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Zur Sache Schätzchen – Uschi Glas verdreht Taugenichts den Kopf

03 Aug

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Zur Sache Schätzchen

Von Volker Schönenberger

Komödie // Gesucht und teuer: Die jüngste DVD-Veröffentlichung von „Zur Sache Schätzchen“ datiert von 2003 und ist aktuell im großen Internet-Auktionshaus selten und in einschlägigen Marktplätzen nur zu hohen Preisen zu erhalten. Diese Preise werden aber voraussichtlich in Kürze fallen: Ascot Elite veröffentlicht die leichtfüßige Schwarz-Weiß-Komödie in restaurierter Fassung als Blu-ray und DVD.

Ein Tag in München aus dem Leben eines Taugenichts: Martin (Werner Enke) gibt vorzugsweise bizarre Lebensweisheiten von sich, bleibt aber auch gern einfach im Bett. Von seinem Kumpel Henry (Henry van Lyck) lässt er sich überreden, auf dem Polizeirevier als Zeuge über den Raubüberfall auszusagen, den er nachts beobachtet hat. Seine sinnfreien Sprüche erregen jedoch den Argwohn der Ordnungshüter (Rainer Basedow, Joachim Schneider). Martin und Henry verziehen sich ins Freibad, wo sie die entzückende Barbara (Uschi Glas) kennenlernen.

„Zur Sache Schätzchen“ lebt von vielen kleinen Szenen mit geradezu groteskem Charakter: Ein Spanner mit Fernglas wird von empörten Freibad-Gästen verfolgt und gestellt; Martin gesellt sich dazu und befreit den Übeltäter mit ein paar lakonischen Worten aus der Bredouille – warum auch immer. Martin und Barbara schauen sich im Zoo ein paar Ziegen an, bis Martin ins Gehege steigt, Barbara ein Jungtier überreicht und sich die beiden mit der Ziege im kurzerhand stibitzten Kinderwagen davonmachen. Von derlei Sequenzen könnten wir weitere skizzieren. Ein zumindest kleines Faible für Nostalgie sollte man zum Schauen von „Zur Sache Schätzchen“ schon mitbringen, aber dann erwartet den geneigten Filmfreund eine feine Zeitgeist-Komödie gegen bürgerlichen Mief, noch ohne das Revoluzzer-Gedankengut der 68er und die Schwermütigkeit des deutschen Autorenfilms.

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Im Freibad begegnet Martin der aparten Barbara

Die HD-Umsetzung des Films erscheint gelungen – Kontraste und Konturen des Schwarz-Weiß-Bilds sehen gut aus. Auch das Zusatzmaterial hat Gesicht: Zwei 1966 entstandene Kurzfilme von May Spils zeigen sie und Werner Enke in kleinen Geschichten, dazu gibt’s einen Beitrag von 2012, in dem Enke über Geburtstage schwadroniert. Das Booklet enthält einen lesenswerten Aufsatz von Spils über ihre Anfänge als Filmschaffende und die Dreharbeiten von „Zur Sache Schätzchen“. Ein weiterer Aufsatz von Altbundeskanzler Gerhard Schröder bringt keinen enormen Erkenntnisgewinn, stört aber auch nicht weiter.

Regisseurin May Spils und Hauptdarsteller Werner Enke waren vor den Dreharbeiten 1967 bereits ein Paar und sind es heute noch. Das Skript schrieben sie gemeinsam. Uschi Glas war seinerzeit bereits einem breiten Publikum durch ihre Rollen in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ (1966) und den Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der unheimliche Mönch“ (1965) und „Der Mönch mit der Peitsche“ (1967) bekannt.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Uschi Glas haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet.

Veröffentlichung: 6. August 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 81 Min. (Blu-ray), 77 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch
Originaltitel: Zur Sache Schätzchen
BRD 1967
Regie: May Spils
Drehbuch: Werner Enke, Rüdiger Leberecht, May Spils
Besetzung: Werner Enke, Uschi Glas, Henry van Lyck, Rainer Basedow, Martin Lüttge
Zusatzmaterial: May-Spils-Kurzfilme „Das Portrait“ und „Manöver“ von 1966, Werner Enke 2012 über Geburtstage, Originaltrailer, zwölfseitiges Booklet, Wendecover
Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment

Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Foto & Packshot: © 2013 Ascot Elite Home Entertainment

 

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