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Archiv für den Monat September 2022

Gewinnspiel: 3 x Zähl bis drei und bete auf Blu-ray

Verlosung

Ein vor der Pleite stehender Farmer (Van Heflin) nimmt den gefährlichen Auftrag an, einen gefangenen Gangsterboss (Glenn Ford) zu dem Zug zu bringen, der den Verbrecher zum Gericht transportieren soll. Das Label explosive media hat den Western „Zähl bis drei und bete“ (1957) von Delmer Daves („Der gebrochene Pfeil“) als Blu-ray und DVD veröffentlicht, der Vertrieb Koch Films hat uns drei Blu-rays zum Verlosen zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank, auch im Namen der kommenden Gewinnerinnen und Gewinner.

Los geht’s

Zwecks Teilnahme am Gewinnspiel begebt Ihr euch zu Florians Rezension des Films und beantwortet dort (also nicht hier unter dem Gewinnspiel) bis Sonntag, 9. Oktober 2022, 22 Uhr, im Kommentarfeld die Frage im letzten Absatz des Textes. Seid Ihr zur Beantwortung nicht in der Lage, so schreibt das einfach hin. Alle veröffentlichten Antworten landen im Lostopf. Nicht verzweifeln, wenn Ihr euren Kommentar nicht sogleich erblickt – aus Sicherheitsgründen schalten wir ihn erst frei. Das ist aber Formsache.

Folgt „Die Nacht der lebenden Texte“!

Wollt Ihr kein Gewinnspiel und keine Rezension verpassen? Folgt „Die Nacht der lebenden Texte“! Entweder dem Blog direkt (in der rechten Menüleiste E-Mail-Adresse eintragen und „Folgen“ anklicken) oder unserer Facebook-Seite.

Geändert: Teilnahmebedingungen

Achtung! Aufgrund gesteigerten Portoaufkommens (auch wegen „Horror für Halloween“) gilt ab sofort für die Gewinnspiele im Gewinnfalle die Übernahme des Portos als Teilnahmevoraussetzung. In diesem Fall werden 1,60 Euro fällig. Ich versichere euch, dass „Die Nacht der lebenden Texte“ nach wie vor völlig unkommerziell ist und ich mit dem Blog keinerlei Einnahmen generiere.

Teilnahmeberechtigt sind alle, die eine Versandanschrift innerhalb Deutschlands haben oder bereit sind, die Differenz zum Inlandsporto zu übernehmen. Ich benötige außerdem die Zusage, dass die Sendung nur von einem Erwachsenen entgegengenommen werden kann. Für Transportverlust übernehme ich keine Haftung (verschicke aber sicher verpackt und korrekt frankiert). Gewinnerinnen oder Gewinner, die sich drei Tage nach meiner zweiten Benachrichtigung nicht gemeldet haben, verlieren den Anspruch auf die Blu-ray. In dem Fall lose ich unter den leer ausgegangenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen neuen Namen aus.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

Nur eine Teilnahme pro Haushalt. Ich behalte mir vor, Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht für den Lostopf zuzulassen oder ihnen im Gewinnfall nachträglich den Preis abzuerkennen, sofern mir Mehrfachteilnahmen unter Alias-Namen unterkommen. Autorinnen und Autoren von „Die Nacht der lebenden Texte“ sowie deren und meine Familienmitglieder dürfen leider nicht mitmachen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner/innen werde ich im Lauf von drei Wochen nach Ende der Frist bekanntgeben, indem ich diesen Text um einen Absatz ergänze, und sie auch per E-Mail benachrichtigen.

Gewonnen haben

– Florian Deterding,
– Marco,
– Maria,

Herzlichen Glückwunsch! Ihr werdet benachrichtigt.

Die Rezension von „Zähl bis drei und bete“ findet Ihr auch hier.

