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Horror für Halloween (V): The Loved Ones – Pretty in Blood: Abschlussball des Grauens

01 Okt

The Loved Ones

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // „Lonesome Loser“ der Little River Band – kein schlechter Einstieg in einen Film. Der einsame Verlierer, das soll in diesem Fall anscheinend Brent (Xavier Samuel) sein. Sechs Monate zuvor hat er seinen Vater Dan (Fred Whitlock) bei einem Autounfall verloren, bei dem Brent am Lenkrad saß (was geschehen ist, zeigt der Prolog von „The Loved Ones – Pretty in Blood“). Nun kifft er zu viel, ritzt sich mit einer Rasierklinge die Arme auf und gibt sich beim Freiklettern seiner Todessehnsucht hin. Seiner Mutter Carla (Suzi Dougherty) unterstellt er, insgeheim ihm die Schuld an Dans Tod zu geben. Insofern ist Brent weniger ein Verlierer als ein schwer traumatisierter Teenager.

Welch schönes Paar!

Als sich die schüchterne Lola Stone (Robin McLeavy) ein Herz fasst und Brent fragt, ob er mit ihr zum Abschlussball geht, lehnt der Junge ab – immerhin höflich. Mit Holly (Victoria Thaine) hat er ja bereits eine Freundin. Das lässt die verwöhnte junge Dame allerdings nicht auf sich sitzen. Und sie hat einen fürsorglichen Vater in Gestalt von Eric (John Brumpton), der seiner Tochter keinen Wunsch abschlagen kann und sie in allen Belangen unterstützt, wenn es gilt, einen jungen Mann „herumzukriegen“. Dass der Abschlussball recht einsam im Hause des psychopathischen Vater-Tochter-Gespanns abläuft, lässt sich dabei gut verschmerzen.

Brent muss leiden

Apropos Schmerzen: Es geht schmerzhaft zu! Nachdem Eric den jungen Mann gekidnappt hat, erwartet ihn im Haus der Stones ein Martyrium sondergleichen. Auch wenn die Kamera gnädigerweise die größten Grausamkeiten nicht in vollem Ausmaße visualisiert, reicht das Gezeigte doch aus, dass wir mehrfach selbst das Gesicht verziehen. Durchaus bemerkenswert, dass die FSK „The Loved Ones“ 2010 die Kennzeichnung „Keine Jugendfreigabe“ ganz ohne Schnittauflagen erteilte, sodass Koch Media (heute Plaion Pictures) den australischen Horrorthriller wenige Monate später uncut veröffentlichen konnte. Die sogenannte Extreme Edition enthält keine härtere Filmfassung, wie man vermuten könnte, sondern lediglich eine Bonus-Disc mit reichlich Zusatzmaterial.

… und sehr böse werden

Parallel zum bizarren Torture-Porn-Abschlussball im Heim der Stones erleben wir, wie Brents Kumpel Jamie (Richard Wilson) mit seinem Prom-Date Mia Valentine (Jessica McNamee) den regulären Abschlussball besucht. Auch diese Verabredung hält ein paar Überraschungen bereit, die allerdings im Vergleich zu Brents Abend harmlos ausfallen und die Story auch nicht nachhaltig voranbringen. Gleichwohl fällt das Geschehen weniger gradlinig aus, als man befürchten könnte. Ein paar Enthüllungen bringen Abwechslung, ebenso die Tatsache, dass Brent nicht gewillt ist, sich als wehrloses Opfer einfach so abschlachten zu lassen. Was Vater und Tochter zu dem gemacht hat, was sie sind, bleibt aber völlig offen.

Lola kann mit Werkzeug umgehen …

Das Ganze ist überzeugend gespielt, obendrein sind die Charaktere der Figuren – auch die nebensächlichen wie Jamie und Mia – durchaus differenziert gezeichnet. Hauptdarstellerin Robin McLeavy ragt etwas aus dem Ensemble heraus, weil ihre Lola im pinkfarbenen Prom-Night-Kleid wirklich zum Fürchten ist (der deutsche Titelzusatz als Anspielung auf „Pretty in Pink“ funktioniert hier einmal sehr gut). Da verwundert es, dass sie seitdem mit Ausnahme von „Abraham Lincoln Vampirjäger“ (2012) in keinem weiteren Horrorfilm mitgewirkt hat. In der Westernserie „Hell on Wheels“ (2011–2016) hatte sie die dauerhafte Rolle der Eva. Hauptdarsteller Xavier Samuel hatte im Anschluss unter anderem Nebenrollen in David Ayers’ Kriegsdrama „Herz aus Stahl“ (2015) und Andrew Dominiks fiktionalisiertem Marilyn-Monroe-Biopic „Blonde“ (2022). Für Drehbuchautor und Regisseur Sean Byrne schließlich markierte „The Loved Ones – Pretty in Blood“ 2009 sein Langfilm-Regiedebüt (nach fünf Kurzfilmen). Anschließend drehte er allerdings nur noch den Spukhaus-Horrorfilm „The Devil’s Candy“ (2015), seine Karriere als Filmemacher scheint ins Stocken geraten zu sein.

Auch Nebenbuhlerinnen müssen auf der Hut sein

„The Loved Ones – Pretty in Blood“ feierte seine Weltpremiere im September 2009 beim Toronto International Film Festival und gewann dort in der Sektion „Midnight Madness“ den Publikumspreis. Anschließend machte das Werk bei weiteren Festivals Station, darunter 2010 beim Fantasy Filmfest und dem Festival des Fantastischen Films im katalanischen Sitges. Wer gepflegtem Torture Porn mit einer wunderbar böse-psychopathischen weiblichen Hauptfigur etwas abgewinnen kann, wird daran seine Freude haben.

Veröffentlichung: 23. September 2016 als Blu-ray, 25. Februar 2011 als 2-Disc Extreme Edition Blu-ray (Blu-ray & DVD), 2-Disc Extreme Edition DVD (2 DVDs), Blu-ray und DVD

Länge: 84 Min. (Blu-ray), 81 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Loved Ones
AUS 2009
Regie: Sean Byrne
Drehbuch: Sean Byrne
Besetzung: Xavier Samuel, Robin McLeavy, John Brumpton, Richard Wilson, Victoria Thaine, Jessica McNamee, Andrew S. Gilbert, Suzi Dougherty, Victoria Eagger, Anne Scott-Pendlebury, Fred Whitlock, Leo Taylor, Brandon Burns, Stephen Walden, Igor Savin
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Regisseur Sean Byrne, deutscher und englischer Trailer, Trailershow, Wendecover, nur Extreme Edition: Behind the Scenes (24:22 Min.), Interviews mit Xavier Samuel (7:48 Min.), Robin McLeavy (7:00 Min.), John Brumpton (5:51 Min.), Jessica McNamee (4:27 Min.), Regisseur Sean Byrne (10:10 Min.), Art Director Robert Webb (7:03 Min.) und Spezialeffekte-Mann Justin Dix (8:27 Min.), Toronto-Premiere (16:06 Min.), SFX-Clips (32:33 Min.), entfallene Szene (1:16 Min.), SFX-Bildergalerie, 3 Teaser, Schuber
Label/Vertrieb 2016: Cargo Records
Label/Vertrieb 2011: Koch Media (heute Plaion Pictures)

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos und gruppierte Packshots: © 2011 Koch Media (Plaion Pictures)

 

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