, die die Elemente Slasher und Roadmovie miteinander verbindet. Wir begegnen vielen interessanten, teil skurillen und durchgeknallten Charakteren, die von ihren Darstellern sehr gelungen, zum Teil gewollt übertrieben, verkörpert werden. Man merkt allen Schauspielern an, das sie mit Spaß bei der Sache sind. Positiv fällt auf, dass die Texte nicht wie auswendig gelernt heruntergerasselt, sondern locker und frei gesprochen werden. Hier konnte man sich im Vergleich zu „Lock the Doors“ schon einmal deutlich steigern.

Heimwerken mal anders

Gut gemachte Effekte und kreative Kills (ich persönlich feiere die Kreissägen-Szene) garnieren die Handlung. Auch muss man die vielen kleinen Tribute und Anspielungen zu Genreklassikern wie „Halloween – Die Nacht des Grauens“, „The Texas Chainsaw Massacre“ oder „Wrong Turn“ erwähnen, die Mr. Zito im gesamten Film, teils offensichtlich, teils versteckt platziert hat. Genau dieser Aspekt macht „Phonomanie“ in meinen Augen zu einem Film von Fans für Fans. Abgerundet wird das Ganze durch eine tolle musikalische Untermalung, für die Stefan Ortlepp (Musica Non Grata) verantwortlich zeichnet.

Bestens zum Einstieg in den Bereich Underground geeignet

Cast und Crew um Stefan Peschmann haben mit „Phonomanie“ einen hervorragenden Job gemacht und präsentieren uns ein Ergebnis, das den Vorgänger „Lock the Doors – Trügerische Sicherheit“ zu toppen weiß, besonders was die Darsteller betrifft. Zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf, die Story baut sich gut auf und nimmt interessante, nicht vorhersehbare Wendungen. Aufgrund dessen ist „Phonomanie“ der perfekte Éinstieg für all jene, die sich bisher nicht an das Thema Underground herangetraut haben. Und auch eingefleischte Anhänger werden keinesfalls enttäuscht und kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Vielleicht der Independent-Film des Jahres aus Deutschland – das Potenzial dafür ist jedenfalls gegeben. „Phonomanie“ erscheint als DVD im limitierten Steelbook und kann direkt bei DCE Media vorbestellt werden. Besucher des House of Horrors in der Turbinenhalle Oberhausen am 12. und 13. Oktober können ihr vorbestelltes Exemplar auf Wunsch dort am Stand von DCE Media abholen, um die Versandkosten zu sparen.

Ist Jason auferstanden?

Veröffentlichung: 12. Oktober 2019 als DVD

Länge: 97 Min.
Altersfreigabe: FSK ungeprüft
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: Englisch, Französisch
Originaltitel: Phonomanie
D 2019
Regie: Mr. Zito
Drehbuch: Mr. Zito
Besetzung: Marie Richter, Sabine Wedde, Philipp Pietsch, Robert Müller, Daniel Broßman, Kay Herrmann, Matthias Rink, Thomas Goersch
Zusatzmaterial: keine Angabe
Label/Vertrieb: DCE Media

Copyright 2019 by Marco Kraus
Szenenfotos & Covermotiv: © 2019 DCE Media

 
 

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Horror für Halloween (VII): Romasanta – Im Schatten des Werwolfs: In Galicien geht’s lykanthropisch zu

Romasanta

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // Ein Mann ruft 1851 im Städtchen Allariz in der Region Galicien im Nordwesten Spaniens per Glocke die Menschen zusammen und verkündet eine deutliche Warnung des Bürgermeisters: Angesichts jüngster Ereignisse wird dringend angeraten, die umliegenden Wälder nicht mehr ohne polizeiliche Genehmigung zu betreten. Ferner ist sicherzustellen, dass sich bei Sonnenuntergang alle in ihren Häusern befinden. Auf Wölfe und besonders trächtige Wölfinnen ist eine Belohnung ausgesetzt. Aber sind es wirklich nur Wölfe, die in der Gegend ihr Unwesen treiben? Die Legende vom Werwolf verbreitet sich. Die Leichen weisen allerdings nicht nur Bisswunden auf, sondern auch präzise Schnitte einer Klinge. Zudem fehlt den Opfern eine gehörige Portion Körperfett.

Fernab von ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern leben der Kaufmann Manuel Romasanta (Julian Sands), seine Frau María (Maru Valdivielso), die gemeinsame Tochter Teresa (Luna McGill) und Marias Schwester Bárbara (Elsa Pataky) in einer Hütte im Wald. Nach einem Wolfsangriff bleibt Bárbara allein zurück.