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

 

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Horror für Halloween (IV): Die Killerhand – Als Dexter Holland skalpiert wurde

Idle Hands

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Kurz vor Halloween haben die Eheleute Tobias (Connie Ray, Fred Willard) die Dekorationen für die Gruselnacht angebracht und legen sich schlafen. Doch beim Ausschalten des Lichts erblicken sie einen fluoreszierenden Schriftzug über dem Bett: I’M UNDER THE BED. Tatsächlich befindet sich zwar niemand unter dem Bett, aber ein Geräusch vom Dachboden veranlasst Mr. Tobias, nach oben zu gehen, um nach dem Rechten zu schauen …

Antons rechte Hand …

Sohnemann Anton Tobias (Devon Sawa) wacht des Morgens auf, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: kiffend auf dem Sofa abhängen und in die Glotze zu schauen. Weil ihm das Gras ausgegangen ist, sucht er seinen Kumpel Pnub (Eldon Henson) auf, der in der Nachbarschaft lebt und gerade mit Mick (Seth Green) herumlungert. Weil Pnub nichts rausrückt, verschwindet Anton zügig wieder. Als er daheim seine toten Eltern findet, muss er feststellen, dass seine rechte Hand ein mörderisches Eigenleben entwickelt hat. Offenbar ist sie für die Mordserie in Antons kalifornischer Heimat-Kleinstadt Bolan verantwortlich.

Beste Horrorkomödie der 90er?

„Die Entstehung der besten Horrorkomödie der 90er-Jahre“ hat Christoph N. Kellerbach seinen Text im Booklet des Mediabooks von „Die Killerhand“ betitelt. Hoch gegriffen, sicher zu hoch, wenn man an Sam Raimis „Armee der Finsternis“ und Peter Jacksons „Braindead“ denkt, die beide 1992 in die Kinos kamen. Aber sei’s drum, der blutig-bunte Horrorspaß hat seine Qualitäten und wartet mit einigen schrägen Ideen auf, die bisweilen an der Grenze zum Slapstick kratzen. Einen „erwachsenen“ Film sollte niemand erwarten, aber wer den Teenager in sich am Leben erhalten hat, wird auch als Erwachsener seine Freude haben. Nicht jeder Gag sitzt präzise, aber das gehört bei Teenagerkomödien fast schon zum guten Ton und lässt sich angesichts der hohen Gagdichte verschmerzen.

… entwickelt ein mörderisches Eigenleben

Das Geschehen wird von feinen Punk- und Heavyrockklängen trefflich untermalt, wobei die Songs meist diegetisch eingesetzt werden, also als Teil der Handlung aus irgendeinem Abspielgerät wie einem Autoradio ertönen. Den diesbezüglichen Höhepunkt stellt sicher der Auftritt von The Offspring auf dem Halloweenball der Highschool dar, bei dem die mittlerweile ohne Antons Körper aktive Hand Band-Frontmann Dexter Holland auf schmerzhafte Weise um sein Haupthaar bringt. Einen Kurzauftritt in einer Drive-in-Burgerbude absolvieren zudem Blink-182-Gitarrist Tom DeLonge und Tenacious-D-Gitarrist Kyle Gass.

Weiß Randy (l.) Rat?

Als fesche Nachbarin Molly, die von Anton aus der Ferne angeschmachtet wird, ist Jessica Alba („Mechanic – Resurrection“, „Sin City 2“) zu sehen. Weil der junge Mann gar zu schüchtern ist, muss Molly das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Antons Buddys Pnub und Mick wiederum kommen besondere Rollen zu, die mit schräg noch milde umschrieben sind. Um Spoiler zu vermeiden, sei über die beiden nichts weiter berichtet. Erwähnt sei noch Vivica A. Fox („Kill Bill – Vol. 1“) als Druidenpriesterin Debi LeCure, eine Figur, die offenkundig dazu dient, dem Filmpublikum eine Erklärung für die übernatürlichen Ereignisse um die mörderische Hand zu liefern. Und der Nachbar Randy (Jack Noseworthy) wird auch wichtig, weil er als Metalfan natürlich über okkultes und satanistisches Wissen verfügt (auch wenn Satanismus tatsächlich keine Rolle spielt).

