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Be My Slave – Im Bann der Begierde: BDSM-Fantasie aus Japan

13 Jun

Watashi no dorei ni narinasai

Von Volker Schönenberger

Der folgende Text enthält ein paar Spoiler.

Erotikdrama // Der junge Mann (Hiroaki Mayama) betätigt sich gern als Womanizer. Verlieben sich die Frauen in ihn – ihr Pech, ihm geht es nur um Sex (seinen Namen erfahren wir nicht). Bei seinem neuen Job in einem Verlagshaus fällt ihm sogleich seine Kollegin Kana (Mitsu Dan) ins Auge. Ungeniert baggert er sie vor den anderen an, doch die verheiratete Kana lässt ihn abblitzen, auch wenn ihr Ehemann im fernen Osaka weilt. Eines Tages jedoch erhält der junge Mann von ihr eine Nachricht aufs Handy:

„Lass uns heute Nacht Sex haben!“

Sex haben sie dann auch, wenn auch etwas unbeholfen, da Kana ihm eine kleine Videokamera in die Hand drückt und ihn auffordert, sie dabei zu filmen. Aber er bekommt Übung, denn sie will mehr. Als sie ihn wiederum per Smartphone-Nachricht um seine Anschrift bittet und dafür einen Blowjob in Aussicht stellt, kommt er dem so bereitwillig wie zügig nach. Und filmt. Danas Verhalten verwirrt den jungen Mann und zieht ihn in den Bann. So fordernd sie auftritt, so devot gibt sie sich in seiner Nähe.

In einer Bar lernt er einen älteren Herren (Itsuji Itao) kennen. Kein Zufallstreffen, wie er schnell merkt: Es handelt sich um Kanas Meister!

Den Avancen ihres neuen Kollegen begegnet die verheiratete Kana …

Wir bekommen es also mit Spielarten des BDSM zu tun, speziell der Rollenvariante „Top“ und „Bottom“ mit dem älteren Herren als Meister/Lehrer und Kana als Sklavin/Dienerin. Fragwürdig erscheint allerdings der Umstand, dass das Ganze überhaupt nicht wie ein Rollenspiel wirkt. Der Meister hat sich seine Sklavin offenbar gänzlich unterworfen. Er kann ihr sogar zuweisen, mit wem sie Sex hat! Ist sie ihm gar hörig? Das hätte mit Freiwilligkeit nicht viel zu tun. Unser junger Protagonist erweist sich in dieser Ménage-à-trois als willfähriges Instrument, ein Rädchen im Getriebe des Meisters.

… anfangs kühl

Regisseur Tôru Kamei ist mir überhaupt kein Begriff und außerhalb Japans wohl auch ein eher unbeschriebenes Blatt. Seine Filmografie liest sich unspektakulär und keineswegs mit Hauptaugenmerk auf Erotik. „Be My Slave“ scheint seine zumindest international bekannteste Regiearbeit zu sein – der Auslandstitel des Erotikdramas hat für den deutschen Markt auch schon mal den plakativen Zusatz „Im Bann der Begierde“ erhalten.

Der Meister tritt in Erscheinung

Der internationale Titel „Be My Slave“ entspricht im Übrigen dem Originaltitel „Watashi no dorei ni narinasai“. Im Deutschen müsste es „Sei meine Sklavin“ heißen, denn die devote Person ist Kana. Oder ist es eigentlich der junge Mann? Immerhin tut er stets, wie ihm von ihr geheißen wird. Diese Frage gehört zu den interessanten Aspekten des Films. Leider trübt die unzureichende Charakterzeichnung der drei Hauptfiguren den Gesamteindruck enorm. Den namenlosen Protagonist lernen wir zwar als jungen Mann kennen, dem es offenbar leicht fällt, Frauen zum Sex zu bewegen, mir jedoch fiel es schwer, zu erkennen, weshalb er Schlag bei Frauen hat. Einen sonderlich sympathischen Eindruck macht er jedenfalls nicht, auch sein Charisma hält sich in Grenzen. Liegt es daran, dass er schnell bei der Hand ist, seiner jeweiligen „Gespielin“ seine Liebe zu versichern und diese das nur zu gern glaubt? Nun ja. Ebenso ging es mir beim „Meister“: Was hat er an sich, dass ihm Frauen allzu schnell verfallen und in der Folge unterwerfen? Es bleibt behauptet, auch wenn er dies am Beispiel einer nichts Böses ahnenden Barbesucherin demonstriert. Darsteller Itsuji Itao („Tokyo Gore Police“) vermag immerhin einen strengen Blick aufzusetzen. Offen bleibt des Weiteren, weshalb Kana zum Dasein als Sklavin, gar Sexsklavin neigt, wobei ich damit noch eher leben kann, weil ihre Figur auf diese Weise rätselhaft erscheint und der Versuch einer Psychologisierung ihres Fetischs den Rahmen sprengen würde. Aber vielleicht analysiere ich hier auch zu viel.

