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Left Behind – Vanished: Next Generation – Da verliert man den Glauben!

11 Dez

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Vanished: Left Behind – Next Generation

Von Andreas Eckenfels

SF-Thriller // Einige Allesgucker werden sich höchstwahrscheinlich mit Grauen an „Left Behind“ (2014) mit Nicolas Cage zurückerinnern. In dem Machwerk stellt er als Flugzeugpilot fest, dass über den Wolken plötzlich einige seiner Passagiere spurlos verschwunden sind. Der Film basiert auf dem ersten Band der mehrteiligen „Left Behind“-Buchreihe – zu deutsch „Finale – Die letzten Tage der Erde“ – die Tim LaHaye (1926–2016) seit 1995 gemeinsam mit Jerry B. Jenkins veröffentlicht hat.

Der evangelikale Autor und Pastor LaHaye, Mitglied der Südlichen Baptisten in den USA, widmet sich in diesen Romanen dem Leben auf der Erde nach der Entrückung, also der Zeit, nachdem die Gläubigen in den Himmel aufgefahren sind und die Apokalypse ihren Lauf nimmt. Seine missionarische Botschaft und eigene Interpretation der Offenbarung des Johannes sind ein enormer Erfolg: Die Bücher verkauften sich mehr als 65 Millionen Mal. LaHayes Worte bewegen das gläubige Amerika und haben Gewicht, seine fiktionalen Werke finden auch nach seinem Tod neue Anhänger. Das US-Nachrichtenmagazin „Time“ ernannte den als konservativ und religiös rechts geltenden Autoren zu einem der 25 einflussreichsten Evangelikalen der USA.

Für die junge Zielgruppe

Der Cage-Version war nicht die erste Verfilmung des Stoffs. Bereits von 2000 bis 2005 erschien eine „Left Behind“-Trilogie mit TV-Darsteller Kirk Cameron („Unser lautes Heim“) in der Hauptrolle. Aufgrund der großen Popularität der Romane wurde natürlich auch an die junge Zielgruppe gedacht: Es gab ein Computerspiel, Graphic Novels und eine „Left Behind“-Jugendbuchreihe. Nun macht sich Enkel Randy LaHaye daran, das Erbe seines Großvaters weiterzuführen. Er produzierte „Left Behind – Vanished: Next Generation“ laut eigenen Worten nachdem er eine göttliche Eingebung empfangen – und „Twilight“ gesehen hatte.

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Nach der Entrückung bricht in der Stadt Chaos aus

Die 15-jährige Gabby (Amber Frank) ist auf einmal völlig auf sich allein gestellt: Ihre Mutter ist eine von zahlreichen Menschen weltweit, die plötzlich verschwunden sind – Ursache unbekannt. Chaos bricht aus. Gabby verlässt mit ihrer kleinen Schwester Claire (Keely Wilson), ihrem Freund Josh (Mason Dye) und dem Rumtreiber Flynn (Dylan Sprayberry) die Stadt. Sie wollen sich zu Fuß zum Vater der Schwestern durchschlagen, der einige Kilometer entfernt in einem Waldgebiet wohnt. Auf dem Weg dorthin gerät die Gruppe in die Fänge des undurchsichtigen Damon (Tom Everett Scott), der sich auf einem Bauernhof ein autarkes Reich geschaffen hat und Zurückgebliebene bei sich aufnimmt.

„Twilight“ und Gott

„Während ich ,Twilight‘ sah, gab mir Gott die Idee, einige Aspekte aus diesen Jugendbüchern aufzunehmen. Damit war es mir möglich, eine brandneue und frische ,Left Behind‘-Version für junge Erwachsene zu kreieren, die die Teenager von heute wirklich anspricht“, erklärte Randy LaHaye dem „Faith Filled Family Magazine“ in einem Interview. Wer jetzt hofft, in „Left Behind – Vanished: Next Generation“ wimmle es von Vampiren und Werwölfen, der wird enttäuscht werden. Bis auf eine mehr als vage angedeutete Dreiecksliebesgeschichte – beide Jungs sind natürlich in Gabby verknallt – hat der Film nichts mit „Twilight“ zu tun.

