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Erdbeben in Chile: Aftershock – Die Hölle nach dem Beben

10 Jan

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Von Matthias Holm

Horrorthriller // Drei hormongesteuerte Kerle und drei Frauen lernen einander auf einer Feier in Chile kennen. Da am nächsten Tag die beste Party des Landes steigen soll, verlängern die Frauen ihren Urlaub und reisen mit den (wirklich eben erst kennengelernten!) Jungs mit. Während sie am Abend in einem unterirdischen Club ausschweifend feiern, bricht plötzlich die Hölle los: Ein Erdbeben verwüstet die Stadt und fordert zahlreiche Opfer. Auch aus der kleinen Reisegruppe werden nicht alle diese Nacht überleben …

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Jetzt alle: Schieben!

Wo Eli Roth drauf steht, ist Eli Roth drin. Der schaupielende Regisseur („Hostel“, „Inglourious Basterds“) ist immer für einen hohen Body Count und blutige Szenen gut. Obwohl er bei „Aftershock“ nur Produzent ist und als eine der Hauptfiguren vor der Kamera steht, bietet der Film beides en masse. Da werden Clubbesucher von der herabfallenden Decke erschlagen, einer Putzfrau das halbe Gesicht von einem fahrenden Auto weggefräst und Feuerwehrmänner von Holzmasten durchbohrt.

Originelle Todesfälle reichen aber nicht, um einen Film zu tragen. Der Inszenierung von Nicolás López ist nichts vorzuwerfen. Seine Bilder sind stimmig, stets gut ausgeleuchtet. Obwohl auf den Straßen die Hölle los ist, verliert der Zuschauer nie den Überblick und bekommt doch ein Gespür für die Hilflosigkeit der Menschen. Allerdings hapert es im Drehbuch an allen Ecken und Enden.

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Was erwartet Monica in den Tunneln?

Dialoge auf niedrigem Niveau sind bei einem solchen Film verzeihlich. Unverzeihlich allerdings ist es heutzutage, wenn sich die Protagonisten wieder mal wie die letzten Deppen aufführen (zwei Stichwörter: Feuerwehrauto und Handy). Rätselhaft bleibt auch, weshalb der Film eine halbe Stunde benötigt, um zum wichtigsten Punkt der Handlung zu kommen – dem Erdbeben. Nichts an den handelnden Personen ist in irgendeiner Form interessant – weshalb dann die lange Einführung? Auch die Beziehungen zwischen den Figuren bleiben größenteils im Dunkeln. Warum ist Gringo (Eli Roth) in Chile? Weshalb haben die beiden Schwestern Monica und Kylie (Andrea Osvárt, Lorenza Izzo) die Russin Irina (Natasha Yarovenko) im Schlepptau? Und woher kommt diese unglaubliche Paranoia, die Monica immer wieder überkommt?

All das ist umso ärgerlicher, als der Film einige starke Momente hat. Auf der Suche nach einem Unterschlupf gelangen die Flüchtlinge zu einem abgesperrten Stadtteil. Da aber die Gefängnismauern eingestürzt sind und Häftlinge frei herumlaufen, traut die Frau am Zaun niemanden mehr. Um ihre Familie zu schützen, ist sie sogar bereit, Gewalt einzusetzten. Diese Szene zeigt wunderbar, wie „Aftershock“ hätte aussehen können. „Wie hätte ich reagiert?“, ist die Frage, die während dieser Sequenz im Raum steht. Ob ich anders reagiert hätte? Ich glaube nicht – und das macht mir Angst. Auch die letzte Szene ist herrlich fies, auch wenn sie schon lange vorher zu erahnen ist.

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Hilfsbereitschaft sieht anders aus

„Aftershock“ ist ein Kommentar zum Erdbeben in Chile 2010 und wurde an Originalschauplätzen der Katastrophe gedreht. Das ist immerhin mal eine originelle Idee. Mit seinem schönen Setting und dem treibenden Soundtrack hätte aus dem Film anständiger Katastrophen-Horror werden können. Leider bremst sich López mit seinem eigenen Drehbuch zu sehr selbst aus. So bleibt’s bei einem eher mäßig unterhaltsamen Splatterfilm. Schade.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Eli Roth haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Selena Gomez unter Schauspielerinnen.

Veröffentlichung:
10. Januar 2014 als Blu-ray und DVD

Länge: 89 Min. (Blu-ray), 85 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Aftershock
USA/CHL 2012
Regie: Nicolás López
Drehbuch: Guillermo Amoedo, Nicolás López
Besetzung: Eli Roth, Andrea Osvárt, Natasha Yarovenko, Ariel Levy, Lorenza Izzo, Nicolás Martínez, Selena Gomez
Zusatzmaterial: Making-of, Ein bewegendes Casting, Interview mit Nicolás López, Trailer & TV-Spots, Audiokommentar Nicolàs Lòpez und Eli Roth
Vertrieb: Universum Film

Copyright 2014 by Matthias Holm
Fotos & Packshot: © 2014 Universum Film

 

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