Witch Hunt
SF-Horrordrama // Im US-Staat New England der heutigen Zeit wird eine Frau als Hexe verbrannt. Bei lebendigem Leibe und vor den Augen ihrer Tochter. An den Schulen wird ein elfter Zusatzartikel zur Verfassung der USA gelehrt, der da lautet: No person may practice witchcraft in the United States of America. – Kein Mensch darf in den Vereinigten Staaten von Amerika Hexenkunst praktizieren. Denn Hexerei ist real! Hexen sind real. Und sie machen den Menschen Angst. Zumindest denjenigen, die das Sagen haben. Männern …
Hexen landen auf dem Scheiterhaufen
Martha (Elisabeth Mitchell, „Lost“) gehört zu einem Netzwerk, das Hexen auf der Flucht nach Mexiko unterstützt. Mit ihrer Tochter Claire (Gideon Adlon) lebt sie im Süden Kaliforniens. Claire will nur ein ganz normaler Teenager sein. Das geheime und höchst illegale Tun ihrer Mutter missfällt ihr, auch, dass Martha der Teenagerin Fiona (Abigail Cowen) und ihrer Schwester Shae (Echo Campbell) Unterschlupf gewährt. Und die Ordnungsmacht in Form der Hexenjäger des Bureau of Witchcraft Investigations (BWI) zieht ihre Schlingen bereits enger.
Claire (r.) lernt in der Schule, Hexerei sei böse
Hexen als Metapher auf heutige Missstände – keine schlechte Idee, unspektakulär und ohne Effekthascherei inszeniert. Was „Witch Hunt – Hexenjagd“ aufs Korn nimmt, wird schnell deutlich, wenn es das nicht von Anfang an ist: zum einen die Haltung zu Frauen, die in den USA das Recht beanspruchen, über ihren eigenen Körper zu bestimmen (siehe dazu das Urteil des US Supreme Courts im Fall „Dobbs v. Jackson Women’s Health Organization“, das im Juni 2022 das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aufhob), zum anderen die Jagd auf Ausländer/innen ohne Aufenthaltsrecht (insbesondere Menschen aus Mexiko). Das bestätigt auch ein Satz, den Martha zu einer Nachbarin äußert: Ich verstehe nicht, warum die Regierung die Mauer nicht gleich viel höher gebaut hat. Das hätte sicher geholfen.
Claire (l.) und drei Mitschülerinnen beobachten …
Das Geschehen gestaltet sich auch dadurch interessant, dass es im Film tatsächlich Frauen mit magischen Kräften gibt, auch wenn ihr Einsatz eher sparsam gesät wird. Niemand sollte ein Feuerwerk an visuellen Effekten erwarten, und die Effekte, die zu sehen sind, fallen aufgrund des geringen Budgets von „Witch Hunt – Hexenjagd“ eher wenig beeindruckend aus. Im Zeitalter von „Fake News“ wäre auch eine Story möglich gewesen, in welcher einzig eine unbegründete Hysterie zu einer Anti-Hexenstimmung und -gesetzgebung führt. So jedoch reichern einige Horrorelemente die Geschichte an, die Leichtgläubigkeit vieler Menschen prangert der Film dennoch an – in diesem Fall eben den Glauben, Hexen seien per se böse, auch wenn es dazu keinen Anlass gibt.
… die Hexenjäger des BWI bei einer Hexenprobe …
Ein paar Anspielungen auf Ridley Scotts Roadmovie „Thelma & Louise“ von 1991 reichern den feministischen Unterton von „Witch Hunt – Hexenjagd“ an – bis hin zu einem wunderbaren Schlussakkord im letzten Bild. Einen wichtigen Platz nimmt auch der „Coming of Age“-Aspekt ein, den speziell Claire verkörpert. Die Teenagerin sucht nach ihrem Platz im Leben. Dem Tun ihrer Mutter steht sie anfangs ablehnend gegenüber, weil sie von der schulischen und gesellschaftlichen Indoktrination geprägt wird. Claire-Darstellerin Gideon Adlon vermittelt das Ringen ihrer Figur um die richtigen Entscheidungen glaubwürdig und unaufgeregt.
… an jungen Frauen
„Witch Hunt – Hexenjagd“ lebt von starken und stark gespielten Frauenfiguren und seiner Gesellschaftskritik, die sich in einer dystopischen Geschichte offenbart, welche trotz Hexenwerk realitätsnah gezeichnet wirkt. Mit eher sanftem Grusel mehr Science-Fiction-Drama als Horrordrama, für Freunde derber Horrorstoffe ohnehin zu harmlos. Ein feiner kleiner Film.
Martha (l.) gewährt verfolgten Hexen Unterschlupf
Veröffentlichung: 2. Dezember 2022 als Blu-ray und DVD, 10. November 2022 als Video on Demand
Länge: 97 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Witch Hunt
USA 2021
Regie: Elle Callahan
Drehbuch: Elle Callahan
Besetzung: Gideon Adlon, Abigail Cowen, Elizabeth Mitchell, Echo Campbell, Cameron Crovetti, Nicholas Crovetti, Lulu Antariksa, Natasha Tina Liu, Anna Grace Barlow, Ashley Bell, Sadie Stratton, Treva Etienne, Deborah May, Punkie Johnson, Regi Davis, Denise Jaxon, Riley Scott, Christian Hicks
Zusatzmaterial: Trailer
Label/Vertrieb: Tiberius Film
Copyright 2022 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshots: © 2022 Tiberius Film
Die Nacht der lebenden Texte 