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Moebius, die Lust, das Messer – Ein stummer Schrei

10 Feb

Moebius-Cover

Moebius

Von Volker Schönenberger

Familiendrama // Ein kontroverser Regisseur, der dorthin geht, wo es wehtut – das ist Kim Ki-duk. Die Filme des Koreaners sind verstörend und schwer zu greifen. Für „Pieta“ erhielt er diverse Preise, darunter den Goldenen Löwen der 2013er-Filmfestspiele von Venedig.

Auch „Moebius, die Lust, das Messer“ ist so ein Bastard von einem Film, der sich zwar grob als Familiendrama einordnen, aber letztlich kaum kategorisieren lässt. Obendrein wird kaum jemand nach der Sichtung sagen: „Ja, den kann man gut schauen, den gebe ich mir sicher mal wieder.“ Man stelle sich einen wunderbaren Wohlfühlfilm vor und dann das genaue Gegenteil – dann landet man womöglich immer noch nicht bei „Moebius …“. Kim Ki-duk drehte mit Handkamera und unter völligem Verzicht auf Dialoge. Zu hören sind lediglich Laute des Schmerzes und der Lust – vorzugsweise der schmerzhaften Lust. Ein sparsamer Score untermalt die unter die Haut gehenden Bilder.

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Die verstörte Mutter tut Verstörendes

Im Fokus der Handlung – so man von einer solchen sprechen will – stehen der Vater (Cho Jae-hyun), die Mutter (Lee Eun-woo) und der Sohn (Seo Young-ju). Ein verräterischer Anruf auf dem Handy des Vaters führt zu einem Ringkampf der Eltern vor den Augen des Sohns. Für den Fehltritt des Vaters muss der Sohn büßen – auf ebenso schmerzhafte wie demütigende Weise. Weitere Demütigungen sind die Folge. Gewalt, Sex, Inzest, Verführung und Vergewaltigung münden in einen fatalen Strudel, dem niemand entrinnen kann – nicht einmal der Zuschauer: Die Bilder des Films spuken lange im Kopf herum.

Wie würden Sigmund Freud und Carl Gustav Jung nach Sichtung des Films den Regisseur analysieren? Man weiß es nicht, aber sie würden Kim Ki-duk vermutlich zu einigen Sitzungen raten. Ein anderer Rezensent hat „Moebius, die Lust, das Messer“ als entspannt und komödiantisch ausgemacht. Dem kann ich mich nicht anschließen, aber das mag daran liegen, dass meine eigenen filmischen Grenzen zu eng gesteckt sind. Da schließe ich mich eher der Rezension von The Hollywood Reporter an, die das Aussitzen des Films eine Herausforderung nennt. Es handelt sich um herausragende Filmkunst, keine Frage. Ein unbeschwertes Sehvergnügen ist Kim Ki-duks 2013er-Regiearbeit aber wahrlich nicht, dafür ein schmerzhafter Trip ins Herz der Finsternis einer Familie, die mit dysfunktional noch wohlwollend beschrieben ist.

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Der Vater sieht keinen Ausweg

Veröffentlichung:
18. Februar 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 88 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: entfällt
Untertitel: entfällt
Originaltitel: Moebius
KOR 2013
Regie: Kim Ki-duk
Drehbuch: Kim Ki-duk
Besetzung: Cho Jae-hyun, Lee Eun-woo, Seo Young-ju
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, Wendecover
Vertrieb: MFA+ FilmDistribution e.K.

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2014 MFA+ FilmDistribution e.K.

 

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