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Russian Raid – Fight for Justice: Feindliche Übernahme mit Söldner und Schlägertypen

03 Aug

Russkiy Reyd

Von Volker Schönenberger

Action // Bei seinem letzten Einsatz ließ eine böse Erinnerung den russischen Söldner Nikita (Ivan Kotik) eine unachtsame Tat begehen. Das bezahlte ein Kamerad mit dem Leben, ihm selbst gelang die Rückkehr in seine Heimat, nun jedoch ohne Engagement. Der nächste Einsatz lässt zwar nicht lange auf sich warten, scheint aber ein zweitklassiger Job zu sein: Nikita bekommt das Kommando über ein paar Schlägertypen, die kaum mehr als Halbstarke sind, jedenfalls ohne jede militärische Disziplin. Die Mission: Der Trupp soll in eine Fabrik eindringen und das Wachpersonal ausschalten. Da die Gegner unbewaffnet sind, gehen auch Nikita und seine Leute ohne Schusswaffen vor. Ihr Auftraggeber Reshala (Ilya Antonenko) will auf diese Weise die im Gebäude befindlichen Eigentümer des Unternehmens mit „sanftem Druck“ überreden, ihm den Betrieb zu überschreiben.

Bei einem Einsatz als Söldner begeht Nikita (l.) einen Fehler

Schon der Filmtitel bekennt es recht offen: Regiedebütant Denis Kryuchkov orientiert sich mit „Russkiy Reyd“ eindeutig an der indonesischen Actiongranate „The Raid“ von 2011. Das ist natürlich eine Messlatte, die der russische Vertreter niemals überwinden kann, auf eine etwas krude Weise bringt er dennoch sehr viel Spaß. Nikitas brutale Helfershelfer sind mit großem Elan bei der Sache, die Wachleute zu vertrimmen. Die vielen Mixed-Martial-Arts-Szenen in der Anfangsphase des Films sind trocken und für mein laienhaftes Empfinden auf gutem Niveau inszeniert. Das taktische Vorgehen der Eindringlinge wirkt zwar etwas unausgegoren, sofern man „Reingehen und Leute verprügeln“ überhaupt als Taktik bezeichnen kann, aber das stört nicht weiter. Ob feindliche Übernahmen in Russland so vonstattengehen?

Ein bisschen Haudrauf hat noch keinem geschadet – oder doch?

Überraschenderweise gibt es während der Erstürmung der Fabrik lange Zeit keine Toten, selbst als sich ein paar schlagkräftige Verteidiger unvermittelt mit Hieb- und Stichwaffen zur Wehr setzen. Das ändert sich plötzlich, als eine recht bleihaltige Schießerei beginnt. Diese Kills inszeniert Regisseur Kryuchkov ähnlich trocken wie die Schlägereien zuvor. Zu dieser Inszenierung passt auch der erfreulich sparsame Einsatz von Score. Spektakulär ist das Ganze gleichwohl geraten. Brutal genug für eine FSK-18-Freigabe der ungeschnittenen Fassung wäre das allemal gewesen, zumal der Body Count zum Finale hin Ausmaße annimmt, die während der Prügeleinlagen im ersten Abschnitt nicht zu erwarten waren. Tatsächlich hat „Russian Raid – Fight for Justice“ die FSK aber sogar mit einer 16er-Freigabe passiert.

Wer möchte gern gegen diese Herren antreten?

Nach einer Weile nimmt die Story dann sogar eine Wendung, ein paar Überraschungen fügen sich gut in die insgesamt etwas sonderbare Handlung ein. Am Skript schrieb Robert Orr mit, der zuvor die Drehbücher von „Savior – Soldat der Hölle“ (1998) mit Dennis Quaid und Nastassja Kinski, „Underworld – Aufstand der Lykaner“ (2009) mit Rhona Mitra, Michael Sheen und Bill Nighy sowie „The Resident“ (2011) mit Hilary Swank und Jeffrey Dean Morgan verfasst hatte. Was ihn zum Ko-Autor eines russischen Actioners gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Mit Ausnahme von Hauptdarsteller Ivan Kotik – er hat in einigen chinesischen Produktionen mitgewirkt – kann ansonsten kein anderer Beteiligter von „Russian Raid – Fight for Justice“ internationale Filmerfahrung vorweisen. Dafür aber Kampfsport- oder Kraftsporterfahrung: Nebendarsteller Vladimir Mineev ist mehrfacher Weltmeister im Kickboxen und im Mixed-Martial-Arts-Sektor aktiv. Kirill Sarychev hielt im Powerlifting (Kraftdreikampf) mehrere Weltrekorde.

Gewöhnungssache: die deutsche Synchro

Kotiks Kampfstil und sein zurückhaltendes Spiel haben mir gut gefallen. Charakterzeichnung bleibt natürlich Mangelware, das erwartet auch niemand in einem Streifen wie diesem. An die billige deutsche Synchronisation habe ich mich schnell gewöhnt, mehr ist bei deutschen Veröffentlichungen osteuropäischer Billig-Action wohl nicht drin. Im russischen Original entfaltet die Produktion vielleicht mehr Charme, aber die Fassung lag mir zur Sichtung nicht vor. Russisch mit deutschen Untertiteln ist sicher auch nicht jedermanns Sache.

Er zum Beispiel

Zum Thema „Justice“: Weshalb es um Gerechtigkeit geht, offenbart sich nach längerer Zeit. Auf „Fight for Justice“ im Titel hätte Tiberius Film aber gut verzichten können. Ein englischsprachiger Titelzusatz für die deutsche Veröffentlichung eines russischen Films erscheint ohnehin nicht ganz passend. „Russian Raid“ müsste all jenen gefallen, die auf Action mit einer Mischung aus Martial Arts und Schießereien stehen. Ich jedenfalls hatte meine Freude.

Nikita (2. v. l.) bekommt Probleme

Veröffentlichung: 5. August 2021 als Blu-ray und DVD

Länge: 103 Min. (Blu-ray), 99 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Russisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Russkiy Reyd
RUS 2020
Regie: Denis Kryuchkov
Drehbuch: Denis Kryuchkov, Olga Loyanich, Robert Orr
Besetzung: Ilya Antonenko, Vladimir Chuprikov, Nikita Kologrivyy, Ivan Kotik, Vladimir Mineev, Kirill Sarychev, Sofya Ozerova, Sergey Podolnyy
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow
Label: Tiberius Film
Vertrieb: Sony Pictures Entertainment

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot: © 2021 Tiberius Film

 

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