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Club der roten Bänder – Staffel 1: Krankenhaus-Freundschaften

04 Feb

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Club der roten Bänder

Von Matthias Holm

Drama-Serie // Erst vor Kurzem hat Kollege Simon in seinem Text zum Film „Der Bunker“ erklärt, wieso er den deutschen Film entgegen der allgemeinen Meinung nicht für tot hält. Und auch das deutsche Fernsehen scheint sich gerade ein wenig von seinem schlechten Ruf verabschieden zu wollen. Gerade die beiden Serien „Deutschland 83“ und „Club der roten Bänder“ konnten Zuschauer wie Kritiker gleichermaßen überzeugen. Jetzt ist die erste Staffel der letztgenannten Serie für das Heimkino erschienen – Grund genug, einen Blick auf die erste Serien-Eigenproduktion des Senders Vox zu werfen.

Im Krankenhaus braucht man Freunde

Schock für Jonas (Damian Hardung): Bei ihm wird Krebs diagnostiziert, eins seiner Beine muss amputiert werden. Dafür kommt er in eine spezielle Klinik, wo er auf Leo (Tim Oliver Schultz) trifft, dem dasselbe Schicksal widerfahren ist. Während des Krankenhaus-Aufenthaltes gründen die beiden mit vier weiteren Patienten den „Club der roten Bänder“. Jedes Mitglied hat dabei eine bestimmte Rolle. Die essgestörte Emma (Luise Befort) ist – relativ offensichtlich – „das Mädchen“, der leicht autistische Toni (Ivo Kortlang) ist „der Schlaue“, der arrogante Alex (Timur Bartels) „der Hübsche“ und der im Koma liegende Hugo (Nick Julius Schuck) ist der „gute Geist“, der die Gruppe zusammenhält. Zusammen stellt sich der Club den Aufgaben, die der Krankenhaus-Alltag so mit sich bringt.

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Der Club in voller Besetzung

Es gibt einen esoterischen Ansatz, den der Zuschauer unbedingt schlucken muss, um Spaß an der Serie zu haben: Der komatöse Hugo befindet sich nach der Serien-Logik in einer Art Zwischenwelt. Wer auch immer auf der Kippe zwischen Leben und Tod steht, gelangt dorthin und ist auch in der Lage, mit Hugo zu reden. Außer Toni – der hört Hugo auch ohne Nahtoderfahrung. Wenn man über diesen Punkt hinwegsehen kann, erwartet einen eine durchaus spannende, witzige und dramatische Serie.

Die Jugendlichen erleben so ziemlich alle Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann: Chemo-Therapie, die erste große Liebe, Geldsorgen usw. Die Drehbücher von Arne Nolting und Jan Martin Scharf gehen dabei manchmal sehr stark in Richtung „kitschige Seifenoper“, überschreiten diese Grenze jedoch zum Glück nur selten. Einzig die Art der Dialoge erinnert hin und wieder an „GZSZ“ und Konsorten, darüber kann man als Zuschauer aber auch hinwegsehen.

Zickige Teenies

Deutlich schwerer fällt das bei dem Alter der Protagonisten. Sämtliche Schauspieler sehen älter aus, als sie in der Serie sein sollen. Gerade Tim Oliver Schultz sieht nicht so aus, als ob er in einer Episode erst seinen 17. Geburtstag feiern würde. Daraus resultiert ein anderes Problem – denn häufig verhalten sich die Jugendlichen, vor allem Leo, extrem zickig. Als Zuschauer muss man sich dann immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass wir es hier mit pubertierenden Teenies zu tun haben – ansonsten wirkt das alles sehr merkwürdig.

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Das Bein von Jonas bekommt eine Abschiedsparty

Ansonsten gibt es wenig zu mäkeln. Die Musik ist passend gewählt, vor allem der Intro-Song „Hurricane“ der Band MS MR bleibt im Kopf hängen. Schauspielerisch setzen vor allem die tollen Nebenrollen immer wieder Akzente, so zum Beispiel Sahin Eryilmaz als herzlicher Pfleger Dietz. Einzig Timur Bartels nimmt man die Rolle als freche Göre nicht so wirklich ab. Umso erstaunlicher, dass ihm die emotionalste Szene der Serie gehört – und ja, ich gebe es zu, vielleicht ist da die eine oder andere Träne gerollt.

Schritt in die richtige Richtung

Auch wenn die Serie nicht die überragende Qualität besitzt, die wir inzwischen vom US-Fernsehmarkt gewohnt sind, ist sie doch ein großer Schritt in die richtige Richtung – und hat dafür vollkommen berechtigt den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Eine zweite Staffel wurde jüngst angekündigt. Ich freue mich drauf.

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Träume dienen als Alltagsflucht

Episoden der ersten Staffel:
01: Das Schwimmbad
02: Der Club
03: Die Expedition
04: Chemo
05: Sonnenschein
06: Kometen
07: Das Bein
08: Geburtstag
09: Abschied
10: Der Sprung

Veröffentlichung: 29. Januar 2016 als Blu-ray und 3-DVD-Box

Länge: 10 Folgen, insgesamt 463 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Originaltitel: Club der roten Bänder
D 2015
Regie: Sabine Bernadi u. a.
Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf nach einem Buch von Albert Espinosa
Besetzung: Tim Oliver Schultz, Damian Hardung, Luise Befort, Timur Bartels, Ivo Kortlang, Nick Julius Schuck
Zusatzmaterial: Making-of, Trailer
Vertrieb: Universum Film

Copyright 2016 by Matthias Holm
Fotos & Packshot: © 2016 Universum Film

 

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