Albion – The Enchanted Stallion
Fantasy-Abenteuer // Mit ihren zwölf Jahren muss Evie (Avery Arendes) bereits Erwachsenen-Verantwortung übernehmen: Sie lebt allein mit ihrem Vater Connor (Stephen Dorff), einem versehrten und depressiven Kriegsveteran, und muss sogar an Weihnachten ihren Job im Pferdestall ausüben. Doch just an dem Tag begegnet dem Mädchen in freier Wildbahn ein majestätischer schwarzer Hengst – ein magisches Pferd, wie sich schnell herausstellt. Das Tier führt Evie schnurstracks in die fantastische Welt von Albion, wo gerade der ewige Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen auf einen neuen Höhepunkt zusteuert.
Bekannte Produktionen hat die junge Filmemacherin Castille Landon in ihrer 2007 begonnenen Laufbahn noch nicht vorzuweisen. Dennoch hat sie Gelegenheit bekommen, nach einem 2014 entstandenen Kurzfilm 2016 mit „Albion – Der verzauberte Hengst“ ihren ersten Langfilm zu inszenieren – wenig später schon gefolgt von „Apple of My Eye“. In beiden spielt sie auch mit, in erstgenanntem die junge Eriu, die mit wallender Mähne für das Gute kämpft.
Meinen neunjährigen Töchtern – die eine liebt Pferde, die andere mag Fantasy – hat „Albion – Der verzauberte Hengst“ gefallen, das ist schon mal einiges wert. Ob sie ihn so toll fanden, dass sie ihn wiederholt schauen wollen, muss die Zeit zeigen.
Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Zwar wartet „Albion – Der verzauberte Hengst“ mit einigen gern gesehenen Fantasy-Elementen auf, wie magischen Wesen, einer schönen Königin (Debra Messing) und fiesen Finsterlingen; das Fantasy-Universum von Albion wirkt aber unausgegoren und simpel, eher am Reißbrett entstanden. Ein Wow-Effekt angesichts einer völlig neuen Welt stellt sich nicht ein. Das wäre vielleicht auch des Guten zu viel gewesen, zielt der Film doch eher auf eine kindliche Zielgruppe, die die Produzenten womöglich nicht mit einem komplexen Universum überfordern wollten. Etwas mehr Fleisch hätte Albion aber vertragen.
Gefreut hatte ich mich auf Monty Pythons John Cleese, doch der entpuppte sich als Oberschurke General Eeder mit unappetitlichem Hautausschlag, Schwabbelkörper und miesen Essmanieren als schlechte Karikatur von Baron Vladimir Harkonnen aus David Lynchs „Der Wüstenplanet“ („Dune“, 1984). Was mag ihn bewogen haben, die Rolle anzunehmen? Eine üppige Gage wird es nicht gewesen sein. Stephen Dorff („Blade“) sehe ich an sich gern – und viel zu selten –, aber seine Rolle gibt nichts her. Evies Vater taucht zu Anfang und am Ende auf, dient schon irgendwie als Bindeglied, hat jedoch nicht viel zu melden. Auch die übrigen Rollen sind mit durchaus namhaften Serienstars besetzt: Jennifer Morrison kennen wir aus „Once upon a Time“ und „Dr. House“, Liam McIntyre aus „Spartacus“, Debra Messing aus „Will and Grace“ und Daniel Sharman aus „Fear the Walking Dead“ und „The Originals“. Bleibt die junge Hauptfigur. Avery Arendes müht sich redlich, ihre Evie hat auch Profil, aber der Funke will nicht recht überspringen. So bleibt „Albion – Der verzauberte Hengst“ ein Fantasy-Abenteuer, das man als Erwachsener mit seinen Kindern durchaus mal schauen kann, das später aber voraussichtlich kaum wieder aus dem Regal gezogen werden wird.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Stephen Dorff haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 26. Mai 2017 als Blu-ray und DVD
Länge: 106 Min. (Blu-ray), 102 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 6
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Albion – The Enchanted Stallion
USA/BUL 2016
Regie: Castille Landon
Drehbuch: Castille Landon, Ryan O’Nan, Sarah Scougal
Besetzung: Avery Arendes, Jennifer Morrison, Daniel Sharman, Debra Messing, Stephen Dorff, John Cleese, Liam McIntyre, Richard Kind, Johnny Sequoyah, Castille Landon, Ryan O’Nan
Zusatzmaterial: Trailer
Vertrieb: Koch Films
Copyright 2017 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2017 Koch Films