Ein Flop nach Columbine

Mit einem Budget von knapp 25 Millionen US-Dollar produziert, spielte „Die Killerhand“ an den Kinokassen lediglich vier Millionen Dollar ein, was die Horrorkomödie zu einem Flop machte. Das lag womöglich auch daran, dass der Kinostart Ende April 1999 kurz nach dem Amoklauf an der Highschool von Columbine im US-Staat Colorado angesetzt war und ein Film, in dem ein Teenager – wenn auch nur dessen rechte Hand – andere Menschen abschlachtet, zu diesem Zeitpunkt nicht opportun war. Manch ein selbsternannter Moralwächter wetterte über den Film, ohne ihn gesehen zu haben. Folge: „Idle Hands“, so der Originaltitel, verschwand zügig aus den Kinos. Zum Glück für den Film brach um die Jahrtausendwende herum gerade das DVD-Zeitalter an, sodass er über dieses Format Verbreitung erfuhr und sich alsbald einer wachsenden Fangemeinde erfreuen konnte.

Pnub (l.) und Mick nehmen ihrem Kumpel etwas Unbill nicht übel

Nach zwei deutschen DVD-Auflagen 2000 und 2004 hat das Label justbridge entertainment „Die Killerhand“ im Oktober 2021 hierzulande im Mediabook mit Blu-ray und DVD veröffentlicht. Als Bonusmaterial gibt es lediglich – aber immerhin – entfernte Szenen sowie den bereits erwähnten Booklet-Text von Christoph N. Kellerbach, der weitaus besser ausgefallen ist als seine Überschrift. Christoph schreibt auf 20 Seiten gewohnt gut informiert über die Produktion des Films, das lässt sich wie immer gut lesen. Mit der Mediabook-Veröffentlichung erfolgte eine DVD-Neuauflage, und im März 2022 ließ justbridge eine Blu-ray im Softcase folgen, weil nicht jeder potenzielle Käufer gewillt ist, den höheren Preis des Mediabooks zu zahlen, zumal es mittlerweile im Handel vergriffen ist. „Die Killerhand“ ist nicht unbedingt etwas für Feingeister, außer wenn diese Feingeister in der Lage sind, sich aufgrund von groben Gags auf die Schenkel zu klopfen. Die Horrorkomödie hat eher Kult- als Klassikerstatus, aber das ist doch auch etwas wert.

Love Interest: Molly

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jessica Alba haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet.

Auch eine Druidin verspürt fleischliche Gelüste

Veröffentlichung: 4. März 2022 als Blu-ray, 22. Oktober 2021 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD) und DVD, 6. Oktober 2004 und 8. März 2000 als DVD

Länge: 92 Min. (Blu-ray), 88 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Idle Hands
USA 1999
Regie: Rodman Flender
Drehbuch: Terri Hughes Burton, Ron Milbauer
Besetzung: Devon Sawa, Seth Green, Elden Henson, Jessica Alba, Vivica A. Fox, Christopher Hart, Jack Noseworthy, Sean Whalen, Nicholas Sadler, Fred Willard, Connie Ray, Steve Van Wormer, Kelly Monaco, Timothy Stack
Zusatzmaterial ab 2021: entfernte Szenen (9:18 Min.), nur Mediabook: 20-seitiges Booklet
Zusatzmaterial DVD: Audiokommentar von Rodman Flender, Seth Green und Elden Henson, Originaltrailer, Filmdokumentation (6 Min.), entfallene Szenen, Storyboardvergleich, Künstlerprofile
Label Mediabook: justbridge entertainment
Vertrieb Mediabook: Rough Trade Distribution
Label/Vertrieb DVD: Columbia TriStar

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2021 justbridge entertainment

 

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Massive Talent – Nicolas Cage ist Nicolas Cage

