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Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes – Morde nach biblischem Vorbild

06 Jan

Schreckenskabinett_Phibes-Cover

The Abominable Dr. Phibes

Von Volker Schönenberger

Horror // Eine in einen dunklen Mantel gehüllte Gestalt sitzt an einer rot beleuchteten Orgel und intoniert mit ausladenden Bewegungen ein mächtiges Musikstück (Felix Mendelssohn Bartholdys „Kriegsmarsch der Priester“). So stimmungsvoll gewinnen wir in der Anfangssequenz ein erstes Bild von Dr. Phibes (Vincent Price). Szenenwechsel: Ein Mann liegt im Bett, er ist kurz vor dem Einschlummern. Von ihm unbemerkt öffnet sich ein Oberlicht, jemand lässt einen Behälter herab. Ein sonderbares Flattern lässt ihn hochschrecken. Als er sich umblickt, ist es schon zu spät: Blutrünstige Riesenfledermäuse greifen an.

Ein grausam im Gesicht entstellter Organist mit starrer bleicher Maske will im Jahr 1925 den Tod seiner Tochter rächen – das ist eine Paraderolle für Vincent Price und großes, klassisches Gruselkino, visuell kraftvoll und mit ganz wunderbaren Mordideen. Um die seiner Ansicht nach verantwortlichen Ärzte ins Jenseits zu befördern, bedient sich Phibes der Symbolik der zehn biblischen Plagen des Alten Testaments. Die Mücken- und die Fliegenplage allerdings wurden durch Ratten und Fledermäuse ersetzt.

Der Hals als schauspielerisches Mittel

Selbstverständlich kommt Humor nicht zu kurz – schwarzer, keine Frage. Vom Dreh ist überliefert, dass Price mehrfach lachen musste, was seine Maske reißen ließ und ihre Erneuerung notwendig machte. Der Film kommt die ersten zehn Minuten ohne Dialoge aus. Die aufgrund eines vermeintlich tödlichen Unfalls nur mit technischen Hilfsmitteln zu vernehmende Stimme von Dr. Phibes ist gar erst nach einer guten halben Stunde zu hören, seine Assistentin Vulnavia (Virginia North) sagt sogar überhaupt nichts. Phibes spricht mittels eines im und am Hals angebrachten Mechanismus, ohne den Mund zu bewegen. Beim Dreh simulierte Vincent Price dies durch Muskelregungen seines Halses.

Vincent Price maßregelt Joseph Cotten

Erwähnenswert ist Joseph Cotten („Der dritte Mann“) als Chirurg Dr. Vesalius, den Phibes ebenfalls als Mordopfer auserkoren hat. Cotten war bei den Dreharbeiten offenbar etwas angesäuert über seine vielen Textzeilen, während Prices Dialoge erst nachträglich eingefügt wurden und der sie somit nicht auswendig beherrschen musste. Price wies dem Vernehmen nach Cotten mit den Worten zurecht, sie nichtsdestoweniger zu kennen – die Disziplin von Vincent Price bei Dreharbeiten ist bekannt.

Die Neuauflage des Films im Rahmen der Reihe „Action Cult Uncut“ von Twentieth Century Fox Home Entertainment bietet qualitativ keine Verbesserung gegenüber der alten MGM-DVD. Die allerdings ist im Handel vergriffen, insofern schön, dass der Film nun wieder preiswert zu haben ist.

Die Reihe „Horror Cult Uncut“ von Twentieth Century Fox Home Entertainment haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Hugh Griffith und Vincent Price sind in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 26. Januar 2018 als Blu-ray und DVD, 6. Dezember 2013, 14. September 2007 und 6. Oktober 2003 als DVD

Länge: 90 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch, Italienisch, Spanisch, Holländisch
Originaltitel: The Abominable Dr. Phibes
GB/USA 1971
Regie: Robert Fuest
Drehbuch: James Whiton, William Goldstein
Besetzung: Vincent Price, Joseph Cotten, Hugh Griffith, Terry Thomas, John Laurie, Virginia North
Zusatzmaterial: Original Kinotrailer, Wendecover
Label/Vertrieb 2018: NSM Records
Label/Vertrieb 2013/2007/2003: MGM / Twentieth Century Fox Home Entertainment

Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2013 Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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