Er kann das mit den Frauen

Kamei hat die Roman-Adaption in gediegenen Bildern inszeniert, die mir allerdings keine ausgeprägte Handschrift offenbarten. Dem freizügigen Thema zum Trotz legt er den Fokus gar nicht mal ausufernd auf voyeuristische Bilder, auch wenn es einige Nacktheits- und Sexszenen gibt. Vieles bleibt außerhalb des Bildausschnitts oder anders verborgen (etwa mit Rückansichten oder anderen Hindernissen). Letztlich mag es „Be My Slave“ in erster Linie um ein sinnliches Erlebnis gehen. Die Zielgruppe dieses Erotikdramas dürfte erwartungsgemäß eher aus Männern bestehen. Aber unter uns: Ich habe mich doch eher gelangweilt. Einen gewissen Ruf hat sich das Werk insbesondere in Deutschland erworben, so recht erschlossen hat sich mir das nicht. In einem kurzen Text über den Film in der Japanese Times vom März 2013 fand ich die Bemerkung, „Be My Slave“ beschwöre den Geist der „Roman Porunos“ (!) des Studios Nikkatsu herauf. Die Produktionsfirma hatte von 1971 bis 1988 zahlreiche „Romantic Pornography“-Filme auf den Markt geworfen, offenbar das, was bei uns als Softporno oder Softcore bekannt ist. Nun gut, der Vergleich dürfte einigermaßen passen; mangels Kenntnis der Nikkatsu-Sexploitation kann ich hier allerdings nicht in die Tiefe gehen.

Gehorsam

Fifty Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ (2015) und „Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe“ (2017) kamen später, „Be My Slave“ ist also kein Epigone der Soft-SM-Welle, wenn man es denn Welle nennen will. Aber vielleicht haben die 50 Grauschattierungen den Boden für die deutsche Veröffentlichung des japanischen Erotikdramas bereitet. Es erschien im Oktober 2017 ungeschnitten und ungeprüft im Mediabook mit Blu-ray und DVD von Shamrock Media bei uns, ein Jahr später ließ das Label eine Blu-ray in herkömmlicher Verpackung folgen. Da die fehlende FSK-Freigabe die Vermarktung erschwert, ließ Great Movies 2020 eine ab 18 Jahren freigegebene gekürzte Fassung folgen (zu den Unterschieden sei auf den Schnittbericht verwiesen). Mittlerweile hat die Busch Media Group „Be My Slave“ lizenziert und erneut der FSK vorgelegt – und siehe da: Auch die ungeschnittene Fassung hat nun eine 18er-Freigabe. Geht doch! Das Label hat zudem auch „Be My Slave 2“ und „Be My Slave 3“ (beide von 2018) lizenziert und die Trilogie in einer Collector’s Edition veröffentlicht, die mit drei Blu-rays oder drei DVDs lieferbar ist. Die beiden Sequels setzen allerdings mitnichten die Geschichte des jungen Mannes und/oder Kanas und ihres Meisters fort, sondern erzählen von einem Werbetexter, der sich zum BDSM-Meister entwickelt. Bleibt die Frage: Welche japanischen Erotikfilme – ob mit oder ohne BDSM – könnt Ihr empfehlen?

Unterwürfig

Veröffentlichung: 23. Mai 2024 als Blu-ray oder DVD in der „Be My Slave“ Uncut Collector’s Edition (mit „Be My Slave 2“ und „Be My Slave 3“) sowie als Video on Demand, 18. Dezember 2020 als gekürzte DVD, 19. Oktober 2018 als Blu-ray, 6. Oktober 2017 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD)

Länge: 112 Min. (Blu-ray), 107 Min. (DVD), 100 Min. (gekürzte DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Watashi no dorei ni narinasai
JAP 2012
Regie: Tôru Kamei
Drehbuch: Takehiko Minato, nach einem Roman von Shû Satami
Besetzung: Mitsu Dan, Hiroaki Mayama, Itsuji Itao, Misaki Saijô, Michié, Ken Kaitô, Nahana, Ini Kusano, Asuka Ishii, Yasuhiro Tsukamoto, Takaki Uda, Taiji Takamastu, Kanji Furutachi, Aya Sugimoto, Tomoyo Uesugi
Zusatzmaterial 2024: „Cast & Crew von Be My Slave“ (1:09 Min.), extended scenes (10:02 Min.), Behind the Scenes (15:09 Min.), Dreharbeiten und Probeaufnahmen (29:27 Min.), deutscher Trailer, Originaltrailer, Wendecover, Vertikalschuber
Label 2024: Busch Media Group
Vertrieb 2024: Al!ve AG
Label/Vertrieb 2020: Great Movies
Label/Vertrieb 2017/2018: Shamrock Media

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2024 Busch Media Group

 

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