The Unbearable Weight of Massive Talent

Von Volker Schönenberger

Actionkomödie // Jüngsten Werken wie „Die Farbe aus dem All“ (2019), „Willy’s Wonderland“ (2021), „Prisoners of the Ghostland“ (2021) und „Pig“ (2021) zum Trotz: Ist sein Part in „Massive Talent“ vielleicht die durchgeknallteste Rolle, die Nicolas Cage je angenommen hat? Immerhin spielt er – Trommelwirbel – sich selbst! Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Tom Gormican hatte 2014 mit „Für immer Single“ („That Awkward Moment“) nach eigenem Drehbuch sein Regiedebüt vorgelegt. Weshalb es acht Jahre bis zum Nachfolger „Massive Talent“ dauerte, ist nicht bekannt. Jedenfalls scheint er Nicolas Cages Karriere gut verfolgt zu haben. Der Film steckt voller Reverenzen und Anspielungen auf die Laufbahn des Kaliforniers. Angeblich wurde sogar eine aus Zitaten einiger seiner ikonischen Rollen zusammengestellte Actionsequenz im Stil von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ – also als Schwarz-Weiß-Stummfilm in expressionistischem Setting – gedreht, die der Heimkino-Veröffentlichung vorbehalten bleibt. Das will ich sehen!

Am Flughafen von Mallorca …

Zur Handlung der Actionkomödie: Nicolas Cage (brillant: Nicolas Cage) hat schon bessere Tage gesehen. Der Schauspieler hofft auf die große „Game Changer“-Rolle, die ihn zurück ins Rampenlicht und an die fetten Gagentröge führt. Seine Ehe mit Olivia Henson (Sharon Horgan) hat er an die Wand gefahren, zu seiner halbwüchsigen Tochter Addy (Lily Mo Sheen) hat er kaum noch Zugang. Er zeigt ihr lieber den deutschen Horror-Stummfilmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920), der die Teenagerin nicht interessiert, und spielt sich bei ihrem Geburtstag auf peinliche Weise in den Vordergrund (ein feiner Fremdschäm-Moment).

Karriereende und ab nach Malle!

Schließlich hat Cage genug davon, dass die Rollenangebote ausbleiben, und er beschließt, seine Schauspielkarriere an den Nagel zu hängen: Immerhin besorgt ihm sein Agent Richard Fink (Neil Patrick Harris) einen lukrativen Trip auf die Mittelmeerinsel Mallorca. Der katalanische Multimillionär Javi Gutierrez (Pedro Pascal) will Cage als Ehrengast auf seiner Geburtstagsparty dabei haben, bietet dafür eine Million Dollar Antrittsgeld und einen luxuriösen Aufenthalt. Ein Angebot, das Nicolas Cage nicht ablehnen kann.

… wartet ein vermeintlicher Fan auf Nicolas Cage

Fühlt sich der verkrachte Schauspieler anfangs noch unwohl, bilden sich schon nach kurzer Zeit freundschaftliche Bande zwischen ihm und dem schwerreichen Katalanen. Diese vertiefen sich, als Javi Cages Erfolg „Im Körper des Feindes“ („Face/Off“, 1997) von John Woo und ausgerechnet „Das Cabinet des Dr. Caligari“ als seine Lieblingsfilme nennt. Doch dann fangen ihn die beiden CIA-Leute Vivian und Martin (Tiffany Haddish, Ike Barinholtz) ab und berichten ihm, Cages Gastgeber sei ein Gangster im globalen Waffenhandel und habe die Tochter eines katalanischen Politikers gekidnappt, der gegen das organisierte Verbrechen vorgeht. Zweck der Entführung: den Politiker zu zwingen, sich von einer bevorstehenden Wahl zurückzuziehen. Widerwillig lässt sich Cage darauf ein, seinen Gastgeber auszuspionieren.