Erinnerungen an „Pakt der Wölfe“

Wer oder was verbirgt sich hinter den so brutalen wie rätselhaften Attacken? Geschickt schürt „Romasanta – Im Schatten des Werwolfs“ anfangs mit dieser Frage die Spannung – bis sich die Hinweise mehren und bald darauf die Antwort offen ersichtlich wird. In der Folge hält der spanische Regisseur Paco Plaza sein Publikum in seinem zweiten Langfilm nach „Pakt des Blutes“ (2002) mit weiteren Wendungen und Entwicklungen bei der Stange. Der stilvollen und sorgfältig ausgestatteten Inszenierung mangelt es phasenweise etwas an spektakulären Szenen, sodass mir der inhaltlich nicht allzu weit davon entfernte französische „Pakt der Wölfe“ (2001) von Christophe Gans deutlich besser gefällt. Plazas Beitrag gewinnt aber nicht zuletzt dank des zurückgenommenen Spiels von Julian Sands an Qualität. Die Karriere des eleganten Engländers hatte Mitte der 1980er-Jahre mit „The Killing Fields – Schreiendes Land“ (1984) und „Zimmer mit Aussicht“ (1985) Fahrt aufgenommen. Später war Sands vornehmlich in Genrefilmen wie der „Warlock“-Reihe zu sehen.

Paco Plaza startete drei Jahre nach „Romasanta – Im Schatten des Werwolfs“ mit dem Auftakt der „[Rec]“-Reihe international durch, deren ersten beiden Teile er 2007 und 2009 gemeinsam mit Jaume Balagueró inszenierte. „[Rec] 3 – Genesis“ (2012) drehte er in Alleinregie, für „[REC] 4 – Apocalypse“ (2014) überließ er Balagueró den Regiestuhl. Plazas okkulter Schocker „Verónica – Spiel mit dem Teufel“ (2017) erregte einiges Aufsehen, das lag aber eher an geschickt geschürten Erwartungen als an außergewöhnlicher Qualität, da es sich dabei um einen zwar spannenden, aber doch recht konventionellen Hexenbrett-Schocker handelt.

Nach wahren Begebenheiten

„Romasanta – Im Schatten des Werwolfs“ beruht auf wahren Begebenheiten, deren Kenntnis dem Publikum einige Überraschungen nehmen, obwohl eine Texteinblendung zu Beginn bereits verrät, dass ein 1851 gefasster Serienmörder zu seiner Verteidigung behauptet hatte, ein Werwolf zu sein. Dennoch sollten Leserinnen und Leser dieser Rezension, die den Film weitgehend unbeleckt sichten wollen, den folgenden Absatz überspringen.

Manuel Blanco Romasanta (1809–1863) gilt dem englischen Wikipedia-Eintrag zufolge als erster Serienmörder Spaniens. 1853 des Mordes an 13 Menschen angeklagt, berief er sich darauf, die Taten zwar begangen zu haben, dafür aber nicht verantwortlich zu sein, weil er unter einem Fluch gestanden habe, der ihn in einen Wolf verwandelte. Die spanische Königin persönlich setzte die über Romasanta verhängte Todesstrafe aus, damit Ärzte ihn auf klinische Lykanthropie untersuchen konnten. Er starb 1863 im Gefängnis unter nicht ganz geklärten Umständen.

Massig Bonusmaterial auf der DVD

Die deutsche DVD von 2006 beeindruckt trotz einfacher Aufmachung mit üppigem Bonusmaterial. Als Herzstück findet sich darin eine knapp einstündige Doku von Alfredo Conde über den echten Romasanta. Von Conde stammt auch die Story, die zum Drehbuch von „Romasanta – Im Schatten des Werwolfs“ führte. Klasse! Paco Plazas Regiearbeit fügt dem Werwolf-Sujet einige neue Facetten hinzu und hat mehr Aufmerksamkeit verdient, als dem Film bis dato zuteil geworden ist. Die DVD scheint im Handel vergriffen zu sein, ist auf dem Gebrauchtmarkt aber günstig zu erwerben.

Veröffentlichung: 22. Juni 2006 als DVD

Länge: 86 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Romasanta
SP/GB 2004
Regie: Paco Plaza
Drehbuch: Alfredo Conde (Story), Elena Serra, Alberto Marini
Besetzung: Julian Sands, Elsa Pataky, John Sharian, Gary Piquer, David Gant, Maru Valdivielso, Luna McGill, Carlos Reig-Plaza, Reg Wilson, Ivana Baquero, Laura Mañá
Zusatzmaterial: Featurette (5:23), Die Entstehung der Filmmusik (3:24), Das Set-Design (10:02), Die Spezialeffekte (8:53), Storyboards mit Kommentar des Regisseurs Paco Plaza (2:01), entfallene Szenen mit Kommentar von Paco Plaza (12:28), Dokumentation von Alfredo Conde: „Romasanta – La historia cierta del hombre lobo“ (über die wahre Geschichte des Werwolfs, 56:07), Pressekonferenz in Madrid (16:18), Teaser, Trailershow
Label/Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2019 by Volker Schönenberger

 

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