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Willkommen in der Hölle – Italowestern der anderen Art

16 Jan

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Mátalo!

Western // Sein Kopf steckt schon in der Schlinge, doch Schurke Burt (Corrado Pani) kommt noch einmal davon: Eine Bande mexikanischer Ganoven dringt in das Städtchen ein und rettet ihn vor dem Galgen. Zum Dank schießt Burt sie nieder. Mit seinen Spießgesellen Ted (Antonio Salines) und Phil (Luis Dávila) verkriecht er sich in einer Geisterstadt. Zu ihnen stößt Mary (Claudia Gravy), das Quartett überfällt eine Postkutsche. Dabei wird Burt angeschossen, die anderen überlassen ihn seinem Schicksal und kehren in die Geisterstadt zurück.

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Geht man so mit seinen Rettern um?

Bald darauf kreuzen eine junge Witwe (Mirella Pamphili) und der Australier Ray (Lou Castel, „Töte Amigo“) auf, der ein paar Bumerangs bei sich trägt. Die beiden werden von den Banditen gefangen genommen.

Ungewöhnliches Sounddesign

Einen gar sonderbaren Italowestern hat Cesare Canevari da inszeniert. Puristische Fans klassischer US-Western werden ihn wohl ablehnen, aber die mögen am Ende ohnehin keine Euro-Western. „Willkommen in der Hölle“ ist aber auch kein typischer Vertreter des Italowesterns. Über weite Strecken kommt der Film mit überaus sparsam gesäten Dialogen aus. Stattdessen weist er ein hochinteressantes Sounddesign auf, das aus allerlei Geräuschen und Musikfetzen besteht und eine Nähe zum Horrorfilm besitzt.

Was will uns der Regisseur damit sagen?

Weite Teile von „Willkommen in der Hölle“ spielen in der Geisterstadt, die sorgfältig errichtet ist und ein reizvolles Setting darstellt. Wenn die Banditen plötzlich eine alte Bewohnerin namens Constance Benson (Ana María Noé) entdecken, bekommt der Film sogar eine surreale Note, was diverse originelle Kamerafahrten unterstreichen. Dazu passt auch, dass die Handlung bisweilen ziellos vor sich hin zu mäandern scheint, dies aber nicht zufällig oder schlampig wirkt, sondern durchdacht. Nur was sich Regisseur Cesare Canevari dabei gedacht haben mag, bleibt rätselhaft. Auch der obligatorische abschließende Shootout ist überaus bizarr gedreht, obendrein sehen wir dann endlich ein paar Bumerangs fliegen.

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Ganovenpärchen: Mary und Phil

Unklar ist ebenfalls, ob der deutsche Filmtitel „Willkommen in der Hölle“ einen Interpretationsansatz liefert oder vom deutschen Verleih seinerzeit willkürlich erdacht worden ist, wie das bei Italowestern oft der Fall war. Ist die Geisterstadt Benson City die Hölle? Man weiß es nicht – jedenfalls kein angenehmer Ort.

Kontroverser Genrebeitrag

Insgesamt ist „Willkommen in der Hölle“ ein hochinteressanter Genrebeitrag, an dem sich aber die Geister scheiden. Wer mit Italowestern nichts anfangen kann, wird sich durch diesen Film nicht bekehren lassen. Aufgeschlossene Westernfreunde sollten aber einen Blick riskieren, weil „Willkommen in der Hölle“ trotz billiger Umsetzung ein paar ungewöhnliche Facetten zu bieten hat.

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Mary hat ihren Spaß

Veröffentlichung: 15. Januar 2015 als DVD

Länge: 89 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Mátalo!
IT/SP 1970
Regie: Cesare Canevari
Drehbuch: Nico Ducci, Eduardo Manzanos Brochero, Mino Roli
Besetzung: Lou Castel, Corrado Pani, Antonio Salines, Luis Dávila, Claudia Gravy, Miguel del Castillo, Ana María Noé
Zusatzmaterial: Original Kinotrailer, Trailer „Vier Halleluja für Dynamit Joe“, Bildergalerie, Wendecover
Vertrieb: SchröderMedia HandelsgmbH

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Drei Schurken in der Geisterstadt

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2014 Wild Coyote / SchröderMedia HandelsgmbH

 

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