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Eine Kugel für MacGregor – Zweiter Aufguss, gleicher Spaß

06 Apr

7 donne per i MacGregor

Von Lars Johansen

Western // „Die 7 Pistolen des MacGregor“ (1966) haben eine würdige Fortsetzung bekommen. „Eine Kugel für MacGregor“ (1967) ist eindeutig komödienlastiger geworden und schraubt dafür die Gewalt ein wenig herunter. Ob man das lieber mag, soll jeder für sich selbst entscheiden, mir hat es durchaus zugesagt, auch wenn dieser zweite Aufguss nicht viel Neues dazuerfindet. Aber das, was dazu kommt, hat es durchaus in sich.

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass der wirklich gute Robert Woods als Hauptdarsteller durch den eher mittelprächtigen David Bailey ersetzt worden ist, angeblich weil Woods wohl anderweitige Verpflichtungen hatte. Auch hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Regisseur Franco Giraldi den Film nicht so ganz freiwillig gedreht hat. Komponist Ennio Morricone wiederum hat einfach den exzellenten Soundtrack vom Vorgänger übernommen und mit ein paar Motiven aus „Die letzten Zwei vom Rio Bravo“ (1964) angereichert. So ist zwar die Musik komplett von ihm, aber eben aus zweiter Hand. Auch das vermag das Vergnügen nur bedingt zu trüben. Alejandro Ulloa steht ebenfalls erneut hinter der Kamera und darum bleiben auch die Bilder auf gewohnt hohem Niveau.

Vom Schatzraub bis zur Hochzeitsfeier

Der böse Bandit Maldonado (Leo Anchóriz) klaut den MacGregors ihren vergrabenen Schatz. Das kommt zur Unzeit, denn die Familie versöhnt sich gerade mit ihrem irischen Erzfeind Donovan (Robert Camardiel) und die Brüder wollen dessen Töchter heiraten. Maldonado lenkt den Verdacht auf Frank James (Antonio Vico), aber die Brüder unter dem Kommando von Gregor (David Bailey) durchschauen die List. Es gelingt ihnen, sich in Maldonados Lager einzuschmuggeln. Sie holen sich ihr Gold zurück und alles könnte gut sein, wenn da nicht die Eifersucht von Gregors Liebster Rosita (Agata Flori) wäre. Ohne zu viel zu verraten: Nach einigen Irrungen und Wirrungen, Explosionen und einer Geiselnahme endet alles mit einer großen Prügelei der beiden Familienoberhäupter, um die große Hochzeitsfeier standesgemäß zu besiegeln. Das ist so hübsch albern erzählt, wie es klingt. Und wenn sich der alte Frank James, bei dem es sich natürlich um den Bruder des berühmteren Jesse James handelt, zu erinnern versucht, was er so verbrochen hat, dann macht das richtig Spaß. Leo Anchóriz wiederholt einfach seine Rolle aus dem ersten Teil, auch wenn er hier anders heißt, sodass man sich nicht an zu viel Neues gewöhnen muss.

Sieben Frauen und mehr als eine Kugel

Der Italowestern erinnert im Titel an das Stanley-Donen-Musical „Eine Braut für sieben Brüder“ (1954), welches im Original „Seven Brides for Seven Brothers“ hieß. Die Parallelen halten sich aber in Grenzen. Der deutsche Titel des italienischen Originals ist blöd übersetzt, denn die sieben Frauen hätte man ruhig integrieren können, und um mehr als eine Kugel geht es überdies. Die Handlung plätschert gemütlich vor sich hin und die Darsteller haben genug Spaß bei der Sache, sodass er sich auf die Zuschauer zu übertragen vermag. Die große Schlacht am Schluss spielt sich auf einem Zug ab und ist schwungvoll und aufwendig inszeniert.

Italowestern aus der zweiten Reihe

Die Landschaften kennt man aus den ersten Leone-Western. Wenn sich dann ganz am Ende die Familienoberhäupter miteinander prügeln, weil schottischer Geiz und irische Rauflust aufeinandertreffen, dann erinnert das ein wenig an die Asterix-Comics jener Tage und es bereitet zugleich den Spaßwestern der 70er-Jahre vor. Das hat immer noch ein hohes Niveau und ist bis jetzt zu Unrecht in Deutschland eher unbekannt geblieben. Denn auch hier scheint es nach dem Kinoeinsatz keine Auswertung gegeben zu haben. Es ist immer wieder ein Vergnügen, diese kleinen Filmperlen aus der Hochzeit des Italowesterns wiederentdecken zu können und jeder Freund dieser sollte hier unbedingt einen Blick riskieren. Denn gerade die Filme aus der vermeintlich zweiten Reihe verfügen häufig über Qualitäten, die man ihnen nicht unbedingt zutrauen mag. Und spätestens, wenn man weiß, dass Fernando di Leo am Drehbuch mitgearbeitet hat, dann wird dem Freund des italienischen Genrekinos klar, dass sich ein Blick auf das Werk wirklich lohnt. Ich empfehle es gern.

Für diese Veröffentlichung gilt, was ich schon zum ersten Film über die MacGregors geschrieben habe: Sie ist vorbildlich, das Bild strahlt kraftvoll, der Ton klingt gut. Und auch diese 2K-Neuabtastung filtert nichts kaputt. Drei Tonspuren und zwei Untertitelspuren lassen keine Wünsche offen. Die Extras sind übersichtlich, aber zielführend, die Präsentation mit Schuber so wertig, wie man es von diesem ausgezeichneten Label gewohnt ist.

Veröffentlichung: 24. August 2023 als Blu-ray und DVD

Länge: 94 Min. (Blu-ray), 90 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: 7 donne per i MacGregor
IT/SP 1967
Regie: Franco Giraldi
Drehbuch: Fernando di Leo, Vincenzo Dell’Aquila, Paolo Levi, José Maria Rodriguez, Franco Giraldi
Besetzung: David Bailey, Agata Flori (als Agatha Flory), Leo Anchóriz, George Rigaud, Francesco Tensi, Robert Camardiel, Ana Casares, Víctor Israel, Saturno Cerra, Hugo Blanco, Alberto Dell’Acqua (als Cole Kitosch), Paolo Magalotti, Nazzareno Zamperla (als Nick Anderson)
Zusatzmaterial: Deutsche Kinoversion (90:32 Min.), Trailer, Bildergalerie, Featurette Alberto Dell’Acqua (7:37 Min.)
Label: explosive media
Vertrieb: Plaion Pictures

Copyright 2024 by Lars Johansen
Gruppierter Packshot: © 2023 explosive media

 
 

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Eine Antwort zu “Eine Kugel für MacGregor – Zweiter Aufguss, gleicher Spaß

  1. christophwolfca3f310064

    2024/04/19 at 15:01

    Den ersten Teil fand ich super, da muss ich hier wohl beizeiten mal einen Blick riskieren.

     

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