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The Twilight Samurai – Krieger der Dämmerung: Kein normaler Krieger

12 Apr

The_Twilight_Samurai-Cover

Gastrezension von Matthias Holm

Historiendrama // Kurz vor den Meiji-Reformen lebt der verwitwete Samurai Seibei Iguchi (Hiroyuki Sanada) mit seinen beiden Töchtern (Miki Itô, Erina Hashiguchi) und seiner dementen Mutter (Reiko Kusamara) auf dem Land. Da er als Samurai niederen Ranges nur wenig Lohn für seine Arbeit in der Vorratskammer bekommt, geht er nach Dienstschluss sofort nach Hause, um sich um seine Familie zu kümmern. Außerdem versucht er, mit dem Flechten von Grillenkäfigen etwas Geld dazuzuverdienen. Als Seibeis Jugendfreundin Tomoe (Rie Miyazawa) nach einer gescheiterten Ehe wieder in das Dorf zurückkehrt, ändert sich allmählich sein Leben.

Der Samurai-Film musste sich bei der Oscar-Verleihung im Jahr 2004 in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ dem frankokanadischen „Die Invasion der Barbaren“ geschlagen geben – und ist nicht wirklich ein Samurai-Film. Es gibt keinen großen Plot um die Ehre der Krieger, keine epischen Schwertkämpfe, im Gegenteil: Seibei muss trotz seines Ranges härter schuften als so mancher Bauer. Damit desillusioniert Regisseur Yôji Yamada sämtliche Kinogänger, die dachten, bei den Kriegern gebe es nichts anderes außer coolen Schwertkämpfen und literweise Sake.

Der zum Zeitpunkt der Geschichte stattfindende Umbruch in der japanischen Gesellschaft ist zu jeder Zeit spürbar. Die Mädchen lernen in den Schulen, die Schriften des Konfuzius zu lesen, Tomoe lässt sich von ihrer Schwägerin nicht unterkriegen, nur weil die Jüngeren schon immer auf die Älteren gehört haben. An einer Stelle sagt Seibei selbst, dass die Zeit der Schwerter vorbei ist.

The_Twilight_Samurai-Szene

Seibei (l.) zweifelt an seinen Fähigkeiten

Leider streckt Yamada diese Dekonstruktion über ganze zwei Stunden. So macht sich beim Zuschauer schnell Langeweile breit, da auch nicht wirklich viel passiert. Bei der Inszenierung muss er sich aber nichts ankreiden lassen. Die Musik ist jederzeit stimmig, die Bilder sind wunderschön. Und wenn es an zwei Stellen dann doch zum Duell Mann gegen Mann kommt, sind diese Kämpfe besser und realistischer choreographiert als in den meisten anderen Filmen.

Als Zuschauer fällt es immer leicht zu meckern, aber es wäre wirklich besser gewesen, den Film an den ein oder anderen Stellen zu kürzen. So wirkt der ansonsten tolle „The Twilight Samurai – Krieger der Dämmerung“ zu langatmig – er wird nur geduldige Zuschauer zufrieden zurücklassen.

Der bereits 2013 auf Blu-ray und zuvor auch als DVD veröffentlichte Film erscheint nun als Teil einer Box mit dem Titel „Samurai Legends“. Enthalten sind folgende Filme:

The Twilight Samurai – Krieger der Dämmerung
The Hidden Blade – Das verborgene Schwert
The Last Sword – Die Wölfe von Mibu

Veröffentlichung: 14. Februar 2013 als Blu-ray, 20. März 2014 als Teil der Blu-ray-Box „Samurai Legends“

Länge: 129 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Tasogare Seibei
JAP 2002
Regie: Yôji Yamada
Drehbuch: Yôji Yamada, Yoshitaka Asama
Besetzung: Hiroyuki Sanada, Rie Miyazawa, Nenji Kobayashi, Ren Ohsugi, Mitsuru Fukikoshi, Hiroshi Kanbe, Miki Itô, Erina Hashiguchi
Zusatzmaterial: Deutscher Trailer, drei verschiedene japanische Originaltrailer, internationale Artworkgalerie, Trailershow
Vertrieb: 3L Vertriebs GmbH & Co. KG

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Copyright 2014 by Matthias Holm
Foto & Packshot: © 2013/2014 3L Vertriebs GmbH & Co. KG

 

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