Landauer – Der Präsident
TV-Ausstrahlung:
Das Erste: Mittwoch, 15. Oktober, 20.15 Uhr (Wiederholung um 0.20 Uhr)
Gastrezension von Simon Kyprianou
Historiendrama // Zu Beginn des Films kehrt Kurt Landauer (Josef Bierbichler), ehemals Präsident des FC Bayern, im Jahr 1947 aus dem Exil in Genf nach München zurück. Er findet das Nachkriegsdeutschland in desolatem Zustand vor. Lange bleiben will er nicht, zu enttäuscht ist er als jüdischer Deutscher von der Geschichte. Nach New York soll die Reise gehen, sobald ein Visum da ist. Doch er kann nicht widerstehen, sich seines alten FC anzunehmen – der Verein liegt in Trümmern. Für Landauer ist das Wiederaufleben des Fußballs ein Symbol für das Wiederaufleben von Deutschland. Es soll den Menschen Kraft und Hoffnung geben. Die Hürden sind groß: Das Stadion ist kaputt, die Amerikaner verbieten Fußballspiele, die Leute sind desillusioniert, Judenhass grassiert immer noch an jeder Ecke und Geld ist sowieso keins da.
Die wahre Geschichte ist unheimlich interessant – leider bleibt von ihrer Faszination im Film kaum etwas über. Deutschland in der sogenannten Stunde Null wird als völlig verharmloste Karikatur des kaputten Nachkriegsdeutschlands gezeichnet, Schrecken und Hoffnungslosigkeit werden nie sichtbar oder spürbar. Der Film zeigt zwar ein paar nachgebauteTrümmerstraßen, doch die sehen steril und künstlich aus, geradezu schreiend nach billigem Filmset. Eine lebendige, furchtbare Nachkriegshölle, ein Gebiet der Angst und der Zerstörung jedenfalls kann nicht erzeugt werden. Ständig wechselt der Film willkürlich von Farbe in Schwarz-Weiß, ohne jeglichen ästhetischen oder inhaltlichen Mehrwert (anders in Lars von Triers Meisterstück „Europa“), was auf Dauer überaus störend ist.
Trotz des schrecklichen historischen Hintergrunds wird die Geschichte beinahe ohne Fallhöhe erzählt, alle Probleme lösen sich schnell und wie von selbst, wirkliche Entbehrungen und echtes Leid werden niemals gezeigt.
Die Geschichte wird zwar gerade-noch-so-unterhaltsam inszeniert, aber ihr ungenutztes Potential liegt schwer im Magen. Um die Gebühren tut es einem trotzdem leid. Immerhin spielt Bierbichler charismatisch gegen das maue Drehbuch und die miesen Dialoge an. „Landauer – Der Präsident“ ist ein typischer Fernsehfilm: mutlos, kraftlos und bieder inszeniert, auf ästhetischem und inhaltlichem Minimalkonsens. Dabei wäre im deutschen Fernsehen eigentlich so viel möglich – schade!
Veröffentlichung:
16. Oktober 2014 als Blu-ray und DVD
Länge: 93 Min. (Blu-ray), 89 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Originaltitel: Landauer – Der Präsident
D 2014
Regie: Hans Steinbichler
Drehbuch: Dirk Kämper
Besetzung: Josef Bierbichler, Bernhard Butz, Markus Böker, Daniel Christensen, Eisi Gulp, Jeanette Hain, Herbert Knaup, Johannes Krisch, Andreas Lust
Zusatzmaterial: Landauer – gefeiert, verbannt, vergessen, Trailershow,
Wendecover mit alternativem Artwork
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment
Fotos: © 2014 Zeitsprung Pictures GmbH
Packshot: © 2014 Studiocanal Home Entertainment / Weltkino Filmverleih GmbH