Auf den Spuren Jean-Claude Van Dammes

Nicolas Cage? That’s fucking cool. Unabhängig davon, welche Figur diese Worte zu welchem Zeitpunkt des Films sagt – es stimmt! Diese Actionkomödie macht einfach Spaß! Sie befindet sich auf demselben Niveau wie die Actionkomödie „JCVD“ von 2008, in welcher sich Jean-Claude Van Damme ebenfalls selbst spielte und über seine auf dem Sinkflug befindliche Karriere reflektierte. „Massive Talent“ ist dabei weniger melancholisch geraten.

Immerhin trifft der Schauspieler …

Wer bei Nicolas Cage den Hang zum Overacting missbilligt, wird dies auch in diesem Fall hinnehmen müssen. Nicht in jeder Szene natürlich, dafür ist er als Schauspieler dann doch zu versiert – so ganz von ungefähr kommen sein Oscar und Golden Globe für „Leaving Las Vegas – Liebe bis in den Tod“ (1995) jedenfalls nicht. Aber es gefällt Cage offenbar ausgesprochen gut, in Filmen mitzuwirken, in denen er mindestens ein- oder zweimal so richtig die Sau rauslassen kann. Er tut es mit Inbrunst und in diesem Fall mit der klar erkennbaren Absicht, sich selbst zu persiflieren. Dazu trägt auch bei, dass Cage in ein paar Szenen gute Ratschläge von einer jüngeren Version seines Selbst bekommt. Mit diesem feinen Running Gag wäre sogar mehr drin gewesen, beispielsweise mitten im zünftigen Action-Getümmel. So bleibt es bei ein paar Szenen mit dem doppelten Nicolas fuckiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnng Cage! Wenn ein Schauspieler mit großen Meriten das Recht zum Overacting hat, dann dieser.

Buddy-Movie und Vater-Tochter-Geschichte zugleich

Regisseur Tom Gormican gelingt eine warmherzige Kombination aus Buddy-Movie und Vater-Tochter-Geschichte, die zum Ende hin in handelsübliche Action-Gefilde abdriftet, dies aber in einer Szene mit einem ganz wunderbaren Schnitt auflöst und zu einem runden Finale führt. Es hilft, dass sowohl zwischen Nicolas Cage und dem Javi-Darsteller Pedro Pascal („The Mandalorian“) als auch zwischen Cage und der seine Filmtochter spielenden Lily Mo Sheen (Tochter von Kate Beckinsale und Michael Sheen) die Chemie stimmt (man verzeihe mir dieses etwas abgegriffene Motiv).

… mit Javi Gutierrez auch einen echten Fan

Pedro Pascal spielt Cages reichen Auftrag- und Gastgeber so sympathisch, dass von Anfang ausgeschlossen werden kann, er könne ein Kindesentführer und Großkrimineller sein. Das stört aber nicht weiter, für die Dramaturgie des Geschehens ist die Frage von Javis Beteiligung an dem Verbrechen nicht von Bedeutung. Nicolas Cage setzt seine Heldenreise ganz unabhängig davon fort.

Der Nationalheilige der Seltsamkeit

Das Presseheft zu „Massive Talent“ zitiert den Regisseur Tom Gormican: Nick hat mittlerweile einen Status, der das überschreitet, was einen normalen Schauspieler ausmacht. Er ist ein Abbild unserer Kultur. Und während diese immer seltsamer wird und die Mode immer ausgefallener, können wir eine direkte Linie ziehen zu dem Nationalheiligen der Seltsamkeit, Nicolas Cage. Nur sein Gesicht zu sehen, macht die Leute bereits froh. Das ist wirklich faszinierend und hat mich dazu inspiriert, tiefer zu graben, um herauszufinden, wer er wirklich ist. „Nationalheiliger der Seltsamkeit“ – diese Bezeichnung gefällt mir ausgesprochen gut (siehe etwa Cages eingangs von mir erwähnten Filme, an Seltsamkeit schwer zu übertreffen).