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Gabby, Claire, Josh und Flynn (v. r.) machen sich auf die Suche nach dem Vater der Schwestern

Vielmehr soll unter dem Deckmantel einer dystopischen Geschichte, wie sie durch „Die Tribute von Panem“ oder „Die Bestimmung“ gerade angesagt sind, die „nächste Generation“ mit LaHayes Glaubensansichten bekehrt werden. Das geschieht alles andere als unterschwellig.

Wie bete ich richtig?

Immer wieder wird in den platten Dialogen thematisiert, dass die zurückgebliebenen Menschen nicht genügend Glauben hatten. Deswegen seien sie nicht in den Himmel aufgefahren. Sie hätten nie wirklich zugehört, jetzt wollen sie ihr Leben ändern und endlich glauben. Als die kleine Claire das hört, fragt sie auch sogleich, wie man denn richtig betet …

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Sarah verarztet Claires verletztes Bein

Wohl budgetbedingt – der Film soll gerade mal zwei Millionen US-Dollar gekostet haben – ist auch von der Apokalypse selbst nicht viel zu sehen. Die Jugendlichen stapfen durch eine menschenleere Gegend, ab und an finden sie Hinterlassenschaften, etwa ein paar Kleidungsstücke auf einem Traktor. Zeichen dafür, dass dort ein Mensch dem Himmel hinaufgefahren ist – aber wenigstens hat er seine Pausenbrote zurückgelassen, an denen sich die Kinder laben können.

Die Kirche kommt aufs Smartphone

Besonders unfrewillig komisch – aber eben modern, wie es die Drehbuchautoren wohl meinen: Nach der Entrückung flüchten sich Gabby und Co. erst einmal in eine Kirche. Dort liegen schon USB-Sticks bereit, die an alle verteilt werden. Darauf haben die Geistlichen in weiser Voraussicht ein Video abgespeichert, in dem sie erklären, was nun bei der drohenden Apokalypse auf die Menschheit zukommen mag und wie sie sich verhalten soll. Die Jugendlichen schauen sich den Clip immer wieder auf dem Smartphone an, um auf das Wichtigste vorbereitet zu sein.

Der Name ist Programm

Das verführerische Böse tritt zunächst in Gestalt von Damon in Erscheinung – sein Name ist sicher nicht zufällig gewählt. Durch ihn kommt gegen Ende wenigstens ein kleines bisschen Spannung auf – aber will man wirklich zehn Minuten dabei zusehen, wie ein erwachsener Mann vier wehrlose Kinder mit einem Gewehr durch den Wald jagt? Die Geschichte hat ein offenes Ende, nach den Plänen von Randy LaHaye, der ebenfalls eine kleine Rolle übernommen hat, soll es insgesamt sieben Teile geben, wobei das große Finale nach den Vorstellungen des Produzenten 20 Millionen US-Dollar kosten und in 3D in die Kinos kommen soll. Wer glaubt daran?

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Sarahs Bruder Damon hingegen ist weniger freundlich

„Left Behind – Vanished: Next Generation“ verbreitet keine radikalen Botschaften, ist aber dennoch als religiöses Propagandamittel ein großes Ärgernis. Aufgrund der schwachen Inszenierung werden aber wohl keine neuen Jünger hinzugewonnen werden. Wer wirklich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Entrückung sehen will, dem sei die hervorragende HBO-Serie „The Leftovers“ empfohlen.

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Die Jugendlichen flüchten vor Damons Kugeln

Veröffentlichung: 8. Dezember 2016 als Blu-ray und DVD

Länge: 88 Min. (Blu-ray), 85 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Vanished: Left Behind – Next Generation
USA 2016
Regie: Larry A. McLean
Drehbuch: Kim Beyer-Johnson, Joan Considine Johnson
Besetzung: Amber Frank, Mason Dye, Dylan Sprayberry, Tom Everett Scott, Jackson Hurst, Keely Wilson, Brigid Brannagh, Rachel Hendrix
Zusatzmaterial: Trailer, Wendecover
Vertrieb: EuroVideo Medien

Copyright 2016 by Andreas Eckenfels

Fotos, Packshot & Trailer: © 2016 EuroVideo Medien

 

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