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Turm der lebenden Leichen – Wo sind denn nur die Zombies?

30 Okt

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Tower of Evil

Von Volker Schönenberger

Horror // Stimmungsvoller kann ein Prolog eines britischen Gruselfilms kaum sein: Zwei Fischer erreichen die nebelverhangene Insel Snape Island, auf der sich ein Leuchtturm befindet. Kaum angekommen, finden sie drei übel zugerichtete Leichen – zwei Männer und eine Frau. Eine zweite Frau verbirgt sich in einem Verschlag. Als einer der beiden Fischer sie findet, stürmt sie in panischer Angst los und tötet ihn mit einer Stichwaffe. Hamp Gurney (Jack Watson), dem anderen Fischer und Sohn des Getöteten, gelingt es, die Frau niederzuschlagen. Penelope Reed (Candace Glendenning), so ihr Name, kommt in völligem Schockzustand in die Psychiatrie. Für die Polizei ist sie die Hauptverdächtige. Der Privatdetektiv Evan Brent (Bryant Haliday) soll im Auftrag von Penelopes Eltern die Wahrheit herausfinden. Weil auf Snape Island Artefakte aus der Zeit der alten Phönizier vermutet werden, bricht eine kleine Expedition dorthin auf, der sich Brent anschließt. Es wird für einige Teilnehmer eine Reise ohne Wiederkehr werden.

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Das Eiland des Grauens

Schon klar, die Phönizier. Auf einer winzigen Insel vor der Küste Großbritanniens haben sie ein Grabmal errichtet und Artefakte zurückgelassen. Nun gut, ein Vorwand für eine Expedition ist so gut wie der andere. Jedenfalls präsentieren sich einige Besucher des Eilands nudistisch veranlagt, und für ein Schäferstündchen ist auch Zeit. Sex sells, das gilt fürs Exploitation-Kino der frühen 70er-Jahre natürlich besonders.

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Penelope in Panik

Interessant inszeniert sind einige Rückblenden auf Ereignisse, die zum Tod der drei eingangs aufgefundenen Personen geführt haben. Wir bekommen Erinnerungen der in Schock befindlichen Penelope zu sehen, teilweise geradezu surreal inszeniert. Ganz logisch ist das nicht, weil sie bei zweien der Morde nicht anwesend war, aber da wollen wir mal nicht so sein. Dass ein Großteil der Szenen im Studio entstanden ist, ist nicht zu übersehen. Es unterstützt den etwas trashigen Charme des Films, der gar kein großes Werk sein will. Wer das für etwas albern hält, liegt phasenweise gar nicht so falsch. Dennoch schlägt „Turm der lebenden Leichen“ eine Brücke zwischen dem klassischen britischen Grusel à la Hammer und modernen Slasherfilmen mit ihren blutigen Effekten.

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Jenseits jeder Panik

Nach „Frankensteins Horror-Klinik“ („Horror Hospital“, 1973) und „Geschichten aus der Gruft“ („Tales from the Crypt“, 1972) markiert „Turm der lebenden Leichen“ Teil drei der Reihe „British Horror Classics“ von Anolis Entertainment. Was allerdings weder die Produzenten des Films noch Anolis verantworten, ist die dreiste Irreführung des deutschen Publikums mit den deutschen Verleihtiteln: In „Turm der lebenden Leichen“ kommt keine einzige lebende Leiche vor. Anlässlich einer Wiederaufführung wurde das sogar getoppt: „Devil’s Tower – Der Schreckensturm der Zombies“ lautete nun plötzlich der neue Titel, in einer neuen Synchronisation war sogar von Zombies die Rede. In der dem Film vorangestellten Einleitung geht Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger darauf ein – eine aufschlussreiche Viertelstunde. Als Centerpiece des Bonusmaterials hat Anolis ein 57-minütiges On-Stage-Gespräch mit Nebendarsteller – an sich Komparse – Robin Askwith hinzugefügt. Das umfangreiche Booklet mit einem ausführlichen Text von Ingo Strecker hält das gewohnt hohe Niveau der Anolis-Produktionen. Die Veröffentlichung des Mediabooks datiert bereits von Mitte 2015. Ein Schmuckstück für jede gut sortierte Sammlung britischen Horrors.

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Der Gott Baal mischt auch mit

Ein lesenswerter Text zu „Turm der lebenden Leichen“ findet sich auch bei den Kollegen von Evil Ed.

Veröffentlichung: 12. Juni 2015 als 2-Disc Mediabook (Blu-ray & DVD in zwei limitierten Covervarianten)

Länge: 90 Min. (Blu-ray), 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK ungeprüft
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Tower of Evil
Alternativtitel: Devil’s Tower – Der Schreckensturm der Zombies / Horror on Snape Island / Beyond the Fog
GB/USA 1972
Regie: Jim O’Connolly
Drehbuch: George Baxt, Jim O’Connolly
Besetzung: Bryant Haliday, Jill Haworth, Mark Edwards, Jack Watson, Anna Palk, Derek Fowlds, Dennis Price, Robin Askwith, Candace Glendenning, Seretta Wilson
Zusatzmaterial: Einleitung von Marcus Stiglegger, Die Rückkehr des Robin Askwith, deutsche Titelsequenzen (Erst- und Wiederaufführung), französische Titelsequenz, englischer, amerikanischer und französischer Kinotrailer, deutscher Wiederaufführungs-Trailer, Werberatschläge (Erstaufführung und Wiederaufführung), Bildergalerie, 28-seitiges Booklet mit einem Text von Ingo Strecker
Vertrieb: Anolis Entertainment GmbH

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshots: © 2016 Anolis Entertainment GmbH

 

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