Bald gehen der Multimillionär und der verkrachte Schauspieler …

Zu kurz kommt allerdings die Frage, weshalb sich der einstmals der A-Liga zugehörige Schauspieler eine ganze Weile lustlos in den Niederungen von Billigproduktionen verheizt hat. Da es kein Biopic ist, müssen wir hier nichts über Steuerprobleme und andere eher langweilige Details erfahren. Es ist auch irrelevant, dass Cage tatsächlich keine Tochter im Teenageralter hat, sondern zwei Söhne, davon einen erwachsenen und einen Teenager – erst im September 2022 kam mit seinem dritten Kind eine Tochter zur Welt. Aber vielleicht hätte Gormican eine kurze Episode um einen der „Stinker“ in Cages Filmografie ersinnen können – einen seiner echten Missgriffe, von denen es einige gibt, oder einen erdachten.

Eine Fantasie über Nicolas Cage

Dazu passt, was Nicolas Cage über den Regisseur zu sagen hat (ebenfalls aus dem Presseheft zitiert): Ich nenne Tom „The Mind“, weil der Film wirklich auf seiner Fantasie basiert, auf Erwartungen der Presse und des Internets, sowie auf Anekdoten meines Privatlebens, die an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das wird alles vermischt mit dem Wissen über Interviews, die ich gegeben habe und mit Dingen, die mich schon immer interessiert und dazu veranlasst haben, diesen Pfad einzuschlagen. In seiner Essenz ist der Film Toms Fantasie, wie mein Leben vielleicht aussieht. Eine Fantasie, der wir nur zu gern folgen.

… zusammen durch dick und dünn

Einen Kurzauftritt als Erfolgsregisseur, dem sich Nicolas Cage unbedingt für eine Hauptrolle andienen will, hat David Gordon Green, der zuletzt mit „Halloween“ (2018) und „Halloween Kills“ (2021) reüssierte und deren Fortsetzung „Halloween Ends“ abgedreht hat – sie kommt im Oktober 2022 in die Kinos. Die Szenen auf Mallorca entstanden im kroatischen Dubrovnik.

Cage-Fans werden entzückt sein

An sich sollte die Fähigkeit zur Selbstironie keine Eigenschaft sein, zu der man jemanden besonders loben muss. Doch da sie bei vielen nicht zu bemerken ist, ist es wohl doch keine Selbstverständlichkeit, also gilt: Hut ab, Nicolas Cage! „Massive Talent“ ist ein Fest für seine Fans, eine ironische Reflexion seiner Karriere, die alles und gar nichts mit der Realität zu tun hat. Und auch wer sich nicht zu Cages Fans zählt, möge ein Auge riskieren, um eine Ahnung davon zu bekommen, wozu dieser schillernde Superstar in der Lage ist. Cage-Hasser werden sich in ihrer Haltung bestätigt fühlen, aber für die hat Tom Gormican den Film auch nicht gemacht. Und Nicolas Cage zeigt ihnen mit „Massive Talent“ voll Wonne eine lange Nase und macht „Bäbäbä!“

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Demi Moore haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Nicolas Cage, Pedro Pascal und Neil Patrick Harris unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 30. September 2022 als UHD Blu-ray im Mediabook, Steelbook und Softcase (jeweils inkl. Blu-ray), Blu-ray und DVD

Länge: 108 Min. (Blu-ray), 104 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Unbearable Weight of Massive Talent
USA 2022
Regie: Tom Gormican
Drehbuch: Tom Gormican, Kevin Etten
Besetzung: Nicolas Cage, Pedro Pascal, Sharon Horgan, Tiffany Haddish, Ike Barinholtz, Paco León, Neil Patrick Harris, Lily Mo Sheen, Alessandra Mastronardi, Jacob Scipio, Katrin Vankova, Demi Moore, Anna MacDonald, David Gordon Green, Luke McQueen, Joanna Bobin
Zusatzmaterial: Audiokommentar, Featurettes, entfernte Szenen, SXSW Film Festival Q&A
Label/Vertrieb: Leonine

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2022 Leonine

 

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